wunden starben; im Ganzen waren über zwanzig Per¬ sonen verunglückt, mehr oder minder beschädigt über sechzig. Die junge Fürstin von Schwarzenberg, der Mutter gleichnamig, und nur kaum dem Loos entrissen, das der unglücklichen geworden, lag an den empfan¬ genen Verletzungen viele Wochen danieder, während deren man für ihr Leben besorgt war; auch das Wieder¬ aufkommen des russischen Botschafters Fürsten Kurakin blieb noch lange zweifelhaft. Sehr bedeutend war von allen Seiten der Verlust an Kostbarkeiten; man schätzte ihn auf ein paar Millionen; der österreichische Bot¬ schafter trug neben seiner eignen großen Einbuße auch die vieler andern Personen, denen er das Verlorne oder Beschädigte ersetzte.
Ein tiefer und unheilvoller Eindruck des ganzen Ereignisses war unverkennbar. Er setzte sich unwider¬ stehlich in Gemüth und Einbildungskraft fest, und wie¬ wohl man von obenher Alles anwandte, um ihn herab¬ zustimmen und auszulöschen, so erhob er sich doch in düstren Weissagungen, welche auf die Unglücksfälle bei Vermählung der österreichischen Erzherzogin Marie An¬ toinette und des französischen Dauphins, nachherigen Königs Ludwigs XVI., zurückgingen, solche mit dem späteren jammervollen Ausgange des königlichen Ehe¬ paars in Bezug setzten, und den neusten Vorfall nur zur Bestätigung dienen ließen, daß über den Verbin¬
wunden ſtarben; im Ganzen waren uͤber zwanzig Per¬ ſonen verungluͤckt, mehr oder minder beſchaͤdigt uͤber ſechzig. Die junge Fuͤrſtin von Schwarzenberg, der Mutter gleichnamig, und nur kaum dem Loos entriſſen, das der ungluͤcklichen geworden, lag an den empfan¬ genen Verletzungen viele Wochen danieder, waͤhrend deren man fuͤr ihr Leben beſorgt war; auch das Wieder¬ aufkommen des ruſſiſchen Botſchafters Fuͤrſten Kurakin blieb noch lange zweifelhaft. Sehr bedeutend war von allen Seiten der Verluſt an Koſtbarkeiten; man ſchaͤtzte ihn auf ein paar Millionen; der oͤſterreichiſche Bot¬ ſchafter trug neben ſeiner eignen großen Einbuße auch die vieler andern Perſonen, denen er das Verlorne oder Beſchaͤdigte erſetzte.
Ein tiefer und unheilvoller Eindruck des ganzen Ereigniſſes war unverkennbar. Er ſetzte ſich unwider¬ ſtehlich in Gemuͤth und Einbildungskraft feſt, und wie¬ wohl man von obenher Alles anwandte, um ihn herab¬ zuſtimmen und auszuloͤſchen, ſo erhob er ſich doch in duͤſtren Weiſſagungen, welche auf die Ungluͤcksfaͤlle bei Vermaͤhlung der oͤſterreichiſchen Erzherzogin Marie An¬ toinette und des franzoͤſiſchen Dauphins, nachherigen Koͤnigs Ludwigs XVI., zuruͤckgingen, ſolche mit dem ſpaͤteren jammervollen Ausgange des koͤniglichen Ehe¬ paars in Bezug ſetzten, und den neuſten Vorfall nur zur Beſtaͤtigung dienen ließen, daß uͤber den Verbin¬
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0304"n="290"/>
wunden ſtarben; im Ganzen waren uͤber zwanzig Per¬<lb/>ſonen verungluͤckt, mehr oder minder beſchaͤdigt uͤber<lb/>ſechzig. Die junge Fuͤrſtin von Schwarzenberg, der<lb/>
Mutter gleichnamig, und nur kaum dem Loos entriſſen,<lb/>
das der ungluͤcklichen geworden, lag an den empfan¬<lb/>
genen Verletzungen viele Wochen danieder, waͤhrend<lb/>
deren man fuͤr ihr Leben beſorgt war; auch das Wieder¬<lb/>
aufkommen des ruſſiſchen Botſchafters Fuͤrſten Kurakin<lb/>
blieb noch lange zweifelhaft. Sehr bedeutend war von<lb/>
allen Seiten der Verluſt an Koſtbarkeiten; man ſchaͤtzte<lb/>
ihn auf ein paar Millionen; der oͤſterreichiſche Bot¬<lb/>ſchafter trug neben ſeiner eignen großen Einbuße auch<lb/>
die vieler andern Perſonen, denen er das Verlorne<lb/>
oder Beſchaͤdigte erſetzte.</p><lb/><p>Ein tiefer und unheilvoller Eindruck des ganzen<lb/>
Ereigniſſes war unverkennbar. Er ſetzte ſich unwider¬<lb/>ſtehlich in Gemuͤth und Einbildungskraft feſt, und wie¬<lb/>
wohl man von obenher Alles anwandte, um ihn herab¬<lb/>
zuſtimmen und auszuloͤſchen, ſo erhob er ſich doch in<lb/>
duͤſtren Weiſſagungen, welche auf die Ungluͤcksfaͤlle bei<lb/>
Vermaͤhlung der oͤſterreichiſchen Erzherzogin Marie An¬<lb/>
toinette und des franzoͤſiſchen Dauphins, nachherigen<lb/>
Koͤnigs Ludwigs <hirendition="#aq">XVI</hi>., zuruͤckgingen, ſolche mit dem<lb/>ſpaͤteren jammervollen Ausgange des koͤniglichen Ehe¬<lb/>
paars in Bezug ſetzten, und den neuſten Vorfall nur<lb/>
zur Beſtaͤtigung dienen ließen, daß uͤber den Verbin¬<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[290/0304]
wunden ſtarben; im Ganzen waren uͤber zwanzig Per¬
ſonen verungluͤckt, mehr oder minder beſchaͤdigt uͤber
ſechzig. Die junge Fuͤrſtin von Schwarzenberg, der
Mutter gleichnamig, und nur kaum dem Loos entriſſen,
das der ungluͤcklichen geworden, lag an den empfan¬
genen Verletzungen viele Wochen danieder, waͤhrend
deren man fuͤr ihr Leben beſorgt war; auch das Wieder¬
aufkommen des ruſſiſchen Botſchafters Fuͤrſten Kurakin
blieb noch lange zweifelhaft. Sehr bedeutend war von
allen Seiten der Verluſt an Koſtbarkeiten; man ſchaͤtzte
ihn auf ein paar Millionen; der oͤſterreichiſche Bot¬
ſchafter trug neben ſeiner eignen großen Einbuße auch
die vieler andern Perſonen, denen er das Verlorne
oder Beſchaͤdigte erſetzte.
Ein tiefer und unheilvoller Eindruck des ganzen
Ereigniſſes war unverkennbar. Er ſetzte ſich unwider¬
ſtehlich in Gemuͤth und Einbildungskraft feſt, und wie¬
wohl man von obenher Alles anwandte, um ihn herab¬
zuſtimmen und auszuloͤſchen, ſo erhob er ſich doch in
duͤſtren Weiſſagungen, welche auf die Ungluͤcksfaͤlle bei
Vermaͤhlung der oͤſterreichiſchen Erzherzogin Marie An¬
toinette und des franzoͤſiſchen Dauphins, nachherigen
Koͤnigs Ludwigs XVI., zuruͤckgingen, ſolche mit dem
ſpaͤteren jammervollen Ausgange des koͤniglichen Ehe¬
paars in Bezug ſetzten, und den neuſten Vorfall nur
zur Beſtaͤtigung dienen ließen, daß uͤber den Verbin¬
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 2. Mannheim, 1837, S. 290. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten02_1837/304>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.