daß schon bei dem Austritte des Kaisers aus dem Saale, -- und vorher konnte keine Spritze auf dem Platze, ja kaum gerufen sein, -- keine Macht der Löschanstalten das brennende Gebäude könnte gerettet haben.
Indessen wurden die Bemühungen, über das Ge¬ schick der vermißten Fürstin Auskunft zu erlangen, heftig und angstvoll fortgesetzt. Die vornehmen Hof- und Staatsdiener Napoleons flogen hin und her, die Boten eilten nach allen Richtungen und kamen wieder, immer fruchtlos, nirgends war eine Spur der Geretteten so wenig als der Verunglückten zu finden. Alle Wohnun¬ gen der Freunde und Bekannten waren beschickt, die ganze Nachbarschaft, jeder Winkel des Gartens, und auch die noch sprühende Brandstätte so viel als möglich durchsucht; Alles umsonst. Ein Bild des trostlosesten Jammers irrte der unglückliche Fürst umher, bald in den Gartengängen, bald in den Sälen erscheinend, die körperliche Erschöpfung ließ ihn fast schon zusammen¬ sinken, während die Qual des Gemüths ihn zu immer neuen Anstrengungen aufregte. Man suchte ihn fortzu¬ bringen, zu beruhigen, aber nichts wirkte auf ihn, auch die Gegenwart und Anrede des Kaisers glitten stumpf an dieser starren Verzweiflung ab.
Napoleon, des fruchtlosen Daseins überdrüssig, und, nachdem das Feuer bis auf einzelne Gluthstellen bezwun¬ gen worden, schon ohne Gegenstand persönlicher Thä¬
daß ſchon bei dem Austritte des Kaiſers aus dem Saale, — und vorher konnte keine Spritze auf dem Platze, ja kaum gerufen ſein, — keine Macht der Loͤſchanſtalten das brennende Gebaͤude koͤnnte gerettet haben.
Indeſſen wurden die Bemuͤhungen, uͤber das Ge¬ ſchick der vermißten Fuͤrſtin Auskunft zu erlangen, heftig und angſtvoll fortgeſetzt. Die vornehmen Hof- und Staatsdiener Napoleons flogen hin und her, die Boten eilten nach allen Richtungen und kamen wieder, immer fruchtlos, nirgends war eine Spur der Geretteten ſo wenig als der Verungluͤckten zu finden. Alle Wohnun¬ gen der Freunde und Bekannten waren beſchickt, die ganze Nachbarſchaft, jeder Winkel des Gartens, und auch die noch ſpruͤhende Brandſtaͤtte ſo viel als moͤglich durchſucht; Alles umſonſt. Ein Bild des troſtloſeſten Jammers irrte der ungluͤckliche Fuͤrſt umher, bald in den Gartengaͤngen, bald in den Saͤlen erſcheinend, die koͤrperliche Erſchoͤpfung ließ ihn faſt ſchon zuſammen¬ ſinken, waͤhrend die Qual des Gemuͤths ihn zu immer neuen Anſtrengungen aufregte. Man ſuchte ihn fortzu¬ bringen, zu beruhigen, aber nichts wirkte auf ihn, auch die Gegenwart und Anrede des Kaiſers glitten ſtumpf an dieſer ſtarren Verzweiflung ab.
Napoleon, des fruchtloſen Daſeins uͤberdruͤſſig, und, nachdem das Feuer bis auf einzelne Gluthſtellen bezwun¬ gen worden, ſchon ohne Gegenſtand perſoͤnlicher Thaͤ¬
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daß ſchon bei dem Austritte des Kaiſers aus dem
Saale, — und vorher konnte keine Spritze auf dem
Platze, ja kaum gerufen ſein, — keine Macht der
Loͤſchanſtalten das brennende Gebaͤude koͤnnte gerettet
haben.
Indeſſen wurden die Bemuͤhungen, uͤber das Ge¬
ſchick der vermißten Fuͤrſtin Auskunft zu erlangen, heftig
und angſtvoll fortgeſetzt. Die vornehmen Hof- und
Staatsdiener Napoleons flogen hin und her, die Boten
eilten nach allen Richtungen und kamen wieder, immer
fruchtlos, nirgends war eine Spur der Geretteten ſo
wenig als der Verungluͤckten zu finden. Alle Wohnun¬
gen der Freunde und Bekannten waren beſchickt, die
ganze Nachbarſchaft, jeder Winkel des Gartens, und
auch die noch ſpruͤhende Brandſtaͤtte ſo viel als moͤglich
durchſucht; Alles umſonſt. Ein Bild des troſtloſeſten
Jammers irrte der ungluͤckliche Fuͤrſt umher, bald in
den Gartengaͤngen, bald in den Saͤlen erſcheinend, die
koͤrperliche Erſchoͤpfung ließ ihn faſt ſchon zuſammen¬
ſinken, waͤhrend die Qual des Gemuͤths ihn zu immer
neuen Anſtrengungen aufregte. Man ſuchte ihn fortzu¬
bringen, zu beruhigen, aber nichts wirkte auf ihn, auch
die Gegenwart und Anrede des Kaiſers glitten ſtumpf
an dieſer ſtarren Verzweiflung ab.
Napoleon, des fruchtloſen Daſeins uͤberdruͤſſig, und,
nachdem das Feuer bis auf einzelne Gluthſtellen bezwun¬
gen worden, ſchon ohne Gegenſtand perſoͤnlicher Thaͤ¬
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Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 2. Mannheim, 1837, S. 284. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten02_1837/298>, abgerufen am 22.11.2024.
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