Wir Jüngere lebten fast jeden Tag gemeinsam, und unsre Beschäftigungen, die jedem sehr verschieden und zum Theil sehr ernstlich und dringend oblagen, wovon späterhin manches bedeutende Zeugniß kund geworden, wußten wir mit unsern Vergnügungen, worin wir ganz übereinstimmten, auf das schönste zu verflechten. In dem Muse Napoleon hatten wir unsern zuverlässigen Sammelort, nahmen von hieraus unsre Gänge zu andern Merkwürdigkeiten und Gesellschaften, wo wir auf eigne Hand, abgezogen von der großen Welt, ein idyllisches, von geistigen und gemüthlichen Interessen erfülltes Leben führten, für welches ich mir von dem glänzenden Kreise, dem ich nicht ganz fehlen durfte noch wollte, jeden möglichen Urlaub nahm. Unsre stillen Abende in dem damals ganz verlassenen, aber noch stets dem wetter¬ wendischen Publikum zum Trotz regelmäßig eröffneten und glänzend erleuchteten Frascati, wo wir oft ganz allein die leeren Säle durchschritten und der zahlreichen Dienerschaft zu einiger Bewegung Anlaß gaben, der eben so stille Aufenthalt in einem schönen Garten der Rue Richer, wo eine Verwandte Friedrich Schlegel's wohnte, die mancherlei deutsche und französische Bezie¬ hungen um sich her vereinigte, konnten wohl zu den erfreulichsten und seltsamsten Gebilden zu rechnen sein, die aus dem gewöhnlichen Lebensgewühl von Paris sich als demselben ungleichartig absonderten und fort¬ erhielten.
Wir Juͤngere lebten faſt jeden Tag gemeinſam, und unſre Beſchaͤftigungen, die jedem ſehr verſchieden und zum Theil ſehr ernſtlich und dringend oblagen, wovon ſpaͤterhin manches bedeutende Zeugniß kund geworden, wußten wir mit unſern Vergnuͤgungen, worin wir ganz uͤbereinſtimmten, auf das ſchoͤnſte zu verflechten. In dem Muſé Napoleon hatten wir unſern zuverlaͤſſigen Sammelort, nahmen von hieraus unſre Gaͤnge zu andern Merkwuͤrdigkeiten und Geſellſchaften, wo wir auf eigne Hand, abgezogen von der großen Welt, ein idylliſches, von geiſtigen und gemuͤthlichen Intereſſen erfuͤlltes Leben fuͤhrten, fuͤr welches ich mir von dem glaͤnzenden Kreiſe, dem ich nicht ganz fehlen durfte noch wollte, jeden moͤglichen Urlaub nahm. Unſre ſtillen Abende in dem damals ganz verlaſſenen, aber noch ſtets dem wetter¬ wendiſchen Publikum zum Trotz regelmaͤßig eroͤffneten und glaͤnzend erleuchteten Frascati, wo wir oft ganz allein die leeren Saͤle durchſchritten und der zahlreichen Dienerſchaft zu einiger Bewegung Anlaß gaben, der eben ſo ſtille Aufenthalt in einem ſchoͤnen Garten der Rue Richer, wo eine Verwandte Friedrich Schlegel's wohnte, die mancherlei deutſche und franzoͤſiſche Bezie¬ hungen um ſich her vereinigte, konnten wohl zu den erfreulichſten und ſeltſamſten Gebilden zu rechnen ſein, die aus dem gewoͤhnlichen Lebensgewuͤhl von Paris ſich als demſelben ungleichartig abſonderten und fort¬ erhielten.
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Wir Juͤngere lebten faſt jeden Tag gemeinſam, und
unſre Beſchaͤftigungen, die jedem ſehr verſchieden und
zum Theil ſehr ernſtlich und dringend oblagen, wovon
ſpaͤterhin manches bedeutende Zeugniß kund geworden,
wußten wir mit unſern Vergnuͤgungen, worin wir ganz
uͤbereinſtimmten, auf das ſchoͤnſte zu verflechten. In
dem Muſé Napoleon hatten wir unſern zuverlaͤſſigen
Sammelort, nahmen von hieraus unſre Gaͤnge zu andern
Merkwuͤrdigkeiten und Geſellſchaften, wo wir auf eigne
Hand, abgezogen von der großen Welt, ein idylliſches,
von geiſtigen und gemuͤthlichen Intereſſen erfuͤlltes Leben
fuͤhrten, fuͤr welches ich mir von dem glaͤnzenden Kreiſe,
dem ich nicht ganz fehlen durfte noch wollte, jeden
moͤglichen Urlaub nahm. Unſre ſtillen Abende in dem
damals ganz verlaſſenen, aber noch ſtets dem wetter¬
wendiſchen Publikum zum Trotz regelmaͤßig eroͤffneten
und glaͤnzend erleuchteten Frascati, wo wir oft ganz
allein die leeren Saͤle durchſchritten und der zahlreichen
Dienerſchaft zu einiger Bewegung Anlaß gaben, der
eben ſo ſtille Aufenthalt in einem ſchoͤnen Garten der
Rue Richer, wo eine Verwandte Friedrich Schlegel's
wohnte, die mancherlei deutſche und franzoͤſiſche Bezie¬
hungen um ſich her vereinigte, konnten wohl zu den
erfreulichſten und ſeltſamſten Gebilden zu rechnen ſein,
die aus dem gewoͤhnlichen Lebensgewuͤhl von Paris
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Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 2. Mannheim, 1837, S. 260. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten02_1837/274>, abgerufen am 22.11.2024.
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