Gemahlin und übrigen zahlreichen Familie, seinen Auf¬ enthalt für einige Zeit in Paris genommen; ebenso der Fürst von Esterhazy. Die Generale Graf von Wall¬ moden und Graf von Neipperg hatten besondre Aufträge des österreichischen Hofes mit den französischen Behörden zu verhandeln. Der Oberst Graf von Bentheim, als Ueberbringer eines Schreibens des Kaisers an seine Tochter die Kaiserin, der Graf Kaspar von Sternberg, der Graf von Paar, zwei Grafen von Sickingen, der Graf von Coudenhoven, und noch mehrere andre Oester¬ reicher von Rang und Bedeutung, waren theils durch Geschäfte und Verbindungen, theils durch die Anziehung der großen Welt und der Schauwürdigkeiten dort fest¬ gehalten. Politische Verhandlungen von größter Wich¬ tigkeit hatten sogar dem Minister der auswärtigen An¬ gelegenheiten, Grafen von Metternich, den Anlaß gege¬ ben, auf erhaltene Einladung des Kaisers Napoleon, sich persönlich nach Paris zu verfügen, wohin Gemah¬ lin, Kinder und Bruder, nebst seinen diplomatischen Angehörigen, unter welchen der Ritter von Lebzeltern hervorragte, ihn begleitet hatten. Die wohlgebildete Persönlichkeit des im kräftigsten Mannesalter stehenden Ministers war höchst einnehmend und bedeutend, bei gemessener Haltung vollkommen frei, in heiterer Gelas¬ senheit lebhaft, und gleicherweise fähig erscheinend, sowohl den schwierigsten Staatsgeschäften als den flüchtigen Bewegungen liebenswürdiger Geselligkeit die entschie¬
Gemahlin und uͤbrigen zahlreichen Familie, ſeinen Auf¬ enthalt fuͤr einige Zeit in Paris genommen; ebenſo der Fuͤrſt von Eſterhazy. Die Generale Graf von Wall¬ moden und Graf von Neipperg hatten beſondre Auftraͤge des oͤſterreichiſchen Hofes mit den franzoͤſiſchen Behoͤrden zu verhandeln. Der Oberſt Graf von Bentheim, als Ueberbringer eines Schreibens des Kaiſers an ſeine Tochter die Kaiſerin, der Graf Kaspar von Sternberg, der Graf von Paar, zwei Grafen von Sickingen, der Graf von Coudenhoven, und noch mehrere andre Oeſter¬ reicher von Rang und Bedeutung, waren theils durch Geſchaͤfte und Verbindungen, theils durch die Anziehung der großen Welt und der Schauwuͤrdigkeiten dort feſt¬ gehalten. Politiſche Verhandlungen von groͤßter Wich¬ tigkeit hatten ſogar dem Miniſter der auswaͤrtigen An¬ gelegenheiten, Grafen von Metternich, den Anlaß gege¬ ben, auf erhaltene Einladung des Kaiſers Napoleon, ſich perſoͤnlich nach Paris zu verfuͤgen, wohin Gemah¬ lin, Kinder und Bruder, nebſt ſeinen diplomatiſchen Angehoͤrigen, unter welchen der Ritter von Lebzeltern hervorragte, ihn begleitet hatten. Die wohlgebildete Perſoͤnlichkeit des im kraͤftigſten Mannesalter ſtehenden Miniſters war hoͤchſt einnehmend und bedeutend, bei gemeſſener Haltung vollkommen frei, in heiterer Gelaſ¬ ſenheit lebhaft, und gleicherweiſe faͤhig erſcheinend, ſowohl den ſchwierigſten Staatsgeſchaͤften als den fluͤchtigen Bewegungen liebenswuͤrdiger Geſelligkeit die entſchie¬
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Gemahlin und uͤbrigen zahlreichen Familie, ſeinen Auf¬
enthalt fuͤr einige Zeit in Paris genommen; ebenſo der
Fuͤrſt von Eſterhazy. Die Generale Graf von Wall¬
moden und Graf von Neipperg hatten beſondre Auftraͤge
des oͤſterreichiſchen Hofes mit den franzoͤſiſchen Behoͤrden
zu verhandeln. Der Oberſt Graf von Bentheim, als
Ueberbringer eines Schreibens des Kaiſers an ſeine
Tochter die Kaiſerin, der Graf Kaspar von Sternberg,
der Graf von Paar, zwei Grafen von Sickingen, der
Graf von Coudenhoven, und noch mehrere andre Oeſter¬
reicher von Rang und Bedeutung, waren theils durch
Geſchaͤfte und Verbindungen, theils durch die Anziehung
der großen Welt und der Schauwuͤrdigkeiten dort feſt¬
gehalten. Politiſche Verhandlungen von groͤßter Wich¬
tigkeit hatten ſogar dem Miniſter der auswaͤrtigen An¬
gelegenheiten, Grafen von Metternich, den Anlaß gege¬
ben, auf erhaltene Einladung des Kaiſers Napoleon,
ſich perſoͤnlich nach Paris zu verfuͤgen, wohin Gemah¬
lin, Kinder und Bruder, nebſt ſeinen diplomatiſchen
Angehoͤrigen, unter welchen der Ritter von Lebzeltern
hervorragte, ihn begleitet hatten. Die wohlgebildete
Perſoͤnlichkeit des im kraͤftigſten Mannesalter ſtehenden
Miniſters war hoͤchſt einnehmend und bedeutend, bei
gemeſſener Haltung vollkommen frei, in heiterer Gelaſ¬
ſenheit lebhaft, und gleicherweiſe faͤhig erſcheinend, ſowohl
den ſchwierigſten Staatsgeſchaͤften als den fluͤchtigen
Bewegungen liebenswuͤrdiger Geſelligkeit die entſchie¬
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Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 2. Mannheim, 1837, S. 255. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten02_1837/269>, abgerufen am 25.11.2024.
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