gewann mehr und mehr Raum. Jetzt griff die Divi¬ sion Morand den Thurm von Markgrafen-Neusiedel an und setzte sich in demselben fest. Bei diesem Angriffe -- nach einigen Nachrichten früher, oder gar schon am Tage vorher -- wurde der Anführer des 17. Linien¬ regiments, Oberst Oudet, tödtlich getroffen, von dessen Zauber der Persönlichkeit uns Nodier so wunderbare Dinge meldet. Noch hielten sich die österreichischen Bataillonsmassen auf dem rechten Flügel des Heertheils am Rande der Höhen; unter Anführung des Feldmar¬ schalllieutenant Fürsten von Hohenlohe-Bartenstein und des heldenmüthigen Prinzen Philipp von Hessen-Hom¬ burg, der hier durch eine Kartätschenkugel verwundet wurde, schlugen sie mehrere Angriffe standhaft zurück. Der Fürst von Rosenberg wollte sogar dem Feinde den Thurm wieder entreißen, mußte jedoch den Versuch aufgeben, da ein kreuzendes Kartätschenfeuer seine Leute niederschmetterte und das Uebergewicht des Feindes nicht mehr zweifelhaft erschien. Auf die Ankunft des Erzher¬ zogs Johann war jetzt nicht mehr zu harren noch zu rechnen, der letzte günstige Augenblick, wo das uner¬ wartete Erscheinen frischer Truppen im Rücken des Feindes entscheidend einwirken konnte, war vorüber. Der rechte Flügel der Oesterreicher hatte bisher gesiegt, die Mitte sich standhaft behauptet, allein der linke Flügel war umgangen und geschlagen, und sein Loos mußte den Rückzug des ganzen Heeres entscheiden.
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gewann mehr und mehr Raum. Jetzt griff die Divi¬ ſion Morand den Thurm von Markgrafen-Neuſiedel an und ſetzte ſich in demſelben feſt. Bei dieſem Angriffe — nach einigen Nachrichten fruͤher, oder gar ſchon am Tage vorher — wurde der Anfuͤhrer des 17. Linien¬ regiments, Oberſt Oudet, toͤdtlich getroffen, von deſſen Zauber der Perſoͤnlichkeit uns Nodier ſo wunderbare Dinge meldet. Noch hielten ſich die oͤſterreichiſchen Bataillonsmaſſen auf dem rechten Fluͤgel des Heertheils am Rande der Hoͤhen; unter Anfuͤhrung des Feldmar¬ ſchalllieutenant Fuͤrſten von Hohenlohe-Bartenſtein und des heldenmuͤthigen Prinzen Philipp von Heſſen-Hom¬ burg, der hier durch eine Kartaͤtſchenkugel verwundet wurde, ſchlugen ſie mehrere Angriffe ſtandhaft zuruͤck. Der Fuͤrſt von Roſenberg wollte ſogar dem Feinde den Thurm wieder entreißen, mußte jedoch den Verſuch aufgeben, da ein kreuzendes Kartaͤtſchenfeuer ſeine Leute niederſchmetterte und das Uebergewicht des Feindes nicht mehr zweifelhaft erſchien. Auf die Ankunft des Erzher¬ zogs Johann war jetzt nicht mehr zu harren noch zu rechnen, der letzte guͤnſtige Augenblick, wo das uner¬ wartete Erſcheinen friſcher Truppen im Ruͤcken des Feindes entſcheidend einwirken konnte, war voruͤber. Der rechte Fluͤgel der Oeſterreicher hatte bisher geſiegt, die Mitte ſich ſtandhaft behauptet, allein der linke Fluͤgel war umgangen und geſchlagen, und ſein Loos mußte den Ruͤckzug des ganzen Heeres entſcheiden.
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gewann mehr und mehr Raum. Jetzt griff die Divi¬
ſion Morand den Thurm von Markgrafen-Neuſiedel an
und ſetzte ſich in demſelben feſt. Bei dieſem Angriffe
— nach einigen Nachrichten fruͤher, oder gar ſchon am
Tage vorher — wurde der Anfuͤhrer des 17. Linien¬
regiments, Oberſt Oudet, toͤdtlich getroffen, von deſſen
Zauber der Perſoͤnlichkeit uns Nodier ſo wunderbare
Dinge meldet. Noch hielten ſich die oͤſterreichiſchen
Bataillonsmaſſen auf dem rechten Fluͤgel des Heertheils
am Rande der Hoͤhen; unter Anfuͤhrung des Feldmar¬
ſchalllieutenant Fuͤrſten von Hohenlohe-Bartenſtein und
des heldenmuͤthigen Prinzen Philipp von Heſſen-Hom¬
burg, der hier durch eine Kartaͤtſchenkugel verwundet
wurde, ſchlugen ſie mehrere Angriffe ſtandhaft zuruͤck.
Der Fuͤrſt von Roſenberg wollte ſogar dem Feinde den
Thurm wieder entreißen, mußte jedoch den Verſuch
aufgeben, da ein kreuzendes Kartaͤtſchenfeuer ſeine Leute
niederſchmetterte und das Uebergewicht des Feindes nicht
mehr zweifelhaft erſchien. Auf die Ankunft des Erzher¬
zogs Johann war jetzt nicht mehr zu harren noch zu
rechnen, der letzte guͤnſtige Augenblick, wo das uner¬
wartete Erſcheinen friſcher Truppen im Ruͤcken des
Feindes entſcheidend einwirken konnte, war voruͤber. Der
rechte Fluͤgel der Oeſterreicher hatte bisher geſiegt, die
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den Ruͤckzug des ganzen Heeres entſcheiden.
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Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 2. Mannheim, 1837, S. 243. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten02_1837/257>, abgerufen am 22.11.2024.
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