Ortes seinem Bruder, dem Erzherzog Ludwig, über¬ trug. Noch mehrmals stürmte der Feind mit frischen Truppen an, um das Dorf wieder zu nehmen, wurde aber jedesmal von den Grenadierbrigaden Merville und Hammer tapfer zurückgeschlagen, verlor viele Todte, mehrere Gefangene und noch zwei Fahnen. Auf öster¬ reichischer Seite war gleichfalls der Verlust nicht gering, noch zuletzt wurde der General Merville, nachdem er den wiederholt eingedrungenen Feind zweimal aus dem Dorfe hinausgetrieben, durch eine Flintenkugel ver¬ wundet. Die französische Reiterei war während dieses Gefechts aufmarschirt stehen geblieben; eine Division der österreichischen unter dem Fürsten Moritz von Liech¬ tenstein hielt sie durch drohendes Heranrücken auf ihre Flanke in Unthätigkeit; zwei Reiterregimenter, Kron¬ prinz und Rosenberg, hatten das vorwärts Atterkla aufgepflanzte Geschütz gerettet, welches bei dem ersten Andringen des Feindes einen Augenblick verloren schien. Der Kaiser Napoleon sah die verwirrte Flucht seiner Truppen und eilte herbei. Seinen und des Marschalls Massena's vereinten Anstrengungen gelang es, die Ordnung einigermaßen herzustellen; es war Zeit, denn schon wieder wurde neue Kraftentwicklung nöthig, um andrem Andrang zu begegnen.
Die siegreiche Behauptung von Atterkla vereitelte die Hoffnung Napoleons, in dieser Richtung die öster¬ reichische Linie zu sprengen; nicht wissend, daß seine
Ortes ſeinem Bruder, dem Erzherzog Ludwig, uͤber¬ trug. Noch mehrmals ſtuͤrmte der Feind mit friſchen Truppen an, um das Dorf wieder zu nehmen, wurde aber jedesmal von den Grenadierbrigaden Merville und Hammer tapfer zuruͤckgeſchlagen, verlor viele Todte, mehrere Gefangene und noch zwei Fahnen. Auf oͤſter¬ reichiſcher Seite war gleichfalls der Verluſt nicht gering, noch zuletzt wurde der General Merville, nachdem er den wiederholt eingedrungenen Feind zweimal aus dem Dorfe hinausgetrieben, durch eine Flintenkugel ver¬ wundet. Die franzoͤſiſche Reiterei war waͤhrend dieſes Gefechts aufmarſchirt ſtehen geblieben; eine Diviſion der oͤſterreichiſchen unter dem Fuͤrſten Moritz von Liech¬ tenſtein hielt ſie durch drohendes Heranruͤcken auf ihre Flanke in Unthaͤtigkeit; zwei Reiterregimenter, Kron¬ prinz und Roſenberg, hatten das vorwaͤrts Atterkla aufgepflanzte Geſchuͤtz gerettet, welches bei dem erſten Andringen des Feindes einen Augenblick verloren ſchien. Der Kaiſer Napoleon ſah die verwirrte Flucht ſeiner Truppen und eilte herbei. Seinen und des Marſchalls Maſſena’s vereinten Anſtrengungen gelang es, die Ordnung einigermaßen herzuſtellen; es war Zeit, denn ſchon wieder wurde neue Kraftentwicklung noͤthig, um andrem Andrang zu begegnen.
Die ſiegreiche Behauptung von Atterkla vereitelte die Hoffnung Napoleons, in dieſer Richtung die oͤſter¬ reichiſche Linie zu ſprengen; nicht wiſſend, daß ſeine
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Ortes ſeinem Bruder, dem Erzherzog Ludwig, uͤber¬
trug. Noch mehrmals ſtuͤrmte der Feind mit friſchen
Truppen an, um das Dorf wieder zu nehmen, wurde
aber jedesmal von den Grenadierbrigaden Merville und
Hammer tapfer zuruͤckgeſchlagen, verlor viele Todte,
mehrere Gefangene und noch zwei Fahnen. Auf oͤſter¬
reichiſcher Seite war gleichfalls der Verluſt nicht gering,
noch zuletzt wurde der General Merville, nachdem er
den wiederholt eingedrungenen Feind zweimal aus dem
Dorfe hinausgetrieben, durch eine Flintenkugel ver¬
wundet. Die franzoͤſiſche Reiterei war waͤhrend dieſes
Gefechts aufmarſchirt ſtehen geblieben; eine Diviſion
der oͤſterreichiſchen unter dem Fuͤrſten Moritz von Liech¬
tenſtein hielt ſie durch drohendes Heranruͤcken auf ihre
Flanke in Unthaͤtigkeit; zwei Reiterregimenter, Kron¬
prinz und Roſenberg, hatten das vorwaͤrts Atterkla
aufgepflanzte Geſchuͤtz gerettet, welches bei dem erſten
Andringen des Feindes einen Augenblick verloren ſchien.
Der Kaiſer Napoleon ſah die verwirrte Flucht ſeiner
Truppen und eilte herbei. Seinen und des Marſchalls
Maſſena’s vereinten Anſtrengungen gelang es, die
Ordnung einigermaßen herzuſtellen; es war Zeit, denn
ſchon wieder wurde neue Kraftentwicklung noͤthig, um
andrem Andrang zu begegnen.
Die ſiegreiche Behauptung von Atterkla vereitelte
die Hoffnung Napoleons, in dieſer Richtung die oͤſter¬
reichiſche Linie zu ſprengen; nicht wiſſend, daß ſeine
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Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 2. Mannheim, 1837, S. 234. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten02_1837/248>, abgerufen am 22.11.2024.
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