konnte den des ganzen Tages nach sich ziehen; die Franzosen glaubten ihn schon gewiß, warfen sich in die Zwischenräume der Massen, die sie abzuschneiden und aufzulösen dachten. Allein jetzt wurde die Unordnung, in welche das Vordringen sie selber brachte, auch ihnen verderblich. Der Erzherzog Generalissimus, der General Graf von Bellegarde, die andern Generale und Stabs¬ offiziere, von denen der Oberst Freiherr von Zechmeister verwundet wurde, stellten durch Beispiel, Zuruf und Anordnung die erschütterten Truppen wieder her, über¬ zeugten sie von der Kraft ihres gedrängten Zusammen¬ haltens, und führten die ermuthigten Massen nun mit gefälltem Bajonet auf den Feind zurück. Dieser ver¬ mochte seine auseinander gekommenen Schaaren nicht so schnell wieder zu vereinigen, wurde geworfen, über¬ flügelt und in ungeordnetem Haufen, bevor er Atterkla erreichte, großentheils niedergemacht; zwei französische Regimenter, das vierundzwanzigste und das vierte, wurden hier fast aufgerieben, mehr als 1000 Mann fielen, 500 wurden gefangen und vier Fahnen erobert. Ein Bataillon von Kolowrat, von dem Major Haberein geführt, und drei Grenadierbataillone Scoveaux, Pu¬ theany und Brzezinsky, stürmten hierauf Atterkla und bemächtigten sich nach hartem Kampf auch dieses Dorfes wieder. Der General Karl von Stutterheim wurde hierbei durch eine Kanonenkugel verwundet, worauf der Erzherzog Generalissimus die fernere Vertheidigung dieses
konnte den des ganzen Tages nach ſich ziehen; die Franzoſen glaubten ihn ſchon gewiß, warfen ſich in die Zwiſchenraͤume der Maſſen, die ſie abzuſchneiden und aufzuloͤſen dachten. Allein jetzt wurde die Unordnung, in welche das Vordringen ſie ſelber brachte, auch ihnen verderblich. Der Erzherzog Generaliſſimus, der General Graf von Bellegarde, die andern Generale und Stabs¬ offiziere, von denen der Oberſt Freiherr von Zechmeiſter verwundet wurde, ſtellten durch Beiſpiel, Zuruf und Anordnung die erſchuͤtterten Truppen wieder her, uͤber¬ zeugten ſie von der Kraft ihres gedraͤngten Zuſammen¬ haltens, und fuͤhrten die ermuthigten Maſſen nun mit gefaͤlltem Bajonet auf den Feind zuruͤck. Dieſer ver¬ mochte ſeine auseinander gekommenen Schaaren nicht ſo ſchnell wieder zu vereinigen, wurde geworfen, uͤber¬ fluͤgelt und in ungeordnetem Haufen, bevor er Atterkla erreichte, großentheils niedergemacht; zwei franzoͤſiſche Regimenter, das vierundzwanzigſte und das vierte, wurden hier faſt aufgerieben, mehr als 1000 Mann fielen, 500 wurden gefangen und vier Fahnen erobert. Ein Bataillon von Kolowrat, von dem Major Haberein gefuͤhrt, und drei Grenadierbataillone Scoveaux, Pu¬ theany und Brzezinsky, ſtuͤrmten hierauf Atterkla und bemaͤchtigten ſich nach hartem Kampf auch dieſes Dorfes wieder. Der General Karl von Stutterheim wurde hierbei durch eine Kanonenkugel verwundet, worauf der Erzherzog Generaliſſimus die fernere Vertheidigung dieſes
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konnte den des ganzen Tages nach ſich ziehen; die
Franzoſen glaubten ihn ſchon gewiß, warfen ſich in die
Zwiſchenraͤume der Maſſen, die ſie abzuſchneiden und
aufzuloͤſen dachten. Allein jetzt wurde die Unordnung,
in welche das Vordringen ſie ſelber brachte, auch ihnen
verderblich. Der Erzherzog Generaliſſimus, der General
Graf von Bellegarde, die andern Generale und Stabs¬
offiziere, von denen der Oberſt Freiherr von Zechmeiſter
verwundet wurde, ſtellten durch Beiſpiel, Zuruf und
Anordnung die erſchuͤtterten Truppen wieder her, uͤber¬
zeugten ſie von der Kraft ihres gedraͤngten Zuſammen¬
haltens, und fuͤhrten die ermuthigten Maſſen nun mit
gefaͤlltem Bajonet auf den Feind zuruͤck. Dieſer ver¬
mochte ſeine auseinander gekommenen Schaaren nicht ſo
ſchnell wieder zu vereinigen, wurde geworfen, uͤber¬
fluͤgelt und in ungeordnetem Haufen, bevor er Atterkla
erreichte, großentheils niedergemacht; zwei franzoͤſiſche
Regimenter, das vierundzwanzigſte und das vierte,
wurden hier faſt aufgerieben, mehr als 1000 Mann
fielen, 500 wurden gefangen und vier Fahnen erobert.
Ein Bataillon von Kolowrat, von dem Major Haberein
gefuͤhrt, und drei Grenadierbataillone Scoveaux, Pu¬
theany und Brzezinsky, ſtuͤrmten hierauf Atterkla und
bemaͤchtigten ſich nach hartem Kampf auch dieſes Dorfes
wieder. Der General Karl von Stutterheim wurde
hierbei durch eine Kanonenkugel verwundet, worauf der
Erzherzog Generaliſſimus die fernere Vertheidigung dieſes
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Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 2. Mannheim, 1837, S. 233. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten02_1837/247>, abgerufen am 23.11.2024.
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