wieder. In Bataillonsmassen zwischen Aspern und Brei¬ tenlee aufgestellt, harrten die Truppen sodann der wei¬ teren Vorgänge, welche zu ihrer Linken aus dem Kampfe der Mitte sich ergeben mußten. Es war bereits zehn Uhr vormittags, und inzwischen die Schlacht auf den andern Punkten ununterbrochen fortgeführt worden.
Der dritte Heertheil, bei Gerasdorf in zwei Treffen aufmarschirt, war mittlerweile über Süßenbrunn vor¬ gerückt, und stützte sich rechts auf Breitenlee, welches Dorf drei Bataillons besetzten. Mit großer Kühnheit rückte der Feldzeugmeister Graf von Kolowrat, indem er seinen linken Flügel versagte und sich auf den des Feindes warf, gegen die feindliche Hauptstellung bei Rasdorf im Sturmschritt an, drang bis zum neuen Wirthshause vor, und war eine Zeit lang im Vortheil, konnte diesen aber nicht behaupten, sondern mußte seinen rechten Flügel wieder auf Breitenlee zurückziehen.
Der Kaiser Napoleon hatte im Galopp die ganze Ausdehnung seiner Linie beritten, sich den Truppen gezeigt, sie angefeuert, ihren begeisternden Zuruf empfan¬ gen. Gegenüber von Atterkla traf er den Marschall Massena, der eben mit drei Divisionen ankam, er selbst im Wagen fahrend, weil er gestürzt war und kein Pferd besteigen konnte. Napoleon umarmte ihn, befahl ihm Atterkla ungesäumt anzugreifen, und sprengte nach Ras¬ dorf zurück, um zu sehen, was bei den Heertheilen des Vicekönigs Eugen und des Generals Oudinot vorginge.
wieder. In Bataillonsmaſſen zwiſchen Aſpern und Brei¬ tenlee aufgeſtellt, harrten die Truppen ſodann der wei¬ teren Vorgaͤnge, welche zu ihrer Linken aus dem Kampfe der Mitte ſich ergeben mußten. Es war bereits zehn Uhr vormittags, und inzwiſchen die Schlacht auf den andern Punkten ununterbrochen fortgefuͤhrt worden.
Der dritte Heertheil, bei Gerasdorf in zwei Treffen aufmarſchirt, war mittlerweile uͤber Suͤßenbrunn vor¬ geruͤckt, und ſtuͤtzte ſich rechts auf Breitenlee, welches Dorf drei Bataillons beſetzten. Mit großer Kuͤhnheit ruͤckte der Feldzeugmeiſter Graf von Kolowrat, indem er ſeinen linken Fluͤgel verſagte und ſich auf den des Feindes warf, gegen die feindliche Hauptſtellung bei Rasdorf im Sturmſchritt an, drang bis zum neuen Wirthshauſe vor, und war eine Zeit lang im Vortheil, konnte dieſen aber nicht behaupten, ſondern mußte ſeinen rechten Fluͤgel wieder auf Breitenlee zuruͤckziehen.
Der Kaiſer Napoleon hatte im Galopp die ganze Ausdehnung ſeiner Linie beritten, ſich den Truppen gezeigt, ſie angefeuert, ihren begeiſternden Zuruf empfan¬ gen. Gegenuͤber von Atterkla traf er den Marſchall Maſſena, der eben mit drei Diviſionen ankam, er ſelbſt im Wagen fahrend, weil er geſtuͤrzt war und kein Pferd beſteigen konnte. Napoleon umarmte ihn, befahl ihm Atterkla ungeſaͤumt anzugreifen, und ſprengte nach Ras¬ dorf zuruͤck, um zu ſehen, was bei den Heertheilen des Vicekoͤnigs Eugen und des Generals Oudinot vorginge.
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wieder. In Bataillonsmaſſen zwiſchen Aſpern und Brei¬
tenlee aufgeſtellt, harrten die Truppen ſodann der wei¬
teren Vorgaͤnge, welche zu ihrer Linken aus dem Kampfe
der Mitte ſich ergeben mußten. Es war bereits zehn
Uhr vormittags, und inzwiſchen die Schlacht auf den
andern Punkten ununterbrochen fortgefuͤhrt worden.
Der dritte Heertheil, bei Gerasdorf in zwei Treffen
aufmarſchirt, war mittlerweile uͤber Suͤßenbrunn vor¬
geruͤckt, und ſtuͤtzte ſich rechts auf Breitenlee, welches
Dorf drei Bataillons beſetzten. Mit großer Kuͤhnheit
ruͤckte der Feldzeugmeiſter Graf von Kolowrat, indem
er ſeinen linken Fluͤgel verſagte und ſich auf den des
Feindes warf, gegen die feindliche Hauptſtellung bei
Rasdorf im Sturmſchritt an, drang bis zum neuen
Wirthshauſe vor, und war eine Zeit lang im Vortheil,
konnte dieſen aber nicht behaupten, ſondern mußte ſeinen
rechten Fluͤgel wieder auf Breitenlee zuruͤckziehen.
Der Kaiſer Napoleon hatte im Galopp die ganze
Ausdehnung ſeiner Linie beritten, ſich den Truppen
gezeigt, ſie angefeuert, ihren begeiſternden Zuruf empfan¬
gen. Gegenuͤber von Atterkla traf er den Marſchall
Maſſena, der eben mit drei Diviſionen ankam, er ſelbſt
im Wagen fahrend, weil er geſtuͤrzt war und kein Pferd
beſteigen konnte. Napoleon umarmte ihn, befahl ihm
Atterkla ungeſaͤumt anzugreifen, und ſprengte nach Ras¬
dorf zuruͤck, um zu ſehen, was bei den Heertheilen des
Vicekoͤnigs Eugen und des Generals Oudinot vorginge.
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Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 2. Mannheim, 1837, S. 231. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten02_1837/245>, abgerufen am 23.11.2024.
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