kommen zeigte, daß die Oesterreicher zum Angriff vor¬ rückten. Napoleon bewunderte diese Kühnheit, und traf seine Anstalten nur desto sorgsamer, um seinem ent¬ schlossenen Gegner keine Blöße zu geben. Kein Unge¬ stüm, keine Verwegenheit fand in den nächsten Stunden auf der Seite der Franzosen Statt, sie wichen aus mehreren Punkten zurück, und es bedurfte mannigfacher Vorbereitung, ehe die gewohnte Leitung des Kampfes wieder für sie zu gewinnen war. Ein erneueter Versuch gegen Wagram, wie er wohl im Sinne Napoleons gelegen haben mag, wäre in diesem Augenblicke schon deßhalb unmöglich gewesen, weil auch auf dieser Seite der Angriff der Oesterreicher im Vortheil war.
Der erste Heertheil nämlich, bei welchem der Erz¬ herzog Generalissimus seinen persönlichen Aufenthalt wählte, hatte das wenigst ferne Ziel für seinen Marsch. Der Rittmeister von Tettenborn machte an der Spitze einer Schwadron von Klenau Chevauxlegers den Vor¬ trab, fand Atterkla von den Sachsen verlassen, die während der Nacht nach Rasdorf abgezogen waren, und besetzte das mit sächsischen Verwundeten angefüllte Dorf. Hierbei nahm er mehrere Offiziere gefangen, darunter einige vom Generalstabe des Marschalls Bernadotte, warf dann die nächsten feindlichen Posten zurück, und schloß darauf dem Regimente sich wieder an, welches vorgerückt war, um zwei Batterien zu decken, deren Feuer den Feind nöthigte, den rechten Flügel seines an
kommen zeigte, daß die Oeſterreicher zum Angriff vor¬ ruͤckten. Napoleon bewunderte dieſe Kuͤhnheit, und traf ſeine Anſtalten nur deſto ſorgſamer, um ſeinem ent¬ ſchloſſenen Gegner keine Bloͤße zu geben. Kein Unge¬ ſtuͤm, keine Verwegenheit fand in den naͤchſten Stunden auf der Seite der Franzoſen Statt, ſie wichen aus mehreren Punkten zuruͤck, und es bedurfte mannigfacher Vorbereitung, ehe die gewohnte Leitung des Kampfes wieder fuͤr ſie zu gewinnen war. Ein erneueter Verſuch gegen Wagram, wie er wohl im Sinne Napoleons gelegen haben mag, waͤre in dieſem Augenblicke ſchon deßhalb unmoͤglich geweſen, weil auch auf dieſer Seite der Angriff der Oeſterreicher im Vortheil war.
Der erſte Heertheil naͤmlich, bei welchem der Erz¬ herzog Generaliſſimus ſeinen perſoͤnlichen Aufenthalt waͤhlte, hatte das wenigſt ferne Ziel fuͤr ſeinen Marſch. Der Rittmeiſter von Tettenborn machte an der Spitze einer Schwadron von Klenau Chevauxlegers den Vor¬ trab, fand Atterkla von den Sachſen verlaſſen, die waͤhrend der Nacht nach Rasdorf abgezogen waren, und beſetzte das mit ſaͤchſiſchen Verwundeten angefuͤllte Dorf. Hierbei nahm er mehrere Offiziere gefangen, darunter einige vom Generalſtabe des Marſchalls Bernadotte, warf dann die naͤchſten feindlichen Poſten zuruͤck, und ſchloß darauf dem Regimente ſich wieder an, welches vorgeruͤckt war, um zwei Batterien zu decken, deren Feuer den Feind noͤthigte, den rechten Fluͤgel ſeines an
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kommen zeigte, daß die Oeſterreicher zum Angriff vor¬
ruͤckten. Napoleon bewunderte dieſe Kuͤhnheit, und traf
ſeine Anſtalten nur deſto ſorgſamer, um ſeinem ent¬
ſchloſſenen Gegner keine Bloͤße zu geben. Kein Unge¬
ſtuͤm, keine Verwegenheit fand in den naͤchſten Stunden
auf der Seite der Franzoſen Statt, ſie wichen aus
mehreren Punkten zuruͤck, und es bedurfte mannigfacher
Vorbereitung, ehe die gewohnte Leitung des Kampfes
wieder fuͤr ſie zu gewinnen war. Ein erneueter Verſuch
gegen Wagram, wie er wohl im Sinne Napoleons
gelegen haben mag, waͤre in dieſem Augenblicke ſchon
deßhalb unmoͤglich geweſen, weil auch auf dieſer Seite
der Angriff der Oeſterreicher im Vortheil war.
Der erſte Heertheil naͤmlich, bei welchem der Erz¬
herzog Generaliſſimus ſeinen perſoͤnlichen Aufenthalt
waͤhlte, hatte das wenigſt ferne Ziel fuͤr ſeinen Marſch.
Der Rittmeiſter von Tettenborn machte an der Spitze
einer Schwadron von Klenau Chevauxlegers den Vor¬
trab, fand Atterkla von den Sachſen verlaſſen, die
waͤhrend der Nacht nach Rasdorf abgezogen waren, und
beſetzte das mit ſaͤchſiſchen Verwundeten angefuͤllte Dorf.
Hierbei nahm er mehrere Offiziere gefangen, darunter
einige vom Generalſtabe des Marſchalls Bernadotte,
warf dann die naͤchſten feindlichen Poſten zuruͤck, und
ſchloß darauf dem Regimente ſich wieder an, welches
vorgeruͤckt war, um zwei Batterien zu decken, deren
Feuer den Feind noͤthigte, den rechten Fluͤgel ſeines an
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Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 2. Mannheim, 1837, S. 226. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten02_1837/240>, abgerufen am 24.11.2024.
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