in so kurzen Fristen die gewohnte Ordnung leisten konnte. Neue Befehle an den Erzherzog Johann, zur Beschleunigung seines Anrückens, wurden am 6. Juli früh um 2 Uhr abgefertigt.
Der Kaiser Napoleon, welcher in dieser Schlacht keineswegs mit so sichrer Ueberlegung und Voraussicht, als man später wollte glauben machen, einen festen Plan verfolgt, sondern mehrmals schwankend nur nach den Umständen des Augenblicks verfahren zu haben scheint, und dabei große Wagnisse beging, dachte am 6. Juli den am vorigen Abend fehlgeschlagenen Versuch zu erneuern, aber mit größerer Vorsicht und Stärke. Er zog deßhalb seine Macht mehr zusammen gegen die Mitte seines Heeres, in die Gegend bei Rasdorf, wo die Gezelte seines Hauptquartiers aufgeschlagen waren und er selbst, an der Spitze seiner Garde, während der weiteren Schlacht, sich aufhalten wollte. Der Marschall Davoust mußte mit dem rechten Flügel sich dieser Mitte nähern, und hinter Großhofen aufstellen, der Marschall Massena mit dem linken Flügel die Donau verlassen, wo nur die Division Boudet bei Aspern zum Schutze der Lobaubrücken stehen blieb, und sich rechts gegen Atterkla heranziehen. Schon waren diese Bewegungen angeordnet und Napoleon harrte ungeduldig ihrer Aus¬ führung, als unerwartet das Feuer des Geschützes und des Kleingewehrs längs der Linie von Markgrafen- Neusiedel bis Wagram begann und durch sein Näher¬
II. 15
in ſo kurzen Friſten die gewohnte Ordnung leiſten konnte. Neue Befehle an den Erzherzog Johann, zur Beſchleunigung ſeines Anruͤckens, wurden am 6. Juli fruͤh um 2 Uhr abgefertigt.
Der Kaiſer Napoleon, welcher in dieſer Schlacht keineswegs mit ſo ſichrer Ueberlegung und Vorausſicht, als man ſpaͤter wollte glauben machen, einen feſten Plan verfolgt, ſondern mehrmals ſchwankend nur nach den Umſtaͤnden des Augenblicks verfahren zu haben ſcheint, und dabei große Wagniſſe beging, dachte am 6. Juli den am vorigen Abend fehlgeſchlagenen Verſuch zu erneuern, aber mit groͤßerer Vorſicht und Staͤrke. Er zog deßhalb ſeine Macht mehr zuſammen gegen die Mitte ſeines Heeres, in die Gegend bei Rasdorf, wo die Gezelte ſeines Hauptquartiers aufgeſchlagen waren und er ſelbſt, an der Spitze ſeiner Garde, waͤhrend der weiteren Schlacht, ſich aufhalten wollte. Der Marſchall Davouſt mußte mit dem rechten Fluͤgel ſich dieſer Mitte naͤhern, und hinter Großhofen aufſtellen, der Marſchall Maſſena mit dem linken Fluͤgel die Donau verlaſſen, wo nur die Diviſion Boudet bei Aſpern zum Schutze der Lobaubruͤcken ſtehen blieb, und ſich rechts gegen Atterkla heranziehen. Schon waren dieſe Bewegungen angeordnet und Napoleon harrte ungeduldig ihrer Aus¬ fuͤhrung, als unerwartet das Feuer des Geſchuͤtzes und des Kleingewehrs laͤngs der Linie von Markgrafen- Neuſiedel bis Wagram begann und durch ſein Naͤher¬
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in ſo kurzen Friſten die gewohnte Ordnung leiſten
konnte. Neue Befehle an den Erzherzog Johann, zur
Beſchleunigung ſeines Anruͤckens, wurden am 6. Juli
fruͤh um 2 Uhr abgefertigt.
Der Kaiſer Napoleon, welcher in dieſer Schlacht
keineswegs mit ſo ſichrer Ueberlegung und Vorausſicht,
als man ſpaͤter wollte glauben machen, einen feſten
Plan verfolgt, ſondern mehrmals ſchwankend nur nach
den Umſtaͤnden des Augenblicks verfahren zu haben ſcheint,
und dabei große Wagniſſe beging, dachte am 6. Juli
den am vorigen Abend fehlgeſchlagenen Verſuch zu
erneuern, aber mit groͤßerer Vorſicht und Staͤrke. Er
zog deßhalb ſeine Macht mehr zuſammen gegen die
Mitte ſeines Heeres, in die Gegend bei Rasdorf, wo
die Gezelte ſeines Hauptquartiers aufgeſchlagen waren
und er ſelbſt, an der Spitze ſeiner Garde, waͤhrend der
weiteren Schlacht, ſich aufhalten wollte. Der Marſchall
Davouſt mußte mit dem rechten Fluͤgel ſich dieſer Mitte
naͤhern, und hinter Großhofen aufſtellen, der Marſchall
Maſſena mit dem linken Fluͤgel die Donau verlaſſen,
wo nur die Diviſion Boudet bei Aſpern zum Schutze
der Lobaubruͤcken ſtehen blieb, und ſich rechts gegen
Atterkla heranziehen. Schon waren dieſe Bewegungen
angeordnet und Napoleon harrte ungeduldig ihrer Aus¬
fuͤhrung, als unerwartet das Feuer des Geſchuͤtzes und
des Kleingewehrs laͤngs der Linie von Markgrafen-
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Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 2. Mannheim, 1837, S. 225. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten02_1837/239>, abgerufen am 24.11.2024.
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