gegen Rasdorf und Pysdorf vorgerückt, wo sie gegen Mittag ein lebhaftes Gefecht mit dem über Rutzendorf andringenden Heertheil des Marschalls Bernadotte bestand, und die sächsische Reiterei desselben mehrmals zurück¬ warf; in diesem Begegnen fügte es der Zufall, daß auch zwei Regimenter auf einander trafen, österreichische Kürassiere und sächsische Dragoner, welche beide von demselben Inhaber, dem Herzoge Albert von Sachsen- Teschen, den Namen führten. Die österreichische Reiterei behauptete eine Zeit lang das Feld, mußte dann aber dem zahlreich entwickelten Fußvolk und Geschütz weichen. Sein Hauptabsehen hatte der Kaiser Napoleon auf die Stellung von Wagram selbst und auf den linken Flügel der Oesterreicher gerichtet, dessen äußerste Spitze durch einen alten viereckten Thurm bei Markgrafen-Neusiedel bezeichnet wurde. Oesterreichischerseits erkannte man die Richtung sehr wohl, besetzte die Anhöhe jenes Thurms mit einer Batterie, und wollte sogar in der Eile noch Schanzen aufwerfen. Aber der Anmarsch des Feindes ließ wenig Zeit zu neuen Vorkehrungen. Nachmittags hatte Napoleons rechter Flügel Glinzendorf erreicht; seine Mitte stand in Rasdorf; am wenigsten war der linke Flügel vorgedrungen, er hielt nur Aspern besetzt. Immer stärkere Batterien fuhren auf, immer größere Truppenmassen kamen in's Gefecht, die ganze Linie stand im Feuer und rückte immer vor. Wir hatten von unsrer höheren Stellung bisher den Bewegungen
gegen Rasdorf und Pysdorf vorgeruͤckt, wo ſie gegen Mittag ein lebhaftes Gefecht mit dem uͤber Rutzendorf andringenden Heertheil des Marſchalls Bernadotte beſtand, und die ſaͤchſiſche Reiterei deſſelben mehrmals zuruͤck¬ warf; in dieſem Begegnen fuͤgte es der Zufall, daß auch zwei Regimenter auf einander trafen, oͤſterreichiſche Kuͤraſſiere und ſaͤchſiſche Dragoner, welche beide von demſelben Inhaber, dem Herzoge Albert von Sachſen- Teſchen, den Namen fuͤhrten. Die oͤſterreichiſche Reiterei behauptete eine Zeit lang das Feld, mußte dann aber dem zahlreich entwickelten Fußvolk und Geſchuͤtz weichen. Sein Hauptabſehen hatte der Kaiſer Napoleon auf die Stellung von Wagram ſelbſt und auf den linken Fluͤgel der Oeſterreicher gerichtet, deſſen aͤußerſte Spitze durch einen alten viereckten Thurm bei Markgrafen-Neuſiedel bezeichnet wurde. Oeſterreichiſcherſeits erkannte man die Richtung ſehr wohl, beſetzte die Anhoͤhe jenes Thurms mit einer Batterie, und wollte ſogar in der Eile noch Schanzen aufwerfen. Aber der Anmarſch des Feindes ließ wenig Zeit zu neuen Vorkehrungen. Nachmittags hatte Napoleons rechter Fluͤgel Glinzendorf erreicht; ſeine Mitte ſtand in Rasdorf; am wenigſten war der linke Fluͤgel vorgedrungen, er hielt nur Aſpern beſetzt. Immer ſtaͤrkere Batterien fuhren auf, immer groͤßere Truppenmaſſen kamen in's Gefecht, die ganze Linie ſtand im Feuer und ruͤckte immer vor. Wir hatten von unſrer hoͤheren Stellung bisher den Bewegungen
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gegen Rasdorf und Pysdorf vorgeruͤckt, wo ſie gegen
Mittag ein lebhaftes Gefecht mit dem uͤber Rutzendorf
andringenden Heertheil des Marſchalls Bernadotte beſtand,
und die ſaͤchſiſche Reiterei deſſelben mehrmals zuruͤck¬
warf; in dieſem Begegnen fuͤgte es der Zufall, daß
auch zwei Regimenter auf einander trafen, oͤſterreichiſche
Kuͤraſſiere und ſaͤchſiſche Dragoner, welche beide von
demſelben Inhaber, dem Herzoge Albert von Sachſen-
Teſchen, den Namen fuͤhrten. Die oͤſterreichiſche Reiterei
behauptete eine Zeit lang das Feld, mußte dann aber
dem zahlreich entwickelten Fußvolk und Geſchuͤtz weichen.
Sein Hauptabſehen hatte der Kaiſer Napoleon auf die
Stellung von Wagram ſelbſt und auf den linken Fluͤgel
der Oeſterreicher gerichtet, deſſen aͤußerſte Spitze durch
einen alten viereckten Thurm bei Markgrafen-Neuſiedel
bezeichnet wurde. Oeſterreichiſcherſeits erkannte man die
Richtung ſehr wohl, beſetzte die Anhoͤhe jenes Thurms
mit einer Batterie, und wollte ſogar in der Eile noch
Schanzen aufwerfen. Aber der Anmarſch des Feindes
ließ wenig Zeit zu neuen Vorkehrungen. Nachmittags
hatte Napoleons rechter Fluͤgel Glinzendorf erreicht;
ſeine Mitte ſtand in Rasdorf; am wenigſten war der
linke Fluͤgel vorgedrungen, er hielt nur Aſpern beſetzt.
Immer ſtaͤrkere Batterien fuhren auf, immer groͤßere
Truppenmaſſen kamen in's Gefecht, die ganze Linie
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Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 2. Mannheim, 1837, S. 212. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten02_1837/226>, abgerufen am 25.11.2024.
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