überlassen, alle Kräfte des Staates ihm hiezu verfüg¬ bar sein. Nur wegen Ungarns offenbarten sich in diesem Betreff einige Schwierigkeiten, und auch andre geheime scheinen den bedungenen Rechten schon im Beginn störend entgegengewirkt zu haben.
Schon zwei lange Tage hatte ich mich in dem Hauptquartier und Lager umgetrieben, und der wüste Zustand, in welchem ich mich fühlen mußte, wurde mit jeder Stunde unerträglicher. Auf meine schriftliche Ein¬ gabe war mir durch Mißverstand eine verkehrte Ant¬ wort zugekommen; dagegen hatte ein Flügeladjutant des Erzherzogs, Major Graf von Cavriany mir sehr freundlich und theilnehmend mündliche Auskunft und Anleitung gegeben, mich dem Obersten von Oberndorf empfohlen, welcher das Regiment Reuß-Plauen befeh¬ ligte, und über das Wunder scherzte, daß nun doch wirklich einige Deutsche in Folge der Aufrufe des Kai¬ sers und des Erzherzogs sich zum Kriegsdienste einfän¬ den; er bedauerte, daß bei seinem Regiment alle erledig¬ ten Offizierstellen eben erst wieder besetzt worden, meinte jedoch, dies habe noch nicht bei allen Regimentern geschehen können, und versprach mir deshalb Erkundi¬ gung einzuziehen. Er machte mich auch mit seinem Regimentsinhaber, dem Feldzeugmeister Fürsten von Reuß-Plauen bekannt, und dieser treffliche Mann be¬ zeugte mir gleich das größte Wohlwollen. Indeß ver¬ ging ein dritter Tag, ohne daß sich etwas entschied; ich
uͤberlaſſen, alle Kraͤfte des Staates ihm hiezu verfuͤg¬ bar ſein. Nur wegen Ungarns offenbarten ſich in dieſem Betreff einige Schwierigkeiten, und auch andre geheime ſcheinen den bedungenen Rechten ſchon im Beginn ſtoͤrend entgegengewirkt zu haben.
Schon zwei lange Tage hatte ich mich in dem Hauptquartier und Lager umgetrieben, und der wuͤſte Zuſtand, in welchem ich mich fuͤhlen mußte, wurde mit jeder Stunde unertraͤglicher. Auf meine ſchriftliche Ein¬ gabe war mir durch Mißverſtand eine verkehrte Ant¬ wort zugekommen; dagegen hatte ein Fluͤgeladjutant des Erzherzogs, Major Graf von Cavriany mir ſehr freundlich und theilnehmend muͤndliche Auskunft und Anleitung gegeben, mich dem Oberſten von Oberndorf empfohlen, welcher das Regiment Reuß-Plauen befeh¬ ligte, und uͤber das Wunder ſcherzte, daß nun doch wirklich einige Deutſche in Folge der Aufrufe des Kai¬ ſers und des Erzherzogs ſich zum Kriegsdienſte einfaͤn¬ den; er bedauerte, daß bei ſeinem Regiment alle erledig¬ ten Offizierſtellen eben erſt wieder beſetzt worden, meinte jedoch, dies habe noch nicht bei allen Regimentern geſchehen koͤnnen, und verſprach mir deshalb Erkundi¬ gung einzuziehen. Er machte mich auch mit ſeinem Regimentsinhaber, dem Feldzeugmeiſter Fuͤrſten von Reuß-Plauen bekannt, und dieſer treffliche Mann be¬ zeugte mir gleich das groͤßte Wohlwollen. Indeß ver¬ ging ein dritter Tag, ohne daß ſich etwas entſchied; ich
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[196/0210]
uͤberlaſſen, alle Kraͤfte des Staates ihm hiezu verfuͤg¬
bar ſein. Nur wegen Ungarns offenbarten ſich in dieſem
Betreff einige Schwierigkeiten, und auch andre geheime
ſcheinen den bedungenen Rechten ſchon im Beginn ſtoͤrend
entgegengewirkt zu haben.
Schon zwei lange Tage hatte ich mich in dem
Hauptquartier und Lager umgetrieben, und der wuͤſte
Zuſtand, in welchem ich mich fuͤhlen mußte, wurde mit
jeder Stunde unertraͤglicher. Auf meine ſchriftliche Ein¬
gabe war mir durch Mißverſtand eine verkehrte Ant¬
wort zugekommen; dagegen hatte ein Fluͤgeladjutant
des Erzherzogs, Major Graf von Cavriany mir ſehr
freundlich und theilnehmend muͤndliche Auskunft und
Anleitung gegeben, mich dem Oberſten von Oberndorf
empfohlen, welcher das Regiment Reuß-Plauen befeh¬
ligte, und uͤber das Wunder ſcherzte, daß nun doch
wirklich einige Deutſche in Folge der Aufrufe des Kai¬
ſers und des Erzherzogs ſich zum Kriegsdienſte einfaͤn¬
den; er bedauerte, daß bei ſeinem Regiment alle erledig¬
ten Offizierſtellen eben erſt wieder beſetzt worden, meinte
jedoch, dies habe noch nicht bei allen Regimentern
geſchehen koͤnnen, und verſprach mir deshalb Erkundi¬
gung einzuziehen. Er machte mich auch mit ſeinem
Regimentsinhaber, dem Feldzeugmeiſter Fuͤrſten von
Reuß-Plauen bekannt, und dieſer treffliche Mann be¬
zeugte mir gleich das groͤßte Wohlwollen. Indeß ver¬
ging ein dritter Tag, ohne daß ſich etwas entſchied; ich
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Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 2. Mannheim, 1837, S. 196. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten02_1837/210>, abgerufen am 26.11.2024.
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