Unter den mancherlei Personen, die wir in unsrem Kreise oft beziehungsreich nennen oder schildern hörten, waren die angesehensten Männer und die merkwürdig¬ sten Frauen, die Brüder Wilhelm und Alexander von Humboldt, Frau von Humboldt, Friedrich Schlegel und seine Frau, Burgsdorf, Ludwig Tieck, und noch Andre solchen Ranges, mit welchen jedes edle Interesse unsrer Bildung sich verknüpft fand. Kein Name jedoch war vielfältiger und bedeutender genannt, als der von Rahel Levin; das Verlangen, sie kennen zu lernen, wurde deßhalb oftmals rege. Die Dame des Hauses, wo wir zusammen kamen, sprach von ihr immer als von etwas Einzigem, Unvergleichbaren, und wenn auch in das strömende Lob hin und wieder einiger Tadel einfloß, z. B. daß zuweilen mehr Bedacht auf äußern Schein und mehr Einklang, wenn auch nur verstellter, mit der
Rahel.
1807.
Unter den mancherlei Perſonen, die wir in unſrem Kreiſe oft beziehungsreich nennen oder ſchildern hoͤrten, waren die angeſehenſten Maͤnner und die merkwuͤrdig¬ ſten Frauen, die Bruͤder Wilhelm und Alexander von Humboldt, Frau von Humboldt, Friedrich Schlegel und ſeine Frau, Burgsdorf, Ludwig Tieck, und noch Andre ſolchen Ranges, mit welchen jedes edle Intereſſe unſrer Bildung ſich verknuͤpft fand. Kein Name jedoch war vielfaͤltiger und bedeutender genannt, als der von Rahel Levin; das Verlangen, ſie kennen zu lernen, wurde deßhalb oftmals rege. Die Dame des Hauſes, wo wir zuſammen kamen, ſprach von ihr immer als von etwas Einzigem, Unvergleichbaren, und wenn auch in das ſtroͤmende Lob hin und wieder einiger Tadel einfloß, z. B. daß zuweilen mehr Bedacht auf aͤußern Schein und mehr Einklang, wenn auch nur verſtellter, mit der
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0165"n="[151]"/><divn="2"><head><hirendition="#b #g">Rahel.</hi><lb/></head><p><hirendition="#b">1807</hi>.</p><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><p><hirendition="#in">U</hi>nter den mancherlei Perſonen, die wir in unſrem<lb/>
Kreiſe oft beziehungsreich nennen oder ſchildern hoͤrten,<lb/>
waren die angeſehenſten Maͤnner und die merkwuͤrdig¬<lb/>ſten Frauen, die Bruͤder Wilhelm und Alexander von<lb/>
Humboldt, Frau von Humboldt, Friedrich Schlegel und<lb/>ſeine Frau, Burgsdorf, Ludwig Tieck, und noch Andre<lb/>ſolchen Ranges, mit welchen jedes edle Intereſſe unſrer<lb/>
Bildung ſich verknuͤpft fand. Kein Name jedoch war<lb/>
vielfaͤltiger und bedeutender genannt, als der von Rahel<lb/>
Levin; das Verlangen, ſie kennen zu lernen, wurde<lb/>
deßhalb oftmals rege. Die Dame des Hauſes, wo wir<lb/>
zuſammen kamen, ſprach von ihr immer als von etwas<lb/>
Einzigem, Unvergleichbaren, und wenn auch in das<lb/>ſtroͤmende Lob hin und wieder einiger Tadel einfloß,<lb/>
z. B. daß zuweilen mehr Bedacht auf aͤußern Schein<lb/>
und mehr Einklang, wenn auch nur verſtellter, mit der<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[[151]/0165]
Rahel.
1807.
Unter den mancherlei Perſonen, die wir in unſrem
Kreiſe oft beziehungsreich nennen oder ſchildern hoͤrten,
waren die angeſehenſten Maͤnner und die merkwuͤrdig¬
ſten Frauen, die Bruͤder Wilhelm und Alexander von
Humboldt, Frau von Humboldt, Friedrich Schlegel und
ſeine Frau, Burgsdorf, Ludwig Tieck, und noch Andre
ſolchen Ranges, mit welchen jedes edle Intereſſe unſrer
Bildung ſich verknuͤpft fand. Kein Name jedoch war
vielfaͤltiger und bedeutender genannt, als der von Rahel
Levin; das Verlangen, ſie kennen zu lernen, wurde
deßhalb oftmals rege. Die Dame des Hauſes, wo wir
zuſammen kamen, ſprach von ihr immer als von etwas
Einzigem, Unvergleichbaren, und wenn auch in das
ſtroͤmende Lob hin und wieder einiger Tadel einfloß,
z. B. daß zuweilen mehr Bedacht auf aͤußern Schein
und mehr Einklang, wenn auch nur verſtellter, mit der
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 2. Mannheim, 1837, S. [151]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten02_1837/165>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.