ständig mit ihm, und wer ihn wollte, lud auch uns mit ein. So war ich der Gast des Geheimenraths Schmalz und des Professor Hoffbauer in der Gesellschaft auf dem Jägerberg, einem schönen Lustorte in der Stadt, wo der Berliner Freund bewirthet wurde. Wir genossen auch das gute Glück des vertrauten Zugegenseins und Theilnehmens, als die würdigen Alten bei Fröhlichkeit und Wein wieder jung wurden, und ihren Geist in studentische Freiheit setzten. Der gute Hoffbauer ließ nicht nach, sondern schleppte uns Alle zu noch besserem Weine, wie er selbstgefällig versicherte, in seine Behau¬ sung, wo er uns, während er selbst in den Keller hinabstieg, zu einer Gartenlaube wies. Hier trafen wir einen Mitbewohner des Hauses, den Professor Konopack, der im Schlafrock bei einer Pfeife den Brunnen trank, und sich ungern gestört sah. Da er dies sogar merken ließ, so wurde er sogleich die Zielscheibe eines Schwarms von Sticheleien, die mehr oder minder empfindlich aus¬ fielen. Wolf ergriff eine Wasserflasche, und ihren In¬ halt verächtlich erkennend rief er aus: "Was ist das, Herr Kollege, ich glaube gar, Sie lassen das jus strictum laxiren? Nun, das wollen wir auch thun, und so machen Sie uns vor allem etwas Platz, damit wir das schlechte Wasser hier durch guten Wein ersetzen." Der Nüch¬ terne entzog sich hierauf ganz im Stillen. Wolf aber war im Zuge, freute sich, daß der Konopack sich gepackt habe, und alle die Scherze, Launen, Bemerkungen und
ſtaͤndig mit ihm, und wer ihn wollte, lud auch uns mit ein. So war ich der Gaſt des Geheimenraths Schmalz und des Profeſſor Hoffbauer in der Geſellſchaft auf dem Jaͤgerberg, einem ſchoͤnen Luſtorte in der Stadt, wo der Berliner Freund bewirthet wurde. Wir genoſſen auch das gute Gluͤck des vertrauten Zugegenſeins und Theilnehmens, als die wuͤrdigen Alten bei Froͤhlichkeit und Wein wieder jung wurden, und ihren Geiſt in ſtudentiſche Freiheit ſetzten. Der gute Hoffbauer ließ nicht nach, ſondern ſchleppte uns Alle zu noch beſſerem Weine, wie er ſelbſtgefaͤllig verſicherte, in ſeine Behau¬ ſung, wo er uns, waͤhrend er ſelbſt in den Keller hinabſtieg, zu einer Gartenlaube wies. Hier trafen wir einen Mitbewohner des Hauſes, den Profeſſor Konopack, der im Schlafrock bei einer Pfeife den Brunnen trank, und ſich ungern geſtoͤrt ſah. Da er dies ſogar merken ließ, ſo wurde er ſogleich die Zielſcheibe eines Schwarms von Sticheleien, die mehr oder minder empfindlich aus¬ fielen. Wolf ergriff eine Waſſerflaſche, und ihren In¬ halt veraͤchtlich erkennend rief er aus: „Was iſt das, Herr Kollege, ich glaube gar, Sie laſſen das jus strictum laxiren? Nun, das wollen wir auch thun, und ſo machen Sie uns vor allem etwas Platz, damit wir das ſchlechte Waſſer hier durch guten Wein erſetzen.“ Der Nuͤch¬ terne entzog ſich hierauf ganz im Stillen. Wolf aber war im Zuge, freute ſich, daß der Konopack ſich gepackt habe, und alle die Scherze, Launen, Bemerkungen und
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ſtaͤndig mit ihm, und wer ihn wollte, lud auch uns
mit ein. So war ich der Gaſt des Geheimenraths
Schmalz und des Profeſſor Hoffbauer in der Geſellſchaft
auf dem Jaͤgerberg, einem ſchoͤnen Luſtorte in der Stadt,
wo der Berliner Freund bewirthet wurde. Wir genoſſen
auch das gute Gluͤck des vertrauten Zugegenſeins und
Theilnehmens, als die wuͤrdigen Alten bei Froͤhlichkeit
und Wein wieder jung wurden, und ihren Geiſt in
ſtudentiſche Freiheit ſetzten. Der gute Hoffbauer ließ
nicht nach, ſondern ſchleppte uns Alle zu noch beſſerem
Weine, wie er ſelbſtgefaͤllig verſicherte, in ſeine Behau¬
ſung, wo er uns, waͤhrend er ſelbſt in den Keller
hinabſtieg, zu einer Gartenlaube wies. Hier trafen wir
einen Mitbewohner des Hauſes, den Profeſſor Konopack,
der im Schlafrock bei einer Pfeife den Brunnen trank,
und ſich ungern geſtoͤrt ſah. Da er dies ſogar merken
ließ, ſo wurde er ſogleich die Zielſcheibe eines Schwarms
von Sticheleien, die mehr oder minder empfindlich aus¬
fielen. Wolf ergriff eine Waſſerflaſche, und ihren In¬
halt veraͤchtlich erkennend rief er aus: „Was iſt das,
Herr Kollege, ich glaube gar, Sie laſſen das jus strictum
laxiren? Nun, das wollen wir auch thun, und ſo machen
Sie uns vor allem etwas Platz, damit wir das ſchlechte
Waſſer hier durch guten Wein erſetzen.“ Der Nuͤch¬
terne entzog ſich hierauf ganz im Stillen. Wolf aber
war im Zuge, freute ſich, daß der Konopack ſich gepackt
habe, und alle die Scherze, Launen, Bemerkungen und
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Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 2. Mannheim, 1837, S. 103. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten02_1837/117>, abgerufen am 25.11.2024.
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