eitelte mit seiner gekränkten Eitelkeit, wie er denn sein etwas röthliches Haar, das ihm sehr mißfiel, doch wie¬ der mit Stolz in größter Ueppigkeit an Backen und Unterkinn erst recht zur Schau trug. Ich fühlte mich sehr zu ihm hingezogen, und voll Theilnahme für seine Gaben und Schwächen, er aber hielt sich anfangs etwas zurück, und ließ sich erst nach und nach gewinnen. Einen näheren Freund hatte er schon an Adolph Müller, einem Mediziner aus Bremen, der in vieler Hinsicht das Gegentheil von ihm war. Ein schöner, gesunder und einfacher Jüngling, hatte dieser sein erwähltes Studium gemessen verfolgt, und dabei die höheren Bahnen der Naturphilosophie und der Ethik nicht verabsäumt, auch die Gaben der Poesie reich in sich aufgenommen. Künst¬ lerische Uebung der Musik, worin auch Harscher mit ausübender Liebhaberei wissenschaftliche Einsicht verband, vollendete seine persönliche Bildung zu harmonischer Bedeutenheit. Mit beiden in geistiger mehr als herz¬ licher Innigkeit stand Alexander von der Marwitz, aus der Mark, erst neunzehnjährig, aber an klassischer Bildung, an Geschichtskenntniß, philosophischer Auf¬ fassung und persönlicher Haltung ganz außer Verhält¬ niß dieser Jahre reif und sicher. Er war edel, stolz, ernst und rasch, gebieterisch von Gemüth und Geist, aber auch fein und zart im Beschauen und Bemerken, für künstlerische Sprachdarstellung mit Sinn und Gaben vorzüglich ausgestattet, wodurch auch seine Freundschaft
eitelte mit ſeiner gekraͤnkten Eitelkeit, wie er denn ſein etwas roͤthliches Haar, das ihm ſehr mißfiel, doch wie¬ der mit Stolz in groͤßter Ueppigkeit an Backen und Unterkinn erſt recht zur Schau trug. Ich fuͤhlte mich ſehr zu ihm hingezogen, und voll Theilnahme fuͤr ſeine Gaben und Schwaͤchen, er aber hielt ſich anfangs etwas zuruͤck, und ließ ſich erſt nach und nach gewinnen. Einen naͤheren Freund hatte er ſchon an Adolph Muͤller, einem Mediziner aus Bremen, der in vieler Hinſicht das Gegentheil von ihm war. Ein ſchoͤner, geſunder und einfacher Juͤngling, hatte dieſer ſein erwaͤhltes Studium gemeſſen verfolgt, und dabei die hoͤheren Bahnen der Naturphiloſophie und der Ethik nicht verabſaͤumt, auch die Gaben der Poeſie reich in ſich aufgenommen. Kuͤnſt¬ leriſche Uebung der Muſik, worin auch Harſcher mit ausuͤbender Liebhaberei wiſſenſchaftliche Einſicht verband, vollendete ſeine perſoͤnliche Bildung zu harmoniſcher Bedeutenheit. Mit beiden in geiſtiger mehr als herz¬ licher Innigkeit ſtand Alexander von der Marwitz, aus der Mark, erſt neunzehnjaͤhrig, aber an klaſſiſcher Bildung, an Geſchichtskenntniß, philoſophiſcher Auf¬ faſſung und perſoͤnlicher Haltung ganz außer Verhaͤlt¬ niß dieſer Jahre reif und ſicher. Er war edel, ſtolz, ernſt und raſch, gebieteriſch von Gemuͤth und Geiſt, aber auch fein und zart im Beſchauen und Bemerken, fuͤr kuͤnſtleriſche Sprachdarſtellung mit Sinn und Gaben vorzuͤglich ausgeſtattet, wodurch auch ſeine Freundſchaft
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eitelte mit ſeiner gekraͤnkten Eitelkeit, wie er denn ſein
etwas roͤthliches Haar, das ihm ſehr mißfiel, doch wie¬
der mit Stolz in groͤßter Ueppigkeit an Backen und
Unterkinn erſt recht zur Schau trug. Ich fuͤhlte mich
ſehr zu ihm hingezogen, und voll Theilnahme fuͤr ſeine
Gaben und Schwaͤchen, er aber hielt ſich anfangs etwas
zuruͤck, und ließ ſich erſt nach und nach gewinnen. Einen
naͤheren Freund hatte er ſchon an Adolph Muͤller, einem
Mediziner aus Bremen, der in vieler Hinſicht das
Gegentheil von ihm war. Ein ſchoͤner, geſunder und
einfacher Juͤngling, hatte dieſer ſein erwaͤhltes Studium
gemeſſen verfolgt, und dabei die hoͤheren Bahnen der
Naturphiloſophie und der Ethik nicht verabſaͤumt, auch
die Gaben der Poeſie reich in ſich aufgenommen. Kuͤnſt¬
leriſche Uebung der Muſik, worin auch Harſcher mit
ausuͤbender Liebhaberei wiſſenſchaftliche Einſicht verband,
vollendete ſeine perſoͤnliche Bildung zu harmoniſcher
Bedeutenheit. Mit beiden in geiſtiger mehr als herz¬
licher Innigkeit ſtand Alexander von der Marwitz, aus
der Mark, erſt neunzehnjaͤhrig, aber an klaſſiſcher
Bildung, an Geſchichtskenntniß, philoſophiſcher Auf¬
faſſung und perſoͤnlicher Haltung ganz außer Verhaͤlt¬
niß dieſer Jahre reif und ſicher. Er war edel, ſtolz,
ernſt und raſch, gebieteriſch von Gemuͤth und Geiſt,
aber auch fein und zart im Beſchauen und Bemerken,
fuͤr kuͤnſtleriſche Sprachdarſtellung mit Sinn und Gaben
vorzuͤglich ausgeſtattet, wodurch auch ſeine Freundſchaft
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Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 2. Mannheim, 1837, S. 100. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten02_1837/114>, abgerufen am 25.11.2024.
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