die Unabsehbarkeit seines Endes; die bestimmte und große Thätig¬ keit, die er mir verspricht, sobald ich nur einmal festen Fuß darauf gefaßt habe; die Gelegenheit, alle meine Kräfte zu üben und mich selbst immer mehr zu bereichern; die Freude, mich einem großen und edeln Volke einzuverleiben; die Genugthuung, mir selbst eine kühne Bahn gebrochen zu haben; die Ueberzeugung, meinen Freunden und meinen Brüdern, die ich innig liebe, künf¬ tig äußerst nützlich sein zu können, und wozu mein bloßer Auf¬ enthalt in London mir schon manche kleine Gelegenheit gegeben hat, wovon ich gern erzählte; das Angenehme endlich einer mir bald zu verschaffenden regelmäßigen, wenn schon kleinen Einnahme, -- dies sind die Reize, welche mich locken! Zweifel und Besorg¬ nisse heben sich aber auch mitunter, und ich weiß sehr wohl, was ich auf das Obige einem Freund' antworten würde, welchen ich das Interesse hätte von der besagten Laufbahn abzuziehen. -- Vieles macht mich kühn wieder. Das Sonderbare meines bis¬ herigen Schicksals selbst, und die Umstände, scheinen mich zu ermuntern. Fast noch kein Plan, kein Unternehmen ist mir bis¬ her mißlungen!
Der Gründ' und Gegengründe sind so viel, daß ich entweder durch einen Machtspruch der Untersuchung ein Ende machen, oder mich ganz der Entscheidung eines Dritten überlassen muß. Der Beifall und die Aufmunterung eines guten, mich liebenden, einsichtsvollen Mannes, wie des Herrn Vetters, würde mir dop¬ pelte Kraft und doppelte Festigkeit geben! Ich habe Stärke genug, um ruhig bei einem Unternehmen zu Grunde zu gehn, sobald ich nur überzeugt bin, vernünftig gewollt zu haben; aber darauf kömmt's an!
Zurück kann ich noch! ich kann nach geendigtem Geschäfte und nach einer kurzen Anwesenheit in England, wo ich wieder hin muß, nach Bremen gehn, um dort zu praktiziren! Wollen
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die Unabſehbarkeit ſeines Endes; die beſtimmte und große Thaͤtig¬ keit, die er mir verſpricht, ſobald ich nur einmal feſten Fuß darauf gefaßt habe; die Gelegenheit, alle meine Kraͤfte zu uͤben und mich ſelbſt immer mehr zu bereichern; die Freude, mich einem großen und edeln Volke einzuverleiben; die Genugthuung, mir ſelbſt eine kuͤhne Bahn gebrochen zu haben; die Ueberzeugung, meinen Freunden und meinen Bruͤdern, die ich innig liebe, kuͤnf¬ tig aͤußerſt nuͤtzlich ſein zu koͤnnen, und wozu mein bloßer Auf¬ enthalt in London mir ſchon manche kleine Gelegenheit gegeben hat, wovon ich gern erzaͤhlte; das Angenehme endlich einer mir bald zu verſchaffenden regelmaͤßigen, wenn ſchon kleinen Einnahme, — dies ſind die Reize, welche mich locken! Zweifel und Beſorg¬ niſſe heben ſich aber auch mitunter, und ich weiß ſehr wohl, was ich auf das Obige einem Freund' antworten wuͤrde, welchen ich das Intereſſe haͤtte von der beſagten Laufbahn abzuziehen. — Vieles macht mich kuͤhn wieder. Das Sonderbare meines bis¬ herigen Schickſals ſelbſt, und die Umſtaͤnde, ſcheinen mich zu ermuntern. Faſt noch kein Plan, kein Unternehmen iſt mir bis¬ her mißlungen!
Der Gruͤnd' und Gegengruͤnde ſind ſo viel, daß ich entweder durch einen Machtſpruch der Unterſuchung ein Ende machen, oder mich ganz der Entſcheidung eines Dritten uͤberlaſſen muß. Der Beifall und die Aufmunterung eines guten, mich liebenden, einſichtsvollen Mannes, wie des Herrn Vetters, wuͤrde mir dop¬ pelte Kraft und doppelte Feſtigkeit geben! Ich habe Staͤrke genug, um ruhig bei einem Unternehmen zu Grunde zu gehn, ſobald ich nur uͤberzeugt bin, vernuͤnftig gewollt zu haben; aber darauf koͤmmt's an!
Zuruͤck kann ich noch! ich kann nach geendigtem Geſchaͤfte und nach einer kurzen Anweſenheit in England, wo ich wieder hin muß, nach Bremen gehn, um dort zu praktiziren! Wollen
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die Unabſehbarkeit ſeines Endes; die beſtimmte und große Thaͤtig¬
keit, die er mir verſpricht, ſobald ich nur einmal feſten Fuß
darauf gefaßt habe; die Gelegenheit, alle meine Kraͤfte zu uͤben
und mich ſelbſt immer mehr zu bereichern; die Freude, mich einem
großen und edeln Volke einzuverleiben; die Genugthuung, mir
ſelbſt eine kuͤhne Bahn gebrochen zu haben; die Ueberzeugung,
meinen Freunden und meinen Bruͤdern, die ich innig liebe, kuͤnf¬
tig aͤußerſt nuͤtzlich ſein zu koͤnnen, und wozu mein bloßer Auf¬
enthalt in London mir ſchon manche kleine Gelegenheit gegeben
hat, wovon ich gern erzaͤhlte; das Angenehme endlich einer mir
bald zu verſchaffenden regelmaͤßigen, wenn ſchon kleinen Einnahme,
— dies ſind die Reize, welche mich locken! Zweifel und Beſorg¬
niſſe heben ſich aber auch mitunter, und ich weiß ſehr wohl, was
ich auf das Obige einem Freund' antworten wuͤrde, welchen ich
das Intereſſe haͤtte von der beſagten Laufbahn abzuziehen. —
Vieles macht mich kuͤhn wieder. Das Sonderbare meines bis¬
herigen Schickſals ſelbſt, und die Umſtaͤnde, ſcheinen mich zu
ermuntern. Faſt noch kein Plan, kein Unternehmen iſt mir bis¬
her mißlungen!
Der Gruͤnd' und Gegengruͤnde ſind ſo viel, daß ich entweder
durch einen Machtſpruch der Unterſuchung ein Ende machen,
oder mich ganz der Entſcheidung eines Dritten uͤberlaſſen muß.
Der Beifall und die Aufmunterung eines guten, mich liebenden,
einſichtsvollen Mannes, wie des Herrn Vetters, wuͤrde mir dop¬
pelte Kraft und doppelte Feſtigkeit geben! Ich habe Staͤrke
genug, um ruhig bei einem Unternehmen zu Grunde zu gehn,
ſobald ich nur uͤberzeugt bin, vernuͤnftig gewollt zu haben; aber
darauf koͤmmt's an!
Zuruͤck kann ich noch! ich kann nach geendigtem Geſchaͤfte
und nach einer kurzen Anweſenheit in England, wo ich wieder
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Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 1. Mannheim, 1837, S. 67. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten01_1837/81>, abgerufen am 25.11.2024.
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