auch nicht immer gerade ihrer Meinung ist. Alles was sie von der Pariser Societät rühmt, kann man wohl von ihrem Werke sagen. Man kann das wunderbare Geschick dieses Buches wohl auch unter die merkwürdi¬ gen Ereignisse dieser Zeit rechnen. Die französische Polizei, einsichtig genug, daß ein Werk wie dieses das Zutrauen der Deutschen auf sich selbst erhöhen müsse, läßt es weislich einstampfen; gerettete Exemplare schla¬ fen, während die Deutschen aufwachen, und sich, ohne solch eine geistige Anregung, erretten. In dem gegen¬ wärtigen Augenblick thut das Buch einen wunderbaren Effekt. Wäre es früher da gewesen, so hätte man ihm einen Einfluß auf die nächsten großen Ereignisse zuge¬ schrieben, nun liegt es da wie eine spätentdeckte Weis¬ sagung und Anforderung an das Schicksal, ja es klingt, als wenn es vor vielen Jahren geschrieben wäre. Die Deutschen werden sich darin kaum wiedererkennen, aber sie finden daran den sichersten Maßstab des ungeheuern Schrittes, den sie gethan haben. Möchten sie, bei diesem Anlaß, ihre Selbsterkenntniß erweitern, und den zweiten großen Schritt thun, ihre Verdienste wechsel¬ seitig anzuerkennen, in Wissenschaft und Kunst, nicht, wie bisher, einander ewig widerstrebend, endlich auch gemeinsam wirken, und, wie jetzt die ausländische Skla¬ verei, so auch den innern Partheisinn ihrer neidischen Apprehensionen unter einander besiegen, dann würde kein mitlebendes Volk ihnen gleich genannt werden
auch nicht immer gerade ihrer Meinung iſt. Alles was ſie von der Pariſer Societaͤt ruͤhmt, kann man wohl von ihrem Werke ſagen. Man kann das wunderbare Geſchick dieſes Buches wohl auch unter die merkwuͤrdi¬ gen Ereigniſſe dieſer Zeit rechnen. Die franzoͤſiſche Polizei, einſichtig genug, daß ein Werk wie dieſes das Zutrauen der Deutſchen auf ſich ſelbſt erhoͤhen muͤſſe, laͤßt es weislich einſtampfen; gerettete Exemplare ſchla¬ fen, waͤhrend die Deutſchen aufwachen, und ſich, ohne ſolch eine geiſtige Anregung, erretten. In dem gegen¬ waͤrtigen Augenblick thut das Buch einen wunderbaren Effekt. Waͤre es fruͤher da geweſen, ſo haͤtte man ihm einen Einfluß auf die naͤchſten großen Ereigniſſe zuge¬ ſchrieben, nun liegt es da wie eine ſpaͤtentdeckte Weiſ¬ ſagung und Anforderung an das Schickſal, ja es klingt, als wenn es vor vielen Jahren geſchrieben waͤre. Die Deutſchen werden ſich darin kaum wiedererkennen, aber ſie finden daran den ſicherſten Maßſtab des ungeheuern Schrittes, den ſie gethan haben. Moͤchten ſie, bei dieſem Anlaß, ihre Selbſterkenntniß erweitern, und den zweiten großen Schritt thun, ihre Verdienſte wechſel¬ ſeitig anzuerkennen, in Wiſſenſchaft und Kunſt, nicht, wie bisher, einander ewig widerſtrebend, endlich auch gemeinſam wirken, und, wie jetzt die auslaͤndiſche Skla¬ verei, ſo auch den innern Partheiſinn ihrer neidiſchen Apprehenſionen unter einander beſiegen, dann wuͤrde kein mitlebendes Volk ihnen gleich genannt werden
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auch nicht immer gerade ihrer Meinung iſt. Alles was
ſie von der Pariſer Societaͤt ruͤhmt, kann man wohl
von ihrem Werke ſagen. Man kann das wunderbare
Geſchick dieſes Buches wohl auch unter die merkwuͤrdi¬
gen Ereigniſſe dieſer Zeit rechnen. Die franzoͤſiſche
Polizei, einſichtig genug, daß ein Werk wie dieſes das
Zutrauen der Deutſchen auf ſich ſelbſt erhoͤhen muͤſſe,
laͤßt es weislich einſtampfen; gerettete Exemplare ſchla¬
fen, waͤhrend die Deutſchen aufwachen, und ſich, ohne
ſolch eine geiſtige Anregung, erretten. In dem gegen¬
waͤrtigen Augenblick thut das Buch einen wunderbaren
Effekt. Waͤre es fruͤher da geweſen, ſo haͤtte man ihm
einen Einfluß auf die naͤchſten großen Ereigniſſe zuge¬
ſchrieben, nun liegt es da wie eine ſpaͤtentdeckte Weiſ¬
ſagung und Anforderung an das Schickſal, ja es klingt,
als wenn es vor vielen Jahren geſchrieben waͤre. Die
Deutſchen werden ſich darin kaum wiedererkennen, aber
ſie finden daran den ſicherſten Maßſtab des ungeheuern
Schrittes, den ſie gethan haben. Moͤchten ſie, bei
dieſem Anlaß, ihre Selbſterkenntniß erweitern, und den
zweiten großen Schritt thun, ihre Verdienſte wechſel¬
ſeitig anzuerkennen, in Wiſſenſchaft und Kunſt, nicht,
wie bisher, einander ewig widerſtrebend, endlich auch
gemeinſam wirken, und, wie jetzt die auslaͤndiſche Skla¬
verei, ſo auch den innern Partheiſinn ihrer neidiſchen
Apprehenſionen unter einander beſiegen, dann wuͤrde
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Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 1. Mannheim, 1837, S. 490. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten01_1837/504>, abgerufen am 28.11.2024.
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