lichkeit, doch hierin täuschte sein Stolz ihn allzusehr; genug, zürnend und grollend zog er sich zurück, über¬ zeugt, daß man ihn bald wieder rufen müsse, und wählte sich Wetzlar zum einstweiligen Aufenthalt.
Hier warf er sich, um seine selbstauferlegte Bann¬ muße zu zerstreuen, mit neuem Eifer auf wissenschaft¬ liche Forschungen, und hier beginnt auch die Mittheilung seines Briefwechsels mit Goethe. Schon längere Zeit hatte er sich dem Großmeister deutschen Dichtens und Forschens mit Liebe genaht, war in dessen Angelegen¬ heiten eingegangen, hatte der Farbenlehre desselben hef¬ tig zugestimmt, in Beobachtungen der Atmosphäre, in Alterthums- und Kunstsachen, sich ihm angeschlossen, und nach seiner leidenschaftlichen Art eine wahre Innig¬ keit der Verehrung und Liebe für Goethe'n huldigend an Tag gelegt. In der jetzigen Lage, rauh und düster gegen die übrige Welt, wandte sein Gemüth nur um so eifriger alle weiche Zärtlichkeit auf dieses Verhältniß, das in der That keine geringe Geltung für die eigne Empfindung und die größte für die Außenwelt haben mußte.
Schultz hatte den Trieb, sich mit absonderlichen, schwierigen Gegenständen zu beschäftigen, und die Macht seines Genius sollte durchaus zu großen Resultaten durchdringen. Der Zufall führte ihn auf römische Bau¬ werke, sodann auf die römische Staatsverfassung. Un¬ glücklicher konnte er seine Richtung nicht nehmen. In
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lichkeit, doch hierin taͤuſchte ſein Stolz ihn allzuſehr; genug, zuͤrnend und grollend zog er ſich zuruͤck, uͤber¬ zeugt, daß man ihn bald wieder rufen muͤſſe, und waͤhlte ſich Wetzlar zum einſtweiligen Aufenthalt.
Hier warf er ſich, um ſeine ſelbſtauferlegte Bann¬ muße zu zerſtreuen, mit neuem Eifer auf wiſſenſchaft¬ liche Forſchungen, und hier beginnt auch die Mittheilung ſeines Briefwechſels mit Goethe. Schon laͤngere Zeit hatte er ſich dem Großmeiſter deutſchen Dichtens und Forſchens mit Liebe genaht, war in deſſen Angelegen¬ heiten eingegangen, hatte der Farbenlehre deſſelben hef¬ tig zugeſtimmt, in Beobachtungen der Atmoſphaͤre, in Alterthums- und Kunſtſachen, ſich ihm angeſchloſſen, und nach ſeiner leidenſchaftlichen Art eine wahre Innig¬ keit der Verehrung und Liebe fuͤr Goethe'n huldigend an Tag gelegt. In der jetzigen Lage, rauh und duͤſter gegen die uͤbrige Welt, wandte ſein Gemuͤth nur um ſo eifriger alle weiche Zaͤrtlichkeit auf dieſes Verhaͤltniß, das in der That keine geringe Geltung fuͤr die eigne Empfindung und die groͤßte fuͤr die Außenwelt haben mußte.
Schultz hatte den Trieb, ſich mit abſonderlichen, ſchwierigen Gegenſtaͤnden zu beſchaͤftigen, und die Macht ſeines Genius ſollte durchaus zu großen Reſultaten durchdringen. Der Zufall fuͤhrte ihn auf roͤmiſche Bau¬ werke, ſodann auf die roͤmiſche Staatsverfaſſung. Un¬ gluͤcklicher konnte er ſeine Richtung nicht nehmen. In
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lichkeit, doch hierin taͤuſchte ſein Stolz ihn allzuſehr;
genug, zuͤrnend und grollend zog er ſich zuruͤck, uͤber¬
zeugt, daß man ihn bald wieder rufen muͤſſe, und
waͤhlte ſich Wetzlar zum einſtweiligen Aufenthalt.
Hier warf er ſich, um ſeine ſelbſtauferlegte Bann¬
muße zu zerſtreuen, mit neuem Eifer auf wiſſenſchaft¬
liche Forſchungen, und hier beginnt auch die Mittheilung
ſeines Briefwechſels mit Goethe. Schon laͤngere Zeit
hatte er ſich dem Großmeiſter deutſchen Dichtens und
Forſchens mit Liebe genaht, war in deſſen Angelegen¬
heiten eingegangen, hatte der Farbenlehre deſſelben hef¬
tig zugeſtimmt, in Beobachtungen der Atmoſphaͤre, in
Alterthums- und Kunſtſachen, ſich ihm angeſchloſſen,
und nach ſeiner leidenſchaftlichen Art eine wahre Innig¬
keit der Verehrung und Liebe fuͤr Goethe'n huldigend
an Tag gelegt. In der jetzigen Lage, rauh und duͤſter
gegen die uͤbrige Welt, wandte ſein Gemuͤth nur um
ſo eifriger alle weiche Zaͤrtlichkeit auf dieſes Verhaͤltniß,
das in der That keine geringe Geltung fuͤr die eigne
Empfindung und die groͤßte fuͤr die Außenwelt haben
mußte.
Schultz hatte den Trieb, ſich mit abſonderlichen,
ſchwierigen Gegenſtaͤnden zu beſchaͤftigen, und die Macht
ſeines Genius ſollte durchaus zu großen Reſultaten
durchdringen. Der Zufall fuͤhrte ihn auf roͤmiſche Bau¬
werke, ſodann auf die roͤmiſche Staatsverfaſſung. Un¬
gluͤcklicher konnte er ſeine Richtung nicht nehmen. In
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Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 1. Mannheim, 1837, S. 467. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten01_1837/481>, abgerufen am 24.11.2024.
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