dem Minister Freiherrn von Hardenberg ein schönes Vor¬ bild einsichtiger und freundlicher Wirksamkeit; auch ge¬ wann er durch das sinnige und entschlossene Wesen, das in ihm durchblickte, die gute Meinung dieses Staats¬ mannes, der ihn nicht wieder aus den Augen verlor.
Durch den Krieg nach Berlin zurückgeworfen, rang Schultz während der Unglücksjahre muthig gegen die Drangsale des Vaterlandes; er war einer der entschie¬ densten und heftigsten Franzosenfeinde, hatte jedoch den guten Sinn, bei bittrem Deklamiren sich nicht lange aufzuhalten, sondern wandte seinen Geist wie seine Thä¬ tigkeit, wo für gemeinnützige Zwecke nichts unmittelbar zu leisten war, alsbald auf höhere Gegenstände der Wis¬ senschaft und der Kunst, und schloß die mannigfachsten Wege in diesen Gebieten für seinen Forschungstrieb auf. Nach den Befreiungskriegen bekam er eine feste Anstel¬ lung in dem Kultusministerium. Hier wirkte er in Verein mit Hirt nachdrücklich zu dem Ankauf der Solly'¬ schen Gemäldesammlung, ein Gegenstand, an welchen noch viele Jahre hindurch sich vielfacher Kampf und Wi¬ derspruch leidenschaftlich anknüpfte. Schultz war auch in den politischen Erörterungen, die darauf eine Zeit lang die Menschen über Gebühr beschäftigten, einer der heftigen Eiferer, und bildete mit Schleiermacher und Andern eine Art doktrinairer Parthei.
Als aber, in Folge der Karlsbader Beschlüsse, bei den Universitäten besondere Aufseher unter dem Namen
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dem Miniſter Freiherrn von Hardenberg ein ſchoͤnes Vor¬ bild einſichtiger und freundlicher Wirkſamkeit; auch ge¬ wann er durch das ſinnige und entſchloſſene Weſen, das in ihm durchblickte, die gute Meinung dieſes Staats¬ mannes, der ihn nicht wieder aus den Augen verlor.
Durch den Krieg nach Berlin zuruͤckgeworfen, rang Schultz waͤhrend der Ungluͤcksjahre muthig gegen die Drangſale des Vaterlandes; er war einer der entſchie¬ denſten und heftigſten Franzoſenfeinde, hatte jedoch den guten Sinn, bei bittrem Deklamiren ſich nicht lange aufzuhalten, ſondern wandte ſeinen Geiſt wie ſeine Thaͤ¬ tigkeit, wo fuͤr gemeinnuͤtzige Zwecke nichts unmittelbar zu leiſten war, alsbald auf hoͤhere Gegenſtaͤnde der Wiſ¬ ſenſchaft und der Kunſt, und ſchloß die mannigfachſten Wege in dieſen Gebieten fuͤr ſeinen Forſchungstrieb auf. Nach den Befreiungskriegen bekam er eine feſte Anſtel¬ lung in dem Kultusminiſterium. Hier wirkte er in Verein mit Hirt nachdruͤcklich zu dem Ankauf der Solly’¬ ſchen Gemaͤldeſammlung, ein Gegenſtand, an welchen noch viele Jahre hindurch ſich vielfacher Kampf und Wi¬ derſpruch leidenſchaftlich anknuͤpfte. Schultz war auch in den politiſchen Eroͤrterungen, die darauf eine Zeit lang die Menſchen uͤber Gebuͤhr beſchaͤftigten, einer der heftigen Eiferer, und bildete mit Schleiermacher und Andern eine Art doktrinairer Parthei.
Als aber, in Folge der Karlsbader Beſchluͤſſe, bei den Univerſitaͤten beſondere Aufſeher unter dem Namen
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dem Miniſter Freiherrn von Hardenberg ein ſchoͤnes Vor¬
bild einſichtiger und freundlicher Wirkſamkeit; auch ge¬
wann er durch das ſinnige und entſchloſſene Weſen, das
in ihm durchblickte, die gute Meinung dieſes Staats¬
mannes, der ihn nicht wieder aus den Augen verlor.
Durch den Krieg nach Berlin zuruͤckgeworfen, rang
Schultz waͤhrend der Ungluͤcksjahre muthig gegen die
Drangſale des Vaterlandes; er war einer der entſchie¬
denſten und heftigſten Franzoſenfeinde, hatte jedoch den
guten Sinn, bei bittrem Deklamiren ſich nicht lange
aufzuhalten, ſondern wandte ſeinen Geiſt wie ſeine Thaͤ¬
tigkeit, wo fuͤr gemeinnuͤtzige Zwecke nichts unmittelbar
zu leiſten war, alsbald auf hoͤhere Gegenſtaͤnde der Wiſ¬
ſenſchaft und der Kunſt, und ſchloß die mannigfachſten
Wege in dieſen Gebieten fuͤr ſeinen Forſchungstrieb auf.
Nach den Befreiungskriegen bekam er eine feſte Anſtel¬
lung in dem Kultusminiſterium. Hier wirkte er in
Verein mit Hirt nachdruͤcklich zu dem Ankauf der Solly’¬
ſchen Gemaͤldeſammlung, ein Gegenſtand, an welchen
noch viele Jahre hindurch ſich vielfacher Kampf und Wi¬
derſpruch leidenſchaftlich anknuͤpfte. Schultz war auch
in den politiſchen Eroͤrterungen, die darauf eine Zeit
lang die Menſchen uͤber Gebuͤhr beſchaͤftigten, einer der
heftigen Eiferer, und bildete mit Schleiermacher und
Andern eine Art doktrinairer Parthei.
Als aber, in Folge der Karlsbader Beſchluͤſſe, bei
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Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 1. Mannheim, 1837, S. 465. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten01_1837/479>, abgerufen am 24.11.2024.
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