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Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 1. Mannheim, 1837.

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allerlei Züge anführte, die ihr zum Nachtheil gereichen
sollten. Die Untersuchung ihrer Papiere brachte jedoch
kein Ergebniß gegen sie; ihre Herkunft und früheren
Verhältnisse blieben zweifelhaft. Indeß urtheilte das
Gericht in der Vermögenssache zu Gunsten des Hubert
Saint-Desire, und Mad. Guachet, um sich den wei¬
tern Ansprüchen und Verfolgungen ihres Gegnes zu
entziehen, verließ Mainz und begab sich nach Frankfurt
am Main, von wo sie bald nachher in Gesellschaft einer
Schweizerin, mit der sie schon in Mainz befreundet
gewesen, eine abermalige Reise nach Rußland unter¬
nahm. Dort soll sie mit dieser Gehülfin vereint eine
Erziehungsanstalt gegründet haben. Alle weitern Nach¬
richten aber fehlen seitdem; wahrscheinlich hat sie ihren
Namen verändert, und ist in der entlegenen Fremde
unbekannt und unbeachtet gestorben. Wenigstens ist zu
vermuthen, daß sie die Wiederherstellung der Bourbons,
wenn dieses Ereigniß noch in ihre Lebenszeit gefallen
wäre, eifrigst benutzt haben würde, um neue Hoff¬
nungen und Versuche für ihre Ansprüche damit zu ver¬
knüpfen.

War diese Frau von so merkwürdigen Eigenschaften
und Schicksalen nun wirklich eine Tochter des Prinzen
von Bourbon-Conti, oder hatte sie nur eine Täuschung
gespielt, die jedenfalls eine traurige und unfruchtbare
war, und aus der, bei den waltenden Umständen ihre

allerlei Zuͤge anfuͤhrte, die ihr zum Nachtheil gereichen
ſollten. Die Unterſuchung ihrer Papiere brachte jedoch
kein Ergebniß gegen ſie; ihre Herkunft und fruͤheren
Verhaͤltniſſe blieben zweifelhaft. Indeß urtheilte das
Gericht in der Vermoͤgensſache zu Gunſten des Hubert
Saint-Déſiré, und Mad. Guachet, um ſich den wei¬
tern Anſpruͤchen und Verfolgungen ihres Gegnes zu
entziehen, verließ Mainz und begab ſich nach Frankfurt
am Main, von wo ſie bald nachher in Geſellſchaft einer
Schweizerin, mit der ſie ſchon in Mainz befreundet
geweſen, eine abermalige Reiſe nach Rußland unter¬
nahm. Dort ſoll ſie mit dieſer Gehuͤlfin vereint eine
Erziehungsanſtalt gegruͤndet haben. Alle weitern Nach¬
richten aber fehlen ſeitdem; wahrſcheinlich hat ſie ihren
Namen veraͤndert, und iſt in der entlegenen Fremde
unbekannt und unbeachtet geſtorben. Wenigſtens iſt zu
vermuthen, daß ſie die Wiederherſtellung der Bourbons,
wenn dieſes Ereigniß noch in ihre Lebenszeit gefallen
waͤre, eifrigſt benutzt haben wuͤrde, um neue Hoff¬
nungen und Verſuche fuͤr ihre Anſpruͤche damit zu ver¬
knuͤpfen.

War dieſe Frau von ſo merkwuͤrdigen Eigenſchaften
und Schickſalen nun wirklich eine Tochter des Prinzen
von Bourbon-Conti, oder hatte ſie nur eine Taͤuſchung
geſpielt, die jedenfalls eine traurige und unfruchtbare
war, und aus der, bei den waltenden Umſtaͤnden ihre

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[454/0468] allerlei Zuͤge anfuͤhrte, die ihr zum Nachtheil gereichen ſollten. Die Unterſuchung ihrer Papiere brachte jedoch kein Ergebniß gegen ſie; ihre Herkunft und fruͤheren Verhaͤltniſſe blieben zweifelhaft. Indeß urtheilte das Gericht in der Vermoͤgensſache zu Gunſten des Hubert Saint-Déſiré, und Mad. Guachet, um ſich den wei¬ tern Anſpruͤchen und Verfolgungen ihres Gegnes zu entziehen, verließ Mainz und begab ſich nach Frankfurt am Main, von wo ſie bald nachher in Geſellſchaft einer Schweizerin, mit der ſie ſchon in Mainz befreundet geweſen, eine abermalige Reiſe nach Rußland unter¬ nahm. Dort ſoll ſie mit dieſer Gehuͤlfin vereint eine Erziehungsanſtalt gegruͤndet haben. Alle weitern Nach¬ richten aber fehlen ſeitdem; wahrſcheinlich hat ſie ihren Namen veraͤndert, und iſt in der entlegenen Fremde unbekannt und unbeachtet geſtorben. Wenigſtens iſt zu vermuthen, daß ſie die Wiederherſtellung der Bourbons, wenn dieſes Ereigniß noch in ihre Lebenszeit gefallen waͤre, eifrigſt benutzt haben wuͤrde, um neue Hoff¬ nungen und Verſuche fuͤr ihre Anſpruͤche damit zu ver¬ knuͤpfen. War dieſe Frau von ſo merkwuͤrdigen Eigenſchaften und Schickſalen nun wirklich eine Tochter des Prinzen von Bourbon-Conti, oder hatte ſie nur eine Taͤuſchung geſpielt, die jedenfalls eine traurige und unfruchtbare war, und aus der, bei den waltenden Umſtaͤnden ihre

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Zitationshilfe: Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 1. Mannheim, 1837, S. 454. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten01_1837/468>, abgerufen am 24.11.2024.