zu dem höheren Gebiete innerer Forschungen und frommer Weisheit empor, dem er schon in seinem achtzehnten Jahre durch selbstständigen Entschluß in eigenthümlicher Bahn sich gewidmet hatte. Die gewöhnlichen Wissen¬ schaften und Bücher ließen ihn unbefriedigt; noch auf der Schule las er schon mit Entzücken das Werk von Abadie l'art de se connaeitre, welches ihn für höhere Dinge entschied; später regten Burlamaqui's Schriften ihn mächtig an. Seine Anstellung in Tours war von keiner Dauer; abermals dem Willen seines Vaters fol¬ gend, trat er in seinem zweiundzwanzigsten Jahre in das Regiment von Foix als Offizier. Hier zeichnete er sich durch strenge Erfüllung seiner Pflichten und durch sittlichen Lebenswandel aus; seine Kammeraden waren über seine Grundsätze verwundert, fanden sein Betragen sonderbar, aber gewannen ihn bald lieb, und ließen ihn in seiner Art gewähren, manche sogar schlossen sich ihm näher an. Seine Hauptbeschäftigung machten nun die alten und die neuen Sprachen, die schönen Künste und besonders die höheren Wissenschaften. Musik und ländliche Wanderungen wurden seine liebste Erholung. Von größter Wichtigkeit aber war für ihn die Bekannt¬ schaft, die er zu Bordeaux, wo sein Regiment in Be¬ satzung lag, durch einige seiner Kammeraden mit dem in die höheren Kenntnisse eingeweihten Martinez Pas¬ qualis machte, der ihn zu seinem Schüler aufnahm. Leidenschaftlich für die Wahrheit erglüht, widmete er
zu dem hoͤheren Gebiete innerer Forſchungen und frommer Weisheit empor, dem er ſchon in ſeinem achtzehnten Jahre durch ſelbſtſtaͤndigen Entſchluß in eigenthuͤmlicher Bahn ſich gewidmet hatte. Die gewoͤhnlichen Wiſſen¬ ſchaften und Buͤcher ließen ihn unbefriedigt; noch auf der Schule las er ſchon mit Entzuͤcken das Werk von Abadie l'art de se connaître, welches ihn fuͤr hoͤhere Dinge entſchied; ſpaͤter regten Burlamaqui's Schriften ihn maͤchtig an. Seine Anſtellung in Tours war von keiner Dauer; abermals dem Willen ſeines Vaters fol¬ gend, trat er in ſeinem zweiundzwanzigſten Jahre in das Regiment von Foix als Offizier. Hier zeichnete er ſich durch ſtrenge Erfuͤllung ſeiner Pflichten und durch ſittlichen Lebenswandel aus; ſeine Kammeraden waren uͤber ſeine Grundſaͤtze verwundert, fanden ſein Betragen ſonderbar, aber gewannen ihn bald lieb, und ließen ihn in ſeiner Art gewaͤhren, manche ſogar ſchloſſen ſich ihm naͤher an. Seine Hauptbeſchaͤftigung machten nun die alten und die neuen Sprachen, die ſchoͤnen Kuͤnſte und beſonders die hoͤheren Wiſſenſchaften. Muſik und laͤndliche Wanderungen wurden ſeine liebſte Erholung. Von groͤßter Wichtigkeit aber war fuͤr ihn die Bekannt¬ ſchaft, die er zu Bordeaux, wo ſein Regiment in Be¬ ſatzung lag, durch einige ſeiner Kammeraden mit dem in die hoͤheren Kenntniſſe eingeweihten Martinez Pas¬ qualis machte, der ihn zu ſeinem Schuͤler aufnahm. Leidenſchaftlich fuͤr die Wahrheit ergluͤht, widmete er
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zu dem hoͤheren Gebiete innerer Forſchungen und frommer
Weisheit empor, dem er ſchon in ſeinem achtzehnten
Jahre durch ſelbſtſtaͤndigen Entſchluß in eigenthuͤmlicher
Bahn ſich gewidmet hatte. Die gewoͤhnlichen Wiſſen¬
ſchaften und Buͤcher ließen ihn unbefriedigt; noch auf
der Schule las er ſchon mit Entzuͤcken das Werk von
Abadie l'art de se connaître, welches ihn fuͤr hoͤhere
Dinge entſchied; ſpaͤter regten Burlamaqui's Schriften
ihn maͤchtig an. Seine Anſtellung in Tours war von
keiner Dauer; abermals dem Willen ſeines Vaters fol¬
gend, trat er in ſeinem zweiundzwanzigſten Jahre in
das Regiment von Foix als Offizier. Hier zeichnete
er ſich durch ſtrenge Erfuͤllung ſeiner Pflichten und durch
ſittlichen Lebenswandel aus; ſeine Kammeraden waren
uͤber ſeine Grundſaͤtze verwundert, fanden ſein Betragen
ſonderbar, aber gewannen ihn bald lieb, und ließen
ihn in ſeiner Art gewaͤhren, manche ſogar ſchloſſen ſich
ihm naͤher an. Seine Hauptbeſchaͤftigung machten nun
die alten und die neuen Sprachen, die ſchoͤnen Kuͤnſte
und beſonders die hoͤheren Wiſſenſchaften. Muſik und
laͤndliche Wanderungen wurden ſeine liebſte Erholung.
Von groͤßter Wichtigkeit aber war fuͤr ihn die Bekannt¬
ſchaft, die er zu Bordeaux, wo ſein Regiment in Be¬
ſatzung lag, durch einige ſeiner Kammeraden mit dem
in die hoͤheren Kenntniſſe eingeweihten Martinez Pas¬
qualis machte, der ihn zu ſeinem Schuͤler aufnahm.
Leidenſchaftlich fuͤr die Wahrheit ergluͤht, widmete er
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Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 1. Mannheim, 1837, S. 405. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten01_1837/419>, abgerufen am 22.11.2024.
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