Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 1. Mannheim, 1837.

Bild:
<< vorherige Seite

dies geschehen, so brach die Masernkrankheit bei ihm
aus, und er mußte jede Thätigkeit aufgeben. Noch
nicht völlig genesen, übernahm er, zur schließlichen Fest¬
stellung der Verhältnisse mit England, eine außerordent¬
liche Sendung nach London, wo er mehrere Monate
zubrachte.

Im Jahre 1806 ereignete sich durch besondere Ver¬
hältnisse der Anlaß, daß Bernstorff auf einige Zeit sich
wiederum nach Berlin begab. Die günstigsten Eindrücke
blieben auch von dieser zweiten Anwesenheit Bernstorff's
daselbst am Hofe und in den Gesellschaftskreisen zurück.

Dasselbe Jahr brachte ihm die Begründung seines
eigenen häuslichen Glückes; er vermählte sich im Som¬
mer 1806 zu Emkendorf mit seiner Nichte, der Gräfin
Elisabeth von Dernath.

Dieses und die nächstfolgenden Jahre war Bernstorff
durch die Zeitumstände genöthigt, im Gefolge des Kron¬
prinzen-Regenten größtentheils in Kiel zuzubringen, wo
eine dänische Truppenmacht zum Schutze Holsteins auf¬
gestellt war. Dänemark fand sich zwischen den entge¬
gengesetzten Zumuthungen der kriegführenden Mächte in
der mißlichsten Lage, und besonders gab der fortdau¬
ernde Seekrieg theils neuen Anlaß zu widerwärtigen
Erörterungen und Spannungen, die zu beseitigen immer
weniger gelingen wollte. Am 9. August 1807 hatte
Bernstorff die entscheidende, in der diplomatischen Ge¬
schichte berühmt gewordene Unterredung mit dem engli¬

dies geſchehen, ſo brach die Maſernkrankheit bei ihm
aus, und er mußte jede Thaͤtigkeit aufgeben. Noch
nicht voͤllig geneſen, uͤbernahm er, zur ſchließlichen Feſt¬
ſtellung der Verhaͤltniſſe mit England, eine außerordent¬
liche Sendung nach London, wo er mehrere Monate
zubrachte.

Im Jahre 1806 ereignete ſich durch beſondere Ver¬
haͤltniſſe der Anlaß, daß Bernſtorff auf einige Zeit ſich
wiederum nach Berlin begab. Die guͤnſtigſten Eindruͤcke
blieben auch von dieſer zweiten Anweſenheit Bernſtorff's
daſelbſt am Hofe und in den Geſellſchaftskreiſen zuruͤck.

Daſſelbe Jahr brachte ihm die Begruͤndung ſeines
eigenen haͤuslichen Gluͤckes; er vermaͤhlte ſich im Som¬
mer 1806 zu Emkendorf mit ſeiner Nichte, der Graͤfin
Eliſabeth von Dernath.

Dieſes und die naͤchſtfolgenden Jahre war Bernſtorff
durch die Zeitumſtaͤnde genoͤthigt, im Gefolge des Kron¬
prinzen-Regenten groͤßtentheils in Kiel zuzubringen, wo
eine daͤniſche Truppenmacht zum Schutze Holſteins auf¬
geſtellt war. Daͤnemark fand ſich zwiſchen den entge¬
gengeſetzten Zumuthungen der kriegfuͤhrenden Maͤchte in
der mißlichſten Lage, und beſonders gab der fortdau¬
ernde Seekrieg theils neuen Anlaß zu widerwaͤrtigen
Eroͤrterungen und Spannungen, die zu beſeitigen immer
weniger gelingen wollte. Am 9. Auguſt 1807 hatte
Bernſtorff die entſcheidende, in der diplomatiſchen Ge¬
ſchichte beruͤhmt gewordene Unterredung mit dem engli¬

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0377" n="363"/>
dies ge&#x017F;chehen, &#x017F;o brach die Ma&#x017F;ernkrankheit bei ihm<lb/>
aus, und er mußte jede Tha&#x0364;tigkeit aufgeben. Noch<lb/>
nicht vo&#x0364;llig gene&#x017F;en, u&#x0364;bernahm er, zur &#x017F;chließlichen Fe&#x017F;<lb/>
&#x017F;tellung der Verha&#x0364;ltni&#x017F;&#x017F;e mit England, eine außerordent¬<lb/>
liche Sendung nach London, wo er mehrere Monate<lb/>
zubrachte.</p><lb/>
          <p>Im Jahre <hi rendition="#b">1806</hi> ereignete &#x017F;ich durch be&#x017F;ondere Ver¬<lb/>
ha&#x0364;ltni&#x017F;&#x017F;e der Anlaß, daß Bern&#x017F;torff auf einige Zeit &#x017F;ich<lb/>
wiederum nach Berlin begab. Die gu&#x0364;n&#x017F;tig&#x017F;ten Eindru&#x0364;cke<lb/>
blieben auch von die&#x017F;er zweiten Anwe&#x017F;enheit Bern&#x017F;torff's<lb/>
da&#x017F;elb&#x017F;t am Hofe und in den Ge&#x017F;ell&#x017F;chaftskrei&#x017F;en zuru&#x0364;ck.</p><lb/>
          <p>Da&#x017F;&#x017F;elbe Jahr brachte ihm die Begru&#x0364;ndung &#x017F;eines<lb/>
eigenen ha&#x0364;uslichen Glu&#x0364;ckes; er verma&#x0364;hlte &#x017F;ich im Som¬<lb/>
mer <hi rendition="#b">1806</hi> zu Emkendorf mit &#x017F;einer Nichte, der Gra&#x0364;fin<lb/>
Eli&#x017F;abeth von Dernath.</p><lb/>
          <p>Die&#x017F;es und die na&#x0364;ch&#x017F;tfolgenden Jahre war Bern&#x017F;torff<lb/>
durch die Zeitum&#x017F;ta&#x0364;nde geno&#x0364;thigt, im Gefolge des Kron¬<lb/>
prinzen-Regenten gro&#x0364;ßtentheils in Kiel zuzubringen, wo<lb/>
eine da&#x0364;ni&#x017F;che Truppenmacht zum Schutze Hol&#x017F;teins auf¬<lb/>
ge&#x017F;tellt war. Da&#x0364;nemark fand &#x017F;ich zwi&#x017F;chen den entge¬<lb/>
genge&#x017F;etzten Zumuthungen der kriegfu&#x0364;hrenden Ma&#x0364;chte in<lb/>
der mißlich&#x017F;ten Lage, und be&#x017F;onders gab der fortdau¬<lb/>
ernde Seekrieg theils neuen Anlaß zu widerwa&#x0364;rtigen<lb/>
Ero&#x0364;rterungen und Spannungen, die zu be&#x017F;eitigen immer<lb/>
weniger gelingen wollte. Am <hi rendition="#b">9</hi>. Augu&#x017F;t <hi rendition="#b">1807</hi> hatte<lb/>
Bern&#x017F;torff die ent&#x017F;cheidende, in der diplomati&#x017F;chen Ge¬<lb/>
&#x017F;chichte beru&#x0364;hmt gewordene Unterredung mit dem engli¬<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[363/0377] dies geſchehen, ſo brach die Maſernkrankheit bei ihm aus, und er mußte jede Thaͤtigkeit aufgeben. Noch nicht voͤllig geneſen, uͤbernahm er, zur ſchließlichen Feſt¬ ſtellung der Verhaͤltniſſe mit England, eine außerordent¬ liche Sendung nach London, wo er mehrere Monate zubrachte. Im Jahre 1806 ereignete ſich durch beſondere Ver¬ haͤltniſſe der Anlaß, daß Bernſtorff auf einige Zeit ſich wiederum nach Berlin begab. Die guͤnſtigſten Eindruͤcke blieben auch von dieſer zweiten Anweſenheit Bernſtorff's daſelbſt am Hofe und in den Geſellſchaftskreiſen zuruͤck. Daſſelbe Jahr brachte ihm die Begruͤndung ſeines eigenen haͤuslichen Gluͤckes; er vermaͤhlte ſich im Som¬ mer 1806 zu Emkendorf mit ſeiner Nichte, der Graͤfin Eliſabeth von Dernath. Dieſes und die naͤchſtfolgenden Jahre war Bernſtorff durch die Zeitumſtaͤnde genoͤthigt, im Gefolge des Kron¬ prinzen-Regenten groͤßtentheils in Kiel zuzubringen, wo eine daͤniſche Truppenmacht zum Schutze Holſteins auf¬ geſtellt war. Daͤnemark fand ſich zwiſchen den entge¬ gengeſetzten Zumuthungen der kriegfuͤhrenden Maͤchte in der mißlichſten Lage, und beſonders gab der fortdau¬ ernde Seekrieg theils neuen Anlaß zu widerwaͤrtigen Eroͤrterungen und Spannungen, die zu beſeitigen immer weniger gelingen wollte. Am 9. Auguſt 1807 hatte Bernſtorff die entſcheidende, in der diplomatiſchen Ge¬ ſchichte beruͤhmt gewordene Unterredung mit dem engli¬

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten01_1837
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten01_1837/377
Zitationshilfe: Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 1. Mannheim, 1837, S. 363. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten01_1837/377>, abgerufen am 22.11.2024.