schriftstellerischen Erzeugnisse, die ihm, auch wenn er auf Erwerb dabei Rücksicht zu nehmen hatte, niemals zum bloßen Gewerbe werden konnten, ist ächter Gehalt mit feiner Bildung vereinigt. Dies gilt von seinen Gedichten wie von seiner Prosa, von seinen frühern launigen Versuchen, wie von seinen spätern kritischen Arbeiten. Alles in diesen hat eine feste Grundlage, ist eigenthümlich gedacht und gestaltet. Er schrieb nicht, wenn er nichts zu sagen hatte; hohle Redensarten wa¬ ren ihm unmöglich; dagegen glaubte er nicht, jedesmal Auffallendes und Ueberschwängliches sagen zu müssen, ihm genügte, das Verständige und Angemessene auszu¬ sprechen. Sein Scharfsinn und Takt in Erfassung des Individuellen wurden besonders für seine kritischen Ar¬ beiten mehr und mehr bedeutend. Durch Besonnenheit, verständige Einsicht, klare gebildete Sprache, treffendes Urtheil und schickliche Freimüthigkeit reihen sich seine Kritiken den besten unserer Literatur an. Man fühlt es gleich beim Lesen derselben, daß ihm bei Beurthei¬ lung des Einzelnen stets der Bezug auf ein größeres Ganzes des litterarischen Bildungszustandes gegenwärtig bleibt, und daß auch wieder dieser letztere ihm mit einem höhern geistigen Gesammtleben eng verbunden ist. Seine Aufsätze fanden überall verdiente Anerkennung. Als Göthe von mehreren Seiten angeregt wurde, ein öffentliches Wort über die Gedichte des Königs Ludwig von Baiern zu sagen, lehnte er es mit dem Bemerken
ſchriftſtelleriſchen Erzeugniſſe, die ihm, auch wenn er auf Erwerb dabei Ruͤckſicht zu nehmen hatte, niemals zum bloßen Gewerbe werden konnten, iſt aͤchter Gehalt mit feiner Bildung vereinigt. Dies gilt von ſeinen Gedichten wie von ſeiner Proſa, von ſeinen fruͤhern launigen Verſuchen, wie von ſeinen ſpaͤtern kritiſchen Arbeiten. Alles in dieſen hat eine feſte Grundlage, iſt eigenthuͤmlich gedacht und geſtaltet. Er ſchrieb nicht, wenn er nichts zu ſagen hatte; hohle Redensarten wa¬ ren ihm unmoͤglich; dagegen glaubte er nicht, jedesmal Auffallendes und Ueberſchwaͤngliches ſagen zu muͤſſen, ihm genuͤgte, das Verſtaͤndige und Angemeſſene auszu¬ ſprechen. Sein Scharfſinn und Takt in Erfaſſung des Individuellen wurden beſonders fuͤr ſeine kritiſchen Ar¬ beiten mehr und mehr bedeutend. Durch Beſonnenheit, verſtaͤndige Einſicht, klare gebildete Sprache, treffendes Urtheil und ſchickliche Freimuͤthigkeit reihen ſich ſeine Kritiken den beſten unſerer Literatur an. Man fuͤhlt es gleich beim Leſen derſelben, daß ihm bei Beurthei¬ lung des Einzelnen ſtets der Bezug auf ein groͤßeres Ganzes des litterariſchen Bildungszuſtandes gegenwaͤrtig bleibt, und daß auch wieder dieſer letztere ihm mit einem hoͤhern geiſtigen Geſammtleben eng verbunden iſt. Seine Aufſaͤtze fanden uͤberall verdiente Anerkennung. Als Goͤthe von mehreren Seiten angeregt wurde, ein oͤffentliches Wort uͤber die Gedichte des Koͤnigs Ludwig von Baiern zu ſagen, lehnte er es mit dem Bemerken
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ſchriftſtelleriſchen Erzeugniſſe, die ihm, auch wenn er
auf Erwerb dabei Ruͤckſicht zu nehmen hatte, niemals
zum bloßen Gewerbe werden konnten, iſt aͤchter Gehalt
mit feiner Bildung vereinigt. Dies gilt von ſeinen
Gedichten wie von ſeiner Proſa, von ſeinen fruͤhern
launigen Verſuchen, wie von ſeinen ſpaͤtern kritiſchen
Arbeiten. Alles in dieſen hat eine feſte Grundlage, iſt
eigenthuͤmlich gedacht und geſtaltet. Er ſchrieb nicht,
wenn er nichts zu ſagen hatte; hohle Redensarten wa¬
ren ihm unmoͤglich; dagegen glaubte er nicht, jedesmal
Auffallendes und Ueberſchwaͤngliches ſagen zu muͤſſen,
ihm genuͤgte, das Verſtaͤndige und Angemeſſene auszu¬
ſprechen. Sein Scharfſinn und Takt in Erfaſſung des
Individuellen wurden beſonders fuͤr ſeine kritiſchen Ar¬
beiten mehr und mehr bedeutend. Durch Beſonnenheit,
verſtaͤndige Einſicht, klare gebildete Sprache, treffendes
Urtheil und ſchickliche Freimuͤthigkeit reihen ſich ſeine
Kritiken den beſten unſerer Literatur an. Man fuͤhlt
es gleich beim Leſen derſelben, daß ihm bei Beurthei¬
lung des Einzelnen ſtets der Bezug auf ein groͤßeres
Ganzes des litterariſchen Bildungszuſtandes gegenwaͤrtig
bleibt, und daß auch wieder dieſer letztere ihm mit
einem hoͤhern geiſtigen Geſammtleben eng verbunden iſt.
Seine Aufſaͤtze fanden uͤberall verdiente Anerkennung.
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Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 1. Mannheim, 1837, S. 354. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten01_1837/368>, abgerufen am 22.11.2024.
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