zu verbinden schienen. Es war eine Art Verkündigung neuen Aufschwunges zum Dichten und Leben, wozu hauptsächlich die strebende Jugend sich berufen fühlte. Was man gemeinhin die neue Schule nannte, und wozu allerdings die Schlegel'schen Lehren und Beispiele den Kern lieferten, war jedoch weit entfernt, nur aus stren¬ gen Bekennern dieses Namens zu bestehen. Der ge¬ heime Zwiespalt, welcher von Beginn her die Häupter trennte, war noch weit mehr unter den Jüngern zu finden, und trat in vielfachen Abweichungen deutlich hervor. Weder Neumann selbst, noch seine obengenann¬ ten Freunde, einen einzigen vielleicht ausgenommen, konnten als eigentliche Schlegelianer gelten, obgleich im Ganzen die Richtungen befolgt wurden, für welche die beiden Schlegel selbst nicht sowohl Meister und Führer als vielmehr Organe geworden waren. Neumann in¬ sonderheit hat niemals die Bekanntschaft August Wil¬ helm Schlegel's gemacht oder gesucht; seine größte Ver¬ ehrung war vielmehr Fichte'n eifrig zugewandt, der die Annahmen und Behauptungen von jenem größtentheils verwarf und dies unverholen aussprach. Ueberschwäng¬ lich aber, bis zum Mißbrauch, war die Nachbildung der poetischen Reimformen, welche die neue Schule von den Italiänern und Spaniern entlehnt hatte, und durch welche auch Neumann derselben anzugehören schien.
Durch Erbschaft war ihm eine Summe Geldes über¬ kommen, welche er sogleich anwandte, um seine Neigung
zu verbinden ſchienen. Es war eine Art Verkuͤndigung neuen Aufſchwunges zum Dichten und Leben, wozu hauptſaͤchlich die ſtrebende Jugend ſich berufen fuͤhlte. Was man gemeinhin die neue Schule nannte, und wozu allerdings die Schlegel'ſchen Lehren und Beiſpiele den Kern lieferten, war jedoch weit entfernt, nur aus ſtren¬ gen Bekennern dieſes Namens zu beſtehen. Der ge¬ heime Zwieſpalt, welcher von Beginn her die Haͤupter trennte, war noch weit mehr unter den Juͤngern zu finden, und trat in vielfachen Abweichungen deutlich hervor. Weder Neumann ſelbſt, noch ſeine obengenann¬ ten Freunde, einen einzigen vielleicht ausgenommen, konnten als eigentliche Schlegelianer gelten, obgleich im Ganzen die Richtungen befolgt wurden, fuͤr welche die beiden Schlegel ſelbſt nicht ſowohl Meiſter und Fuͤhrer als vielmehr Organe geworden waren. Neumann in¬ ſonderheit hat niemals die Bekanntſchaft Auguſt Wil¬ helm Schlegel's gemacht oder geſucht; ſeine groͤßte Ver¬ ehrung war vielmehr Fichte'n eifrig zugewandt, der die Annahmen und Behauptungen von jenem groͤßtentheils verwarf und dies unverholen ausſprach. Ueberſchwaͤng¬ lich aber, bis zum Mißbrauch, war die Nachbildung der poetiſchen Reimformen, welche die neue Schule von den Italiaͤnern und Spaniern entlehnt hatte, und durch welche auch Neumann derſelben anzugehoͤren ſchien.
Durch Erbſchaft war ihm eine Summe Geldes uͤber¬ kommen, welche er ſogleich anwandte, um ſeine Neigung
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zu verbinden ſchienen. Es war eine Art Verkuͤndigung
neuen Aufſchwunges zum Dichten und Leben, wozu
hauptſaͤchlich die ſtrebende Jugend ſich berufen fuͤhlte.
Was man gemeinhin die neue Schule nannte, und wozu
allerdings die Schlegel'ſchen Lehren und Beiſpiele den
Kern lieferten, war jedoch weit entfernt, nur aus ſtren¬
gen Bekennern dieſes Namens zu beſtehen. Der ge¬
heime Zwieſpalt, welcher von Beginn her die Haͤupter
trennte, war noch weit mehr unter den Juͤngern zu
finden, und trat in vielfachen Abweichungen deutlich
hervor. Weder Neumann ſelbſt, noch ſeine obengenann¬
ten Freunde, einen einzigen vielleicht ausgenommen,
konnten als eigentliche Schlegelianer gelten, obgleich im
Ganzen die Richtungen befolgt wurden, fuͤr welche die
beiden Schlegel ſelbſt nicht ſowohl Meiſter und Fuͤhrer
als vielmehr Organe geworden waren. Neumann in¬
ſonderheit hat niemals die Bekanntſchaft Auguſt Wil¬
helm Schlegel's gemacht oder geſucht; ſeine groͤßte Ver¬
ehrung war vielmehr Fichte'n eifrig zugewandt, der die
Annahmen und Behauptungen von jenem groͤßtentheils
verwarf und dies unverholen ausſprach. Ueberſchwaͤng¬
lich aber, bis zum Mißbrauch, war die Nachbildung der
poetiſchen Reimformen, welche die neue Schule von den
Italiaͤnern und Spaniern entlehnt hatte, und durch
welche auch Neumann derſelben anzugehoͤren ſchien.
Durch Erbſchaft war ihm eine Summe Geldes uͤber¬
kommen, welche er ſogleich anwandte, um ſeine Neigung
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Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 1. Mannheim, 1837, S. 347. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten01_1837/361>, abgerufen am 25.11.2024.
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