Feindes Herrschaft, und nicht ohne Gefahr, einen kräf¬ tigen Aufruf zum Kampfe. Er selbst hatte früher rit¬ terliche Uebungen sehr geliebt, als Fechter und Turner große Geschicklichkeit gezeigt; in jüngeren Jahren würde der Kriegsdienst ihm eine willkommene Laufbahn ge¬ wesen sein. Jetzt, nicht jung genug, um unter den freiwilligen Jägern zu dienen, getrennt von den Freun¬ den, bei welchen er eine ihm gemäße Stellung hätte finden können, krank und mißmuthig im Gefühl per¬ sönlichen Zurückstehens, mußte er sich der Verknüpfung ungünstiger Umstände fügen, und einen andern Aus¬ weg wählen, seine Gesinnung und seinen Eifer zu be¬ thätigen. Er benutzte das Anerbieten des russischen Gesandten Grafen Goloffkin, der bei seiner Mission in Stuttgart ihm eine diplomatische Thätigkeit eröffnete, welche für die gemeinsame Sache auf diesem Punkte so wichtig als ersprießlich sein mußte.
Mit ehrenvollster Anerkennung seiner geleisteten Dienste schied er noch während des Sommers 1814 aus diesem angenehmen und zu vertraulicher Freund¬ schaft gewordenen Verhältnisse, indem er zu der freien Muße gern zurückkehrte, die seiner Lebensgewöhnung mehr als andre Vortheile nöthig geworden war. Den großen Ereignissen hatte inzwischen auch seine Dichtung eigenthümliche Darstellungen und Ergüsse gewidmet, und ein Theil der begeisterten Gesänge, welche später unter dem Titel "Kämpfe der Zeit" im Druck her¬
Feindes Herrſchaft, und nicht ohne Gefahr, einen kraͤf¬ tigen Aufruf zum Kampfe. Er ſelbſt hatte fruͤher rit¬ terliche Uebungen ſehr geliebt, als Fechter und Turner große Geſchicklichkeit gezeigt; in juͤngeren Jahren wuͤrde der Kriegsdienſt ihm eine willkommene Laufbahn ge¬ weſen ſein. Jetzt, nicht jung genug, um unter den freiwilligen Jaͤgern zu dienen, getrennt von den Freun¬ den, bei welchen er eine ihm gemaͤße Stellung haͤtte finden koͤnnen, krank und mißmuthig im Gefuͤhl per¬ ſoͤnlichen Zuruͤckſtehens, mußte er ſich der Verknuͤpfung unguͤnſtiger Umſtaͤnde fuͤgen, und einen andern Aus¬ weg waͤhlen, ſeine Geſinnung und ſeinen Eifer zu be¬ thaͤtigen. Er benutzte das Anerbieten des ruſſiſchen Geſandten Grafen Goloffkin, der bei ſeiner Miſſion in Stuttgart ihm eine diplomatiſche Thaͤtigkeit eroͤffnete, welche fuͤr die gemeinſame Sache auf dieſem Punkte ſo wichtig als erſprießlich ſein mußte.
Mit ehrenvollſter Anerkennung ſeiner geleiſteten Dienſte ſchied er noch waͤhrend des Sommers 1814 aus dieſem angenehmen und zu vertraulicher Freund¬ ſchaft gewordenen Verhaͤltniſſe, indem er zu der freien Muße gern zuruͤckkehrte, die ſeiner Lebensgewoͤhnung mehr als andre Vortheile noͤthig geworden war. Den großen Ereigniſſen hatte inzwiſchen auch ſeine Dichtung eigenthuͤmliche Darſtellungen und Erguͤſſe gewidmet, und ein Theil der begeiſterten Geſaͤnge, welche ſpaͤter unter dem Titel „Kaͤmpfe der Zeit“ im Druck her¬
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Feindes Herrſchaft, und nicht ohne Gefahr, einen kraͤf¬
tigen Aufruf zum Kampfe. Er ſelbſt hatte fruͤher rit¬
terliche Uebungen ſehr geliebt, als Fechter und Turner
große Geſchicklichkeit gezeigt; in juͤngeren Jahren wuͤrde
der Kriegsdienſt ihm eine willkommene Laufbahn ge¬
weſen ſein. Jetzt, nicht jung genug, um unter den
freiwilligen Jaͤgern zu dienen, getrennt von den Freun¬
den, bei welchen er eine ihm gemaͤße Stellung haͤtte
finden koͤnnen, krank und mißmuthig im Gefuͤhl per¬
ſoͤnlichen Zuruͤckſtehens, mußte er ſich der Verknuͤpfung
unguͤnſtiger Umſtaͤnde fuͤgen, und einen andern Aus¬
weg waͤhlen, ſeine Geſinnung und ſeinen Eifer zu be¬
thaͤtigen. Er benutzte das Anerbieten des ruſſiſchen
Geſandten Grafen Goloffkin, der bei ſeiner Miſſion in
Stuttgart ihm eine diplomatiſche Thaͤtigkeit eroͤffnete,
welche fuͤr die gemeinſame Sache auf dieſem Punkte
ſo wichtig als erſprießlich ſein mußte.
Mit ehrenvollſter Anerkennung ſeiner geleiſteten
Dienſte ſchied er noch waͤhrend des Sommers 1814
aus dieſem angenehmen und zu vertraulicher Freund¬
ſchaft gewordenen Verhaͤltniſſe, indem er zu der freien
Muße gern zuruͤckkehrte, die ſeiner Lebensgewoͤhnung
mehr als andre Vortheile noͤthig geworden war. Den
großen Ereigniſſen hatte inzwiſchen auch ſeine Dichtung
eigenthuͤmliche Darſtellungen und Erguͤſſe gewidmet,
und ein Theil der begeiſterten Geſaͤnge, welche ſpaͤter
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Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 1. Mannheim, 1837, S. 331. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten01_1837/345>, abgerufen am 22.11.2024.
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