aber in gleicher Weise dem philosophischen Nachdenken wie dem ästhetischen Bilden zugewendet, und neben Göthe wurde schon früh Fichte sein Leitstern auf dem Wege des Lebens und der Wissenschaft. Eine besondre Selbstständigkeit bewies er darin, daß er sich von dem Einflusse der Schlegel, die er beide persönlich wohl zu würdigen verstand, nicht fortreißen oder beherrschen ließ, sondern eine Bahn verfolgte, welche dem Karakter der früheren deutschen Litteratur mehr entsprach, und zu dem auch die spätere, in den ausgezeichnetsten Ta¬ lenten der Nation, wieder zurückkehrte.
Die lyrischen Erstlinge seiner Dichtkunst erschienen in dem Musenalmanach von Chamisso und Varnhagen für das Jahr 1804. Sie wurden weniger günstig auf¬ genommen, als sie verdienten; vielleicht, weil sie auch in der Form weniger, als die der andern jungen Ge¬ nossen, jener Schule huldigten. Sein Eifer wandte sich aber bald vorzugsweise der Bühne zu. Ein Lust¬ spiel, "die Ueberbildeten," dem er die Precieuses ridi¬ cules von Moliere sehr glücklich zum Grunde gelegt, wurde in Berlin mit Beifall aufgeführt, wiewohl die satirischen Scherze über die Schlegel'sche Schule und die Parodirung ihrer Formen ihm auch viele Gegner weckten. Der Musik wohl kundig, dichtete er eine Oper, "die Sylphen," die von dem Kapellmeister Himmel komponirt wurde, aber bei der Aufführung nur theilweise gefiel, weil Dichter und Musiker alles
aber in gleicher Weiſe dem philoſophiſchen Nachdenken wie dem aͤſthetiſchen Bilden zugewendet, und neben Goͤthe wurde ſchon fruͤh Fichte ſein Leitſtern auf dem Wege des Lebens und der Wiſſenſchaft. Eine beſondre Selbſtſtaͤndigkeit bewies er darin, daß er ſich von dem Einfluſſe der Schlegel, die er beide perſoͤnlich wohl zu wuͤrdigen verſtand, nicht fortreißen oder beherrſchen ließ, ſondern eine Bahn verfolgte, welche dem Karakter der fruͤheren deutſchen Litteratur mehr entſprach, und zu dem auch die ſpaͤtere, in den ausgezeichnetſten Ta¬ lenten der Nation, wieder zuruͤckkehrte.
Die lyriſchen Erſtlinge ſeiner Dichtkunſt erſchienen in dem Muſenalmanach von Chamiſſo und Varnhagen fuͤr das Jahr 1804. Sie wurden weniger guͤnſtig auf¬ genommen, als ſie verdienten; vielleicht, weil ſie auch in der Form weniger, als die der andern jungen Ge¬ noſſen, jener Schule huldigten. Sein Eifer wandte ſich aber bald vorzugsweiſe der Buͤhne zu. Ein Luſt¬ ſpiel, „die Ueberbildeten,“ dem er die Précieuses ridi¬ cules von Molière ſehr gluͤcklich zum Grunde gelegt, wurde in Berlin mit Beifall aufgefuͤhrt, wiewohl die ſatiriſchen Scherze uͤber die Schlegel'ſche Schule und die Parodirung ihrer Formen ihm auch viele Gegner weckten. Der Muſik wohl kundig, dichtete er eine Oper, „die Sylphen,“ die von dem Kapellmeiſter Himmel komponirt wurde, aber bei der Auffuͤhrung nur theilweiſe gefiel, weil Dichter und Muſiker alles
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aber in gleicher Weiſe dem philoſophiſchen Nachdenken
wie dem aͤſthetiſchen Bilden zugewendet, und neben
Goͤthe wurde ſchon fruͤh Fichte ſein Leitſtern auf dem
Wege des Lebens und der Wiſſenſchaft. Eine beſondre
Selbſtſtaͤndigkeit bewies er darin, daß er ſich von dem
Einfluſſe der Schlegel, die er beide perſoͤnlich wohl zu
wuͤrdigen verſtand, nicht fortreißen oder beherrſchen
ließ, ſondern eine Bahn verfolgte, welche dem Karakter
der fruͤheren deutſchen Litteratur mehr entſprach, und
zu dem auch die ſpaͤtere, in den ausgezeichnetſten Ta¬
lenten der Nation, wieder zuruͤckkehrte.
Die lyriſchen Erſtlinge ſeiner Dichtkunſt erſchienen
in dem Muſenalmanach von Chamiſſo und Varnhagen
fuͤr das Jahr 1804. Sie wurden weniger guͤnſtig auf¬
genommen, als ſie verdienten; vielleicht, weil ſie auch
in der Form weniger, als die der andern jungen Ge¬
noſſen, jener Schule huldigten. Sein Eifer wandte
ſich aber bald vorzugsweiſe der Buͤhne zu. Ein Luſt¬
ſpiel, „die Ueberbildeten,“ dem er die Précieuses ridi¬
cules von Molière ſehr gluͤcklich zum Grunde gelegt,
wurde in Berlin mit Beifall aufgefuͤhrt, wiewohl die
ſatiriſchen Scherze uͤber die Schlegel'ſche Schule und
die Parodirung ihrer Formen ihm auch viele Gegner
weckten. Der Muſik wohl kundig, dichtete er eine
Oper, „die Sylphen,“ die von dem Kapellmeiſter
Himmel komponirt wurde, aber bei der Auffuͤhrung
nur theilweiſe gefiel, weil Dichter und Muſiker alles
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Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 1. Mannheim, 1837, S. 328. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten01_1837/342>, abgerufen am 25.11.2024.
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