Verwicklungen und Bedrängnissen zu kämpfen, welche den ausdauernden Haushalter, den Vaterlandsfreund, den sorgsamen Familienvater wechselsweise in Anspruch nahmen.
Unter großen Sorgen und Arbeiten, mit Selbstver¬ läugnung dem glänzenderen Anreiz entsagend, und nur die unerläßlichste, nächste Pflicht erfüllend, sah er end¬ lich die Tage der Befreiung, die Herstellung des gelieb¬ ten Vaterlandes, dessen großer Sache er die reinste Gesinnung gewidmet hatte, wenn gleich ein besonderes Mißgeschick ihn für dasselbe thätig aufzutreten immer verhindert hatte.
Ein neues Aufleben begann in dem wieder gewon¬ nenen Lebensraum nun auch der deutschen Literatur. Arnim hatte die schönsten und gehaltreichen Gaben, die er im Sturm und in der Stille der Zeiten gleicherweise gepflegt, den erwartungsvollen Landsleuten darzubieten; allein die Befremdung, um nicht zu sagen die Ent¬ gegensetzung, zwischen Autor und Publikum hatte sich auf keiner Seite gehoben und wollte sich auch jetzt nicht ausgleichen; die belebende Wechselwirkung zwischen beiden trat wohl mit ungemeiner Stärke, doch nur in verein¬ zelten Kreisen ein, der entsprechende allgemeine Erfolg unterblieb, und eine neue Stockung war nicht zu ver¬ meiden. Doch werden die Kronenwächter, die Gleichen und so manche andere erzählende und dramatische Dich¬ tung Arnims immer bedeutende Denkmale einer gro߬
Verwicklungen und Bedraͤngniſſen zu kaͤmpfen, welche den ausdauernden Haushalter, den Vaterlandsfreund, den ſorgſamen Familienvater wechſelsweiſe in Anſpruch nahmen.
Unter großen Sorgen und Arbeiten, mit Selbſtver¬ laͤugnung dem glaͤnzenderen Anreiz entſagend, und nur die unerlaͤßlichſte, naͤchſte Pflicht erfuͤllend, ſah er end¬ lich die Tage der Befreiung, die Herſtellung des gelieb¬ ten Vaterlandes, deſſen großer Sache er die reinſte Geſinnung gewidmet hatte, wenn gleich ein beſonderes Mißgeſchick ihn fuͤr daſſelbe thaͤtig aufzutreten immer verhindert hatte.
Ein neues Aufleben begann in dem wieder gewon¬ nenen Lebensraum nun auch der deutſchen Literatur. Arnim hatte die ſchoͤnſten und gehaltreichen Gaben, die er im Sturm und in der Stille der Zeiten gleicherweiſe gepflegt, den erwartungsvollen Landsleuten darzubieten; allein die Befremdung, um nicht zu ſagen die Ent¬ gegenſetzung, zwiſchen Autor und Publikum hatte ſich auf keiner Seite gehoben und wollte ſich auch jetzt nicht ausgleichen; die belebende Wechſelwirkung zwiſchen beiden trat wohl mit ungemeiner Staͤrke, doch nur in verein¬ zelten Kreiſen ein, der entſprechende allgemeine Erfolg unterblieb, und eine neue Stockung war nicht zu ver¬ meiden. Doch werden die Kronenwaͤchter, die Gleichen und ſo manche andere erzaͤhlende und dramatiſche Dich¬ tung Arnims immer bedeutende Denkmale einer gro߬
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Verwicklungen und Bedraͤngniſſen zu kaͤmpfen, welche
den ausdauernden Haushalter, den Vaterlandsfreund,
den ſorgſamen Familienvater wechſelsweiſe in Anſpruch
nahmen.
Unter großen Sorgen und Arbeiten, mit Selbſtver¬
laͤugnung dem glaͤnzenderen Anreiz entſagend, und nur
die unerlaͤßlichſte, naͤchſte Pflicht erfuͤllend, ſah er end¬
lich die Tage der Befreiung, die Herſtellung des gelieb¬
ten Vaterlandes, deſſen großer Sache er die reinſte
Geſinnung gewidmet hatte, wenn gleich ein beſonderes
Mißgeſchick ihn fuͤr daſſelbe thaͤtig aufzutreten immer
verhindert hatte.
Ein neues Aufleben begann in dem wieder gewon¬
nenen Lebensraum nun auch der deutſchen Literatur.
Arnim hatte die ſchoͤnſten und gehaltreichen Gaben, die
er im Sturm und in der Stille der Zeiten gleicherweiſe
gepflegt, den erwartungsvollen Landsleuten darzubieten;
allein die Befremdung, um nicht zu ſagen die Ent¬
gegenſetzung, zwiſchen Autor und Publikum hatte ſich
auf keiner Seite gehoben und wollte ſich auch jetzt nicht
ausgleichen; die belebende Wechſelwirkung zwiſchen beiden
trat wohl mit ungemeiner Staͤrke, doch nur in verein¬
zelten Kreiſen ein, der entſprechende allgemeine Erfolg
unterblieb, und eine neue Stockung war nicht zu ver¬
meiden. Doch werden die Kronenwaͤchter, die Gleichen
und ſo manche andere erzaͤhlende und dramatiſche Dich¬
tung Arnims immer bedeutende Denkmale einer gro߬
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Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 1. Mannheim, 1837, S. 315. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten01_1837/329>, abgerufen am 25.11.2024.
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