Wie dem auch sei, wir glauben unsrerseits Dank zu verdienen, wenn wir zur Schilderung des Mannes einen Beitrag liefern, den der Zufall gerade in unsre Hände spielt.
Es ist dies der Brief eines damaligen österreichischen Offiziers, der nach dem Wiener Frieden in Paris die Bekanntschaft des durch seinen Geist und seine Sonder¬ barkeit berühmten Grafen von Schlabrendorf gemacht hatte, und an den einen wunderlichen Alten das Bild eines andern Urvogels zu überschicken sich gedrungen fühlte.
Wir lassen hier, mit Uebergehung der ersten Seiten des Briefes, dessen eigne Worte folgen.
"Steinfurt, den 3. Januar 1811."
"Zumeist dürften jetzt wohl die auf den Staat gerichteten Strebungen und Fähigkeiten ihre Mühen und Bedrängnisse haben, ja von ihrem Berufe ganz ausgeschlossen bleiben. Gewiß sind die Völker und die Zeiten zu beklagen, die solche Kräfte hervor¬ brachten, ohne sich ihrer Wirkungen zu erfreun; aber noch mehr die Staatsmänner selbst, die im Stillen hingelebt, ohne den Stoff ihrer höchsten und schwersten Kunst gefunden zu haben, weil sie ihn auf schlechten, unvaterländischen Wegen verschmähten. Um so inniger hängt mein Herz an denen, die ich in diesem Geschick erkannt habe, und in denen vielleicht auch meinem Eifer das Bild gesetzt ist der Beschränkung, in welcher auch mein Streben erfolglos verkommen soll. Mein Leben kann noch tausendfältigen Wechsel erfahren; ich bleibe ihm wider Willen hingegeben, so lange um mich her nichts Stätiges ist; was man Freude und
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Wie dem auch ſei, wir glauben unſrerſeits Dank zu verdienen, wenn wir zur Schilderung des Mannes einen Beitrag liefern, den der Zufall gerade in unſre Haͤnde ſpielt.
Es iſt dies der Brief eines damaligen oͤſterreichiſchen Offiziers, der nach dem Wiener Frieden in Paris die Bekanntſchaft des durch ſeinen Geiſt und ſeine Sonder¬ barkeit beruͤhmten Grafen von Schlabrendorf gemacht hatte, und an den einen wunderlichen Alten das Bild eines andern Urvogels zu uͤberſchicken ſich gedrungen fuͤhlte.
Wir laſſen hier, mit Uebergehung der erſten Seiten des Briefes, deſſen eigne Worte folgen.
„Steinfurt, den 3. Januar 1811.“
„Zumeiſt dürften jetzt wohl die auf den Staat gerichteten Strebungen und Fähigkeiten ihre Mühen und Bedrängniſſe haben, ja von ihrem Berufe ganz ausgeſchloſſen bleiben. Gewiß ſind die Völker und die Zeiten zu beklagen, die ſolche Kräfte hervor¬ brachten, ohne ſich ihrer Wirkungen zu erfreun; aber noch mehr die Staatsmänner ſelbſt, die im Stillen hingelebt, ohne den Stoff ihrer höchſten und ſchwerſten Kunſt gefunden zu haben, weil ſie ihn auf ſchlechten, unvaterländiſchen Wegen verſchmähten. Um ſo inniger hängt mein Herz an denen, die ich in dieſem Geſchick erkannt habe, und in denen vielleicht auch meinem Eifer das Bild geſetzt iſt der Beſchränkung, in welcher auch mein Streben erfolglos verkommen ſoll. Mein Leben kann noch tauſendfältigen Wechſel erfahren; ich bleibe ihm wider Willen hingegeben, ſo lange um mich her nichts Stätiges iſt; was man Freude und
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Wie dem auch ſei, wir glauben unſrerſeits Dank zu
verdienen, wenn wir zur Schilderung des Mannes
einen Beitrag liefern, den der Zufall gerade in unſre
Haͤnde ſpielt.
Es iſt dies der Brief eines damaligen oͤſterreichiſchen
Offiziers, der nach dem Wiener Frieden in Paris die
Bekanntſchaft des durch ſeinen Geiſt und ſeine Sonder¬
barkeit beruͤhmten Grafen von Schlabrendorf gemacht
hatte, und an den einen wunderlichen Alten das Bild
eines andern Urvogels zu uͤberſchicken ſich gedrungen
fuͤhlte.
Wir laſſen hier, mit Uebergehung der erſten Seiten
des Briefes, deſſen eigne Worte folgen.
„Steinfurt, den 3. Januar 1811.“
„Zumeiſt dürften jetzt wohl die auf den Staat gerichteten
Strebungen und Fähigkeiten ihre Mühen und Bedrängniſſe haben,
ja von ihrem Berufe ganz ausgeſchloſſen bleiben. Gewiß ſind
die Völker und die Zeiten zu beklagen, die ſolche Kräfte hervor¬
brachten, ohne ſich ihrer Wirkungen zu erfreun; aber noch mehr
die Staatsmänner ſelbſt, die im Stillen hingelebt, ohne den Stoff
ihrer höchſten und ſchwerſten Kunſt gefunden zu haben, weil ſie
ihn auf ſchlechten, unvaterländiſchen Wegen verſchmähten. Um
ſo inniger hängt mein Herz an denen, die ich in dieſem Geſchick
erkannt habe, und in denen vielleicht auch meinem Eifer das
Bild geſetzt iſt der Beſchränkung, in welcher auch mein Streben
erfolglos verkommen ſoll. Mein Leben kann noch tauſendfältigen
Wechſel erfahren; ich bleibe ihm wider Willen hingegeben, ſo
lange um mich her nichts Stätiges iſt; was man Freude und
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Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 1. Mannheim, 1837, S. 305. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten01_1837/319>, abgerufen am 22.11.2024.
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