eigner Bewegung den Ritterorden vom belgischen Löwen verlieh, welchen anzulegen sein gnädigster Landesherr ihm huldreichst erlaubte. Seine zunehmende Praxis ließ ihm wenig Zeit mehr zu schriftstellerischen Arbeiten; auch liebte er das Schreiben immer weniger. Doch gab er noch im Jahre 1821 seinen Aufsatz über die Alleinherrschaft in neuer Bearbeitung und vermehrt mit geistreichen Abhandlungen über Ritterthum, Bürgerthum und Mönchthum heraus. Ein durch diese Schrift ver¬ anlaßter Brief, worin er mit freier Aufrichtigkeit den geäußerten Einwendungen seines Kritikers Buchholz völlig Recht gab, ist das Letzte, was unter seinem Namen im Druck erschienen ist.
Allzufrüh entriß den trefflichen Mann seinem viel¬ beschäftigten Leben und segensreichen Beruf ein Schlag¬ fluß, der ihn am 25. November 1827 während eines Gastmahls im Thiergarten, wo die schon kalte Jahrs¬ zeit doppelt empfindlich war, unerwartet traf, und trotz aller angewandten Hülfe schon am 28. tödtlich wurde. Die Heiterkeit seines Gemüths, die ruhige Klarheit seines Sinnes, die Eigenheit seiner Denkweise, zeigten sich hier bis zum letzten Schimmer des Bewußtseins, das ihn erst am dritten Tage verließ, ganz als dieselben, die sie während seiner kräftigsten Lebenszeit gewesen waren. Er starb mit dem Troste des Rechtschaffenen; die gefaßte Hingebung in den Willen des Höchsten hatte ihn schon immer auf seiner Bahn geleitet. Sein Leichen¬
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eigner Bewegung den Ritterorden vom belgiſchen Loͤwen verlieh, welchen anzulegen ſein gnaͤdigſter Landesherr ihm huldreichſt erlaubte. Seine zunehmende Praxis ließ ihm wenig Zeit mehr zu ſchriftſtelleriſchen Arbeiten; auch liebte er das Schreiben immer weniger. Doch gab er noch im Jahre 1821 ſeinen Aufſatz uͤber die Alleinherrſchaft in neuer Bearbeitung und vermehrt mit geiſtreichen Abhandlungen uͤber Ritterthum, Buͤrgerthum und Moͤnchthum heraus. Ein durch dieſe Schrift ver¬ anlaßter Brief, worin er mit freier Aufrichtigkeit den geaͤußerten Einwendungen ſeines Kritikers Buchholz voͤllig Recht gab, iſt das Letzte, was unter ſeinem Namen im Druck erſchienen iſt.
Allzufruͤh entriß den trefflichen Mann ſeinem viel¬ beſchaͤftigten Leben und ſegensreichen Beruf ein Schlag¬ fluß, der ihn am 25. November 1827 waͤhrend eines Gaſtmahls im Thiergarten, wo die ſchon kalte Jahrs¬ zeit doppelt empfindlich war, unerwartet traf, und trotz aller angewandten Huͤlfe ſchon am 28. toͤdtlich wurde. Die Heiterkeit ſeines Gemuͤths, die ruhige Klarheit ſeines Sinnes, die Eigenheit ſeiner Denkweiſe, zeigten ſich hier bis zum letzten Schimmer des Bewußtſeins, das ihn erſt am dritten Tage verließ, ganz als dieſelben, die ſie waͤhrend ſeiner kraͤftigſten Lebenszeit geweſen waren. Er ſtarb mit dem Troſte des Rechtſchaffenen; die gefaßte Hingebung in den Willen des Hoͤchſten hatte ihn ſchon immer auf ſeiner Bahn geleitet. Sein Leichen¬
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eigner Bewegung den Ritterorden vom belgiſchen Loͤwen
verlieh, welchen anzulegen ſein gnaͤdigſter Landesherr
ihm huldreichſt erlaubte. Seine zunehmende Praxis ließ
ihm wenig Zeit mehr zu ſchriftſtelleriſchen Arbeiten;
auch liebte er das Schreiben immer weniger. Doch
gab er noch im Jahre 1821 ſeinen Aufſatz uͤber die
Alleinherrſchaft in neuer Bearbeitung und vermehrt mit
geiſtreichen Abhandlungen uͤber Ritterthum, Buͤrgerthum
und Moͤnchthum heraus. Ein durch dieſe Schrift ver¬
anlaßter Brief, worin er mit freier Aufrichtigkeit den
geaͤußerten Einwendungen ſeines Kritikers Buchholz voͤllig
Recht gab, iſt das Letzte, was unter ſeinem Namen
im Druck erſchienen iſt.
Allzufruͤh entriß den trefflichen Mann ſeinem viel¬
beſchaͤftigten Leben und ſegensreichen Beruf ein Schlag¬
fluß, der ihn am 25. November 1827 waͤhrend eines
Gaſtmahls im Thiergarten, wo die ſchon kalte Jahrs¬
zeit doppelt empfindlich war, unerwartet traf, und trotz
aller angewandten Huͤlfe ſchon am 28. toͤdtlich wurde.
Die Heiterkeit ſeines Gemuͤths, die ruhige Klarheit
ſeines Sinnes, die Eigenheit ſeiner Denkweiſe, zeigten
ſich hier bis zum letzten Schimmer des Bewußtſeins,
das ihn erſt am dritten Tage verließ, ganz als dieſelben,
die ſie waͤhrend ſeiner kraͤftigſten Lebenszeit geweſen
waren. Er ſtarb mit dem Troſte des Rechtſchaffenen;
die gefaßte Hingebung in den Willen des Hoͤchſten hatte
ihn ſchon immer auf ſeiner Bahn geleitet. Sein Leichen¬
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Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 1. Mannheim, 1837, S. 275. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten01_1837/289>, abgerufen am 24.11.2024.
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