wissenschaftlichen Bildung und zur Ausführung einer größeren Reise, die ihm als ein schönstes Ziel der Be¬ friedigung vor der Seele schwebte, die nöthigen Geld¬ summen darzuleihen; eine Tochter Gollings, mit welcher schon freundliche Bekanntschaft bestand, war hierbei näherer Antrieb, ihre Neigung gewann Erwiederung, und Erhard trug kein Bedenken, seine geistigen Hoff¬ nungen wie seine häuslichen Geschicke durch denselben Entschluß festzusetzen. Er studirte noch ein halbes Jahr in Jena und trat dann seine große Reise an, nach deren Beendigung er im Juli 1792 zu Altorf die Doctorwürde annahm, und unmittelbar darauf zu Nürn¬ berg sich mit seiner bisherigen Braut verheirathete.
In Nürnberg hatte er mannigfachen Verdruß. Die dortigen Aerzte verweigerten ihm die Aufnahme in ihr Kollegium unter dem Vorwande, daß er nicht her¬ kömmlich drei Jahre auf Universitäten gelebt. Die ärzt¬ liche Praxis, in welcher ihm als einem autodidakten Neuerer der zunftmäßige Widerspruch nicht erspart blieb, machte ihm keine Freude. Nur allein von Schrift¬ stellerei zu leben, mußte sich bald als schwierig aus¬ weisen. Mancherlei Plane kamen unter diesen Umstän¬ den in Anregung; ein akademisches Lehramt wäre seinem Wunsche wie seinen Fähigkeiten gemäß gewesen, aber weder in Jena, noch in Erlangen, noch in Straßburg zeigten sich befriedigende Aussichten; eine Niederlassung in Polen, wo schon ein Bruder seiner Frau ansässig
wiſſenſchaftlichen Bildung und zur Ausfuͤhrung einer groͤßeren Reiſe, die ihm als ein ſchoͤnſtes Ziel der Be¬ friedigung vor der Seele ſchwebte, die noͤthigen Geld¬ ſummen darzuleihen; eine Tochter Gollings, mit welcher ſchon freundliche Bekanntſchaft beſtand, war hierbei naͤherer Antrieb, ihre Neigung gewann Erwiederung, und Erhard trug kein Bedenken, ſeine geiſtigen Hoff¬ nungen wie ſeine haͤuslichen Geſchicke durch denſelben Entſchluß feſtzuſetzen. Er ſtudirte noch ein halbes Jahr in Jena und trat dann ſeine große Reiſe an, nach deren Beendigung er im Juli 1792 zu Altorf die Doctorwuͤrde annahm, und unmittelbar darauf zu Nuͤrn¬ berg ſich mit ſeiner bisherigen Braut verheirathete.
In Nuͤrnberg hatte er mannigfachen Verdruß. Die dortigen Aerzte verweigerten ihm die Aufnahme in ihr Kollegium unter dem Vorwande, daß er nicht her¬ koͤmmlich drei Jahre auf Univerſitaͤten gelebt. Die aͤrzt¬ liche Praxis, in welcher ihm als einem autodidakten Neuerer der zunftmaͤßige Widerſpruch nicht erſpart blieb, machte ihm keine Freude. Nur allein von Schrift¬ ſtellerei zu leben, mußte ſich bald als ſchwierig aus¬ weiſen. Mancherlei Plane kamen unter dieſen Umſtaͤn¬ den in Anregung; ein akademiſches Lehramt waͤre ſeinem Wunſche wie ſeinen Faͤhigkeiten gemaͤß geweſen, aber weder in Jena, noch in Erlangen, noch in Straßburg zeigten ſich befriedigende Ausſichten; eine Niederlaſſung in Polen, wo ſchon ein Bruder ſeiner Frau anſaͤſſig
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wiſſenſchaftlichen Bildung und zur Ausfuͤhrung einer
groͤßeren Reiſe, die ihm als ein ſchoͤnſtes Ziel der Be¬
friedigung vor der Seele ſchwebte, die noͤthigen Geld¬
ſummen darzuleihen; eine Tochter Gollings, mit welcher
ſchon freundliche Bekanntſchaft beſtand, war hierbei
naͤherer Antrieb, ihre Neigung gewann Erwiederung,
und Erhard trug kein Bedenken, ſeine geiſtigen Hoff¬
nungen wie ſeine haͤuslichen Geſchicke durch denſelben
Entſchluß feſtzuſetzen. Er ſtudirte noch ein halbes Jahr
in Jena und trat dann ſeine große Reiſe an, nach
deren Beendigung er im Juli 1792 zu Altorf die
Doctorwuͤrde annahm, und unmittelbar darauf zu Nuͤrn¬
berg ſich mit ſeiner bisherigen Braut verheirathete.
In Nuͤrnberg hatte er mannigfachen Verdruß. Die
dortigen Aerzte verweigerten ihm die Aufnahme in ihr
Kollegium unter dem Vorwande, daß er nicht her¬
koͤmmlich drei Jahre auf Univerſitaͤten gelebt. Die aͤrzt¬
liche Praxis, in welcher ihm als einem autodidakten
Neuerer der zunftmaͤßige Widerſpruch nicht erſpart blieb,
machte ihm keine Freude. Nur allein von Schrift¬
ſtellerei zu leben, mußte ſich bald als ſchwierig aus¬
weiſen. Mancherlei Plane kamen unter dieſen Umſtaͤn¬
den in Anregung; ein akademiſches Lehramt waͤre ſeinem
Wunſche wie ſeinen Faͤhigkeiten gemaͤß geweſen, aber
weder in Jena, noch in Erlangen, noch in Straßburg
zeigten ſich befriedigende Ausſichten; eine Niederlaſſung
in Polen, wo ſchon ein Bruder ſeiner Frau anſaͤſſig
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Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 1. Mannheim, 1837, S. 268. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten01_1837/282>, abgerufen am 24.11.2024.
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