Arbeit alsobald ruhen, und so blieb sie, wiewohl noch oft mit Vorliebe bedacht und selbst für ausführliche Um¬ arbeitung zu einem selbstständigen Werk in's Auge ge¬ faßt, unvollendet liegen. Aber auch als Bruchstück, wie sie hier gegeben worden, besteht sie in festem, viel¬ fache Vergleichung aushaltendem Werthe, und darf ohne Frage den schätzenswerthesten Mittheilungen solcher Art beigezählt werden. Sie findet in der nachfolgenden Auswahl von Briefen theils ihre umständlichere Erläu¬ terung, theils ihre weitere Ergänzung. Wir werden von unserer Seite in beiderlei Hinsicht am gehörigen Orte manche Bemerkung einzuschalten haben, dürften aber zweckmäßig hier sogleich die hauptsächlichsten äußeren Züge des ferneren Lebensganges in rasche Uebersicht zusammenfassen.
Erhard hatte anderthalb Jahre zu Würzburg studirt, und die Unterstützung, die sein Vater ihm zukommen ließ, war bei seiner Lebensweise, die jeden unnützen Aufwand mied, für ihn zureichend gewesen. Allein das Gewerbe des Vaters erfuhr mißliche Störung, und die Hülfsmittel für Erhard hörten von dieser Seite auf; ihm blieben jetzt wegen seiner ferneren Studien nur betrübte Aussichten. Sehr gelegen kam unter diesen Umständen das Anerbieten des wohlhabenden Kaufmanns und nürnbergischen Bürgers Golling, dem ausgezeich¬ neten jungen Manne, der so große Erwartungen erregte und zum Theil schon erfüllte, zur Vollendung seiner
Arbeit alſobald ruhen, und ſo blieb ſie, wiewohl noch oft mit Vorliebe bedacht und ſelbſt fuͤr ausfuͤhrliche Um¬ arbeitung zu einem ſelbſtſtaͤndigen Werk in's Auge ge¬ faßt, unvollendet liegen. Aber auch als Bruchſtuͤck, wie ſie hier gegeben worden, beſteht ſie in feſtem, viel¬ fache Vergleichung aushaltendem Werthe, und darf ohne Frage den ſchaͤtzenswertheſten Mittheilungen ſolcher Art beigezaͤhlt werden. Sie findet in der nachfolgenden Auswahl von Briefen theils ihre umſtaͤndlichere Erlaͤu¬ terung, theils ihre weitere Ergaͤnzung. Wir werden von unſerer Seite in beiderlei Hinſicht am gehoͤrigen Orte manche Bemerkung einzuſchalten haben, duͤrften aber zweckmaͤßig hier ſogleich die hauptſaͤchlichſten aͤußeren Zuͤge des ferneren Lebensganges in raſche Ueberſicht zuſammenfaſſen.
Erhard hatte anderthalb Jahre zu Wuͤrzburg ſtudirt, und die Unterſtuͤtzung, die ſein Vater ihm zukommen ließ, war bei ſeiner Lebensweiſe, die jeden unnuͤtzen Aufwand mied, fuͤr ihn zureichend geweſen. Allein das Gewerbe des Vaters erfuhr mißliche Stoͤrung, und die Huͤlfsmittel fuͤr Erhard hoͤrten von dieſer Seite auf; ihm blieben jetzt wegen ſeiner ferneren Studien nur betruͤbte Ausſichten. Sehr gelegen kam unter dieſen Umſtaͤnden das Anerbieten des wohlhabenden Kaufmanns und nuͤrnbergiſchen Buͤrgers Golling, dem ausgezeich¬ neten jungen Manne, der ſo große Erwartungen erregte und zum Theil ſchon erfuͤllte, zur Vollendung ſeiner
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0281"n="267"/>
Arbeit alſobald ruhen, und ſo blieb ſie, wiewohl noch<lb/>
oft mit Vorliebe bedacht und ſelbſt fuͤr ausfuͤhrliche Um¬<lb/>
arbeitung zu einem ſelbſtſtaͤndigen Werk in's Auge ge¬<lb/>
faßt, unvollendet liegen. Aber auch als Bruchſtuͤck,<lb/>
wie ſie hier gegeben worden, beſteht ſie in feſtem, viel¬<lb/>
fache Vergleichung aushaltendem Werthe, und darf ohne<lb/>
Frage den ſchaͤtzenswertheſten Mittheilungen ſolcher Art<lb/>
beigezaͤhlt werden. Sie findet in der nachfolgenden<lb/>
Auswahl von Briefen theils ihre umſtaͤndlichere Erlaͤu¬<lb/>
terung, theils ihre weitere Ergaͤnzung. Wir werden<lb/>
von unſerer Seite in beiderlei Hinſicht am gehoͤrigen<lb/>
Orte manche Bemerkung einzuſchalten haben, duͤrften<lb/>
aber zweckmaͤßig hier ſogleich die hauptſaͤchlichſten aͤußeren<lb/>
Zuͤge des ferneren Lebensganges in raſche Ueberſicht<lb/>
zuſammenfaſſen.</p><lb/><p>Erhard hatte anderthalb Jahre zu Wuͤrzburg ſtudirt,<lb/>
und die Unterſtuͤtzung, die ſein Vater ihm zukommen<lb/>
ließ, war bei ſeiner Lebensweiſe, die jeden unnuͤtzen<lb/>
Aufwand mied, fuͤr ihn zureichend geweſen. Allein das<lb/>
Gewerbe des Vaters erfuhr mißliche Stoͤrung, und die<lb/>
Huͤlfsmittel fuͤr Erhard hoͤrten von dieſer Seite auf;<lb/>
ihm blieben jetzt wegen ſeiner ferneren Studien nur<lb/>
betruͤbte Ausſichten. Sehr gelegen kam unter dieſen<lb/>
Umſtaͤnden das Anerbieten des wohlhabenden Kaufmanns<lb/>
und nuͤrnbergiſchen Buͤrgers Golling, dem ausgezeich¬<lb/>
neten jungen Manne, der ſo große Erwartungen erregte<lb/>
und zum Theil ſchon erfuͤllte, zur Vollendung ſeiner<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[267/0281]
Arbeit alſobald ruhen, und ſo blieb ſie, wiewohl noch
oft mit Vorliebe bedacht und ſelbſt fuͤr ausfuͤhrliche Um¬
arbeitung zu einem ſelbſtſtaͤndigen Werk in's Auge ge¬
faßt, unvollendet liegen. Aber auch als Bruchſtuͤck,
wie ſie hier gegeben worden, beſteht ſie in feſtem, viel¬
fache Vergleichung aushaltendem Werthe, und darf ohne
Frage den ſchaͤtzenswertheſten Mittheilungen ſolcher Art
beigezaͤhlt werden. Sie findet in der nachfolgenden
Auswahl von Briefen theils ihre umſtaͤndlichere Erlaͤu¬
terung, theils ihre weitere Ergaͤnzung. Wir werden
von unſerer Seite in beiderlei Hinſicht am gehoͤrigen
Orte manche Bemerkung einzuſchalten haben, duͤrften
aber zweckmaͤßig hier ſogleich die hauptſaͤchlichſten aͤußeren
Zuͤge des ferneren Lebensganges in raſche Ueberſicht
zuſammenfaſſen.
Erhard hatte anderthalb Jahre zu Wuͤrzburg ſtudirt,
und die Unterſtuͤtzung, die ſein Vater ihm zukommen
ließ, war bei ſeiner Lebensweiſe, die jeden unnuͤtzen
Aufwand mied, fuͤr ihn zureichend geweſen. Allein das
Gewerbe des Vaters erfuhr mißliche Stoͤrung, und die
Huͤlfsmittel fuͤr Erhard hoͤrten von dieſer Seite auf;
ihm blieben jetzt wegen ſeiner ferneren Studien nur
betruͤbte Ausſichten. Sehr gelegen kam unter dieſen
Umſtaͤnden das Anerbieten des wohlhabenden Kaufmanns
und nuͤrnbergiſchen Buͤrgers Golling, dem ausgezeich¬
neten jungen Manne, der ſo große Erwartungen erregte
und zum Theil ſchon erfuͤllte, zur Vollendung ſeiner
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 1. Mannheim, 1837, S. 267. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten01_1837/281>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.