Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 1. Mannheim, 1837.16 - 20. Dünkt mit Recht sich ganz frei? wer kinngeschabt.., höhntstets Natur. Ohnbart, Altdeutschen ehrlos, wollt' äffen Franzthrons Knaben. Bart noch schreckt Europa! wo's nicht lacht ... als wär's bloß falscher. Stempel des Selbsts mit Bart; drum Popanz geprägscheuer Zeit. Unstät Nunbrauch! gab's Franzhof doch ... frauenlos und bärtig. 21 - 25. Bald Pflicht und bald Fluch ward Priestren Bart, wie Schädel¬krause. Wüthet langer Krieg, wächst auch Bart! warum dem Schiffer¬ volk nicht? Naturmahlerei belauschend, dürft' Künstler Bart verschmähn? Erwecken mißkannte Natursitt', ziemt's nicht dem Nestor? Bart liebt, wer Jugendlarven fremd, einsam schaut himmelwärts. V. Volkthümlichkeiten. 1 - 5. Mehr wird, und schädlicher, Völkern gehöfelt ... als Fürsten.Volkthümlichkeit, Bürgersinns Urhauch, stürmt menschenfeindlich. Bürgersinn schmelzen in Menschenthum, der Aufgaben höchste! Kindisch bleibt Gränzrain, sinnlich verstümmelnd geist'gen Allkreis. Nur in Schranken dreist, lähmt einseit'ger Zweck ... auf Rie¬ senbahn. 6 - 10. Erst Alle, dann sich, hemmt Volk, das ausschließlich möcht' vielsein. 16 – 20. Dünkt mit Recht ſich ganz frei? wer kinngeſchabt.., höhntſtets Natur. Ohnbart, Altdeutſchen ehrlos, wollt’ äffen Franzthrons Knaben. Bart noch ſchreckt Europa! wo’s nicht lacht ... als wär’s bloß falſcher. Stempel des Selbſts mit Bart; drum Popanz geprägſcheuer Zeit. Unſtät Nunbrauch! gab’s Franzhof doch ... frauenlos und bärtig. 21 – 25. Bald Pflicht und bald Fluch ward Prieſtren Bart, wie Schädel¬krauſe. Wüthet langer Krieg, wächſt auch Bart! warum dem Schiffer¬ volk nicht? Naturmahlerei belauſchend, dürft’ Künſtler Bart verſchmähn? Erwecken mißkannte Naturſitt’, ziemt’s nicht dem Neſtor? Bart liebt, wer Jugendlarven fremd, einſam ſchaut himmelwärts. V. Volkthuͤmlichkeiten. 1 – 5. Mehr wird, und ſchädlicher, Völkern gehöfelt ... als Fürſten.Volkthümlichkeit, Bürgerſinns Urhauch, ſtürmt menſchenfeindlich. Bürgerſinn ſchmelzen in Menſchenthum, der Aufgaben höchſte! Kindiſch bleibt Gränzrain, ſinnlich verſtümmelnd geiſt’gen Allkreis. Nur in Schranken dreiſt, lähmt einſeit’ger Zweck ... auf Rie¬ ſenbahn. 6 – 10. Erſt Alle, dann ſich, hemmt Volk, das ausſchließlich möcht’ vielſein. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb n="191" facs="#f0205"/> <lg> <head> <hi rendition="#b">16 – 20.</hi> </head><lb/> <l>Dünkt mit Recht ſich ganz frei? wer kinngeſchabt.., höhnt<lb/><hi rendition="#et">ſtets Natur.</hi></l><lb/> <l>Ohnbart, Altdeutſchen ehrlos, wollt’ äffen Franzthrons Knaben.</l><lb/> <l>Bart noch ſchreckt Europa! wo’s nicht lacht ... als wär’s<lb/><hi rendition="#et">bloß falſcher.</hi></l><lb/> <l>Stempel des Selbſts mit Bart; drum Popanz geprägſcheuer Zeit.</l><lb/> <l>Unſtät Nunbrauch! gab’s Franzhof doch ... frauenlos und bärtig.</l><lb/> </lg> <lg> <head> <hi rendition="#b">21 – 25.</hi> </head><lb/> <l>Bald Pflicht und bald Fluch ward Prieſtren Bart, wie Schädel¬<lb/><hi rendition="#et">krauſe.</hi></l><lb/> <l>Wüthet langer Krieg, wächſt auch Bart! warum dem Schiffer¬<lb/><hi rendition="#et">volk nicht?</hi></l><lb/> <l>Naturmahlerei belauſchend, dürft’ Künſtler Bart verſchmähn?</l><lb/> <l>Erwecken mißkannte Naturſitt’, ziemt’s nicht dem Neſtor?</l><lb/> <l>Bart liebt, wer Jugendlarven fremd, einſam ſchaut himmelwärts.</l><lb/> </lg> </div> <div n="3"> <head> <hi rendition="#aq">V.</hi><lb/> <hi rendition="#g">Volkthuͤmlichkeiten.</hi><lb/> </head> <lg> <head> <hi rendition="#b">1 – 5.</hi> </head><lb/> <l>Mehr wird, und ſchädlicher, Völkern gehöfelt ... als Fürſten.</l><lb/> <l>Volkthümlichkeit, Bürgerſinns Urhauch, ſtürmt menſchenfeindlich.</l><lb/> <l>Bürgerſinn ſchmelzen in Menſchenthum, der Aufgaben höchſte!</l><lb/> <l>Kindiſch bleibt Gränzrain, ſinnlich verſtümmelnd geiſt’gen Allkreis.</l><lb/> <l>Nur in Schranken dreiſt, lähmt einſeit’ger Zweck ... auf Rie¬<lb/><hi rendition="#et">ſenbahn.</hi></l> </lg><lb/> <lg> <head> <hi rendition="#b">6 – 10.</hi> </head><lb/> <l>Erſt Alle, dann ſich, hemmt Volk, das ausſchließlich möcht’ viel<lb/><hi rendition="#et">ſein.</hi></l><lb/> </lg> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [191/0205]
16 – 20.
Dünkt mit Recht ſich ganz frei? wer kinngeſchabt.., höhnt
ſtets Natur.
Ohnbart, Altdeutſchen ehrlos, wollt’ äffen Franzthrons Knaben.
Bart noch ſchreckt Europa! wo’s nicht lacht ... als wär’s
bloß falſcher.
Stempel des Selbſts mit Bart; drum Popanz geprägſcheuer Zeit.
Unſtät Nunbrauch! gab’s Franzhof doch ... frauenlos und bärtig.
21 – 25.
Bald Pflicht und bald Fluch ward Prieſtren Bart, wie Schädel¬
krauſe.
Wüthet langer Krieg, wächſt auch Bart! warum dem Schiffer¬
volk nicht?
Naturmahlerei belauſchend, dürft’ Künſtler Bart verſchmähn?
Erwecken mißkannte Naturſitt’, ziemt’s nicht dem Neſtor?
Bart liebt, wer Jugendlarven fremd, einſam ſchaut himmelwärts.
V.
Volkthuͤmlichkeiten.
1 – 5.
Mehr wird, und ſchädlicher, Völkern gehöfelt ... als Fürſten.
Volkthümlichkeit, Bürgerſinns Urhauch, ſtürmt menſchenfeindlich.
Bürgerſinn ſchmelzen in Menſchenthum, der Aufgaben höchſte!
Kindiſch bleibt Gränzrain, ſinnlich verſtümmelnd geiſt’gen Allkreis.
Nur in Schranken dreiſt, lähmt einſeit’ger Zweck ... auf Rie¬
ſenbahn.
6 – 10.
Erſt Alle, dann ſich, hemmt Volk, das ausſchließlich möcht’ viel
ſein.
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Zitationshilfe: | Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 1. Mannheim, 1837, S. 191. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten01_1837/205>, abgerufen am 03.03.2025. |