Fichte, Klopstock, Pestalozzi, Lichtenberg, Schiller, Richter, Voß, den er sehr liebte, und Goethe, der auch ihm als größter Stern leuchtete, waren inmitten von Paris und der Revolution seine treuen Begleiter. Seine Hülfe, seine Unterstützung erstreckte sich vielfach auf die Angelegenheiten der fernen Heimath. Als Domherr von Magdeburg schloß er auch diese Stadt in den en¬ geren Kreis seiner Neigungen ein, und bewies dortigen Anliegen der Einzelnen wie des Gemeinwesens seine vorzügliche Theilnahme. Große Summen ließ er wie¬ derholt an die preußischen Kriegsgefangenen in Frank¬ reich austheilen. Jede Noth und Verlegenheit fand bei ihm Gehör und Hülfe. Er betrachtete sich als einen in der Fremde angestellten Armenpfleger seiner Lands¬ leute; Gelehrte, Künstler, besonders Handwerksburschen ohne Zahl, empfingen seine oft nach Umständen äußerst beträchtlichen Spenden, ohne daß irgend ein Unterschied galt, als der der Bedürftigkeit. -- Im Jahre 1813 endlich nahm er sich ernsthaft vor, an der kriegerischen Erhebung Preußens, die seine heißesten Wünsche und freudigsten Hoffnungen belebte, persönlichen Antheil zu nehmen; allein böse Ränke wußten seine Abreise zu verhindern, ihm wurden keine Pässe bewilligt, und er mußte die Ereignisse in Paris abwarten. Doch hemmte dies seinen Eifer und seine Mitwirkung nicht; was er nur an Geld und Gut aufzubringen vermochte, große Summen, durch die Bedrängniß der damaligen Zeit in
Fichte, Klopſtock, Peſtalozzi, Lichtenberg, Schiller, Richter, Voß, den er ſehr liebte, und Goethe, der auch ihm als groͤßter Stern leuchtete, waren inmitten von Paris und der Revolution ſeine treuen Begleiter. Seine Huͤlfe, ſeine Unterſtuͤtzung erſtreckte ſich vielfach auf die Angelegenheiten der fernen Heimath. Als Domherr von Magdeburg ſchloß er auch dieſe Stadt in den en¬ geren Kreis ſeiner Neigungen ein, und bewies dortigen Anliegen der Einzelnen wie des Gemeinweſens ſeine vorzuͤgliche Theilnahme. Große Summen ließ er wie¬ derholt an die preußiſchen Kriegsgefangenen in Frank¬ reich austheilen. Jede Noth und Verlegenheit fand bei ihm Gehoͤr und Huͤlfe. Er betrachtete ſich als einen in der Fremde angeſtellten Armenpfleger ſeiner Lands¬ leute; Gelehrte, Kuͤnſtler, beſonders Handwerksburſchen ohne Zahl, empfingen ſeine oft nach Umſtaͤnden aͤußerſt betraͤchtlichen Spenden, ohne daß irgend ein Unterſchied galt, als der der Beduͤrftigkeit. — Im Jahre 1813 endlich nahm er ſich ernſthaft vor, an der kriegeriſchen Erhebung Preußens, die ſeine heißeſten Wuͤnſche und freudigſten Hoffnungen belebte, perſoͤnlichen Antheil zu nehmen; allein boͤſe Raͤnke wußten ſeine Abreiſe zu verhindern, ihm wurden keine Paͤſſe bewilligt, und er mußte die Ereigniſſe in Paris abwarten. Doch hemmte dies ſeinen Eifer und ſeine Mitwirkung nicht; was er nur an Geld und Gut aufzubringen vermochte, große Summen, durch die Bedraͤngniß der damaligen Zeit in
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Fichte, Klopſtock, Peſtalozzi, Lichtenberg, Schiller,
Richter, Voß, den er ſehr liebte, und Goethe, der auch
ihm als groͤßter Stern leuchtete, waren inmitten von
Paris und der Revolution ſeine treuen Begleiter. Seine
Huͤlfe, ſeine Unterſtuͤtzung erſtreckte ſich vielfach auf die
Angelegenheiten der fernen Heimath. Als Domherr
von Magdeburg ſchloß er auch dieſe Stadt in den en¬
geren Kreis ſeiner Neigungen ein, und bewies dortigen
Anliegen der Einzelnen wie des Gemeinweſens ſeine
vorzuͤgliche Theilnahme. Große Summen ließ er wie¬
derholt an die preußiſchen Kriegsgefangenen in Frank¬
reich austheilen. Jede Noth und Verlegenheit fand bei
ihm Gehoͤr und Huͤlfe. Er betrachtete ſich als einen
in der Fremde angeſtellten Armenpfleger ſeiner Lands¬
leute; Gelehrte, Kuͤnſtler, beſonders Handwerksburſchen
ohne Zahl, empfingen ſeine oft nach Umſtaͤnden aͤußerſt
betraͤchtlichen Spenden, ohne daß irgend ein Unterſchied
galt, als der der Beduͤrftigkeit. — Im Jahre 1813
endlich nahm er ſich ernſthaft vor, an der kriegeriſchen
Erhebung Preußens, die ſeine heißeſten Wuͤnſche und
freudigſten Hoffnungen belebte, perſoͤnlichen Antheil zu
nehmen; allein boͤſe Raͤnke wußten ſeine Abreiſe zu
verhindern, ihm wurden keine Paͤſſe bewilligt, und er
mußte die Ereigniſſe in Paris abwarten. Doch hemmte
dies ſeinen Eifer und ſeine Mitwirkung nicht; was er
nur an Geld und Gut aufzubringen vermochte, große
Summen, durch die Bedraͤngniß der damaligen Zeit in
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Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 1. Mannheim, 1837, S. 155. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten01_1837/169>, abgerufen am 24.11.2024.
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