Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704.

Bild:
<< vorherige Seite
Das XVI. Capitel
Von dem Crystall/ Moscovischen Glas und Frauen-Eiß.

[Abbildung]

§. 1.

DEr Crystall oder CRYSTALLUS ist ein weiß-heller/ durchsichtiger und nicht so gar harter Stein/ wie ein Stück Eiß (worvon er im Griechischen den Nahmen hat) anzusehen: wird hin und wieder in Europa/ auff dem Alpen-Gebürge/ in Böhmen/ Ungarn und vielen andern Ländern gefunden und Zweiffels ohn auß einem hellen Stein-Wasser gezeuget/ indem man zuwellen in dessen Mitten noch einen Tropffen Wassers siehet/ wie Herr D. Bohn in seinem zu Leiptzig gehaltenem Collegio Physico Experimentali bezeuget.

§. 2.

Ob nun wohl alle durchsichtige und weichere Edelgesteine unter diesem Nahmen stehen/ so hat man doch absonderlich vier Species bißdaher in Acht genommen/ als nehmlich I. den gantz hellen Crystall/ wie ein Eiß/ welcher sonsten auch CRYSTALLUS MONTANA genennet wird. 2. Den sechseckichten/ welcher IRIS genennet worden/ alldieweilen er verschiedene Farben/ wie ein Regenbogen zeiget/ wann man ihn über das Auge hält und dadurch siehet/ nicht anders/ als die dreyeckichte Gläser/ welche die Optici prismata heissen. 3. Den gelbichten/ und 4. den halb-runden/ welcher unten plat und oben gewelbt/ auch deßwegen wie ein Brenn-Glas zu brauchen ist: und weilen er viel härter als die übrige ist/ so wird er vor den besten Crystall gehalten und der falsche Demant oder PSEUDO-ADAMAS genennet/ wie solches Boetius Lib. de Lap. pag. 179. und auß demselben Wormius in Mus. pag. 100. weitläufftiger verfolgen; nebst welchen Erasmus Bartholimus auch hiervon kan gelesen werden/ so ein eigen Buch davon geschrieben hat.

§. 3.

Was dessen Gebrauch anbelanget/ so werden nicht allein viele kostbahre Geschirre/ als Schüsselein/ Gläser/ falsche Edelgesteine und dergleichen darauß verfertiget/ sondern er hat auch in der Artzney einigen Nutzen/ wo ihme eine kühlend- und anhaltende Krafft beygeleget wird. Weßwegen nicht allein in hitzigen Fiebern der gantze Crystall unter der Zungen gegen den Durst/ und in der Hand gegen die Hitze gehalten/ sondern auch derselbe gegen die Rothe-Ruhr und andere Bauch-auch Mutter-Flüsse zu Pulver gestossen eingegeben wird; wie er dann auch den Säugenden die Milch vermeh-

Das XVI. Capitel
Von dem Crystall/ Moscovischen Glas und Frauen-Eiß.

[Abbildung]

§. 1.

DEr Crystall oder CRYSTALLUS ist ein weiß-heller/ durchsichtiger und nicht so gar harter Stein/ wie ein Stück Eiß (worvon er im Griechischen den Nahmen hat) anzusehen: wird hin und wieder in Europa/ auff dem Alpen-Gebürge/ in Böhmen/ Ungarn und vielen andern Ländern gefunden und Zweiffels ohn auß einem hellen Stein-Wasser gezeuget/ indem man zuwellen in dessen Mitten noch einen Tropffen Wassers siehet/ wie Herr D. Bohn in seinem zu Leiptzig gehaltenem Collegio Physico Experimentali bezeuget.

§. 2.

Ob nun wohl alle durchsichtige und weichere Edelgesteine unter diesem Nahmen stehen/ so hat man doch absonderlich vier Species bißdaher in Acht genommen/ als nehmlich I. den gantz hellen Crystall/ wie ein Eiß/ welcher sonsten auch CRYSTALLUS MONTANA genennet wird. 2. Den sechseckichten/ welcher IRIS genennet worden/ alldieweilen er verschiedene Farben/ wie ein Regenbogen zeiget/ wann man ihn über das Auge hält und dadurch siehet/ nicht anders/ als die dreyeckichte Gläser/ welche die Optici prismata heissen. 3. Den gelbichten/ und 4. den halb-runden/ welcher unten plat und oben gewelbt/ auch deßwegen wie ein Brenn-Glas zu brauchen ist: und weilen er viel härter als die übrige ist/ so wird er vor den besten Crystall gehalten und der falsche Demant oder PSEUDO-ADAMAS genennet/ wie solches Boetius Lib. de Lap. pag. 179. und auß demselben Wormius in Mus. pag. 100. weitläufftiger verfolgen; nebst welchen Erasmus Bartholimus auch hiervon kan gelesen werden/ so ein eigen Buch davon geschrieben hat.

§. 3.

Was dessen Gebrauch anbelanget/ so werden nicht allein viele kostbahre Geschirre/ als Schüsselein/ Gläser/ falsche Edelgesteine und dergleichen darauß verfertiget/ sondern er hat auch in der Artzney einigen Nutzen/ wo ihme eine kühlend- und anhaltende Krafft beygeleget wird. Weßwegen nicht allein in hitzigen Fiebern der gantze Crystall unter der Zungen gegen den Durst/ und in der Hand gegen die Hitze gehalten/ sondern auch derselbe gegen die Rothe-Ruhr und andere Bauch-auch Mutter-Flüsse zu Pulver gestossen eingegeben wird; wie er dann auch den Säugenden die Milch vermeh-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <pb facs="#f0089" n="45"/>
      </div>
      <div>
        <head>Das XVI. Capitel<lb/>
Von dem Crystall/ Moscovischen Glas und Frauen-Eiß.</head>
        <p>
          <figure/>
        </p>
      </div>
      <div>
        <head>§. 1.</head>
        <p>DEr Crystall oder CRYSTALLUS ist ein weiß-heller/ durchsichtiger und nicht so gar harter       Stein/ wie ein Stück Eiß (worvon er im Griechischen den Nahmen hat) anzusehen: wird hin und       wieder in Europa/ auff dem Alpen-Gebürge/ in Böhmen/ Ungarn und vielen andern Ländern       gefunden und Zweiffels ohn auß einem hellen Stein-Wasser gezeuget/ indem man zuwellen in       dessen Mitten noch einen Tropffen Wassers siehet/ wie Herr D. Bohn in seinem zu Leiptzig       gehaltenem Collegio Physico Experimentali bezeuget.</p>
      </div>
      <div>
        <head>§. 2.</head>
        <p>Ob nun wohl alle durchsichtige und weichere Edelgesteine unter diesem Nahmen stehen/ so hat       man doch absonderlich vier Species bißdaher in Acht genommen/ als nehmlich I. den gantz hellen       Crystall/ wie ein Eiß/ welcher sonsten auch CRYSTALLUS MONTANA genennet wird. 2. Den       sechseckichten/ welcher IRIS genennet worden/ alldieweilen er verschiedene Farben/ wie ein       Regenbogen zeiget/ wann man ihn über das Auge hält und dadurch siehet/ nicht anders/ als die       dreyeckichte Gläser/ welche die Optici prismata heissen. 3. Den gelbichten/ und 4. den       halb-runden/ welcher unten plat und oben gewelbt/ auch deßwegen wie ein Brenn-Glas zu       brauchen ist: und weilen er viel härter als die übrige ist/ so wird er vor den besten Crystall       gehalten und der falsche Demant oder PSEUDO-ADAMAS genennet/ wie solches Boetius Lib. de Lap.       pag. 179. und auß demselben Wormius in Mus. pag. 100. weitläufftiger verfolgen; nebst welchen       Erasmus Bartholimus auch hiervon kan gelesen werden/ so ein eigen Buch davon geschrieben       hat.</p>
      </div>
      <div>
        <head>§. 3.</head>
        <p>Was dessen Gebrauch anbelanget/ so werden nicht allein viele kostbahre Geschirre/ als       Schüsselein/ Gläser/ falsche Edelgesteine und dergleichen darauß verfertiget/ sondern er hat       auch in der Artzney einigen Nutzen/ wo ihme eine kühlend- und anhaltende Krafft beygeleget       wird. Weßwegen nicht allein in hitzigen Fiebern der gantze Crystall unter der Zungen gegen den       Durst/ und in der Hand gegen die Hitze gehalten/ sondern auch derselbe gegen die Rothe-Ruhr       und andere Bauch-auch Mutter-Flüsse zu Pulver gestossen eingegeben wird; wie er dann auch den       Säugenden die Milch vermeh-
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[45/0089] Das XVI. Capitel Von dem Crystall/ Moscovischen Glas und Frauen-Eiß. [Abbildung] §. 1. DEr Crystall oder CRYSTALLUS ist ein weiß-heller/ durchsichtiger und nicht so gar harter Stein/ wie ein Stück Eiß (worvon er im Griechischen den Nahmen hat) anzusehen: wird hin und wieder in Europa/ auff dem Alpen-Gebürge/ in Böhmen/ Ungarn und vielen andern Ländern gefunden und Zweiffels ohn auß einem hellen Stein-Wasser gezeuget/ indem man zuwellen in dessen Mitten noch einen Tropffen Wassers siehet/ wie Herr D. Bohn in seinem zu Leiptzig gehaltenem Collegio Physico Experimentali bezeuget. §. 2. Ob nun wohl alle durchsichtige und weichere Edelgesteine unter diesem Nahmen stehen/ so hat man doch absonderlich vier Species bißdaher in Acht genommen/ als nehmlich I. den gantz hellen Crystall/ wie ein Eiß/ welcher sonsten auch CRYSTALLUS MONTANA genennet wird. 2. Den sechseckichten/ welcher IRIS genennet worden/ alldieweilen er verschiedene Farben/ wie ein Regenbogen zeiget/ wann man ihn über das Auge hält und dadurch siehet/ nicht anders/ als die dreyeckichte Gläser/ welche die Optici prismata heissen. 3. Den gelbichten/ und 4. den halb-runden/ welcher unten plat und oben gewelbt/ auch deßwegen wie ein Brenn-Glas zu brauchen ist: und weilen er viel härter als die übrige ist/ so wird er vor den besten Crystall gehalten und der falsche Demant oder PSEUDO-ADAMAS genennet/ wie solches Boetius Lib. de Lap. pag. 179. und auß demselben Wormius in Mus. pag. 100. weitläufftiger verfolgen; nebst welchen Erasmus Bartholimus auch hiervon kan gelesen werden/ so ein eigen Buch davon geschrieben hat. §. 3. Was dessen Gebrauch anbelanget/ so werden nicht allein viele kostbahre Geschirre/ als Schüsselein/ Gläser/ falsche Edelgesteine und dergleichen darauß verfertiget/ sondern er hat auch in der Artzney einigen Nutzen/ wo ihme eine kühlend- und anhaltende Krafft beygeleget wird. Weßwegen nicht allein in hitzigen Fiebern der gantze Crystall unter der Zungen gegen den Durst/ und in der Hand gegen die Hitze gehalten/ sondern auch derselbe gegen die Rothe-Ruhr und andere Bauch-auch Mutter-Flüsse zu Pulver gestossen eingegeben wird; wie er dann auch den Säugenden die Milch vermeh-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-11-26T12:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-11-26T12:54:31Z)
Arne Binder: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-11-26T12:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/89
Zitationshilfe: Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704, S. 45. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/89>, abgerufen am 22.12.2024.