Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704.wie Pfeffer-Körner/ aussen dunckelgelb/ inwendig meistens leer/ so seine Früchte zu seyn scheinen. Wann es alt wird/ so wird der unterste Stamm und die Wurtzel mit einer dicken Schale bekleidet/ welche an einer besondern Substantz/ so stein-hart ist/ bestehet/ grau und von aussen wie Corallen gestreiffet/ inwendig aber Massiv, wie Maranor, dunckelgrau und etwas grünlicht/ wodurch das schwartze Calbahar durchlauffet/ als sein Hertz. Umb die Wurtzel machet dieses graue Wesen einige außlauffende Knollen/ durch welche auch gemeiniglich ein Aestgen von dem schwartzen Calbahar lauffet/ zum letzten wird diese steinerne Crust so dick als ein Arm/ doch von ungleicher dicke und voll Knoden; alsdann ist das gantze Calbahor-Bäumgen bey die fünff Schuh lang/ in seinem grösten Alter/ und wird von der Bewegung der See leicht außgerupfft/ und auff den Rand oder Ufer getrieben. Wann diese Bäumger eine schöne Gestalt haben/ werden sie zur rarität aufgehoben. Man findet aber dergleichen sehr wenig/ weilen die meisten Schief knollicht und auff eine Seite krum gewachsen sind/ weilen sie durch den Strohm also gebogen werden. Wann man sie von dem Grund der See hohlen will/ muß man solches geschwind und gleichsam in einem Rupff oder mit wenigem Kappen eines scharffen Messers thun/ welches an alten Strauchen nicht wohl thunlich ist / weilen sie gemeiniglich mit der vorbesagten steinernen Crust bekleidet sind. Wann man aber daran zu drehen anfängt oder daran windet/ so hält dieses Bäumgen noch eins so hart/ gleich als ob es solches fühlte/ und sich dem Abbrechen wiedersetzte. Die Einwohner/ welche nicht viel auff raritäten geben/ suchen diß Calbahar zu einem gantz andern Gebrauch/ in Ansehen dessen es bey ihnen in weith grösserer Estime, als bey unsern Leuten ist. Sie nehmen davon den ältesten Stamm mit den dicksten Zweigen/ welche sie durch eine gewisse Kunst zu beugen wissen/ umb ihre Arm-Ringe davon zu machen/ welche an der innern Seite platt sind/ an der äussern aber rund/ zuweilen mit natürlichen Streiffen/ zuweilen glatt und polirt/ als Eben-Holtz. Das Beugen geschiehet/ wann man die gehabte Stücker mit Calappus-Oehl bestreichet/ und über ein Kohl-Feuer hält/ wodurch sie weich und zähe werden / daß man sie beugen/ auch winden und formiren kan wie man will; und machen sie also bemeldte Arm-Bänder/ auff Maleyisch Glang genennet/ welche allerley Einwohner/ so wohl Männer als Weiber an den Armen tragen/ und denselben grosse Kräffte zuschreiben/ umb allerley Zauberey und andere Ubel/ so von bösen Leuten herrühren/ abzulehnen und dadurch zu verrichten. Die andern krumme und knodichte Stücker/ so zu diesem Werck nicht dienlich sind/ werden zur Medicine verwahret/ indem sie auch grossen Nutzen haben/ so sich auff grössere Ursachen und Erfahrung gründen. Wann sie nemlich mit Wasser gerieben/ und entweder allein oder mit weissem Calbahar vermischet eingegeben werden/ wiederstehen und tödten sie allerhand Gifft / absonderlich/ allerhand schädliche Sachen/ so auß der See kommen/ als Krabben / Muscheln sc. item: gifftige Schwämme und dergleichen böse Speise/ so die Menschen würgen wollen/ wann man nur zur Stund Zucker-Wasser/ Syrup und dergleichen den Leuten eingiesset / daß die Keele so lang offen bleibe/ biß man das Medicament zubereiten und beybring en könne. So wird es auch eingenommen/ wann die Kinder die Pocken und Masern haben/ und dieselbe einschlagen/ und mit einem grossen Brand den Menschen ersticken wollen. Item: es hilfft denjenigen wieder zu recht/ die ihren Leib mit Branden-Wein und Arak überladen/ und dadurch sich einen grossen Brand und Bestremmung in dem Schlund zuwegen gebracht haben / und nachmahlen schier nicht mehr essen können. Wann man es mit weiß Calbahor vermenget/ gibt man es denjenigen ein/ welche eine gar zu scharffe purgation eingenommen haben/ welche ein solche starck Brechen machet/ daß offt das Blut hernacher gehet/ dergleichen die Dola Sylvestris, so eine Sorte von dem Elaterio, oder Esel-Kürbsen ist/ zuthun pfleget. Die graue steinerne Schale/ acarbalan coulit genandt/ wird auch zur Medicine auffgehoben / indem sie den Brand stillet/ wann sie zu einem dünnen Breyle in gerieben und auffgeleget wird / stillet auch den Schmertzen der grossen Blutschwären und Apostemen: Man muß aber solches nicht oben auff die Schwäre schmieren/ daß sie nicht zurück schlagen. Man streichet dieses Breylein auch auff die Stich und Bisse böser Thieren. Einige legen dieser Schale alle Kräfften / so das weisse Calbahar hat/ zu. Man muß sie mit einer stumpffen Säge durchsägen/ und alsdann Wasser darauf giessen/ wie man auch den Marmor säget; doch das mittelste Hertz von dem Calbahar muß fein sacht gesäget werden/ so kan man mit grosser Mühe sehr dicke Scheiben von dieser Schale bekommen. Hier kan man das Zeugnis von dem Plinio und andern alten Scribenten wohl auch anführen/ welche beweisen/ daß man das Antipades vor diesem auch gegen Zauberey getragen habe. So dienet auch das Zeugnis des Jubae, Königs in Mauritanien hieher/ welcher auch bezeuget/ daß man auß diesem Gewächs (welches er Isidos Plocamos, das ist/ der Göttin Isidis Haar-locken nennet/ und daß es umb die Oost-Stranden von Africa im rohten Meer/ und wo die Troglodyten wohnen/ gefunden werde/ schreibet) ehemahlen Arm-Ringe vor die Frauen gemacht habe/ welche er wie Pfeffer-Körner/ aussen dunckelgelb/ inwendig meistens leer/ so seine Früchte zu seyn scheinen. Wann es alt wird/ so wird der unterste Stamm und die Wurtzel mit einer dicken Schale bekleidet/ welche an einer besondern Substantz/ so stein-hart ist/ bestehet/ grau und von aussen wie Corallen gestreiffet/ inwendig aber Massiv, wie Maranor, dunckelgrau und etwas grünlicht/ wodurch das schwartze Calbahar durchlauffet/ als sein Hertz. Umb die Wurtzel machet dieses graue Wesen einige außlauffende Knollen/ durch welche auch gemeiniglich ein Aestgen von dem schwartzen Calbahar lauffet/ zum letzten wird diese steinerne Crust so dick als ein Arm/ doch von ungleicher dicke und voll Knoden; alsdann ist das gantze Calbahor-Bäumgen bey die fünff Schuh lang/ in seinem grösten Alter/ und wird von der Bewegung der See leicht außgerupfft/ und auff den Rand oder Ufer getrieben. Wann diese Bäumger eine schöne Gestalt haben/ werden sie zur rarität aufgehoben. Man findet aber dergleichen sehr wenig/ weilen die meisten Schief knollicht und auff eine Seite krum gewachsen sind/ weilen sie durch den Strohm also gebogen werden. Wann man sie von dem Grund der See hohlen will/ muß man solches geschwind und gleichsam in einem Rupff oder mit wenigem Kappen eines scharffen Messers thun/ welches an alten Strauchen nicht wohl thunlich ist / weilen sie gemeiniglich mit der vorbesagten steinernen Crust bekleidet sind. Wann man aber daran zu drehen anfängt oder daran windet/ so hält dieses Bäumgen noch eins so hart/ gleich als ob es solches fühlte/ und sich dem Abbrechen wiedersetzte. Die Einwohner/ welche nicht viel auff raritäten geben/ suchen diß Calbahar zu einem gantz andern Gebrauch/ in Ansehen dessen es bey ihnen in weith grösserer Estime, als bey unsern Leuten ist. Sie nehmen davon den ältesten Stamm mit den dicksten Zweigen/ welche sie durch eine gewisse Kunst zu beugen wissen/ umb ihre Arm-Ringe davon zu machen/ welche an der innern Seite platt sind/ an der äussern aber rund/ zuweilen mit natürlichen Streiffen/ zuweilen glatt und polirt/ als Eben-Holtz. Das Beugen geschiehet/ wann man die gehabte Stücker mit Calappus-Oehl bestreichet/ und über ein Kohl-Feuer hält/ wodurch sie weich und zähe werden / daß man sie beugen/ auch winden und formiren kan wie man will; und machen sie also bemeldte Arm-Bänder/ auff Maleyisch Glang genennet/ welche allerley Einwohner/ so wohl Männer als Weiber an den Armen tragen/ und denselben grosse Kräffte zuschreiben/ umb allerley Zauberey und andere Ubel/ so von bösen Leuten herrühren/ abzulehnen und dadurch zu verrichten. Die andern krumme und knodichte Stücker/ so zu diesem Werck nicht dienlich sind/ werden zur Medicine verwahret/ indem sie auch grossen Nutzen haben/ so sich auff grössere Ursachen und Erfahrung gründen. Wann sie nemlich mit Wasser gerieben/ und entweder allein oder mit weissem Calbahar vermischet eingegeben werden/ wiederstehen und tödten sie allerhand Gifft / absonderlich/ allerhand schädliche Sachen/ so auß der See kom̃en/ als Krabben / Muscheln sc. item: gifftige Schwämme und dergleichen böse Speise/ so die Menschen würgen wollen/ wann man nur zur Stund Zucker-Wasser/ Syrup und dergleichen den Leuten eingiesset / daß die Keele so lang offen bleibe/ biß man das Medicament zubereiten und beybring en könne. So wird es auch eingenommen/ wann die Kinder die Pocken und Masern haben/ und dieselbe einschlagen/ und mit einem grossen Brand den Menschen ersticken wollen. Item: es hilfft denjenigen wieder zu recht/ die ihren Leib mit Branden-Wein und Arak überladen/ und dadurch sich einẽ grossen Brand und Bestrem̃ung in dem Schlund zuwegen gebracht haben / und nachmahlen schier nicht mehr essen können. Wann man es mit weiß Calbahor vermenget/ gibt man es denjenigen ein/ welche eine gar zu scharffe purgation eingenommen haben/ welche ein solche starck Brechen machet/ daß offt das Blut hernacher gehet/ dergleichen die Dola Sylvestris, so eine Sorte von dem Elaterio, oder Esel-Kürbsen ist/ zuthun pfleget. Die graue steinerne Schale/ acarbalan coulit genandt/ wird auch zur Medicine auffgehoben / indem sie den Brand stillet/ wann sie zu einem dünnen Breyle in gerieben und auffgeleget wird / stillet auch den Schmertzen der grossen Blutschwären und Apostemen: Man muß aber solches nicht oben auff die Schwäre schmieren/ daß sie nicht zurück schlagen. Man streichet dieses Breylein auch auff die Stich und Bisse böser Thieren. Einige legen dieser Schale alle Kräfften / so das weisse Calbahar hat/ zu. Man muß sie mit einer stumpffen Säge durchsägen/ und alsdann Wasser darauf giessen/ wie man auch den Marmor säget; doch das mittelste Hertz von dem Calbahar muß fein sacht gesäget werden/ so kan man mit grosser Mühe sehr dicke Scheiben von dieser Schale bekommen. Hier kan man das Zeugnis von dem Plinio und andern alten Scribenten wohl auch anführen/ welche beweisen/ daß man das Antipades vor diesem auch gegen Zauberey getragen habe. So dienet auch das Zeugnis des Jubae, Königs in Mauritanien hieher/ welcher auch bezeuget/ daß man auß diesem Gewächs (welches er Isidos Plocamos, das ist/ der Göttin Isidis Haar-locken nennet/ und daß es umb die Oost-Stranden von Africa im rohten Meer/ und wo die Troglodyten wohnen/ gefunden werde/ schreibet) ehemahlen Arm-Ringe vor die Frauen gemacht habe/ welche er <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0764" n="108"/> wie Pfeffer-Körner/ aussen dunckelgelb/ inwendig meistens leer/ so seine Früchte zu seyn scheinen. Wann es alt wird/ so wird der unterste Stamm und die Wurtzel mit einer dicken Schale bekleidet/ welche an einer besondern Substantz/ so stein-hart ist/ bestehet/ grau und von aussen wie Corallen gestreiffet/ inwendig aber Massiv, wie Maranor, dunckelgrau und etwas grünlicht/ wodurch das schwartze Calbahar durchlauffet/ als sein Hertz. Umb die Wurtzel machet dieses graue Wesen einige außlauffende Knollen/ durch welche auch gemeiniglich ein Aestgen von dem schwartzen Calbahar lauffet/ zum letzten wird diese steinerne Crust so dick als ein Arm/ doch von ungleicher dicke und voll Knoden; alsdann ist das gantze Calbahor-Bäumgen bey die fünff Schuh lang/ in seinem grösten Alter/ und wird von der Bewegung der See leicht außgerupfft/ und auff den Rand oder Ufer getrieben.</p> <p>Wann diese Bäumger eine schöne Gestalt haben/ werden sie zur rarität aufgehoben. Man findet aber dergleichen sehr wenig/ weilen die meisten Schief knollicht und auff eine Seite krum gewachsen sind/ weilen sie durch den Strohm also gebogen werden. Wann man sie von dem Grund der See hohlen will/ muß man solches geschwind und gleichsam in einem Rupff oder mit wenigem Kappen eines scharffen Messers thun/ welches an alten Strauchen nicht wohl thunlich ist / weilen sie gemeiniglich mit der vorbesagten steinernen Crust bekleidet sind. Wann man aber daran zu drehen anfängt oder daran windet/ so hält dieses Bäumgen noch eins so hart/ gleich als ob es solches fühlte/ und sich dem Abbrechen wiedersetzte.</p> <p>Die Einwohner/ welche nicht viel auff raritäten geben/ suchen diß Calbahar zu einem gantz andern Gebrauch/ in Ansehen dessen es bey ihnen in weith grösserer Estime, als bey unsern Leuten ist. Sie nehmen davon den ältesten Stamm mit den dicksten Zweigen/ welche sie durch eine gewisse Kunst zu beugen wissen/ umb ihre Arm-Ringe davon zu machen/ welche an der innern Seite platt sind/ an der äussern aber rund/ zuweilen mit natürlichen Streiffen/ zuweilen glatt und polirt/ als Eben-Holtz. Das Beugen geschiehet/ wann man die gehabte Stücker mit Calappus-Oehl bestreichet/ und über ein Kohl-Feuer hält/ wodurch sie weich und zähe werden / daß man sie beugen/ auch winden und formiren kan wie man will; und machen sie also bemeldte Arm-Bänder/ auff Maleyisch Glang genennet/ welche allerley Einwohner/ so wohl Männer als Weiber an den Armen tragen/ und denselben grosse Kräffte zuschreiben/ umb allerley Zauberey und andere Ubel/ so von bösen Leuten herrühren/ abzulehnen und dadurch zu verrichten. Die andern krumme und knodichte Stücker/ so zu diesem Werck nicht dienlich sind/ werden zur Medicine verwahret/ indem sie auch grossen Nutzen haben/ so sich auff grössere Ursachen und Erfahrung gründen. Wann sie nemlich mit Wasser gerieben/ und entweder allein oder mit weissem Calbahar vermischet eingegeben werden/ wiederstehen und tödten sie allerhand Gifft / absonderlich/ allerhand schädliche Sachen/ so auß der See kom̃en/ als Krabben / Muscheln sc. item: gifftige Schwämme und dergleichen böse Speise/ so die Menschen würgen wollen/ wann man nur zur Stund Zucker-Wasser/ Syrup und dergleichen den Leuten eingiesset / daß die Keele so lang offen bleibe/ biß man das Medicament zubereiten und beybring en könne. So wird es auch eingenommen/ wann die Kinder die Pocken und Masern haben/ und dieselbe einschlagen/ und mit einem grossen Brand den Menschen ersticken wollen. Item: es hilfft denjenigen wieder zu recht/ die ihren Leib mit Branden-Wein und Arak überladen/ und dadurch sich einẽ grossen Brand und Bestrem̃ung in dem Schlund zuwegen gebracht haben / und nachmahlen schier nicht mehr essen können. Wann man es mit weiß Calbahor vermenget/ gibt man es denjenigen ein/ welche eine gar zu scharffe purgation eingenommen haben/ welche ein solche starck Brechen machet/ daß offt das Blut hernacher gehet/ dergleichen die Dola Sylvestris, so eine Sorte von dem Elaterio, oder Esel-Kürbsen ist/ zuthun pfleget.</p> <p>Die graue steinerne Schale/ acarbalan coulit genandt/ wird auch zur Medicine auffgehoben / indem sie den Brand stillet/ wann sie zu einem dünnen Breyle in gerieben und auffgeleget wird / stillet auch den Schmertzen der grossen Blutschwären und Apostemen: Man muß aber solches nicht oben auff die Schwäre schmieren/ daß sie nicht zurück schlagen. Man streichet dieses Breylein auch auff die Stich und Bisse böser Thieren. Einige legen dieser Schale alle Kräfften / so das weisse Calbahar hat/ zu. Man muß sie mit einer stumpffen Säge durchsägen/ und alsdann Wasser darauf giessen/ wie man auch den Marmor säget; doch das mittelste Hertz von dem Calbahar muß fein sacht gesäget werden/ so kan man mit grosser Mühe sehr dicke Scheiben von dieser Schale bekommen. Hier kan man das Zeugnis von dem Plinio und andern alten Scribenten wohl auch anführen/ welche beweisen/ daß man das Antipades vor diesem auch gegen Zauberey getragen habe. So dienet auch das Zeugnis des Jubae, Königs in Mauritanien hieher/ welcher auch bezeuget/ daß man auß diesem Gewächs (welches er Isidos Plocamos, das ist/ der Göttin Isidis Haar-locken nennet/ und daß es umb die Oost-Stranden von Africa im rohten Meer/ und wo die Troglodyten wohnen/ gefunden werde/ schreibet) ehemahlen Arm-Ringe vor die Frauen gemacht habe/ welche er </p> </div> </body> </text> </TEI> [108/0764]
wie Pfeffer-Körner/ aussen dunckelgelb/ inwendig meistens leer/ so seine Früchte zu seyn scheinen. Wann es alt wird/ so wird der unterste Stamm und die Wurtzel mit einer dicken Schale bekleidet/ welche an einer besondern Substantz/ so stein-hart ist/ bestehet/ grau und von aussen wie Corallen gestreiffet/ inwendig aber Massiv, wie Maranor, dunckelgrau und etwas grünlicht/ wodurch das schwartze Calbahar durchlauffet/ als sein Hertz. Umb die Wurtzel machet dieses graue Wesen einige außlauffende Knollen/ durch welche auch gemeiniglich ein Aestgen von dem schwartzen Calbahar lauffet/ zum letzten wird diese steinerne Crust so dick als ein Arm/ doch von ungleicher dicke und voll Knoden; alsdann ist das gantze Calbahor-Bäumgen bey die fünff Schuh lang/ in seinem grösten Alter/ und wird von der Bewegung der See leicht außgerupfft/ und auff den Rand oder Ufer getrieben.
Wann diese Bäumger eine schöne Gestalt haben/ werden sie zur rarität aufgehoben. Man findet aber dergleichen sehr wenig/ weilen die meisten Schief knollicht und auff eine Seite krum gewachsen sind/ weilen sie durch den Strohm also gebogen werden. Wann man sie von dem Grund der See hohlen will/ muß man solches geschwind und gleichsam in einem Rupff oder mit wenigem Kappen eines scharffen Messers thun/ welches an alten Strauchen nicht wohl thunlich ist / weilen sie gemeiniglich mit der vorbesagten steinernen Crust bekleidet sind. Wann man aber daran zu drehen anfängt oder daran windet/ so hält dieses Bäumgen noch eins so hart/ gleich als ob es solches fühlte/ und sich dem Abbrechen wiedersetzte.
Die Einwohner/ welche nicht viel auff raritäten geben/ suchen diß Calbahar zu einem gantz andern Gebrauch/ in Ansehen dessen es bey ihnen in weith grösserer Estime, als bey unsern Leuten ist. Sie nehmen davon den ältesten Stamm mit den dicksten Zweigen/ welche sie durch eine gewisse Kunst zu beugen wissen/ umb ihre Arm-Ringe davon zu machen/ welche an der innern Seite platt sind/ an der äussern aber rund/ zuweilen mit natürlichen Streiffen/ zuweilen glatt und polirt/ als Eben-Holtz. Das Beugen geschiehet/ wann man die gehabte Stücker mit Calappus-Oehl bestreichet/ und über ein Kohl-Feuer hält/ wodurch sie weich und zähe werden / daß man sie beugen/ auch winden und formiren kan wie man will; und machen sie also bemeldte Arm-Bänder/ auff Maleyisch Glang genennet/ welche allerley Einwohner/ so wohl Männer als Weiber an den Armen tragen/ und denselben grosse Kräffte zuschreiben/ umb allerley Zauberey und andere Ubel/ so von bösen Leuten herrühren/ abzulehnen und dadurch zu verrichten. Die andern krumme und knodichte Stücker/ so zu diesem Werck nicht dienlich sind/ werden zur Medicine verwahret/ indem sie auch grossen Nutzen haben/ so sich auff grössere Ursachen und Erfahrung gründen. Wann sie nemlich mit Wasser gerieben/ und entweder allein oder mit weissem Calbahar vermischet eingegeben werden/ wiederstehen und tödten sie allerhand Gifft / absonderlich/ allerhand schädliche Sachen/ so auß der See kom̃en/ als Krabben / Muscheln sc. item: gifftige Schwämme und dergleichen böse Speise/ so die Menschen würgen wollen/ wann man nur zur Stund Zucker-Wasser/ Syrup und dergleichen den Leuten eingiesset / daß die Keele so lang offen bleibe/ biß man das Medicament zubereiten und beybring en könne. So wird es auch eingenommen/ wann die Kinder die Pocken und Masern haben/ und dieselbe einschlagen/ und mit einem grossen Brand den Menschen ersticken wollen. Item: es hilfft denjenigen wieder zu recht/ die ihren Leib mit Branden-Wein und Arak überladen/ und dadurch sich einẽ grossen Brand und Bestrem̃ung in dem Schlund zuwegen gebracht haben / und nachmahlen schier nicht mehr essen können. Wann man es mit weiß Calbahor vermenget/ gibt man es denjenigen ein/ welche eine gar zu scharffe purgation eingenommen haben/ welche ein solche starck Brechen machet/ daß offt das Blut hernacher gehet/ dergleichen die Dola Sylvestris, so eine Sorte von dem Elaterio, oder Esel-Kürbsen ist/ zuthun pfleget.
Die graue steinerne Schale/ acarbalan coulit genandt/ wird auch zur Medicine auffgehoben / indem sie den Brand stillet/ wann sie zu einem dünnen Breyle in gerieben und auffgeleget wird / stillet auch den Schmertzen der grossen Blutschwären und Apostemen: Man muß aber solches nicht oben auff die Schwäre schmieren/ daß sie nicht zurück schlagen. Man streichet dieses Breylein auch auff die Stich und Bisse böser Thieren. Einige legen dieser Schale alle Kräfften / so das weisse Calbahar hat/ zu. Man muß sie mit einer stumpffen Säge durchsägen/ und alsdann Wasser darauf giessen/ wie man auch den Marmor säget; doch das mittelste Hertz von dem Calbahar muß fein sacht gesäget werden/ so kan man mit grosser Mühe sehr dicke Scheiben von dieser Schale bekommen. Hier kan man das Zeugnis von dem Plinio und andern alten Scribenten wohl auch anführen/ welche beweisen/ daß man das Antipades vor diesem auch gegen Zauberey getragen habe. So dienet auch das Zeugnis des Jubae, Königs in Mauritanien hieher/ welcher auch bezeuget/ daß man auß diesem Gewächs (welches er Isidos Plocamos, das ist/ der Göttin Isidis Haar-locken nennet/ und daß es umb die Oost-Stranden von Africa im rohten Meer/ und wo die Troglodyten wohnen/ gefunden werde/ schreibet) ehemahlen Arm-Ringe vor die Frauen gemacht habe/ welche er
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI.
(2013-11-26T12:54:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2013-11-26T12:54:31Z)
Arne Binder: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription.
(2013-11-26T12:54:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |