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Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704.

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wie Pfeffer-Körner/ aussen dunckelgelb/ inwendig meistens leer/ so seine Früchte zu seyn scheinen. Wann es alt wird/ so wird der unterste Stamm und die Wurtzel mit einer dicken Schale bekleidet/ welche an einer besondern Substantz/ so stein-hart ist/ bestehet/ grau und von aussen wie Corallen gestreiffet/ inwendig aber Massiv, wie Maranor, dunckelgrau und etwas grünlicht/ wodurch das schwartze Calbahar durchlauffet/ als sein Hertz. Umb die Wurtzel machet dieses graue Wesen einige außlauffende Knollen/ durch welche auch gemeiniglich ein Aestgen von dem schwartzen Calbahar lauffet/ zum letzten wird diese steinerne Crust so dick als ein Arm/ doch von ungleicher dicke und voll Knoden; alsdann ist das gantze Calbahor-Bäumgen bey die fünff Schuh lang/ in seinem grösten Alter/ und wird von der Bewegung der See leicht außgerupfft/ und auff den Rand oder Ufer getrieben.

Wann diese Bäumger eine schöne Gestalt haben/ werden sie zur rarität aufgehoben. Man findet aber dergleichen sehr wenig/ weilen die meisten Schief knollicht und auff eine Seite krum gewachsen sind/ weilen sie durch den Strohm also gebogen werden. Wann man sie von dem Grund der See hohlen will/ muß man solches geschwind und gleichsam in einem Rupff oder mit wenigem Kappen eines scharffen Messers thun/ welches an alten Strauchen nicht wohl thunlich ist / weilen sie gemeiniglich mit der vorbesagten steinernen Crust bekleidet sind. Wann man aber daran zu drehen anfängt oder daran windet/ so hält dieses Bäumgen noch eins so hart/ gleich als ob es solches fühlte/ und sich dem Abbrechen wiedersetzte.

Die Einwohner/ welche nicht viel auff raritäten geben/ suchen diß Calbahar zu einem gantz andern Gebrauch/ in Ansehen dessen es bey ihnen in weith grösserer Estime, als bey unsern Leuten ist. Sie nehmen davon den ältesten Stamm mit den dicksten Zweigen/ welche sie durch eine gewisse Kunst zu beugen wissen/ umb ihre Arm-Ringe davon zu machen/ welche an der innern Seite platt sind/ an der äussern aber rund/ zuweilen mit natürlichen Streiffen/ zuweilen glatt und polirt/ als Eben-Holtz. Das Beugen geschiehet/ wann man die gehabte Stücker mit Calappus-Oehl bestreichet/ und über ein Kohl-Feuer hält/ wodurch sie weich und zähe werden / daß man sie beugen/ auch winden und formiren kan wie man will; und machen sie also bemeldte Arm-Bänder/ auff Maleyisch Glang genennet/ welche allerley Einwohner/ so wohl Männer als Weiber an den Armen tragen/ und denselben grosse Kräffte zuschreiben/ umb allerley Zauberey und andere Ubel/ so von bösen Leuten herrühren/ abzulehnen und dadurch zu verrichten. Die andern krumme und knodichte Stücker/ so zu diesem Werck nicht dienlich sind/ werden zur Medicine verwahret/ indem sie auch grossen Nutzen haben/ so sich auff grössere Ursachen und Erfahrung gründen. Wann sie nemlich mit Wasser gerieben/ und entweder allein oder mit weissem Calbahar vermischet eingegeben werden/ wiederstehen und tödten sie allerhand Gifft / absonderlich/ allerhand schädliche Sachen/ so auß der See kommen/ als Krabben / Muscheln sc. item: gifftige Schwämme und dergleichen böse Speise/ so die Menschen würgen wollen/ wann man nur zur Stund Zucker-Wasser/ Syrup und dergleichen den Leuten eingiesset / daß die Keele so lang offen bleibe/ biß man das Medicament zubereiten und beybring en könne. So wird es auch eingenommen/ wann die Kinder die Pocken und Masern haben/ und dieselbe einschlagen/ und mit einem grossen Brand den Menschen ersticken wollen. Item: es hilfft denjenigen wieder zu recht/ die ihren Leib mit Branden-Wein und Arak überladen/ und dadurch sich einen grossen Brand und Bestremmung in dem Schlund zuwegen gebracht haben / und nachmahlen schier nicht mehr essen können. Wann man es mit weiß Calbahor vermenget/ gibt man es denjenigen ein/ welche eine gar zu scharffe purgation eingenommen haben/ welche ein solche starck Brechen machet/ daß offt das Blut hernacher gehet/ dergleichen die Dola Sylvestris, so eine Sorte von dem Elaterio, oder Esel-Kürbsen ist/ zuthun pfleget.

Die graue steinerne Schale/ acarbalan coulit genandt/ wird auch zur Medicine auffgehoben / indem sie den Brand stillet/ wann sie zu einem dünnen Breyle in gerieben und auffgeleget wird / stillet auch den Schmertzen der grossen Blutschwären und Apostemen: Man muß aber solches nicht oben auff die Schwäre schmieren/ daß sie nicht zurück schlagen. Man streichet dieses Breylein auch auff die Stich und Bisse böser Thieren. Einige legen dieser Schale alle Kräfften / so das weisse Calbahar hat/ zu. Man muß sie mit einer stumpffen Säge durchsägen/ und alsdann Wasser darauf giessen/ wie man auch den Marmor säget; doch das mittelste Hertz von dem Calbahar muß fein sacht gesäget werden/ so kan man mit grosser Mühe sehr dicke Scheiben von dieser Schale bekommen. Hier kan man das Zeugnis von dem Plinio und andern alten Scribenten wohl auch anführen/ welche beweisen/ daß man das Antipades vor diesem auch gegen Zauberey getragen habe. So dienet auch das Zeugnis des Jubae, Königs in Mauritanien hieher/ welcher auch bezeuget/ daß man auß diesem Gewächs (welches er Isidos Plocamos, das ist/ der Göttin Isidis Haar-locken nennet/ und daß es umb die Oost-Stranden von Africa im rohten Meer/ und wo die Troglodyten wohnen/ gefunden werde/ schreibet) ehemahlen Arm-Ringe vor die Frauen gemacht habe/ welche er

wie Pfeffer-Körner/ aussen dunckelgelb/ inwendig meistens leer/ so seine Früchte zu seyn scheinen. Wann es alt wird/ so wird der unterste Stamm und die Wurtzel mit einer dicken Schale bekleidet/ welche an einer besondern Substantz/ so stein-hart ist/ bestehet/ grau und von aussen wie Corallen gestreiffet/ inwendig aber Massiv, wie Maranor, dunckelgrau und etwas grünlicht/ wodurch das schwartze Calbahar durchlauffet/ als sein Hertz. Umb die Wurtzel machet dieses graue Wesen einige außlauffende Knollen/ durch welche auch gemeiniglich ein Aestgen von dem schwartzen Calbahar lauffet/ zum letzten wird diese steinerne Crust so dick als ein Arm/ doch von ungleicher dicke und voll Knoden; alsdann ist das gantze Calbahor-Bäumgen bey die fünff Schuh lang/ in seinem grösten Alter/ und wird von der Bewegung der See leicht außgerupfft/ und auff den Rand oder Ufer getrieben.

Wann diese Bäumger eine schöne Gestalt haben/ werden sie zur rarität aufgehoben. Man findet aber dergleichen sehr wenig/ weilen die meisten Schief knollicht und auff eine Seite krum gewachsen sind/ weilen sie durch den Strohm also gebogen werden. Wann man sie von dem Grund der See hohlen will/ muß man solches geschwind und gleichsam in einem Rupff oder mit wenigem Kappen eines scharffen Messers thun/ welches an alten Strauchen nicht wohl thunlich ist / weilen sie gemeiniglich mit der vorbesagten steinernen Crust bekleidet sind. Wann man aber daran zu drehen anfängt oder daran windet/ so hält dieses Bäumgen noch eins so hart/ gleich als ob es solches fühlte/ und sich dem Abbrechen wiedersetzte.

Die Einwohner/ welche nicht viel auff raritäten geben/ suchen diß Calbahar zu einem gantz andern Gebrauch/ in Ansehen dessen es bey ihnen in weith grösserer Estime, als bey unsern Leuten ist. Sie nehmen davon den ältesten Stamm mit den dicksten Zweigen/ welche sie durch eine gewisse Kunst zu beugen wissen/ umb ihre Arm-Ringe davon zu machen/ welche an der innern Seite platt sind/ an der äussern aber rund/ zuweilen mit natürlichen Streiffen/ zuweilen glatt und polirt/ als Eben-Holtz. Das Beugen geschiehet/ wann man die gehabte Stücker mit Calappus-Oehl bestreichet/ und über ein Kohl-Feuer hält/ wodurch sie weich und zähe werden / daß man sie beugen/ auch winden und formiren kan wie man will; und machen sie also bemeldte Arm-Bänder/ auff Maleyisch Glang genennet/ welche allerley Einwohner/ so wohl Männer als Weiber an den Armen tragen/ und denselben grosse Kräffte zuschreiben/ umb allerley Zauberey und andere Ubel/ so von bösen Leuten herrühren/ abzulehnen und dadurch zu verrichten. Die andern krumme und knodichte Stücker/ so zu diesem Werck nicht dienlich sind/ werden zur Medicine verwahret/ indem sie auch grossen Nutzen haben/ so sich auff grössere Ursachen und Erfahrung gründen. Wann sie nemlich mit Wasser gerieben/ und entweder allein oder mit weissem Calbahar vermischet eingegeben werden/ wiederstehen und tödten sie allerhand Gifft / absonderlich/ allerhand schädliche Sachen/ so auß der See kom̃en/ als Krabben / Muscheln sc. item: gifftige Schwämme und dergleichen böse Speise/ so die Menschen würgen wollen/ wann man nur zur Stund Zucker-Wasser/ Syrup und dergleichen den Leuten eingiesset / daß die Keele so lang offen bleibe/ biß man das Medicament zubereiten und beybring en könne. So wird es auch eingenommen/ wann die Kinder die Pocken und Masern haben/ und dieselbe einschlagen/ und mit einem grossen Brand den Menschen ersticken wollen. Item: es hilfft denjenigen wieder zu recht/ die ihren Leib mit Branden-Wein und Arak überladen/ und dadurch sich einẽ grossen Brand und Bestrem̃ung in dem Schlund zuwegen gebracht haben / und nachmahlen schier nicht mehr essen können. Wann man es mit weiß Calbahor vermenget/ gibt man es denjenigen ein/ welche eine gar zu scharffe purgation eingenommen haben/ welche ein solche starck Brechen machet/ daß offt das Blut hernacher gehet/ dergleichen die Dola Sylvestris, so eine Sorte von dem Elaterio, oder Esel-Kürbsen ist/ zuthun pfleget.

Die graue steinerne Schale/ acarbalan coulit genandt/ wird auch zur Medicine auffgehoben / indem sie den Brand stillet/ wann sie zu einem dünnen Breyle in gerieben und auffgeleget wird / stillet auch den Schmertzen der grossen Blutschwären und Apostemen: Man muß aber solches nicht oben auff die Schwäre schmieren/ daß sie nicht zurück schlagen. Man streichet dieses Breylein auch auff die Stich und Bisse böser Thieren. Einige legen dieser Schale alle Kräfften / so das weisse Calbahar hat/ zu. Man muß sie mit einer stumpffen Säge durchsägen/ und alsdann Wasser darauf giessen/ wie man auch den Marmor säget; doch das mittelste Hertz von dem Calbahar muß fein sacht gesäget werden/ so kan man mit grosser Mühe sehr dicke Scheiben von dieser Schale bekommen. Hier kan man das Zeugnis von dem Plinio und andern alten Scribenten wohl auch anführen/ welche beweisen/ daß man das Antipades vor diesem auch gegen Zauberey getragen habe. So dienet auch das Zeugnis des Jubae, Königs in Mauritanien hieher/ welcher auch bezeuget/ daß man auß diesem Gewächs (welches er Isidos Plocamos, das ist/ der Göttin Isidis Haar-locken nennet/ und daß es umb die Oost-Stranden von Africa im rohten Meer/ und wo die Troglodyten wohnen/ gefunden werde/ schreibet) ehemahlen Arm-Ringe vor die Frauen gemacht habe/ welche er

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wie       Pfeffer-Körner/ aussen dunckelgelb/ inwendig meistens leer/ so seine Früchte zu seyn       scheinen. Wann es alt wird/ so wird der unterste Stamm und die Wurtzel mit einer dicken Schale       bekleidet/ welche an einer besondern Substantz/ so stein-hart ist/ bestehet/ grau und von       aussen wie Corallen gestreiffet/ inwendig aber Massiv, wie Maranor, dunckelgrau und etwas       grünlicht/ wodurch das schwartze Calbahar durchlauffet/ als sein Hertz. Umb die Wurtzel       machet dieses graue Wesen einige außlauffende Knollen/ durch welche auch gemeiniglich ein       Aestgen von dem schwartzen Calbahar lauffet/ zum letzten wird diese steinerne Crust so dick       als ein Arm/ doch von ungleicher dicke und voll Knoden; alsdann ist das gantze       Calbahor-Bäumgen bey die fünff Schuh lang/ in seinem grösten Alter/ und wird von der Bewegung       der See leicht außgerupfft/ und auff den Rand oder Ufer getrieben.</p>
        <p>Wann diese Bäumger eine schöne Gestalt haben/ werden sie zur rarität aufgehoben. Man findet       aber dergleichen sehr wenig/ weilen die meisten Schief knollicht und auff eine Seite krum       gewachsen sind/ weilen sie durch den Strohm also gebogen werden. Wann man sie von dem Grund       der See hohlen will/ muß man solches geschwind und gleichsam in einem Rupff oder mit wenigem       Kappen eines scharffen Messers thun/ welches an alten Strauchen nicht wohl thunlich ist /       weilen sie gemeiniglich mit der vorbesagten steinernen Crust bekleidet sind. Wann man aber       daran zu drehen anfängt oder daran windet/ so hält dieses Bäumgen noch eins so hart/ gleich       als ob es solches fühlte/ und sich dem Abbrechen wiedersetzte.</p>
        <p>Die Einwohner/ welche nicht viel auff raritäten geben/ suchen diß Calbahar zu einem gantz       andern Gebrauch/ in Ansehen dessen es bey ihnen in weith grösserer Estime, als bey unsern       Leuten ist. Sie nehmen davon den ältesten Stamm mit den dicksten Zweigen/ welche sie durch       eine gewisse Kunst zu beugen wissen/ umb ihre Arm-Ringe davon zu machen/ welche an der innern       Seite platt sind/ an der äussern aber rund/ zuweilen mit natürlichen Streiffen/ zuweilen       glatt und polirt/ als Eben-Holtz. Das Beugen geschiehet/ wann man die gehabte Stücker mit       Calappus-Oehl bestreichet/ und über ein Kohl-Feuer hält/ wodurch sie weich und zähe werden /       daß man sie beugen/ auch winden und formiren kan wie man will; und machen sie also bemeldte       Arm-Bänder/ auff Maleyisch Glang genennet/ welche allerley Einwohner/ so wohl Männer als       Weiber an den Armen tragen/ und denselben grosse Kräffte zuschreiben/ umb allerley Zauberey       und andere Ubel/ so von bösen Leuten herrühren/ abzulehnen und dadurch zu verrichten. Die       andern krumme und knodichte Stücker/ so zu diesem Werck nicht dienlich sind/ werden zur       Medicine verwahret/ indem sie auch grossen Nutzen haben/ so sich auff grössere Ursachen und       Erfahrung gründen. Wann sie nemlich mit Wasser gerieben/ und entweder allein oder mit weissem       Calbahar vermischet eingegeben werden/ wiederstehen und tödten sie allerhand Gifft /       absonderlich/ allerhand schädliche Sachen/ so auß der See kom&#x0303;en/ als Krabben /       Muscheln sc. item: gifftige Schwämme und dergleichen böse Speise/ so die Menschen würgen       wollen/ wann man nur zur Stund Zucker-Wasser/ Syrup und dergleichen den Leuten eingiesset /       daß die Keele so lang offen bleibe/ biß man das Medicament zubereiten und beybring en könne.       So wird es auch eingenommen/ wann die Kinder die Pocken und Masern haben/ und dieselbe       einschlagen/ und mit einem grossen Brand den Menschen ersticken wollen. Item: es hilfft       denjenigen wieder zu recht/ die ihren Leib mit Branden-Wein und Arak überladen/ und dadurch       sich eine&#x0303; grossen Brand und Bestrem&#x0303;ung in dem Schlund zuwegen gebracht haben /       und nachmahlen schier nicht mehr essen können. Wann man es mit weiß Calbahor vermenget/ gibt       man es denjenigen ein/ welche eine gar zu scharffe purgation eingenommen haben/ welche ein       solche starck Brechen machet/ daß offt das Blut hernacher gehet/ dergleichen die Dola       Sylvestris, so eine Sorte von dem Elaterio, oder Esel-Kürbsen ist/ zuthun pfleget.</p>
        <p>Die graue steinerne Schale/ acarbalan coulit genandt/ wird auch zur Medicine auffgehoben /       indem sie den Brand stillet/ wann sie zu einem dünnen Breyle in gerieben und auffgeleget wird      / stillet auch den Schmertzen der grossen Blutschwären und Apostemen: Man muß aber solches       nicht oben auff die Schwäre schmieren/ daß sie nicht zurück schlagen. Man streichet dieses       Breylein auch auff die Stich und Bisse böser Thieren. Einige legen dieser Schale alle Kräfften      / so das weisse Calbahar hat/ zu. Man muß sie mit einer stumpffen Säge durchsägen/ und       alsdann Wasser darauf giessen/ wie man auch den Marmor säget; doch das mittelste Hertz von dem       Calbahar muß fein sacht gesäget werden/ so kan man mit grosser Mühe sehr dicke Scheiben von       dieser Schale bekommen. Hier kan man das Zeugnis von dem Plinio und andern alten Scribenten       wohl auch anführen/ welche beweisen/ daß man das Antipades vor diesem auch gegen Zauberey       getragen habe. So dienet auch das Zeugnis des Jubae, Königs in Mauritanien hieher/ welcher       auch bezeuget/ daß man auß diesem Gewächs (welches er Isidos Plocamos, das ist/ der Göttin       Isidis Haar-locken nennet/ und daß es umb die Oost-Stranden von Africa im rohten Meer/ und wo       die Troglodyten wohnen/ gefunden werde/ schreibet) ehemahlen Arm-Ringe vor die Frauen gemacht       habe/ welche er
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[108/0764] wie Pfeffer-Körner/ aussen dunckelgelb/ inwendig meistens leer/ so seine Früchte zu seyn scheinen. Wann es alt wird/ so wird der unterste Stamm und die Wurtzel mit einer dicken Schale bekleidet/ welche an einer besondern Substantz/ so stein-hart ist/ bestehet/ grau und von aussen wie Corallen gestreiffet/ inwendig aber Massiv, wie Maranor, dunckelgrau und etwas grünlicht/ wodurch das schwartze Calbahar durchlauffet/ als sein Hertz. Umb die Wurtzel machet dieses graue Wesen einige außlauffende Knollen/ durch welche auch gemeiniglich ein Aestgen von dem schwartzen Calbahar lauffet/ zum letzten wird diese steinerne Crust so dick als ein Arm/ doch von ungleicher dicke und voll Knoden; alsdann ist das gantze Calbahor-Bäumgen bey die fünff Schuh lang/ in seinem grösten Alter/ und wird von der Bewegung der See leicht außgerupfft/ und auff den Rand oder Ufer getrieben. Wann diese Bäumger eine schöne Gestalt haben/ werden sie zur rarität aufgehoben. Man findet aber dergleichen sehr wenig/ weilen die meisten Schief knollicht und auff eine Seite krum gewachsen sind/ weilen sie durch den Strohm also gebogen werden. Wann man sie von dem Grund der See hohlen will/ muß man solches geschwind und gleichsam in einem Rupff oder mit wenigem Kappen eines scharffen Messers thun/ welches an alten Strauchen nicht wohl thunlich ist / weilen sie gemeiniglich mit der vorbesagten steinernen Crust bekleidet sind. Wann man aber daran zu drehen anfängt oder daran windet/ so hält dieses Bäumgen noch eins so hart/ gleich als ob es solches fühlte/ und sich dem Abbrechen wiedersetzte. Die Einwohner/ welche nicht viel auff raritäten geben/ suchen diß Calbahar zu einem gantz andern Gebrauch/ in Ansehen dessen es bey ihnen in weith grösserer Estime, als bey unsern Leuten ist. Sie nehmen davon den ältesten Stamm mit den dicksten Zweigen/ welche sie durch eine gewisse Kunst zu beugen wissen/ umb ihre Arm-Ringe davon zu machen/ welche an der innern Seite platt sind/ an der äussern aber rund/ zuweilen mit natürlichen Streiffen/ zuweilen glatt und polirt/ als Eben-Holtz. Das Beugen geschiehet/ wann man die gehabte Stücker mit Calappus-Oehl bestreichet/ und über ein Kohl-Feuer hält/ wodurch sie weich und zähe werden / daß man sie beugen/ auch winden und formiren kan wie man will; und machen sie also bemeldte Arm-Bänder/ auff Maleyisch Glang genennet/ welche allerley Einwohner/ so wohl Männer als Weiber an den Armen tragen/ und denselben grosse Kräffte zuschreiben/ umb allerley Zauberey und andere Ubel/ so von bösen Leuten herrühren/ abzulehnen und dadurch zu verrichten. Die andern krumme und knodichte Stücker/ so zu diesem Werck nicht dienlich sind/ werden zur Medicine verwahret/ indem sie auch grossen Nutzen haben/ so sich auff grössere Ursachen und Erfahrung gründen. Wann sie nemlich mit Wasser gerieben/ und entweder allein oder mit weissem Calbahar vermischet eingegeben werden/ wiederstehen und tödten sie allerhand Gifft / absonderlich/ allerhand schädliche Sachen/ so auß der See kom̃en/ als Krabben / Muscheln sc. item: gifftige Schwämme und dergleichen böse Speise/ so die Menschen würgen wollen/ wann man nur zur Stund Zucker-Wasser/ Syrup und dergleichen den Leuten eingiesset / daß die Keele so lang offen bleibe/ biß man das Medicament zubereiten und beybring en könne. So wird es auch eingenommen/ wann die Kinder die Pocken und Masern haben/ und dieselbe einschlagen/ und mit einem grossen Brand den Menschen ersticken wollen. Item: es hilfft denjenigen wieder zu recht/ die ihren Leib mit Branden-Wein und Arak überladen/ und dadurch sich einẽ grossen Brand und Bestrem̃ung in dem Schlund zuwegen gebracht haben / und nachmahlen schier nicht mehr essen können. Wann man es mit weiß Calbahor vermenget/ gibt man es denjenigen ein/ welche eine gar zu scharffe purgation eingenommen haben/ welche ein solche starck Brechen machet/ daß offt das Blut hernacher gehet/ dergleichen die Dola Sylvestris, so eine Sorte von dem Elaterio, oder Esel-Kürbsen ist/ zuthun pfleget. Die graue steinerne Schale/ acarbalan coulit genandt/ wird auch zur Medicine auffgehoben / indem sie den Brand stillet/ wann sie zu einem dünnen Breyle in gerieben und auffgeleget wird / stillet auch den Schmertzen der grossen Blutschwären und Apostemen: Man muß aber solches nicht oben auff die Schwäre schmieren/ daß sie nicht zurück schlagen. Man streichet dieses Breylein auch auff die Stich und Bisse böser Thieren. Einige legen dieser Schale alle Kräfften / so das weisse Calbahar hat/ zu. Man muß sie mit einer stumpffen Säge durchsägen/ und alsdann Wasser darauf giessen/ wie man auch den Marmor säget; doch das mittelste Hertz von dem Calbahar muß fein sacht gesäget werden/ so kan man mit grosser Mühe sehr dicke Scheiben von dieser Schale bekommen. Hier kan man das Zeugnis von dem Plinio und andern alten Scribenten wohl auch anführen/ welche beweisen/ daß man das Antipades vor diesem auch gegen Zauberey getragen habe. So dienet auch das Zeugnis des Jubae, Königs in Mauritanien hieher/ welcher auch bezeuget/ daß man auß diesem Gewächs (welches er Isidos Plocamos, das ist/ der Göttin Isidis Haar-locken nennet/ und daß es umb die Oost-Stranden von Africa im rohten Meer/ und wo die Troglodyten wohnen/ gefunden werde/ schreibet) ehemahlen Arm-Ringe vor die Frauen gemacht habe/ welche er

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Zitationshilfe: Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704, S. 108. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/764>, abgerufen am 22.11.2024.