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Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704.

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führet. Vor diesem machte man viel Wercks darvon und nennete es Muscaten-Balsam/ heut zu Tage aber ist es wegen seiner Menge/ in keinem grossen Estime mehr/ wiewohlen kein Privat-Person dasselbige machen oder verkauffen darff/ sondern muß alles/ was gemachet wird /der E. Compagnie gelieffert werden.

Fast auf gleiche Art wird auß denen gestampt- und warm gemachten Muscat-Blumen auch ein Oehl gepresset/ welches Blut-roth ist und allezeit weich bleibt. Wann man es auf die Hand tröpffet / siehet es wie gelblicht Blut/ ist am Geschmack fett/ ein wenig bittericht/ wie die Blumen selbst/ ohne sonderliche Hitze. Man verliert keine sonderliche Quantität Foely mit diesem Oelmachen/ indem man 3. Cattis Bandas Foely auf ein Kannen Oehl rechnet.

Auß den Muscaten-Blumen wird auch auf eben diejenige Art und Weiß/ und mit eben solchen Instrumenten/ wormit man den Arak machet/ ein klar Oehl destilliret und gebrandt/ dessen erster Theil/ so gleich nach dem Wasser kommt/ klar und durchscheinend ist/ wie Wasser: der folgende Theil ist etwas gelber/ wie dicker Reinischer Wein/ und der letzte/ wann man es hart reibet/ etwas röthlicht: weilen aber dieses Oehl/ wegen seiner weissen Farbe/ nicht wohl von dem Wasser unterschieden werden kan/ und mühsam abzuschöpffen ist; so pflegt man zuweilen ein wenig gerieben Foely in den Recipient zu thun/ wodurch es alsdann wie Wein wird / und einfolglich im Abschöpffen von dem Wasser leichtlicher kan unterschieden werden. Beyde seynd von einerley Krafft und Tugend/ sehr subtil und durchtringend/ so gar/ daß so man die Flaschen oder Gläser/ darinnen sie stehen/ nicht wohl verwahret/ ein groß Theil darvon wegfliehen kan. Man muß aber bey diesem Destilliren wohl 10. Catris Banda Foely zu einer Kannen Oel haben. Wann dieses Oel durch eine verzinnete Schlange destilliret wird/ so ist es bequem und sehr köstlich innerlich gebraucht zu werden. Wann man es aber nur durch kupfferne Schlangen machet/ wird es etwas brüntzlicht und beschweret das Haupt/ weßwegen die außgepreste Oel viel gesunder und lieblicher zu gebrauchen sind. Das außgepreste Muscaten-Oehl/ so man auch den Balsam nennet/ und die Araber Gieuzi-Semen heissen/ soll diese Kräffte haben: Es ist gut vor alle kalte Gebrechen der Nerven und Gelencken: Es saubert die Brust und Lunge: machet eine helle Stimme: hilfft mit andern vermenget zur Empfängnüß/ vermehret den Männlichen Saamen / und macht den Menschen feist. Wann man es auf den Magen und den Leib reibet/ stillet es alles Brechen und Grimmen/ von Kälte herrührend: Es vertreibet die Flecken des Angesichts/ und heilet das schmertzliche Harnen.

Zu eben diesen Gebresten wird auch das Foely-Oehl gebrauchet/ und die destillirte Oehle in Leib eingenommen. Doch müssen diejenige/ die solche gebrauchen/ vor Hauptwehe befreyet seyn / welches sie sonsten vermeyren. Die Trester von dem außgepresten Oehl werden in das Siech-Hauß gesandt/ daß die Krancke ihre Glieder damit reiben sc.

Unter den wilden Muscat-Nüssen/ wovon meistens fünff Sorten bekandt sind/ wollen wir nur allein die

Männlein

oder Männliche Muscaten berühren/ welche die Holländer Mannetjes-Noten heissen:

Dieser Baum hat äusserlich ein sehr geringe Gleichheit mit dem rechten Muscatennuß-Baum/ hat einen höhe[unleserliches Material]n Stamm und ein schmäler Laubwerck/ mit wenig Aesten/ nicht hübsch zierlich anzusehen. Die Blätter sind viel grösser/ etliche einer Spann/ etliche ein und ein halben Schuh lang/ an Gestalt wie die Canary-Blätter/ forn breiter und etwas runder zulauffend/ mit einer kurtzen Spitz und mit vielen Parallel-Rippen durchsetzet/ oben schwartz-grün/ an der untersten Seite roth-fahl und ohne Glantz/ und stehen die grüne Rippen zwey und zwey gegen einander über. Wann man sie käuet/ geben sie einen mercklichen wilden Geschmack der Muscaten von sich.

Die Früchte dieses Baums wachsen nicht an denen äussersten Enden der Reißger/ wie die rechte Muscaten/ sondern etwas hinten an den Zweigen/ an dem Ursprung der Blätter/ zwey und drey bey einander/ auf kurtzen und runden Stielger/ an Gestalt rund/ in der Grösse einer rechten Nuß. Etliche sind länglicht/ etliche recht rund/ oder ein wenig gedruckt: ausser den Polstern röthlicht und wollicht anzugreiffen: An der Seiten dicker als unten/ oben zäher und härter / dann an den rechten. Der innere Kern ist von zweyerley Gestalt/ doch beyde grösser als die rechte Muscaten-Nüsse. Eine davon ist länglicht/ wie ein Klotz/ an den Enden etwas platt / die ander rund/ beyde aber runtzelicht. Sie liegen auch in einer höltzernen Schale/ welche dicker als an den gemeinen ist/ schwartzlicht oder dunckel-grau/ außwendig mit einer Gold-gelben Foely umgeben/ dazwischen man die Schaale siehet/ welche allda mit kleinen Pocken besetzet und rau wie ein Raspe ist. Wann diese Foely getrucknet und dürre ist/ wird sie gantz bleich und am Geschmack unangenehm/ ohne eintzigen Specerey-Geschmack. Der innerste Kern hat eben dergleichen Substanz, als die rechte Muscaten/ doch etwas wilder und nicht so fett/ mit schönen schwartzlichten Aederlein durchzogen/ ein wenig Aromatisch/ und eines fast unangenehmen Geschmacks. Er wird leicht Wurm-stichicht/ und wann er unter andere Nüsse kommt / verdirbt er dieselbe mit; weßwegen es verbotten ist ihn darunter zu mischen. Wann er aber/ wie die gemeine Muscaten im Rauch gedörret wird/ so ist er daurhaffter. Der Blätter findet man wenig gantze an dem Baume/ weilen sie meist von den Würmen an den Bäumen durchfressen sind. Schneidet man in die unreiffe Frucht/ kommt ein weise Milch herauß/ so wie Kalck außtrücknet. Dieser Baum wird nicht unter den

führet. Vor diesem machte man viel Wercks darvon und nennete es Muscaten-Balsam/ heut zu Tage aber ist es wegen seiner Menge/ in keinem grossen Estime mehr/ wiewohlen kein Privat-Person dasselbige machen oder verkauffen darff/ sondern muß alles/ was gemachet wird /der E. Compagnie gelieffert werden.

Fast auf gleiche Art wird auß denen gestampt- und warm gemachten Muscat-Blumen auch ein Oehl gepresset/ welches Blut-roth ist und allezeit weich bleibt. Wann man es auf die Hand tröpffet / siehet es wie gelblicht Blut/ ist am Geschmack fett/ ein wenig bittericht/ wie die Blumen selbst/ ohne sonderliche Hitze. Man verliert keine sonderliche Quantität Foely mit diesem Oelmachen/ indem man 3. Cattis Bandas Foely auf ein Kannen Oehl rechnet.

Auß den Muscaten-Blumen wird auch auf eben diejenige Art und Weiß/ und mit eben solchen Instrumenten/ wormit man den Arak machet/ ein klar Oehl destilliret und gebrandt/ dessen erster Theil/ so gleich nach dem Wasser kommt/ klar und durchscheinend ist/ wie Wasser: der folgende Theil ist etwas gelber/ wie dicker Reinischer Wein/ und der letzte/ wann man es hart reibet/ etwas röthlicht: weilen aber dieses Oehl/ wegen seiner weissen Farbe/ nicht wohl von dem Wasser unterschieden werden kan/ und mühsam abzuschöpffen ist; so pflegt man zuweilen ein wenig gerieben Foely in den Recipient zu thun/ wodurch es alsdann wie Wein wird / und einfolglich im Abschöpffen von dem Wasser leichtlicher kan unterschieden werden. Beyde seynd von einerley Krafft und Tugend/ sehr subtil und durchtringend/ so gar/ daß so man die Flaschen oder Gläser/ darinnen sie stehen/ nicht wohl verwahret/ ein groß Theil darvon wegfliehen kan. Man muß aber bey diesem Destilliren wohl 10. Catris Banda Foely zu einer Kannen Oel haben. Wann dieses Oel durch eine verzinnete Schlange destilliret wird/ so ist es bequem und sehr köstlich innerlich gebraucht zu werden. Wann man es aber nur durch kupfferne Schlangen machet/ wird es etwas brüntzlicht und beschweret das Haupt/ weßwegen die außgepreste Oel viel gesunder und lieblicher zu gebrauchen sind. Das außgepreste Muscaten-Oehl/ so man auch den Balsam nennet/ und die Araber Gieuzi-Semen heissen/ soll diese Kräffte haben: Es ist gut vor alle kalte Gebrechen der Nerven und Gelencken: Es saubert die Brust und Lunge: machet eine helle Stimme: hilfft mit andern vermenget zur Empfängnüß/ vermehret den Männlichen Saamen / und macht den Menschen feist. Wann man es auf den Magen und den Leib reibet/ stillet es alles Brechen und Grimmen/ von Kälte herrührend: Es vertreibet die Flecken des Angesichts/ und heilet das schmertzliche Harnen.

Zu eben diesen Gebresten wird auch das Foely-Oehl gebrauchet/ und die destillirte Oehle in Leib eingenommen. Doch müssen diejenige/ die solche gebrauchen/ vor Hauptwehe befreyet seyn / welches sie sonsten vermeyren. Die Trester von dem außgepresten Oehl werden in das Siech-Hauß gesandt/ daß die Krancke ihre Glieder damit reiben sc.

Unter den wilden Muscat-Nüssen/ wovon meistens fünff Sorten bekandt sind/ wollen wir nur allein die

Männlein

oder Männliche Muscaten berühren/ welche die Holländer Mannetjes-Noten heissen:

Dieser Baum hat äusserlich ein sehr geringe Gleichheit mit dem rechten Muscatennuß-Baum/ hat einen höhe[unleserliches Material]n Stam̃ und ein schmäler Laubwerck/ mit wenig Aesten/ nicht hübsch zierlich anzusehen. Die Blätter sind viel grösser/ etliche einer Spann/ etliche ein und ein halben Schuh lang/ an Gestalt wie die Canary-Blätter/ forn breiter und etwas runder zulauffend/ mit einer kurtzen Spitz und mit vielen Parallel-Rippen durchsetzet/ oben schwartz-grün/ an der untersten Seite roth-fahl und ohne Glantz/ und stehen die grüne Rippen zwey und zwey gegen einander über. Wann man sie käuet/ geben sie einen mercklichen wilden Geschmack der Muscaten von sich.

Die Früchte dieses Baums wachsen nicht an denen äussersten Enden der Reißger/ wie die rechte Muscaten/ sondern etwas hinten an den Zweigen/ an dem Ursprung der Blätter/ zwey und drey bey einander/ auf kurtzen und runden Stielger/ an Gestalt rund/ in der Grösse einer rechten Nuß. Etliche sind länglicht/ etliche recht rund/ oder ein wenig gedruckt: ausser den Polstern röthlicht und wollicht anzugreiffen: An der Seiten dicker als unten/ oben zäher und härter / dann an den rechten. Der innere Kern ist von zweyerley Gestalt/ doch beyde grösser als die rechte Muscaten-Nüsse. Eine davon ist länglicht/ wie ein Klotz/ an den Enden etwas platt / die ander rund/ beyde aber runtzelicht. Sie liegen auch in einer höltzernen Schale/ welche dicker als an den gemeinen ist/ schwartzlicht oder dunckel-grau/ außwendig mit einer Gold-gelben Foely umgeben/ dazwischen man die Schaale siehet/ welche allda mit kleinen Pocken besetzet und rau wie ein Raspe ist. Wann diese Foely getrucknet und dürre ist/ wird sie gantz bleich und am Geschmack unangenehm/ ohne eintzigen Specerey-Geschmack. Der innerste Kern hat eben dergleichen Substanz, als die rechte Muscaten/ doch etwas wilder und nicht so fett/ mit schönen schwartzlichten Aederlein durchzogen/ ein wenig Aromatisch/ und eines fast unangenehmen Geschmacks. Er wird leicht Wurm-stichicht/ und wann er unter andere Nüsse kommt / verdirbt er dieselbe mit; weßwegen es verbotten ist ihn darunter zu mischen. Wann er aber/ wie die gemeine Muscaten im Rauch gedörret wird/ so ist er daurhaffter. Der Blätter findet man wenig gantze an dem Baume/ weilen sie meist von den Würmen an den Bäumen durchfressen sind. Schneidet man in die unreiffe Frucht/ kommt ein weise Milch herauß/ so wie Kalck außtrücknet. Dieser Baum wird nicht unter den

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führet. Vor diesem machte man viel Wercks darvon und nennete es Muscaten-Balsam/ heut zu       Tage aber ist es wegen seiner Menge/ in keinem grossen Estime mehr/ wiewohlen kein       Privat-Person dasselbige machen oder verkauffen darff/ sondern muß alles/ was gemachet wird       /der E. Compagnie gelieffert werden.</p>
        <p>Fast auf gleiche Art wird auß denen gestampt- und warm gemachten Muscat-Blumen auch ein Oehl       gepresset/ welches Blut-roth ist und allezeit weich bleibt. Wann man es auf die Hand tröpffet      / siehet es wie gelblicht Blut/ ist am Geschmack fett/ ein wenig bittericht/ wie die Blumen       selbst/ ohne sonderliche Hitze. Man verliert keine sonderliche Quantität Foely mit diesem       Oelmachen/ indem man 3. Cattis Bandas Foely auf ein Kannen Oehl rechnet.</p>
        <p>Auß den Muscaten-Blumen wird auch auf eben diejenige Art und Weiß/ und mit eben solchen       Instrumenten/ wormit man den Arak machet/ ein klar Oehl destilliret und gebrandt/ dessen       erster Theil/ so gleich nach dem Wasser kommt/ klar und durchscheinend ist/ wie Wasser: der       folgende Theil ist etwas gelber/ wie dicker Reinischer Wein/ und der letzte/ wann man es       hart reibet/ etwas röthlicht: weilen aber dieses Oehl/ wegen seiner weissen Farbe/ nicht       wohl von dem Wasser unterschieden werden kan/ und mühsam abzuschöpffen ist; so pflegt man       zuweilen ein wenig gerieben Foely in den Recipient zu thun/ wodurch es alsdann wie Wein wird /       und einfolglich im Abschöpffen von dem Wasser leichtlicher kan unterschieden werden. Beyde       seynd von einerley Krafft und Tugend/ sehr subtil und durchtringend/ so gar/ daß so man die       Flaschen oder Gläser/ darinnen sie stehen/ nicht wohl verwahret/ ein groß Theil darvon       wegfliehen kan. Man muß aber bey diesem Destilliren wohl 10. Catris Banda Foely zu einer Kannen       Oel haben. Wann dieses Oel durch eine verzinnete Schlange destilliret wird/ so ist es bequem       und sehr köstlich innerlich gebraucht zu werden. Wann man es aber nur durch kupfferne Schlangen       machet/ wird es etwas brüntzlicht und beschweret das Haupt/ weßwegen die außgepreste Oel viel       gesunder und lieblicher zu gebrauchen sind. Das außgepreste Muscaten-Oehl/ so man auch den       Balsam nennet/ und die Araber Gieuzi-Semen heissen/ soll diese Kräffte haben: Es ist gut vor       alle kalte Gebrechen der Nerven und Gelencken: Es saubert die Brust und Lunge: machet eine       helle Stimme: hilfft mit andern vermenget zur Empfängnüß/ vermehret den Männlichen Saamen /       und macht den Menschen feist. Wann man es auf den Magen und den Leib reibet/ stillet es alles       Brechen und Grimmen/ von Kälte herrührend: Es vertreibet die Flecken des Angesichts/ und       heilet das schmertzliche Harnen.</p>
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[89/0745] führet. Vor diesem machte man viel Wercks darvon und nennete es Muscaten-Balsam/ heut zu Tage aber ist es wegen seiner Menge/ in keinem grossen Estime mehr/ wiewohlen kein Privat-Person dasselbige machen oder verkauffen darff/ sondern muß alles/ was gemachet wird /der E. Compagnie gelieffert werden. Fast auf gleiche Art wird auß denen gestampt- und warm gemachten Muscat-Blumen auch ein Oehl gepresset/ welches Blut-roth ist und allezeit weich bleibt. Wann man es auf die Hand tröpffet / siehet es wie gelblicht Blut/ ist am Geschmack fett/ ein wenig bittericht/ wie die Blumen selbst/ ohne sonderliche Hitze. Man verliert keine sonderliche Quantität Foely mit diesem Oelmachen/ indem man 3. Cattis Bandas Foely auf ein Kannen Oehl rechnet. Auß den Muscaten-Blumen wird auch auf eben diejenige Art und Weiß/ und mit eben solchen Instrumenten/ wormit man den Arak machet/ ein klar Oehl destilliret und gebrandt/ dessen erster Theil/ so gleich nach dem Wasser kommt/ klar und durchscheinend ist/ wie Wasser: der folgende Theil ist etwas gelber/ wie dicker Reinischer Wein/ und der letzte/ wann man es hart reibet/ etwas röthlicht: weilen aber dieses Oehl/ wegen seiner weissen Farbe/ nicht wohl von dem Wasser unterschieden werden kan/ und mühsam abzuschöpffen ist; so pflegt man zuweilen ein wenig gerieben Foely in den Recipient zu thun/ wodurch es alsdann wie Wein wird / und einfolglich im Abschöpffen von dem Wasser leichtlicher kan unterschieden werden. Beyde seynd von einerley Krafft und Tugend/ sehr subtil und durchtringend/ so gar/ daß so man die Flaschen oder Gläser/ darinnen sie stehen/ nicht wohl verwahret/ ein groß Theil darvon wegfliehen kan. Man muß aber bey diesem Destilliren wohl 10. Catris Banda Foely zu einer Kannen Oel haben. Wann dieses Oel durch eine verzinnete Schlange destilliret wird/ so ist es bequem und sehr köstlich innerlich gebraucht zu werden. Wann man es aber nur durch kupfferne Schlangen machet/ wird es etwas brüntzlicht und beschweret das Haupt/ weßwegen die außgepreste Oel viel gesunder und lieblicher zu gebrauchen sind. Das außgepreste Muscaten-Oehl/ so man auch den Balsam nennet/ und die Araber Gieuzi-Semen heissen/ soll diese Kräffte haben: Es ist gut vor alle kalte Gebrechen der Nerven und Gelencken: Es saubert die Brust und Lunge: machet eine helle Stimme: hilfft mit andern vermenget zur Empfängnüß/ vermehret den Männlichen Saamen / und macht den Menschen feist. Wann man es auf den Magen und den Leib reibet/ stillet es alles Brechen und Grimmen/ von Kälte herrührend: Es vertreibet die Flecken des Angesichts/ und heilet das schmertzliche Harnen. Zu eben diesen Gebresten wird auch das Foely-Oehl gebrauchet/ und die destillirte Oehle in Leib eingenommen. Doch müssen diejenige/ die solche gebrauchen/ vor Hauptwehe befreyet seyn / welches sie sonsten vermeyren. Die Trester von dem außgepresten Oehl werden in das Siech-Hauß gesandt/ daß die Krancke ihre Glieder damit reiben sc. Unter den wilden Muscat-Nüssen/ wovon meistens fünff Sorten bekandt sind/ wollen wir nur allein die Männlein oder Männliche Muscaten berühren/ welche die Holländer Mannetjes-Noten heissen: Dieser Baum hat äusserlich ein sehr geringe Gleichheit mit dem rechten Muscatennuß-Baum/ hat einen höhe_ n Stam̃ und ein schmäler Laubwerck/ mit wenig Aesten/ nicht hübsch zierlich anzusehen. Die Blätter sind viel grösser/ etliche einer Spann/ etliche ein und ein halben Schuh lang/ an Gestalt wie die Canary-Blätter/ forn breiter und etwas runder zulauffend/ mit einer kurtzen Spitz und mit vielen Parallel-Rippen durchsetzet/ oben schwartz-grün/ an der untersten Seite roth-fahl und ohne Glantz/ und stehen die grüne Rippen zwey und zwey gegen einander über. Wann man sie käuet/ geben sie einen mercklichen wilden Geschmack der Muscaten von sich. Die Früchte dieses Baums wachsen nicht an denen äussersten Enden der Reißger/ wie die rechte Muscaten/ sondern etwas hinten an den Zweigen/ an dem Ursprung der Blätter/ zwey und drey bey einander/ auf kurtzen und runden Stielger/ an Gestalt rund/ in der Grösse einer rechten Nuß. Etliche sind länglicht/ etliche recht rund/ oder ein wenig gedruckt: ausser den Polstern röthlicht und wollicht anzugreiffen: An der Seiten dicker als unten/ oben zäher und härter / dann an den rechten. Der innere Kern ist von zweyerley Gestalt/ doch beyde grösser als die rechte Muscaten-Nüsse. Eine davon ist länglicht/ wie ein Klotz/ an den Enden etwas platt / die ander rund/ beyde aber runtzelicht. Sie liegen auch in einer höltzernen Schale/ welche dicker als an den gemeinen ist/ schwartzlicht oder dunckel-grau/ außwendig mit einer Gold-gelben Foely umgeben/ dazwischen man die Schaale siehet/ welche allda mit kleinen Pocken besetzet und rau wie ein Raspe ist. Wann diese Foely getrucknet und dürre ist/ wird sie gantz bleich und am Geschmack unangenehm/ ohne eintzigen Specerey-Geschmack. Der innerste Kern hat eben dergleichen Substanz, als die rechte Muscaten/ doch etwas wilder und nicht so fett/ mit schönen schwartzlichten Aederlein durchzogen/ ein wenig Aromatisch/ und eines fast unangenehmen Geschmacks. Er wird leicht Wurm-stichicht/ und wann er unter andere Nüsse kommt / verdirbt er dieselbe mit; weßwegen es verbotten ist ihn darunter zu mischen. Wann er aber/ wie die gemeine Muscaten im Rauch gedörret wird/ so ist er daurhaffter. Der Blätter findet man wenig gantze an dem Baume/ weilen sie meist von den Würmen an den Bäumen durchfressen sind. Schneidet man in die unreiffe Frucht/ kommt ein weise Milch herauß/ so wie Kalck außtrücknet. Dieser Baum wird nicht unter den

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Zitationshilfe: Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704, S. 89. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/745>, abgerufen am 22.11.2024.