Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704.gemeiniglich in solcher Dicke/ als er auffschiessen will/ welches er geschwind thut/ gleich als ob er das vorige Versaumnüß einbringen wolte: Da er zugleich die vorige Zweige nach und nach abwirffet/ wodurch im obersten Theil des Stamms einige Trappen formiret werden. Dieser Stamm ist gemeiniglich 25. biß 30. Schuh hoch/ und so dick/ daß ihn ein Mann schwerlich umbfassen kan: Die Rinde ist außwendig glätter als am Calappus-Baum/ und nicht so in Glieder zertheilet. Wann der Stanun über zwey Manns-Länge gewachsen ist/ hat er keine Dorne mehr/ ausser an der obersten Ründe/ umb den Ursprung der Aesten/ welche mit der Zeit auch abfallen. So haben auch die Aeste/ welche auß dem völlig. wachsenden Baum hervor schiessen / keine Dörner mehr/ sondern nur an ihrem untersten Theil einige Merckmahlen oder Vestigia von dornichten Reyen/ und wann dieselbe alt werden/ bekommen sie von aussen eine licht-braune Farbe/ so wegen ihrer Glattigkeit gläntzet: Inwendig aber sind sie durchgehends mit einer truckenen/ leichten und schwammichten Substantz angefüllet. Der Stamm / so lang er noch in dem Wachsen ist/ hat rund umb die Wurtzel noch viele dornichte Reiser / welche denselben also umbringen/ daß man nirgends unbeschädiget darbey kommen kan/ und solches so lang/ biß der Stamm so hoch und hart worden ist/ daß er keinen Schaden mehr von den wilden Schweinen nehmen kan/ welche diesen Baum sonsten gäntzlich zermalmen und verderben solten/ damit sie des innern Marcks habhafft werde möchten/ wann er nicht also mit den äussersten Dornen verwahret wäre. Daher kömmt es nun/ daß die Wälder sehr übel und mit groser Sorgtalt durchkrochen werden können/ in dem diese lange Dörner sehr leichtlich jemand in die Füsse stechen und abbrechen/ welche Stücker nachmahln mit gressem Schmertzeu außschwären müssen; Doch sind der Indianer harte Häute schon dargegen verwahret. Das äusserste Holtz oder Rinde vielmehr/ ist nur zwey Finger dick/ weder zu hart noch zu braun / als an dem Sagueers-Baum/ sondern weiß und meistens auß groben Faselen gemachet/ deren fördere Höhl inwendig gantz mit einem weissen/ feuchten und schwammichten Marck angefüllet ist/ welches der Allweise Schöpffer diesen Einwohnern an statt des Reiß oder anderer Korn-Früchten/ da man Brod auß bäckt/ gegeben hat/ wie drunten soll gemeldet werden. So lang als dieser Baum im Wachsen ist/ trägt er keine Frucht/ welche erst an Tag kommt/ wann er vollkommen und alt worden ist. Unterdessen warten die Einwohner so lang nicht/ weilen der Baum/ wann er Früchte träget/ seine beste Eigenschafft/ nemlich die Bequemlichkeit Mehl davon zu machen/ verlieret/ dieweil das innerste Marck alsdann meistens in grobe Zaseren verändert ist. Wann er dann vollkommen alt geworden ist/ so siehet man oben an den grünen Aesten/ recht in der Mitten am allerersten einen dick[unleserliches Material]n Stiel oder Horn/ bey nah als ein Zapffen an den andern Palmen/ aber doch länger/ hervor kommen/ welches sich in 8. biß. 10. Neben-Zweigen/ und diese wieder in Zwerch-Aeste vertheilen. Jeder von den grösten Aesten gleichet einem Spitz-Horn/ und die gantze Cron siehet wie ein grosser Corallen. Stein / da man Kalck von brennet/ oder wie eine grosse Lampe mit vielen Pfeiffen. An den vorbemeldten Stielen sitzen die Früchte dieses Baums/ welches artliche geschupte Knöpff sind/ und wie die Röttang-Früchte sehen/ in der Grösse eines mittelmässigen Eyes / doch an beyden Enden eingedruckt/ und so glatt gläntzend wie Helffenbein/ an der Farb bleich-gelb und licht-braun/ deren äusserste Schale auß eintzeln und gleichsam gewürffelren Schuppen/ so doch nicht voneinander stehen/ sondern alle aneinander hangen/ und eine Schale außmachen/ bestehet/ welche leicht in Stücken zu drucken ist. Die Würffel stehen in schöuer Ordnung/ und gleichsam creutz-weiß durcheinander. In dieser Schale liegt der runde Kern/ als eine Büchsen-Kugel/ so in den halb-reiffen Früchten weich ist/ und zur Noth rohe kan gegessen werden/ wiewohl er einen sehr zusammen ziehenden Geschmack hat. Wann aber die Frucht reiff ist / so wird er gautz schwartz/ und so hart/ daß man ihn nicht beissen kan/ wiewohlen er in der Erden wurtzelt und keimt/ wann er abfällt/ welches doch langsam geschicht/ w[unleserliches Material]ilen die wilde Ferckel/ ehe er wurtzeln kan/ damit durchgehen. Die Wurtzel aber bestehet auß dünnen Zasern/ wie an dem Calappüs Baum/ doch etwas dicker / welche unter der Erde kriechende hier uud dar neue Pflantzen her vor bringen. Dieser Sagu-Baum (welcher in diesen Oosterischen Landen gemeiniglich Sagu, in Ternatu Hudo, in Amboina Lappia, und das Brod/ so davon gemacht wird/ Sagu-marucca, das Mehl aber Sagu-manta geheissen[unleserliches Material] wird) ist in allen Moluccischen Insulen/ auff Celebes, Java und Borneo biß noch Zahor zu finden/ wird aber nicht überall umb Brod davon zu machen/ gebrauchet/ es seye gleich/ daß sie die Wissenschafft davon nicht haben/ oder daß ihnen dasselbe nicht von[unleserliches Material]öthen ist. Die gröste Menge fället auff der Insul Coram, da man gantze Wälder und grosse Mildnüssen von diesen Bäumen findet/ w[unleserliches Material]v[unleserliches Material]n jährlich eine grosse Quantität Sagu-Brod in andere Quartieren geführet wird. gemeiniglich in solcher Dicke/ als er auffschiessen will/ welches er geschwind thut/ gleich als ob er das vorige Versaumnüß einbringen wolte: Da er zugleich die vorige Zweige nach und nach abwirffet/ wodurch im obersten Theil des Stamms einige Trappen formiret werden. Dieser Stamm ist gemeiniglich 25. biß 30. Schuh hoch/ und so dick/ daß ihn ein Mann schwerlich umbfassen kan: Die Rinde ist außwendig glätter als am Calappus-Baum/ und nicht so in Glieder zertheilet. Wann der Stanun über zwey Manns-Länge gewachsen ist/ hat er keine Dorne mehr/ ausser an der obersten Ründe/ umb den Ursprung der Aesten/ welche mit der Zeit auch abfallen. So haben auch die Aeste/ welche auß dem völlig. wachsenden Baum hervor schiessen / keine Dörner mehr/ sondern nur an ihrem untersten Theil einige Merckmahlen oder Vestigia von dornichten Reyen/ und wann dieselbe alt werden/ bekom̃en sie von aussen eine licht-braune Farbe/ so wegen ihrer Glattigkeit gläntzet: Inwendig aber sind sie durchgehends mit einer truckenen/ leichten und schwam̃ichten Substantz angefüllet. Der Stam̃ / so lang er noch in dem Wachsen ist/ hat rund umb die Wurtzel noch viele dornichte Reiser / welche denselben also umbringen/ daß man nirgends unbeschädiget darbey kommen kan/ und solches so lang/ biß der Stam̃ so hoch und hart worden ist/ daß er keinen Schaden mehr von den wilden Schweinen nehmen kan/ welche diesen Baum sonsten gäntzlich zermalmen und verderben solten/ damit sie des iñern Marcks habhafft werdë möchten/ wann er nicht also mit den äussersten Dornen verwahret wäre. Daher köm̃t es nun/ daß die Wälder sehr übel und mit groser Sorgtalt durchkrochen werden können/ in dem diese lange Dörner sehr leichtlich jemand in die Füsse stechen und abbrechen/ welche Stücker nachmahln mit gressem Schmertzeu außschwären müssen; Doch sind der Indianer harte Häute schon dargegen verwahret. Das äusserste Holtz oder Rinde vielmehr/ ist nur zwey Finger dick/ weder zu hart noch zu braun / als an dem Sagueers-Baum/ sondern weiß und meistens auß groben Faselen gemachet/ deren fördere Höhl inwendig gantz mit einem weissen/ feuchten und schwam̃ichten Marck angefüllet ist/ welches der Allweise Schöpffer diesen Einwohnern an statt des Reiß oder anderer Korn-Früchten/ da man Brod auß bäckt/ gegeben hat/ wie drunten soll gemeldet werden. So lang als dieser Baum im Wachsen ist/ trägt er keine Frucht/ welche erst an Tag kom̃t/ wann er vollkommen und alt worden ist. Unterdessen warten die Einwohner so lang nicht/ weilen der Baum/ wann er Früchte träget/ seine beste Eigenschafft/ nemlich die Bequemlichkeit Mehl davon zu machen/ verlieret/ dieweil das innerste Marck alsdann meistens in grobe Zaseren verändert ist. Wann er dann vollkommen alt geworden ist/ so siehet man oben an den grünen Aesten/ recht in der Mitten am allerersten einen dick[unleserliches Material]n Stiel oder Horn/ bey nah als ein Zapffen an den andern Palmen/ aber doch länger/ hervor kommen/ welches sich in 8. biß. 10. Neben-Zweigen/ und diese wieder in Zwerch-Aeste vertheilen. Jeder von den grösten Aesten gleichet einem Spitz-Horn/ und die gantze Cron siehet wie ein grosser Corallen. Stein / da man Kalck von brennet/ oder wie eine grosse Lampe mit vielen Pfeiffen. An den vorbemeldten Stielen sitzen die Früchte dieses Baums/ welches artliche geschupte Knöpff sind/ und wie die Röttang-Früchte sehen/ in der Grösse eines mittelmässigen Eyes / doch an beyden Enden eingedruckt/ und so glatt gläntzend wie Helffenbein/ an der Farb bleich-gelb und licht-braun/ deren äusserste Schale auß eintzeln und gleichsam gewürffelren Schuppen/ so doch nicht voneinander stehen/ sondern alle aneinander hangen/ und eine Schale außmachen/ bestehet/ welche leicht in Stücken zu drucken ist. Die Würffel stehen in schöuer Ordnung/ und gleichsam creutz-weiß durcheinander. In dieser Schale liegt der runde Kern/ als eine Büchsen-Kugel/ so in den halb-reiffen Früchten weich ist/ und zur Noth rohe kan gegessen werden/ wiewohl er einen sehr zusammen ziehenden Geschmack hat. Wann aber die Frucht reiff ist / so wird er gautz schwartz/ und so hart/ daß man ihn nicht beissen kan/ wiewohlen er in der Erden wurtzelt und keimt/ wann er abfällt/ welches doch langsam geschicht/ w[unleserliches Material]ilen die wilde Ferckel/ ehe er wurtzeln kan/ damit durchgehen. Die Wurtzel aber bestehet auß dünnen Zasern/ wie an dem Calappüs Baum/ doch etwas dicker / welche unter der Erde kriechende hier uud dar neue Pflantzen her vor bringen. Dieser Sagu-Baum (welcher in diesen Oosterischen Landen gemeiniglich Sagu, in Ternatu Hudo, in Amboina Lappia, und das Brod/ so davon gemacht wird/ Sagu-marucca, das Mehl aber Sagu-manta geheissen[unleserliches Material] wird) ist in allen Moluccischen Insulen/ auff Celebes, Java und Borneo biß noch Zahor zu finden/ wird aber nicht überall umb Brod davon zu machen/ gebrauchet/ es seye gleich/ daß sie die Wissenschafft davon nicht haben/ oder daß ihnen dasselbe nicht von[unleserliches Material]öthen ist. Die gröste Menge fället auff der Insul Coram, da man gantze Wälder und grosse Mildnüssen von diesen Bäumen findet/ w[unleserliches Material]v[unleserliches Material]n jährlich eine grosse Quantität Sagu-Brod in andere Quartieren geführet wird. <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0719" n="63"/> gemeiniglich in solcher Dicke/ als er auffschiessen will/ welches er geschwind thut/ gleich als ob er das vorige Versaumnüß einbringen wolte: Da er zugleich die vorige Zweige nach und nach abwirffet/ wodurch im obersten Theil des Stamms einige Trappen formiret werden.</p> <p>Dieser Stamm ist gemeiniglich 25. biß 30. Schuh hoch/ und so dick/ daß ihn ein Mann schwerlich umbfassen kan: Die Rinde ist außwendig glätter als am Calappus-Baum/ und nicht so in Glieder zertheilet. Wann der Stanun über zwey Manns-Länge gewachsen ist/ hat er keine Dorne mehr/ ausser an der obersten Ründe/ umb den Ursprung der Aesten/ welche mit der Zeit auch abfallen. So haben auch die Aeste/ welche auß dem völlig. wachsenden Baum hervor schiessen / keine Dörner mehr/ sondern nur an ihrem untersten Theil einige Merckmahlen oder Vestigia von dornichten Reyen/ und wann dieselbe alt werden/ bekom̃en sie von aussen eine licht-braune Farbe/ so wegen ihrer Glattigkeit gläntzet: Inwendig aber sind sie durchgehends mit einer truckenen/ leichten und schwam̃ichten Substantz angefüllet. Der Stam̃ / so lang er noch in dem Wachsen ist/ hat rund umb die Wurtzel noch viele dornichte Reiser / welche denselben also umbringen/ daß man nirgends unbeschädiget darbey kommen kan/ und solches so lang/ biß der Stam̃ so hoch und hart worden ist/ daß er keinen Schaden mehr von den wilden Schweinen nehmen kan/ welche diesen Baum sonsten gäntzlich zermalmen und verderben solten/ damit sie des iñern Marcks habhafft werdë möchten/ wann er nicht also mit den äussersten Dornen verwahret wäre. Daher köm̃t es nun/ daß die Wälder sehr übel und mit groser Sorgtalt durchkrochen werden können/ in dem diese lange Dörner sehr leichtlich jemand in die Füsse stechen und abbrechen/ welche Stücker nachmahln mit gressem Schmertzeu außschwären müssen; Doch sind der Indianer harte Häute schon dargegen verwahret. Das äusserste Holtz oder Rinde vielmehr/ ist nur zwey Finger dick/ weder zu hart noch zu braun / als an dem Sagueers-Baum/ sondern weiß und meistens auß groben Faselen gemachet/ deren fördere Höhl inwendig gantz mit einem weissen/ feuchten und schwam̃ichten Marck angefüllet ist/ welches der Allweise Schöpffer diesen Einwohnern an statt des Reiß oder anderer Korn-Früchten/ da man Brod auß bäckt/ gegeben hat/ wie drunten soll gemeldet werden.</p> <p>So lang als dieser Baum im Wachsen ist/ trägt er keine Frucht/ welche erst an Tag kom̃t/ wann er vollkommen und alt worden ist. Unterdessen warten die Einwohner so lang nicht/ weilen der Baum/ wann er Früchte träget/ seine beste Eigenschafft/ nemlich die Bequemlichkeit Mehl davon zu machen/ verlieret/ dieweil das innerste Marck alsdann meistens in grobe Zaseren verändert ist. Wann er dann vollkommen alt geworden ist/ so siehet man oben an den grünen Aesten/ recht in der Mitten am allerersten einen dick<gap reason="illegible"/>n Stiel oder Horn/ bey nah als ein Zapffen an den andern Palmen/ aber doch länger/ hervor kommen/ welches sich in 8. biß. 10. Neben-Zweigen/ und diese wieder in Zwerch-Aeste vertheilen. Jeder von den grösten Aesten gleichet einem Spitz-Horn/ und die gantze Cron siehet wie ein grosser Corallen. Stein / da man Kalck von brennet/ oder wie eine grosse Lampe mit vielen Pfeiffen.</p> <p>An den vorbemeldten Stielen sitzen die Früchte dieses Baums/ welches artliche geschupte Knöpff sind/ und wie die Röttang-Früchte sehen/ in der Grösse eines mittelmässigen Eyes / doch an beyden Enden eingedruckt/ und so glatt gläntzend wie Helffenbein/ an der Farb bleich-gelb und licht-braun/ deren äusserste Schale auß eintzeln und gleichsam gewürffelren Schuppen/ so doch nicht voneinander stehen/ sondern alle aneinander hangen/ und eine Schale außmachen/ bestehet/ welche leicht in Stücken zu drucken ist. Die Würffel stehen in schöuer Ordnung/ und gleichsam creutz-weiß durcheinander. In dieser Schale liegt der runde Kern/ als eine Büchsen-Kugel/ so in den halb-reiffen Früchten weich ist/ und zur Noth rohe kan gegessen werden/ wiewohl er einen sehr zusammen ziehenden Geschmack hat. Wann aber die Frucht reiff ist / so wird er gautz schwartz/ und so hart/ daß man ihn nicht beissen kan/ wiewohlen er in der Erden wurtzelt und keimt/ wann er abfällt/ welches doch langsam geschicht/ w<gap reason="illegible"/>ilen die wilde Ferckel/ ehe er wurtzeln kan/ damit durchgehen.</p> <p>Die Wurtzel aber bestehet auß dünnen Zasern/ wie an dem Calappüs Baum/ doch etwas dicker / welche unter der Erde kriechende hier uud dar neue Pflantzen her vor bringen.</p> <p>Dieser Sagu-Baum (welcher in diesen Oosterischen Landen gemeiniglich Sagu, in Ternatu Hudo, in Amboina Lappia, und das Brod/ so davon gemacht wird/ Sagu-marucca, das Mehl aber Sagu-manta geheissen<gap reason="illegible"/> wird) ist in allen Moluccischen Insulen/ auff Celebes, Java und Borneo biß noch Zahor zu finden/ wird aber nicht überall umb Brod davon zu machen/ gebrauchet/ es seye gleich/ daß sie die Wissenschafft davon nicht haben/ oder daß ihnen dasselbe nicht von<gap reason="illegible"/>öthen ist. Die gröste Menge fället auff der Insul Coram, da man gantze Wälder und grosse Mildnüssen von diesen Bäumen findet/ w<gap reason="illegible"/>v<gap reason="illegible"/>n jährlich eine grosse Quantität Sagu-Brod in andere Quartieren geführet wird.</p> </div> </body> </text> </TEI> [63/0719]
gemeiniglich in solcher Dicke/ als er auffschiessen will/ welches er geschwind thut/ gleich als ob er das vorige Versaumnüß einbringen wolte: Da er zugleich die vorige Zweige nach und nach abwirffet/ wodurch im obersten Theil des Stamms einige Trappen formiret werden.
Dieser Stamm ist gemeiniglich 25. biß 30. Schuh hoch/ und so dick/ daß ihn ein Mann schwerlich umbfassen kan: Die Rinde ist außwendig glätter als am Calappus-Baum/ und nicht so in Glieder zertheilet. Wann der Stanun über zwey Manns-Länge gewachsen ist/ hat er keine Dorne mehr/ ausser an der obersten Ründe/ umb den Ursprung der Aesten/ welche mit der Zeit auch abfallen. So haben auch die Aeste/ welche auß dem völlig. wachsenden Baum hervor schiessen / keine Dörner mehr/ sondern nur an ihrem untersten Theil einige Merckmahlen oder Vestigia von dornichten Reyen/ und wann dieselbe alt werden/ bekom̃en sie von aussen eine licht-braune Farbe/ so wegen ihrer Glattigkeit gläntzet: Inwendig aber sind sie durchgehends mit einer truckenen/ leichten und schwam̃ichten Substantz angefüllet. Der Stam̃ / so lang er noch in dem Wachsen ist/ hat rund umb die Wurtzel noch viele dornichte Reiser / welche denselben also umbringen/ daß man nirgends unbeschädiget darbey kommen kan/ und solches so lang/ biß der Stam̃ so hoch und hart worden ist/ daß er keinen Schaden mehr von den wilden Schweinen nehmen kan/ welche diesen Baum sonsten gäntzlich zermalmen und verderben solten/ damit sie des iñern Marcks habhafft werdë möchten/ wann er nicht also mit den äussersten Dornen verwahret wäre. Daher köm̃t es nun/ daß die Wälder sehr übel und mit groser Sorgtalt durchkrochen werden können/ in dem diese lange Dörner sehr leichtlich jemand in die Füsse stechen und abbrechen/ welche Stücker nachmahln mit gressem Schmertzeu außschwären müssen; Doch sind der Indianer harte Häute schon dargegen verwahret. Das äusserste Holtz oder Rinde vielmehr/ ist nur zwey Finger dick/ weder zu hart noch zu braun / als an dem Sagueers-Baum/ sondern weiß und meistens auß groben Faselen gemachet/ deren fördere Höhl inwendig gantz mit einem weissen/ feuchten und schwam̃ichten Marck angefüllet ist/ welches der Allweise Schöpffer diesen Einwohnern an statt des Reiß oder anderer Korn-Früchten/ da man Brod auß bäckt/ gegeben hat/ wie drunten soll gemeldet werden.
So lang als dieser Baum im Wachsen ist/ trägt er keine Frucht/ welche erst an Tag kom̃t/ wann er vollkommen und alt worden ist. Unterdessen warten die Einwohner so lang nicht/ weilen der Baum/ wann er Früchte träget/ seine beste Eigenschafft/ nemlich die Bequemlichkeit Mehl davon zu machen/ verlieret/ dieweil das innerste Marck alsdann meistens in grobe Zaseren verändert ist. Wann er dann vollkommen alt geworden ist/ so siehet man oben an den grünen Aesten/ recht in der Mitten am allerersten einen dick_ n Stiel oder Horn/ bey nah als ein Zapffen an den andern Palmen/ aber doch länger/ hervor kommen/ welches sich in 8. biß. 10. Neben-Zweigen/ und diese wieder in Zwerch-Aeste vertheilen. Jeder von den grösten Aesten gleichet einem Spitz-Horn/ und die gantze Cron siehet wie ein grosser Corallen. Stein / da man Kalck von brennet/ oder wie eine grosse Lampe mit vielen Pfeiffen.
An den vorbemeldten Stielen sitzen die Früchte dieses Baums/ welches artliche geschupte Knöpff sind/ und wie die Röttang-Früchte sehen/ in der Grösse eines mittelmässigen Eyes / doch an beyden Enden eingedruckt/ und so glatt gläntzend wie Helffenbein/ an der Farb bleich-gelb und licht-braun/ deren äusserste Schale auß eintzeln und gleichsam gewürffelren Schuppen/ so doch nicht voneinander stehen/ sondern alle aneinander hangen/ und eine Schale außmachen/ bestehet/ welche leicht in Stücken zu drucken ist. Die Würffel stehen in schöuer Ordnung/ und gleichsam creutz-weiß durcheinander. In dieser Schale liegt der runde Kern/ als eine Büchsen-Kugel/ so in den halb-reiffen Früchten weich ist/ und zur Noth rohe kan gegessen werden/ wiewohl er einen sehr zusammen ziehenden Geschmack hat. Wann aber die Frucht reiff ist / so wird er gautz schwartz/ und so hart/ daß man ihn nicht beissen kan/ wiewohlen er in der Erden wurtzelt und keimt/ wann er abfällt/ welches doch langsam geschicht/ w_ ilen die wilde Ferckel/ ehe er wurtzeln kan/ damit durchgehen.
Die Wurtzel aber bestehet auß dünnen Zasern/ wie an dem Calappüs Baum/ doch etwas dicker / welche unter der Erde kriechende hier uud dar neue Pflantzen her vor bringen.
Dieser Sagu-Baum (welcher in diesen Oosterischen Landen gemeiniglich Sagu, in Ternatu Hudo, in Amboina Lappia, und das Brod/ so davon gemacht wird/ Sagu-marucca, das Mehl aber Sagu-manta geheissen_ wird) ist in allen Moluccischen Insulen/ auff Celebes, Java und Borneo biß noch Zahor zu finden/ wird aber nicht überall umb Brod davon zu machen/ gebrauchet/ es seye gleich/ daß sie die Wissenschafft davon nicht haben/ oder daß ihnen dasselbe nicht von_ öthen ist. Die gröste Menge fället auff der Insul Coram, da man gantze Wälder und grosse Mildnüssen von diesen Bäumen findet/ w_ v_ n jährlich eine grosse Quantität Sagu-Brod in andere Quartieren geführet wird.
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Zitationshilfe: | Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704, S. 63. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/719>, abgerufen am 23.07.2024. |