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Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704.

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das Caliaturs-Holtz mit halben Schiffladungen von der Küst abgeholet haben sc. Durch welche Objection M. hochgeehrten Herrn nur anspornen wollen/ mir noch mehr rare Dinge zu communiciren/ welche ich sonsten auff keine andere Weiß hätte erwarten können / und vor welche auch danckbahr seyn und bleiben werde. Ich bin sicherlich sehr vergnügt gewesen / da ich aus meines hochgeehrten Herrn Brieffen nun verstanden habe/ daß sie auff der Persianischen Reise viele Dinge/ so das rothe Holtz betreffen/ erfahren haben/ die zuvor von uns beyden in Disputat gezogen worden. Worvon die alte Maleyers und Javanen den Nahmen Tsjendana, Djingi oder Zingi genommen haben/ war mir zuvor unbekandt und nur allein als eine blosse Muthmassung vorgebracht: Nun aber bin ich aus M. H. H. Schreiben versichert/ daß dieser Nahm aus Africa gekommen: Ob nun vor alten Zeiten die Javanen mit den Africanen/ absonderlich mit denen von Madagascar, oder reciproce diese mit jenen einige Commercien getrieben haben möchten? lasse jetzo an seinem Ort beruhen; doch habe nicht unterlassen können/ unter den Beylagen zu M. H. H. Betrachtung die Ubereinstimmung unser gemeinen Ambonischen, Javanischen und Madagascharsen Sprach/ soviel das Zehlen anbelanget/ zu übermachen / gleichwie sie mir von den naturellen Einwohnern dieser Landen gegeben werden/ absonderlich zwischen Ambon und Madagascar: nichts destoweniger glaub ich nicht/ daß diese letztbenahmte Nationen sich jemahlen einander besucht haben/ und möchten die Javaner wohl eher von ihrer Sprach diesen beyden Nationen etwas mitgetheilet haben. Von Amboina weiß ich solches sicherlich / indem gantze Dörffer und Geschlechter hier wohnen/ welche aus ihrer Voreltern Tradition wissen/ daß sie ursprüngl. Javanen seyen; gleichwie noch bey der Niederländer ehemahligen Regierung/ die von Ditoe, zum Widerwillen der unseren/ mit denen von Ghiri, hinter Grisseck gelegen/ correspondiret haben/ von welchen sie/ nach ihrem Bericht/ herstammen sollen.

Mit gröstem Verlangen erwarte nach Di. H. Herrn beliebten näheren Bericht und ein wenig Holtz / beneben seinen Blättern von dem berühmten Holtz Dewadarne oder Djoedaar, zumahlen ich vernehme/ daß er auff Java zufinden seyn soll. Sicherlich der blose Name Daemonum acbor erinnert mich dessen/ was in meinem Herbario, in dem Capitel von dem Casuwaris-Baum/ aus dem Arabischen Lexico Golij geschrieben hab/ welche meinem hochgeehrten Herrn zu fernerem Nachdencken hier beyzufügen vor gut befinde/ lautend also: Bey den Arabier Betharides findet man einige Meldung des Baumes Dejudaar, welches ein Persianischer Nahme ist und soviel heisset / als Daemonum arbor eine Sorte Sabinae Indicae. Ich muthmasse daß solches unser Casuwaris-Baum seyn mus/ so deßwegen Drommelbaum genennet wird/ weilen man ein besonderes Sausen oder Pfeiffen darauff höret/ wann der Wind geht/ dergleichen man auch an unserm Daunenbaum höret / welches der gemeine Mann/ so dessen Ursach nicht weiß/ einigen Vögeln/ so darauff sitzen sollen/ zuschreibet. Dieses ist mir A. 1662. selbsten geschehen/ daß mir ein solcher Zweig von einer vornehmen Person aus Ternaten zugesandt worden/ welche aus Meinung/ daß er mir unbekandt wäre/ mit Verwunderung darbey berichtete/ daß es ein Baum wäre/ darauff man den Orpheus mit all seinem schnarrenden Spiel hören könte. Soviel von diesen Extract.

Viel von den so genandten Mosticas oder Mesticas Steinger zu discuriren/ dörffte nicht nöthig seyn/ dieweilen es doch scheinet/ daß M. H. H derselben Meinung sey/ daß sie alle dergleichen Natur seyen/ wie sie der König von Palimbang gemacht und practiciret hat/ auch ich aus meiner eigenen Experienz von denselben nicht viel sagen kan/ indem ich wenige öder gar keine in ihrem Geburts-Platz gefunden hab: Gleichwie sie auch nicht in allen/ sondern etlichen Landen fallen. Nichtsdestoweniger wil ich dasjenige nicht eben vor Fabeln halten/ was ich von andern glaubwürdigen Leuten darvon gehöret hab/ angesehen ich nicht derjenigen Secte zugethan bin/ welche alle Wercke der Natur sobalden verneinen und verwerffen/ die wir nicht sobald mit unsern Verstand begreiffen können. Gleich wie nun einem jeden bekandt ist/ daß die Bezoar-Steine mit kausenden verfälschet werden/ und nichtsweniger in der That selbsten auch wahrhafftige gefunden werden/ welche nicht allein aus einem gewissen Geschlecht wilder Böcken so unserer Nation bekandt sind/ sondern auch auf der Insul Borneo in einem sicheren Schlag aus Affen gesuchet werden: also ist es auch mir andern beschaffen Offters hab durch einen gewissen Chinesen verschiedene Bezoar-Steine zu Bantham vor mich aufkauffen lassen/ welche mit dem Chinesischen Nahmen Gautscho und dem Bastard Maleytschen Culiga kees beleget wurden / welche gleichfals nach meinem und andern Urtheil aufrichtige Bezoar waren.

Ja es hat mir Hr. Melchior Hurt, ein Bruder von dem Hr. Alt-Directeur Anthonio Hurt, gewesenes Ober-Haupt von der West-Rüst A. 1672. einen Stein verehrt/ in der grösse von einer runden Pflaume und artlich mit Flecken bemahlet/ auch so hart/ wie ein Wetzstein/ welcher aus dem Eingeweid eines/ auf derselben Küste gefangenen und mit grosser Mühe getödteten Tyger-Thiers geschnitten worden/ wie er nach Bericht/ mit seinen Augen gesehen hat. Wann ich solchen Stein jetzo noch hätte/ so wolte ich bey den Javanen ein schön stück Geld davor bekommen: allein er ist vor 7. Jahren/ unter meinen andern Raritäten nacher Italien gesendet worden. Ich weiß auch wohl/ daß bey vielen Neu-Gelährten vor fabelhafftig gehalten wird/ was man von dem Gold/ so von dem blossen Donnerkeil herrühret/ erzehlet: Wie solte ich dann Glauben finden/ wann ich sagen würde/ daß ich dergleichen selbsten habe/ welches glaubwürdige Bürger/ als hiesige Officirer mit eigenen Augen in dem inneren Hertzen eines Eisenholtz-Baums gestocken zuhaben/ gesehen haben/ welcher kurtz zuvor von einem Donnerschlag getroffen worden: Ja/ was noch

das Caliaturs-Holtz mit halben Schiffladungen von der Küst abgeholet haben sc. Durch welche Objection M. hochgeehrten Herrn nur anspornen wollen/ mir noch mehr rare Dinge zu communiciren/ welche ich sonsten auff keine andere Weiß hätte erwarten können / und vor welche auch danckbahr seyn und bleiben werde. Ich bin sicherlich sehr vergnügt gewesen / da ich aus meines hochgeehrten Herrn Brieffen nun verstanden habe/ daß sie auff der Persianischen Reise viele Dinge/ so das rothe Holtz betreffen/ erfahren haben/ die zuvor von uns beyden in Disputat gezogen worden. Worvon die alte Maleyers und Javanen den Nahmen Tsjendana, Djingi oder Zingi genommen haben/ war mir zuvor unbekandt und nur allein als eine blosse Muthmassung vorgebracht: Nun aber bin ich aus M. H. H. Schreiben versichert/ daß dieser Nahm aus Africa gekommen: Ob nun vor alten Zeiten die Javanen mit den Africanen/ absonderlich mit denen von Madagascar, oder reciprocè diese mit jenen einige Commercien getrieben haben möchten? lasse jetzo an seinem Ort beruhen; doch habe nicht unterlassen können/ unter den Beylagen zu M. H. H. Betrachtung die Ubereinstim̃ung unser gemeinen Ambonischen, Javanischen und Madagascharsen Sprach/ soviel das Zehlen anbelanget/ zu übermachen / gleichwie sie mir von den naturellen Einwohnern dieser Landen gegeben werden/ absonderlich zwischen Ambon und Madagascar: nichts destoweniger glaub ich nicht/ daß diese letztbenahmte Nationen sich jemahlen einander besucht haben/ und möchten die Javaner wohl eher von ihrer Sprach diesen beyden Nationen etwas mitgetheilet haben. Von Amboina weiß ich solches sicherlich / indem gantze Dörffer und Geschlechter hier wohnen/ welche aus ihrer Voreltern Tradition wissen/ daß sie ursprüngl. Javanen seyen; gleichwie noch bey der Niederländer ehemahligen Regierung/ die von Ditoe, zum Widerwillen der unseren/ mit denen von Ghiri, hinter Grisseck gelegen/ correspondiret haben/ von welchen sie/ nach ihrem Bericht/ herstammen sollen.

Mit gröstem Verlangen erwarte nach Di. H. Herrn beliebten näheren Bericht und ein wenig Holtz / beneben seinen Blättern von dem berühmten Holtz Dewadarne oder Djoedaar, zumahlen ich vernehme/ daß er auff Java zufinden seyn soll. Sicherlich der blose Name Daemonum acbor erinnert mich dessen/ was in meinem Herbario, in dem Capitel von dem Casuwaris-Baum/ aus dem Arabischen Lexico Golij geschrieben hab/ welche meinem hochgeehrten Herrn zu fernerem Nachdencken hier beyzufügen vor gut befinde/ lautend also: Bey den Arabier Betharides findet man einige Meldung des Baumes Dejudaar, welches ein Persianischer Nahme ist und soviel heisset / als Daemonum arbor eine Sorte Sabinae Indicae. Ich muthmasse daß solches unser Casuwaris-Baum seyn mus/ so deßwegen Drommelbaum genennet wird/ weilen man ein besonderes Sausen oder Pfeiffen darauff höret/ wann der Wind geht/ dergleichen man auch an unserm Daunenbaum höret / welches der gemeine Mann/ so dessen Ursach nicht weiß/ einigen Vögeln/ so darauff sitzen sollen/ zuschreibet. Dieses ist mir A. 1662. selbsten geschehen/ daß mir ein solcher Zweig von einer vornehmen Person aus Ternaten zugesandt worden/ welche aus Meinung/ daß er mir unbekandt wäre/ mit Verwunderung darbey berichtete/ daß es ein Baum wäre/ darauff man den Orpheus mit all seinem schnarrenden Spiel hören könte. Soviel von diesen Extract.

Viel von den so genandten Mosticas oder Mesticas Steinger zu discuriren/ dörffte nicht nöthig seyn/ dieweilen es doch scheinet/ daß M. H. H derselben Meinung sey/ daß sie alle dergleichen Natur seyen/ wie sie der König von Palimbang gemacht und practiciret hat/ auch ich aus meiner eigenen Experienz von denselben nicht viel sagen kan/ indem ich wenige öder gar keine in ihrem Geburts-Platz gefunden hab: Gleichwie sie auch nicht in allen/ sondern etlichen Landen fallen. Nichtsdestoweniger wil ich dasjenige nicht eben vor Fabeln halten/ was ich von andern glaubwürdigen Leuten darvon gehöret hab/ angesehen ich nicht derjenigen Secte zugethan bin/ welche alle Wercke der Natur sobalden verneinen und verwerffen/ die wir nicht sobald mit unsern Verstand begreiffen können. Gleich wie nun einem jeden bekandt ist/ daß die Bezoar-Steine mit kausenden verfälschet werden/ und nichtsweniger in der That selbsten auch wahrhafftige gefunden werden/ welche nicht allein aus einem gewissen Geschlecht wilder Böcken so unserer Nation bekandt sind/ sondern auch auf der Insul Borneo in einem sicheren Schlag aus Affen gesuchet werden: also ist es auch mir andern beschaffen Offters hab durch einẽ gewissen Chinesen verschiedene Bezoar-Steine zu Bantham vor mich aufkauffen lassen/ welche mit dem Chinesischen Nahmen Gautscho und dem Bastard Maleytschen Culiga kees beleget wurden / welche gleichfals nach meinem und andern Urtheil aufrichtige Bezoar waren.

Ja es hat mir Hr. Melchior Hurt, ein Bruder von dem Hr. Alt-Directeur Anthonio Hurt, gewesenes Ober-Haupt von der West-Rüst A. 1672. einen Stein verehrt/ in der grösse von einer runden Pflaume und artlich mit Flecken bemahlet/ auch so hart/ wie ein Wetzstein/ welcher aus dem Eingeweid eines/ auf derselben Küste gefangenen und mit grosser Mühe getödteten Tyger-Thiers geschnitten worden/ wie er nach Bericht/ mit seinen Augen gesehen hat. Wann ich solchen Stein jetzo noch hätte/ so wolte ich bey den Javanen ein schön stück Geld davor bekommen: allein er ist vor 7. Jahren/ unter meinen andern Raritäten nacher Italien gesendet worden. Ich weiß auch wohl/ daß bey vielen Neu-Gelährten vor fabelhafftig gehalten wird/ was man von dem Gold/ so von dem blossen Donnerkeil herrühret/ erzehlet: Wie solte ich dann Glauben finden/ wann ich sagen würde/ daß ich dergleichen selbsten habe/ welches glaubwürdige Bürger/ als hiesige Officirer mit eigenen Augen in dem inneren Hertzen eines Eisenholtz-Baums gestocken zuhaben/ gesehen haben/ welcher kurtz zuvor von einem Donnerschlag getroffen worden: Ja/ was noch

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das Caliaturs-Holtz mit halben Schiffladungen von der Küst abgeholet       haben sc. Durch welche Objection M. hochgeehrten Herrn nur anspornen wollen/ mir noch mehr       rare Dinge zu communiciren/ welche ich sonsten auff keine andere Weiß hätte erwarten können /       und vor welche auch danckbahr seyn und bleiben werde. Ich bin sicherlich sehr vergnügt gewesen      / da ich aus meines hochgeehrten Herrn Brieffen nun verstanden habe/ daß sie auff der       Persianischen Reise viele Dinge/ so das rothe Holtz betreffen/ erfahren haben/ die zuvor von       uns beyden in Disputat gezogen worden. Worvon die alte Maleyers und Javanen den Nahmen       Tsjendana, Djingi oder Zingi genommen haben/ war mir zuvor unbekandt und nur allein als eine       blosse Muthmassung vorgebracht: Nun aber bin ich aus M. H. H. Schreiben versichert/ daß dieser       Nahm aus Africa gekommen: Ob nun vor alten Zeiten die Javanen mit den Africanen/ absonderlich       mit denen von Madagascar, oder reciprocè diese mit jenen einige Commercien getrieben haben       möchten? lasse jetzo an seinem Ort beruhen; doch habe nicht unterlassen können/ unter den       Beylagen zu M. H. H. Betrachtung die Ubereinstim&#x0303;ung unser gemeinen Ambonischen,       Javanischen und Madagascharsen Sprach/ soviel das Zehlen anbelanget/ zu übermachen /       gleichwie sie mir von den naturellen Einwohnern dieser Landen gegeben werden/ absonderlich       zwischen Ambon und Madagascar: nichts destoweniger glaub ich nicht/ daß diese letztbenahmte       Nationen sich jemahlen einander besucht haben/ und möchten die Javaner wohl eher von ihrer       Sprach diesen beyden Nationen etwas mitgetheilet haben. Von Amboina weiß ich solches sicherlich      / indem gantze Dörffer und Geschlechter hier wohnen/ welche aus ihrer Voreltern Tradition       wissen/ daß sie ursprüngl. Javanen seyen; gleichwie noch bey der Niederländer ehemahligen       Regierung/ die von Ditoe, zum Widerwillen der unseren/ mit denen von Ghiri, hinter Grisseck       gelegen/ correspondiret haben/ von welchen sie/ nach ihrem Bericht/ herstammen sollen.</p>
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        <p>Viel von den so genandten Mosticas oder Mesticas Steinger zu discuriren/ dörffte nicht       nöthig seyn/ dieweilen es doch scheinet/ daß M. H. H derselben Meinung sey/ daß sie alle       dergleichen Natur seyen/ wie sie der König von Palimbang gemacht und practiciret hat/ auch       ich aus meiner eigenen Experienz von denselben nicht viel sagen kan/ indem ich wenige öder gar       keine in ihrem Geburts-Platz gefunden hab: Gleichwie sie auch nicht in allen/ sondern etlichen       Landen fallen. Nichtsdestoweniger wil ich dasjenige nicht eben vor Fabeln halten/ was ich von       andern glaubwürdigen Leuten darvon gehöret hab/ angesehen ich nicht derjenigen Secte zugethan       bin/ welche alle Wercke der Natur sobalden verneinen und verwerffen/ die wir nicht sobald mit       unsern Verstand begreiffen können. Gleich wie nun einem jeden bekandt ist/ daß die       Bezoar-Steine mit kausenden verfälschet werden/ und nichtsweniger in der That selbsten auch       wahrhafftige gefunden werden/ welche nicht allein aus einem gewissen Geschlecht wilder Böcken       so unserer Nation bekandt sind/ sondern auch auf der Insul Borneo in einem sicheren Schlag aus       Affen gesuchet werden: also ist es auch mir andern beschaffen Offters hab durch eine&#x0303;       gewissen Chinesen verschiedene Bezoar-Steine zu Bantham vor mich aufkauffen lassen/ welche mit       dem Chinesischen Nahmen Gautscho und dem Bastard Maleytschen Culiga kees beleget wurden /       welche gleichfals nach meinem und andern Urtheil aufrichtige Bezoar waren.</p>
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[47/0703] das Caliaturs-Holtz mit halben Schiffladungen von der Küst abgeholet haben sc. Durch welche Objection M. hochgeehrten Herrn nur anspornen wollen/ mir noch mehr rare Dinge zu communiciren/ welche ich sonsten auff keine andere Weiß hätte erwarten können / und vor welche auch danckbahr seyn und bleiben werde. Ich bin sicherlich sehr vergnügt gewesen / da ich aus meines hochgeehrten Herrn Brieffen nun verstanden habe/ daß sie auff der Persianischen Reise viele Dinge/ so das rothe Holtz betreffen/ erfahren haben/ die zuvor von uns beyden in Disputat gezogen worden. Worvon die alte Maleyers und Javanen den Nahmen Tsjendana, Djingi oder Zingi genommen haben/ war mir zuvor unbekandt und nur allein als eine blosse Muthmassung vorgebracht: Nun aber bin ich aus M. H. H. Schreiben versichert/ daß dieser Nahm aus Africa gekommen: Ob nun vor alten Zeiten die Javanen mit den Africanen/ absonderlich mit denen von Madagascar, oder reciprocè diese mit jenen einige Commercien getrieben haben möchten? lasse jetzo an seinem Ort beruhen; doch habe nicht unterlassen können/ unter den Beylagen zu M. H. H. Betrachtung die Ubereinstim̃ung unser gemeinen Ambonischen, Javanischen und Madagascharsen Sprach/ soviel das Zehlen anbelanget/ zu übermachen / gleichwie sie mir von den naturellen Einwohnern dieser Landen gegeben werden/ absonderlich zwischen Ambon und Madagascar: nichts destoweniger glaub ich nicht/ daß diese letztbenahmte Nationen sich jemahlen einander besucht haben/ und möchten die Javaner wohl eher von ihrer Sprach diesen beyden Nationen etwas mitgetheilet haben. Von Amboina weiß ich solches sicherlich / indem gantze Dörffer und Geschlechter hier wohnen/ welche aus ihrer Voreltern Tradition wissen/ daß sie ursprüngl. Javanen seyen; gleichwie noch bey der Niederländer ehemahligen Regierung/ die von Ditoe, zum Widerwillen der unseren/ mit denen von Ghiri, hinter Grisseck gelegen/ correspondiret haben/ von welchen sie/ nach ihrem Bericht/ herstammen sollen. Mit gröstem Verlangen erwarte nach Di. H. Herrn beliebten näheren Bericht und ein wenig Holtz / beneben seinen Blättern von dem berühmten Holtz Dewadarne oder Djoedaar, zumahlen ich vernehme/ daß er auff Java zufinden seyn soll. Sicherlich der blose Name Daemonum acbor erinnert mich dessen/ was in meinem Herbario, in dem Capitel von dem Casuwaris-Baum/ aus dem Arabischen Lexico Golij geschrieben hab/ welche meinem hochgeehrten Herrn zu fernerem Nachdencken hier beyzufügen vor gut befinde/ lautend also: Bey den Arabier Betharides findet man einige Meldung des Baumes Dejudaar, welches ein Persianischer Nahme ist und soviel heisset / als Daemonum arbor eine Sorte Sabinae Indicae. Ich muthmasse daß solches unser Casuwaris-Baum seyn mus/ so deßwegen Drommelbaum genennet wird/ weilen man ein besonderes Sausen oder Pfeiffen darauff höret/ wann der Wind geht/ dergleichen man auch an unserm Daunenbaum höret / welches der gemeine Mann/ so dessen Ursach nicht weiß/ einigen Vögeln/ so darauff sitzen sollen/ zuschreibet. Dieses ist mir A. 1662. selbsten geschehen/ daß mir ein solcher Zweig von einer vornehmen Person aus Ternaten zugesandt worden/ welche aus Meinung/ daß er mir unbekandt wäre/ mit Verwunderung darbey berichtete/ daß es ein Baum wäre/ darauff man den Orpheus mit all seinem schnarrenden Spiel hören könte. Soviel von diesen Extract. Viel von den so genandten Mosticas oder Mesticas Steinger zu discuriren/ dörffte nicht nöthig seyn/ dieweilen es doch scheinet/ daß M. H. H derselben Meinung sey/ daß sie alle dergleichen Natur seyen/ wie sie der König von Palimbang gemacht und practiciret hat/ auch ich aus meiner eigenen Experienz von denselben nicht viel sagen kan/ indem ich wenige öder gar keine in ihrem Geburts-Platz gefunden hab: Gleichwie sie auch nicht in allen/ sondern etlichen Landen fallen. Nichtsdestoweniger wil ich dasjenige nicht eben vor Fabeln halten/ was ich von andern glaubwürdigen Leuten darvon gehöret hab/ angesehen ich nicht derjenigen Secte zugethan bin/ welche alle Wercke der Natur sobalden verneinen und verwerffen/ die wir nicht sobald mit unsern Verstand begreiffen können. Gleich wie nun einem jeden bekandt ist/ daß die Bezoar-Steine mit kausenden verfälschet werden/ und nichtsweniger in der That selbsten auch wahrhafftige gefunden werden/ welche nicht allein aus einem gewissen Geschlecht wilder Böcken so unserer Nation bekandt sind/ sondern auch auf der Insul Borneo in einem sicheren Schlag aus Affen gesuchet werden: also ist es auch mir andern beschaffen Offters hab durch einẽ gewissen Chinesen verschiedene Bezoar-Steine zu Bantham vor mich aufkauffen lassen/ welche mit dem Chinesischen Nahmen Gautscho und dem Bastard Maleytschen Culiga kees beleget wurden / welche gleichfals nach meinem und andern Urtheil aufrichtige Bezoar waren. Ja es hat mir Hr. Melchior Hurt, ein Bruder von dem Hr. Alt-Directeur Anthonio Hurt, gewesenes Ober-Haupt von der West-Rüst A. 1672. einen Stein verehrt/ in der grösse von einer runden Pflaume und artlich mit Flecken bemahlet/ auch so hart/ wie ein Wetzstein/ welcher aus dem Eingeweid eines/ auf derselben Küste gefangenen und mit grosser Mühe getödteten Tyger-Thiers geschnitten worden/ wie er nach Bericht/ mit seinen Augen gesehen hat. Wann ich solchen Stein jetzo noch hätte/ so wolte ich bey den Javanen ein schön stück Geld davor bekommen: allein er ist vor 7. Jahren/ unter meinen andern Raritäten nacher Italien gesendet worden. Ich weiß auch wohl/ daß bey vielen Neu-Gelährten vor fabelhafftig gehalten wird/ was man von dem Gold/ so von dem blossen Donnerkeil herrühret/ erzehlet: Wie solte ich dann Glauben finden/ wann ich sagen würde/ daß ich dergleichen selbsten habe/ welches glaubwürdige Bürger/ als hiesige Officirer mit eigenen Augen in dem inneren Hertzen eines Eisenholtz-Baums gestocken zuhaben/ gesehen haben/ welcher kurtz zuvor von einem Donnerschlag getroffen worden: Ja/ was noch

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Zitationshilfe: Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704, S. 47. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/703>, abgerufen am 23.07.2024.