Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704.

Bild:
<< vorherige Seite

Pausilypo (oder Sorgen-Stiller) noch heutiges Tages zu finden ist; wie nicht minder Horatius, und nachgehends Statius, Claudianus, Sannazarius, und andere/ sich selbiger Gegenden recht wol bedienet: also laßt uns zu unsrem Zweck/ von der uhr-alten Curiosität deß Edlen Herren Luculli, dann aber/ zu unsern Zeiten sonderlich/ von den selecten Gemächern/ deß Vice Re oder Königlichen Stadthalters/ deß Edlen Fabii Columnae, des Natur-liebenden Imperati, und anderer/ etwas melden.

Das III. Capitel.
Von der Magnificenz und Curiosität/ weyland deß Edlen Herrn / Luculli.
§. I.

WAs dem nach erwehnten Edlen Römer/ den L. Lucullum betrifft/ dessen Lebenslauff Plutarchus absonderlich beschrieben; so hat derselbe gelebt zur Zeit Mithridatis, Königes in Ponto, mit dem Er auch/ als ein Oberster Krieges-Führer oder Imperator, einen groß- und schweren Krieg / zu Wasser und Lande/ geführt/ Ihn mit Schwerdt und Hunger geängstigt/ ja gar auß seinem Reich treibend/ durch solche seine glückliche Tapfferkeit/ der gantzen Römischen Nation ein unsterbliches Lob erworben; wie solches Cicero Orat. pro Archia, §. 21.) beredsam herauß zustreichen weiß.

§. 2. Auß diesem Kriege/ und sonst/ hat er einen so gar-grossen Reichthum zusammen gebracht / daß er endlich auch nicht gewust/ wo damit hin. Und ist derhalben/ an stat/ daß er durch freygebig-seyn und stifftung Virtuöser Dinge inn- und ausserhalb seines Orths/ ihm einen so viel-schönern Nahmen bey aller Nachwelt hätte machen können/ von dem Preiß seiner vormals tapfferen Helden-Tugenden/ auff den schlüpffrigen Pfad der weichen Wollust getreten/ hat sich gen Neapolis verfügt/ und in dermassen üppige Ruh gesetzet/ daß er/ oder sein Reichthum / darüber auch gar zum Sprüchwort worden. Antonius Sanfelicius (a Gaselio, An. 1580 Rostochii editus, de Campania, pag. 23.) schreibt also: Asiaticam praedam iis in sumtibus consumsit Lucullus: de qua gaza profusa Xerxes Togatus a Pompejodictus; welches letztere/ wiewol ohne Meldung des Nahmens/ der Autor auß Plinio (lib. 9. cap. 54.) genommen. Oder/ wie Plutarchus gar artigredet/ Est in Luculli Vitae, sicut veteris Comoediae, Exordio, legere Actiones Politicas &amp; Expeditiones, in calce Compotationes, omne genus Ludi. Er hat/ wenn etwan andere fürnehme Herrn auß Rom Ihn auff seinem Land-Guth besuchet/ ein banquet auff 5000. Rthlr. geschwind anrichten lassen können/ und solches fast nur für ein Ordinarie-Werck geschätzet.

§. 3. Gleich wie aber fürtreffliche Ingenia ohne vermischung einiger kleinen Thorheit selten zu finden seyn/ und solcher gestalt anch mitten unter den Lastern/ bißweilen ein mercklicher Strahl angebohrner Tugend hervor zu leuchten pfleget: also/ von seiten Luculli, auch seine nahmhafftigste Eitelkeiten auffs glimpflichste außzudeuten/ muß ich gestehen/ oder kömmt mir vor/ daß Er nichts mit den Händen seines Gemühts umbfasset/ und/ was nur magnific, in scheinbahren Versuch gezogen hätte.

§. 4. Und ist deßwegen berühmt das köstliche Land- und Lust-Hauß/ so Er ausser Neapolis, über Pozzuol hin/ an dem Misenischen Vorgebürge (auff dessen höhe anitzt ein Wachr-Thurm befindlich ist) erbauet/ von grosser Pracht/ bequämen Raum/ platten Dächern/ und darzwischen hervor-ragender runden Kuppel/ annehmlichen prospecten/ und innerlichen kunstmässigen disposition. An welchem jedoch Plinius (lib. 18. c. 6.) diß billich tabelt/ das kein Ackerbau/ oder Länderey dabey; und Pompejus, nach Plutarchi aussage/ dieses; daß es zwar ein Hauß wäre/ gar herzlich und wol auff den Sommer gerichtet/ nicht aber zur winterlichen Bewohnung aptirt: wiewol der Winter derer Orthe nur kurtz ist/ und gantz gelinde.

§. 6. Es hat erwehnter Lucullus, in oder an solches sein Hauß/ hiemit es ihm niemals an Fischen ermangeln möchte/ grosse Fisch-weyher angelegt/ und zu diesem Ende den Berg durchbrochen/ umb/ das offenbahre See-wasser hinein zu leiten. Worauff es das Ansehen hat / das Sallustius (d. Bello Catilinar.) stachelt/ indem er also schreibet: Quid ea memorem, quae nisi his, qui videre, nemini credibilia sunt; a Privatis compluribus subversos Montes, Maria constrata esse?

§. 6. Wiewol/ ich finde an einem Orth/ daß dieselbige Villa, oben am Berg Miseno gelegen / nicht so wol dem Lucio Lucullo, als Marco, seinem Bruder/ zugeeignet wird; und ein ander / gleichfalls-prächtig Land-Hauß hingegen/ nach Pozzuolo näher zu/ bey Piscina Mirabili und Centum Cellis, unter dem Titel

Pausilypo (oder Sorgen-Stiller) noch heutiges Tages zu finden ist; wie nicht minder Horatius, und nachgehends Statius, Claudianus, Sannazarius, und andere/ sich selbiger Gegenden recht wol bedienet: also laßt uns zu unsrem Zweck/ von der uhr-alten Curiosität deß Edlen Herren Luculli, dann aber/ zu unsern Zeiten sonderlich/ von den selecten Gemächern/ deß Vice Ré oder Königlichen Stadthalters/ deß Edlen Fabii Columnae, des Natur-liebenden Imperati, und anderer/ etwas melden.

Das III. Capitel.
Von der Magnificenz und Curiosität/ weyland deß Edlen Herrn / Luculli.
§. I.

WAs dem nach erwehnten Edlen Römer/ den L. Lucullum betrifft/ dessen Lebenslauff Plutarchus absonderlich beschrieben; so hat derselbe gelebt zur Zeit Mithridatis, Königes in Ponto, mit dem Er auch/ als ein Oberster Krieges-Führer oder Imperator, einen groß- und schweren Krieg / zu Wasser und Lande/ geführt/ Ihn mit Schwerdt und Hunger geängstigt/ ja gar auß seinem Reich treibend/ durch solche seine glückliche Tapfferkeit/ der gantzen Römischen Nation ein unsterbliches Lob erworben; wie solches Cicero Orat. pro Archia, §. 21.) beredsam herauß zustreichen weiß.

§. 2. Auß diesem Kriege/ und sonst/ hat er einen so gar-grossen Reichthum zusammen gebracht / daß er endlich auch nicht gewust/ wo damit hin. Und ist derhalben/ an stat/ daß er durch freygebig-seyn und stifftung Virtuöser Dinge inn- und ausserhalb seines Orths/ ihm einen so viel-schönern Nahmen bey aller Nachwelt hätte machen können/ von dem Preiß seiner vormals tapfferen Helden-Tugenden/ auff den schlüpffrigen Pfad der weichen Wollust getreten/ hat sich gen Neapolis verfügt/ und in dermassen üppige Ruh gesetzet/ daß er/ oder sein Reichthum / darüber auch gar zum Sprüchwort worden. Antonius Sanfelicius (à Gaselio, An. 1580 Rostochii editus, de Campaniâ, pag. 23.) schreibt also: Asiaticam praedam iis in sumtibus consumsit Lucullus: de quâ gaza profusâ Xerxes Togatus à Pompejodictus; welches letztere/ wiewol ohne Meldung des Nahmens/ der Autor auß Plinio (lib. 9. cap. 54.) genommen. Oder/ wie Plutarchus gar artigredet/ Est in Luculli Vitae, sicut veteris Comoediae, Exordio, legere Actiones Politicas &amp; Expeditiones, in calce Compotationes, omne genus Ludi. Er hat/ wenn etwan andere fürnehme Herrn auß Rom Ihn auff seinem Land-Guth besuchet/ ein banquet auff 5000. Rthlr. geschwind anrichten lassen können/ und solches fast nur für ein Ordinarie-Werck geschätzet.

§. 3. Gleich wie aber fürtreffliche Ingenia ohne vermischung einiger kleinen Thorheit selten zu finden seyn/ und solcher gestalt anch mitten unter den Lastern/ bißweilen ein mercklicher Strahl angebohrner Tugend hervor zu leuchten pfleget: also/ von seiten Luculli, auch seine nahmhafftigste Eitelkeiten auffs glimpflichste außzudeuten/ muß ich gestehen/ oder kömmt mir vor/ daß Er nichts mit den Händen seines Gemühts umbfasset/ und/ was nur magnific, in scheinbahren Versuch gezogen hätte.

§. 4. Und ist deßwegen berühmt das köstliche Land- und Lust-Hauß/ so Er ausser Neapolis, über Pozzuol hin/ an dem Misenischen Vorgebürge (auff dessen höhe anitzt ein Wachr-Thurm befindlich ist) erbauet/ von grosser Pracht/ bequämen Raum/ platten Dächern/ und darzwischen hervor-ragender runden Kuppel/ annehmlichen prospecten/ und innerlichen kunstmässigen disposition. An welchem jedoch Plinius (lib. 18. c. 6.) diß billich tabelt/ das kein Ackerbau/ oder Länderey dabey; und Pompejus, nach Plutarchi aussage/ dieses; daß es zwar ein Hauß wäre/ gar herzlich und wol auff den Sommer gerichtet/ nicht aber zur winterlichen Bewohnung aptirt: wiewol der Winter derer Orthe nur kurtz ist/ und gantz gelinde.

§. 6. Es hat erwehnter Lucullus, in oder an solches sein Hauß/ hiemit es ihm niemals an Fischen ermangeln möchte/ grosse Fisch-weyher angelegt/ und zu diesem Ende den Berg durchbrochen/ umb/ das offenbahre See-wasser hinein zu leiten. Worauff es das Ansehen hat / das Sallustius (d. Bello Catilinar.) stachelt/ indem er also schreibet: Quid ea memorem, quae nisi his, qui videre, nemini credibilia sunt; à Privatis compluribus subversos Montes, Maria constrata esse?

§. 6. Wiewol/ ich finde an einem Orth/ daß dieselbige Villa, oben am Berg Miseno gelegen / nicht so wol dem Lucio Lucullo, als Marco, seinem Bruder/ zugeeignet wird; und ein ander / gleichfalls-prächtig Land-Hauß hingegen/ nach Pozzuolo näher zu/ bey Piscina Mirabili und Centum Cellis, unter dem Titel

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0641" n="65"/>
Pausilypo (oder Sorgen-Stiller) noch       heutiges Tages zu finden ist; wie nicht minder Horatius, und nachgehends Statius, Claudianus,       Sannazarius, und andere/ sich selbiger Gegenden recht wol bedienet: also laßt uns zu unsrem       Zweck/ von der uhr-alten Curiosität deß Edlen Herren Luculli, dann aber/ zu unsern Zeiten       sonderlich/ von den selecten Gemächern/ deß Vice Ré oder Königlichen Stadthalters/ deß Edlen       Fabii Columnae, des Natur-liebenden Imperati, und anderer/ etwas melden.</p>
      </div>
      <div>
        <head>Das III. Capitel.<lb/>
Von der Magnificenz und Curiosität/ weyland deß Edlen Herrn /       Luculli.</head>
      </div>
      <div>
        <head>§. I.</head>
        <p>WAs dem nach erwehnten Edlen Römer/ den L. Lucullum betrifft/ dessen Lebenslauff Plutarchus       absonderlich beschrieben; so hat derselbe gelebt zur Zeit Mithridatis, Königes in Ponto, mit       dem Er auch/ als ein Oberster Krieges-Führer oder Imperator, einen groß- und schweren Krieg /       zu Wasser und Lande/ geführt/ Ihn mit Schwerdt und Hunger geängstigt/ ja gar auß seinem       Reich treibend/ durch solche seine glückliche Tapfferkeit/ der gantzen Römischen Nation ein       unsterbliches Lob erworben; wie solches Cicero Orat. pro Archia, §. 21.) beredsam herauß       zustreichen weiß.</p>
        <p>§. 2. Auß diesem Kriege/ und sonst/ hat er einen so gar-grossen Reichthum zusammen gebracht      / daß er endlich auch nicht gewust/ wo damit hin. Und ist derhalben/ an stat/ daß er durch       freygebig-seyn und stifftung Virtuöser Dinge inn- und ausserhalb seines Orths/ ihm einen so       viel-schönern Nahmen bey aller Nachwelt hätte machen können/ von dem Preiß seiner vormals       tapfferen Helden-Tugenden/ auff den schlüpffrigen Pfad der weichen Wollust getreten/ hat sich       gen Neapolis verfügt/ und in dermassen üppige Ruh gesetzet/ daß er/ oder sein Reichthum /       darüber auch gar zum Sprüchwort worden. Antonius Sanfelicius (à Gaselio, An. 1580 Rostochii       editus, de Campaniâ, pag. 23.) schreibt also: Asiaticam praedam iis in sumtibus consumsit       Lucullus: de quâ gaza profusâ Xerxes Togatus à Pompejodictus; welches letztere/ wiewol ohne       Meldung des Nahmens/ der Autor auß Plinio (lib. 9. cap. 54.) genommen. Oder/ wie Plutarchus       gar artigredet/ Est in Luculli Vitae, sicut veteris Comoediae, Exordio, legere Actiones       Politicas &amp;amp; Expeditiones, in calce Compotationes, omne genus Ludi. Er hat/ wenn etwan       andere fürnehme Herrn auß Rom Ihn auff seinem Land-Guth besuchet/ ein banquet auff 5000.       Rthlr. geschwind anrichten lassen können/ und solches fast nur für ein Ordinarie-Werck       geschätzet.</p>
        <p>§. 3. Gleich wie aber fürtreffliche Ingenia ohne vermischung einiger kleinen Thorheit selten       zu finden seyn/ und solcher gestalt anch mitten unter den Lastern/ bißweilen ein mercklicher       Strahl angebohrner Tugend hervor zu leuchten pfleget: also/ von seiten Luculli, auch seine       nahmhafftigste Eitelkeiten auffs glimpflichste außzudeuten/ muß ich gestehen/ oder kömmt mir       vor/ daß Er nichts mit den Händen seines Gemühts umbfasset/ und/ was nur magnific, in       scheinbahren Versuch gezogen hätte.</p>
        <p>§. 4. Und ist deßwegen berühmt das köstliche Land- und Lust-Hauß/ so Er ausser Neapolis,       über Pozzuol hin/ an dem Misenischen Vorgebürge (auff dessen höhe anitzt ein Wachr-Thurm       befindlich ist) erbauet/ von grosser Pracht/ bequämen Raum/ platten Dächern/ und       darzwischen hervor-ragender runden Kuppel/ annehmlichen prospecten/ und innerlichen       kunstmässigen disposition. An welchem jedoch Plinius (lib. 18. c. 6.) diß billich tabelt/ das       kein Ackerbau/ oder Länderey dabey; und Pompejus, nach Plutarchi aussage/ dieses; daß es zwar       ein Hauß wäre/ gar herzlich und wol auff den Sommer gerichtet/ nicht aber zur winterlichen       Bewohnung aptirt: wiewol der Winter derer Orthe nur kurtz ist/ und gantz gelinde.</p>
        <p>§. 6. Es hat erwehnter Lucullus, in oder an solches sein Hauß/ hiemit es ihm niemals an       Fischen ermangeln möchte/ grosse Fisch-weyher angelegt/ und zu diesem Ende den Berg       durchbrochen/ umb/ das offenbahre See-wasser hinein zu leiten. Worauff es das Ansehen hat /       das Sallustius (d. Bello Catilinar.) stachelt/ indem er also schreibet: Quid ea memorem, quae       nisi his, qui videre, nemini credibilia sunt; à Privatis compluribus subversos Montes, Maria       constrata esse?</p>
        <p>§. 6. Wiewol/ ich finde an einem Orth/ daß dieselbige Villa, oben am Berg Miseno gelegen /       nicht so wol dem Lucio Lucullo, als Marco, seinem Bruder/ zugeeignet wird; und ein ander /       gleichfalls-prächtig Land-Hauß hingegen/ nach Pozzuolo näher zu/ bey Piscina Mirabili und       Centum Cellis, unter dem Titel
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[65/0641] Pausilypo (oder Sorgen-Stiller) noch heutiges Tages zu finden ist; wie nicht minder Horatius, und nachgehends Statius, Claudianus, Sannazarius, und andere/ sich selbiger Gegenden recht wol bedienet: also laßt uns zu unsrem Zweck/ von der uhr-alten Curiosität deß Edlen Herren Luculli, dann aber/ zu unsern Zeiten sonderlich/ von den selecten Gemächern/ deß Vice Ré oder Königlichen Stadthalters/ deß Edlen Fabii Columnae, des Natur-liebenden Imperati, und anderer/ etwas melden. Das III. Capitel. Von der Magnificenz und Curiosität/ weyland deß Edlen Herrn / Luculli. §. I. WAs dem nach erwehnten Edlen Römer/ den L. Lucullum betrifft/ dessen Lebenslauff Plutarchus absonderlich beschrieben; so hat derselbe gelebt zur Zeit Mithridatis, Königes in Ponto, mit dem Er auch/ als ein Oberster Krieges-Führer oder Imperator, einen groß- und schweren Krieg / zu Wasser und Lande/ geführt/ Ihn mit Schwerdt und Hunger geängstigt/ ja gar auß seinem Reich treibend/ durch solche seine glückliche Tapfferkeit/ der gantzen Römischen Nation ein unsterbliches Lob erworben; wie solches Cicero Orat. pro Archia, §. 21.) beredsam herauß zustreichen weiß. §. 2. Auß diesem Kriege/ und sonst/ hat er einen so gar-grossen Reichthum zusammen gebracht / daß er endlich auch nicht gewust/ wo damit hin. Und ist derhalben/ an stat/ daß er durch freygebig-seyn und stifftung Virtuöser Dinge inn- und ausserhalb seines Orths/ ihm einen so viel-schönern Nahmen bey aller Nachwelt hätte machen können/ von dem Preiß seiner vormals tapfferen Helden-Tugenden/ auff den schlüpffrigen Pfad der weichen Wollust getreten/ hat sich gen Neapolis verfügt/ und in dermassen üppige Ruh gesetzet/ daß er/ oder sein Reichthum / darüber auch gar zum Sprüchwort worden. Antonius Sanfelicius (à Gaselio, An. 1580 Rostochii editus, de Campaniâ, pag. 23.) schreibt also: Asiaticam praedam iis in sumtibus consumsit Lucullus: de quâ gaza profusâ Xerxes Togatus à Pompejodictus; welches letztere/ wiewol ohne Meldung des Nahmens/ der Autor auß Plinio (lib. 9. cap. 54.) genommen. Oder/ wie Plutarchus gar artigredet/ Est in Luculli Vitae, sicut veteris Comoediae, Exordio, legere Actiones Politicas &amp; Expeditiones, in calce Compotationes, omne genus Ludi. Er hat/ wenn etwan andere fürnehme Herrn auß Rom Ihn auff seinem Land-Guth besuchet/ ein banquet auff 5000. Rthlr. geschwind anrichten lassen können/ und solches fast nur für ein Ordinarie-Werck geschätzet. §. 3. Gleich wie aber fürtreffliche Ingenia ohne vermischung einiger kleinen Thorheit selten zu finden seyn/ und solcher gestalt anch mitten unter den Lastern/ bißweilen ein mercklicher Strahl angebohrner Tugend hervor zu leuchten pfleget: also/ von seiten Luculli, auch seine nahmhafftigste Eitelkeiten auffs glimpflichste außzudeuten/ muß ich gestehen/ oder kömmt mir vor/ daß Er nichts mit den Händen seines Gemühts umbfasset/ und/ was nur magnific, in scheinbahren Versuch gezogen hätte. §. 4. Und ist deßwegen berühmt das köstliche Land- und Lust-Hauß/ so Er ausser Neapolis, über Pozzuol hin/ an dem Misenischen Vorgebürge (auff dessen höhe anitzt ein Wachr-Thurm befindlich ist) erbauet/ von grosser Pracht/ bequämen Raum/ platten Dächern/ und darzwischen hervor-ragender runden Kuppel/ annehmlichen prospecten/ und innerlichen kunstmässigen disposition. An welchem jedoch Plinius (lib. 18. c. 6.) diß billich tabelt/ das kein Ackerbau/ oder Länderey dabey; und Pompejus, nach Plutarchi aussage/ dieses; daß es zwar ein Hauß wäre/ gar herzlich und wol auff den Sommer gerichtet/ nicht aber zur winterlichen Bewohnung aptirt: wiewol der Winter derer Orthe nur kurtz ist/ und gantz gelinde. §. 6. Es hat erwehnter Lucullus, in oder an solches sein Hauß/ hiemit es ihm niemals an Fischen ermangeln möchte/ grosse Fisch-weyher angelegt/ und zu diesem Ende den Berg durchbrochen/ umb/ das offenbahre See-wasser hinein zu leiten. Worauff es das Ansehen hat / das Sallustius (d. Bello Catilinar.) stachelt/ indem er also schreibet: Quid ea memorem, quae nisi his, qui videre, nemini credibilia sunt; à Privatis compluribus subversos Montes, Maria constrata esse? §. 6. Wiewol/ ich finde an einem Orth/ daß dieselbige Villa, oben am Berg Miseno gelegen / nicht so wol dem Lucio Lucullo, als Marco, seinem Bruder/ zugeeignet wird; und ein ander / gleichfalls-prächtig Land-Hauß hingegen/ nach Pozzuolo näher zu/ bey Piscina Mirabili und Centum Cellis, unter dem Titel

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-11-26T12:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-11-26T12:54:31Z)
Arne Binder: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-11-26T12:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/641
Zitationshilfe: Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704, S. 65. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/641>, abgerufen am 03.12.2024.