Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704.gedacht worden; und von unterschiedlicher Länge/ in folgendem Capitel wird gehandelt werden. (2.) Noch viel minder kan ich glauben/ daß irgend ein Drach habe Flügel/ mag klein oder groß seyn/ und damit fiügen könne; Denn ihr sogenanter Flugzeug/ hat gegen der Last und grösse des übrigen Cörpers/ keine proportion, wodurch sie durch die Lüffte/ als Vögel geführet werden könten! Eben/ als Herr Kirchmayer das Exempel vom Strauß gar bequäm angeführet; und ich die Magellanische Gans/ so D. Olaus Wormius (lib. 3. Mus. c. 19. pag. 300. 301.) aus dem Clusio gar schön beschreibt / anfüge. (3.) Und daß Menschen von blossem Ansehen der Drachen vergifftet werden/ ist eine weltkündige Phantasey und weiß nicht/ ob vom Plinio/ oder andern seines gleichen / ausgesprengte/ offenbahre Flüge: ohne [F.) §. 6. Fals schlüßlich auch irgendwo Schlangenförmige Wasser-Drachen seyn möchten/ die gleichsam Flügel an beyden Seiten hätten/ wie vielleicht Aristotelis und Plinii Vorgeben seyn inag etlicher Massen; wiewol Jonstonuz (d. Piscibus) und Schonefeld Ichthyolog. pag. 16. gar was anders unter dem Wort Draco Marinus, nehmlich einen ordinarie-Fisch/ sonst Araneus, oder Petermanneken genennt/ gar recht verstehen; So meinete ich/ daß solches vielmehr mit Haut umbwachsene kurtze Pfoten/ und gleichsam Floßfedern wären/ als ich bey anderer Gelegenheit bewiesen/ daß zu gleichmäßigem Exempel/ die 2 vordersten kurtzen/ fast dreyeckichten dicken schwartzen Floßfedern am Braun-Fisch oder Meer-Schwein (Phocaena vel Tursione) einer Septenrrionalischen Arth von Delphinen/ nichts anders seyn/ als inwendig vielbegliederte / und in 5. Finger abgetheilte/ mit schwartzer gläntzender Haut/ gleichsam als Corduban / umbwachsene Hände derselben: Die ihnen zum schwimmen zwar was dienen; aber zugleich auch deßwegen von der Natur vermuthlich gegeben sind/ entweder in coitu sich zn firmiren/ (wie dann dieser Arth Fische perfecte Genitalia Mulieria, humanis simillima, und an dero Seiten/ Milchreiche glandulosas papillas dabey/ ich in der Anatomie notiret habe) oder auch ihre Jungen/ als ein faugendes Kind/ ansich zu halten/ und zu treiben. Welche Anatomie von mir umbständlich beschrieben/ der geneigte Leser finden kan in vorhin-angezogenem dritten Theile der Epherneridum unsers Collegii Naturae Cutiosorum, observatione 20. Das VI. Capitel. Von der Geschaffenheit der göldenen Schrifft/ der Drachen-Haut/ und des Homeri darauff gebrachten Gedichten. §. 1. WArumb ich was weitläufftiger/ als vielleicht zu lesen bequäm/ ein Theil physicalischer Frage von Drachen außgeführet/ ist Ursach/ nicht allein die wunderliche Drachen-Haut anf der Byzantinischen Bibliothek; sondern beynebenst auch/ weil bey künfftiger Beschreibung unterschiedener Europäischer Kunst- oder Naturalien-Kammern/ bißweilen einiger vermeinter Exemplarien von Drachen/ wird gedacht werden müßen/ und die gantze Lehre davon/ einiger Circumspection bedarff. Hiemit derhalben das Fürnehmste/ so zu diesem Handel gehöret/ einmal für allemal erörtern möchte; so habe ler Feder bißanhero/ so viel freyeren Lauff gelassen / umb mich allzeit alsdann zurück anhero/ auff itzt-vorhergegangenes Capitel zubeziehen. §. 2. Was nun immittelst den obigen vorgesteckten Zweck und Anlaß sothaner angestellten Frage von Drachen/ nehmlich die mit gölddenen Buchstaben auff eine Drachen-Haut geschriebene Poetische Gedichte des Homeri betrifft; als welche Raritäten aus respect theils ihrer Materie/ theils göldenen Zeichnung/ nicht habe in diesen Kunst-Kanmer-Tractätlein vorbey gehen lassen mögen/ voraus weil es seyn kan/ daß andere Raritäten mehr daselbst (zu Byzanz auff der Bibliotheck) anzutreffen mögen gewesen seyn; so erwachsen Uns ferner hiemit folgende Considerationes. §. 3. (I) Ob die so genante Haut/ ein gantzes/ oder von vielen zusammen-gesetztes Stück gewesen? Denn obschon dieses/ als eine überflüssige Frage möchte geschätzet werden/ inmassen ja von sich selbst klar genug seye/ das die Scribenten so viel allarms von dero Länge zu 120. Schuhen/ nicht würden gemachet haben/ falls nicht wäre ein gantzes/ unzerschnittenes Exemplar Drachen-Haut/ und sie derhalben/ wegen so ungewöhn licher Länge/ für eine sonderbare Rarität aestimirt gewesen. Aber warum aetimiret man nicht eben st wohl/ und noch mehr/ entweder die göldene Schrifft/ oder die Anzahl der Verse/ die auf so geringen Raum gebracht? oder alles beydes zusammen; Gott gebe/ ob die Haut/ ein gantz oder subtil zusammen-geflicktes/ und emtweder auf Sinesische Manier in viel gedacht worden; und von unterschiedlicher Länge/ in folgendem Capitel wird gehandelt werden. (2.) Noch viel minder kan ich glauben/ daß irgend ein Drach habe Flügel/ mag klein oder groß seyn/ und damit fiügen könne; Denn ihr sogenanter Flugzeug/ hat gegen der Last und grösse des übrigen Cörpers/ keine proportion, wodurch sie durch die Lüffte/ als Vögel geführet werden könten! Eben/ als Herr Kirchmayer das Exempel vom Strauß gar bequäm angeführet; und ich die Magellanische Gans/ so D. Olaus Wormius (lib. 3. Mus. c. 19. pag. 300. 301.) aus dem Clusio gar schön beschreibt / anfüge. (3.) Und daß Menschen von blossem Ansehen der Drachen vergifftet werden/ ist eine weltkündige Phantasey und weiß nicht/ ob vom Plinio/ oder andern seines gleichen / ausgesprengte/ offenbahre Flüge: ohne [F.) §. 6. Fals schlüßlich auch irgendwo Schlangenförmige Wasser-Drachen seyn möchten/ die gleichsam Flügel an beyden Seiten hätten/ wie vielleicht Aristotelis und Plinii Vorgeben seyn inag etlicher Massen; wiewol Jonstonuz (d. Piscibus) und Schonefeld Ichthyolog. pag. 16. gar was anders unter dem Wort Draco Marinus, nehmlich einen ordinarie-Fisch/ sonst Araneus, oder Petermanneken genennt/ gar recht verstehen; So meinete ich/ daß solches vielmehr mit Haut umbwachsene kurtze Pfoten/ und gleichsam Floßfedern wären/ als ich bey anderer Gelegenheit bewiesen/ daß zu gleichmäßigem Exempel/ die 2 vordersten kurtzen/ fast dreyeckichten dicken schwartzen Floßfedern am Braun-Fisch oder Meer-Schwein (Phocaenâ vel Tursione) einer Septenrrionalischen Arth von Delphinen/ nichts anders seyn/ als inwendig vielbegliederte / und in 5. Finger abgetheilte/ mit schwartzer gläntzender Haut/ gleichsam als Corduban / umbwachsene Hände derselben: Die ihnen zum schwimmen zwar was dienen; aber zugleich auch deßwegen von der Natur vermuthlich gegeben sind/ entweder in coitu sich zn firmiren/ (wie dañ dieser Arth Fische perfecte Genitalia Mulieria, humanis simillima, und an dero Seiten/ Milchreiche glandulosas papillas dabey/ ich in der Anatomie notiret habe) oder auch ihre Jungen/ als ein faugendes Kind/ ansich zu halten/ und zu treiben. Welche Anatomie von mir umbständlich beschrieben/ der geneigte Leser finden kan in vorhin-angezogenem dritten Theile der Epherneridum unsers Collegii Naturae Cutiosorum, observatione 20. Das VI. Capitel. Von der Geschaffenheit der göldenen Schrifft/ der Drachen-Haut/ und des Homeri darauff gebrachten Gedichten. §. 1. WArumb ich was weitläufftiger/ als vielleicht zu lesen bequäm/ ein Theil physicalischer Frage von Drachen außgeführet/ ist Ursach/ nicht allein die wunderliche Drachen-Haut anf der Byzantinischen Bibliothek; sondern beynebenst auch/ weil bey künfftiger Beschreibung unterschiedener Europäischer Kunst- oder Naturalien-Kammern/ bißweilen einiger vermeinter Exemplarien von Drachen/ wird gedacht werden müßen/ und die gantze Lehre davon/ einiger Circumspection bedarff. Hiemit derhalben das Fürnehmste/ so zu diesem Handel gehöret/ einmal für allemal erörtern möchte; so habe ler Feder bißanhero/ so viel freyeren Lauff gelassen / umb mich allzeit alsdann zurück anhero/ auff itzt-vorhergegangenes Capitel zubeziehen. §. 2. Was nun im̃ittelst den obigẽ vorgesteckten Zweck und Anlaß sothaner angestellten Frage von Drachen/ nehmlich die mit gölddenen Buchstaben auff eine Drachen-Haut geschriebene Poetische Gedichte des Homeri betrifft; als welche Raritäten aus respect theils ihrer Materie/ theils göldenen Zeichnung/ nicht habe in diesen Kunst-Kanmer-Tractätlein vorbey gehen lassen mögen/ voraus weil es seyn kan/ daß andere Raritäten mehr daselbst (zu Byzanz auff der Bibliotheck) anzutreffen mögen gewesen seyn; so erwachsen Uns ferner hiemit folgende Considerationes. §. 3. (I) Ob die so genante Haut/ ein gantzes/ oder von vielen zusammen-gesetztes Stück gewesen? Denn obschon dieses/ als eine überflüssige Frage möchte geschätzet werden/ inmassen ja von sich selbst klar genug seye/ das die Scribenten so viel allarms von dero Länge zu 120. Schuhen/ nicht würden gemachet haben/ falls nicht wäre ein gantzes/ unzerschnittenes Exemplar Drachen-Haut/ und sie derhalben/ wegen so ungewöhn licher Länge/ für eine sonderbare Rarität aestimirt gewesen. Aber warum aetimiret man nicht eben st wohl/ und noch mehr/ entweder die göldene Schrifft/ oder die Anzahl der Verse/ die auf so geringen Raum gebracht? oder alles beydes zusammen; Gott gebe/ ob die Haut/ ein gantz oder subtil zusammen-geflicktes/ und emtweder auf Sinesische Manier in viel <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0628" n="64"/> gedacht worden; und von unterschiedlicher Länge/ in folgendem Capitel wird gehandelt werden. (2.) Noch viel minder kan ich glauben/ daß irgend ein Drach habe Flügel/ mag klein oder groß seyn/ und damit fiügen könne; Denn ihr sogenanter Flugzeug/ hat gegen der Last und grösse des übrigen Cörpers/ keine proportion, wodurch sie durch die Lüffte/ als Vögel geführet werden könten! Eben/ als Herr Kirchmayer das Exempel vom Strauß gar bequäm angeführet; und ich die Magellanische Gans/ so D. Olaus Wormius (lib. 3. Mus. c. 19. pag. 300. 301.) aus dem Clusio gar schön beschreibt / anfüge. (3.) Und daß Menschen von blossem Ansehen der Drachen vergifftet werden/ ist eine weltkündige Phantasey und weiß nicht/ ob vom Plinio/ oder andern seines gleichen / ausgesprengte/ offenbahre Flüge: ohne [F.)</p> <p>§. 6. Fals schlüßlich auch irgendwo Schlangenförmige Wasser-Drachen seyn möchten/ die gleichsam Flügel an beyden Seiten hätten/ wie vielleicht Aristotelis und Plinii Vorgeben seyn inag etlicher Massen; wiewol Jonstonuz (d. Piscibus) und Schonefeld Ichthyolog. pag. 16. gar was anders unter dem Wort Draco Marinus, nehmlich einen ordinarie-Fisch/ sonst Araneus, oder Petermanneken genennt/ gar recht verstehen; So meinete ich/ daß solches vielmehr mit Haut umbwachsene kurtze Pfoten/ und gleichsam Floßfedern wären/ als ich bey anderer Gelegenheit bewiesen/ daß zu gleichmäßigem Exempel/ die 2 vordersten kurtzen/ fast dreyeckichten dicken schwartzen Floßfedern am Braun-Fisch oder Meer-Schwein (Phocaenâ vel Tursione) einer Septenrrionalischen Arth von Delphinen/ nichts anders seyn/ als inwendig vielbegliederte / und in 5. Finger abgetheilte/ mit schwartzer gläntzender Haut/ gleichsam als Corduban / umbwachsene Hände derselben: Die ihnen zum schwimmen zwar was dienen; aber zugleich auch deßwegen von der Natur vermuthlich gegeben sind/ entweder in coitu sich zn firmiren/ (wie dañ dieser Arth Fische perfecte Genitalia Mulieria, humanis simillima, und an dero Seiten/ Milchreiche glandulosas papillas dabey/ ich in der Anatomie notiret habe) oder auch ihre Jungen/ als ein faugendes Kind/ ansich zu halten/ und zu treiben. Welche Anatomie von mir umbständlich beschrieben/ der geneigte Leser finden kan in vorhin-angezogenem dritten Theile der Epherneridum unsers Collegii Naturae Cutiosorum, observatione 20.</p> </div> <div> <head>Das VI. 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Was nun im̃ittelst den obigẽ vorgesteckten Zweck und Anlaß sothaner angestellten Frage von Drachen/ nehmlich die mit gölddenen Buchstaben auff eine Drachen-Haut geschriebene Poetische Gedichte des Homeri betrifft; als welche Raritäten aus respect theils ihrer Materie/ theils göldenen Zeichnung/ nicht habe in diesen Kunst-Kanmer-Tractätlein vorbey gehen lassen mögen/ voraus weil es seyn kan/ daß andere Raritäten mehr daselbst (zu Byzanz auff der Bibliotheck) anzutreffen mögen gewesen seyn; so erwachsen Uns ferner hiemit folgende Considerationes.</p> <p>§. 3. (I) Ob die so genante Haut/ ein gantzes/ oder von vielen zusammen-gesetztes Stück gewesen? Denn obschon dieses/ als eine überflüssige Frage möchte geschätzet werden/ inmassen ja von sich selbst klar genug seye/ das die Scribenten so viel allarms von dero Länge zu 120. Schuhen/ nicht würden gemachet haben/ falls nicht wäre ein gantzes/ unzerschnittenes Exemplar Drachen-Haut/ und sie derhalben/ wegen so ungewöhn licher Länge/ für eine sonderbare Rarität aestimirt gewesen. Aber warum aetimiret man nicht eben st wohl/ und noch mehr/ entweder die göldene Schrifft/ oder die Anzahl der Verse/ die auf so geringen Raum gebracht? oder alles beydes zusammen; Gott gebe/ ob die Haut/ ein gantz oder subtil zusammen-geflicktes/ und emtweder auf Sinesische Manier in viel </p> </div> </body> </text> </TEI> [64/0628]
gedacht worden; und von unterschiedlicher Länge/ in folgendem Capitel wird gehandelt werden. (2.) Noch viel minder kan ich glauben/ daß irgend ein Drach habe Flügel/ mag klein oder groß seyn/ und damit fiügen könne; Denn ihr sogenanter Flugzeug/ hat gegen der Last und grösse des übrigen Cörpers/ keine proportion, wodurch sie durch die Lüffte/ als Vögel geführet werden könten! Eben/ als Herr Kirchmayer das Exempel vom Strauß gar bequäm angeführet; und ich die Magellanische Gans/ so D. Olaus Wormius (lib. 3. Mus. c. 19. pag. 300. 301.) aus dem Clusio gar schön beschreibt / anfüge. (3.) Und daß Menschen von blossem Ansehen der Drachen vergifftet werden/ ist eine weltkündige Phantasey und weiß nicht/ ob vom Plinio/ oder andern seines gleichen / ausgesprengte/ offenbahre Flüge: ohne [F.)
§. 6. Fals schlüßlich auch irgendwo Schlangenförmige Wasser-Drachen seyn möchten/ die gleichsam Flügel an beyden Seiten hätten/ wie vielleicht Aristotelis und Plinii Vorgeben seyn inag etlicher Massen; wiewol Jonstonuz (d. Piscibus) und Schonefeld Ichthyolog. pag. 16. gar was anders unter dem Wort Draco Marinus, nehmlich einen ordinarie-Fisch/ sonst Araneus, oder Petermanneken genennt/ gar recht verstehen; So meinete ich/ daß solches vielmehr mit Haut umbwachsene kurtze Pfoten/ und gleichsam Floßfedern wären/ als ich bey anderer Gelegenheit bewiesen/ daß zu gleichmäßigem Exempel/ die 2 vordersten kurtzen/ fast dreyeckichten dicken schwartzen Floßfedern am Braun-Fisch oder Meer-Schwein (Phocaenâ vel Tursione) einer Septenrrionalischen Arth von Delphinen/ nichts anders seyn/ als inwendig vielbegliederte / und in 5. Finger abgetheilte/ mit schwartzer gläntzender Haut/ gleichsam als Corduban / umbwachsene Hände derselben: Die ihnen zum schwimmen zwar was dienen; aber zugleich auch deßwegen von der Natur vermuthlich gegeben sind/ entweder in coitu sich zn firmiren/ (wie dañ dieser Arth Fische perfecte Genitalia Mulieria, humanis simillima, und an dero Seiten/ Milchreiche glandulosas papillas dabey/ ich in der Anatomie notiret habe) oder auch ihre Jungen/ als ein faugendes Kind/ ansich zu halten/ und zu treiben. Welche Anatomie von mir umbständlich beschrieben/ der geneigte Leser finden kan in vorhin-angezogenem dritten Theile der Epherneridum unsers Collegii Naturae Cutiosorum, observatione 20.
Das VI. Capitel. Von der Geschaffenheit der göldenen Schrifft/ der Drachen-Haut/ und des Homeri darauff gebrachten Gedichten.
§. 1. WArumb ich was weitläufftiger/ als vielleicht zu lesen bequäm/ ein Theil physicalischer Frage von Drachen außgeführet/ ist Ursach/ nicht allein die wunderliche Drachen-Haut anf der Byzantinischen Bibliothek; sondern beynebenst auch/ weil bey künfftiger Beschreibung unterschiedener Europäischer Kunst- oder Naturalien-Kammern/ bißweilen einiger vermeinter Exemplarien von Drachen/ wird gedacht werden müßen/ und die gantze Lehre davon/ einiger Circumspection bedarff. Hiemit derhalben das Fürnehmste/ so zu diesem Handel gehöret/ einmal für allemal erörtern möchte; so habe ler Feder bißanhero/ so viel freyeren Lauff gelassen / umb mich allzeit alsdann zurück anhero/ auff itzt-vorhergegangenes Capitel zubeziehen.
§. 2. Was nun im̃ittelst den obigẽ vorgesteckten Zweck und Anlaß sothaner angestellten Frage von Drachen/ nehmlich die mit gölddenen Buchstaben auff eine Drachen-Haut geschriebene Poetische Gedichte des Homeri betrifft; als welche Raritäten aus respect theils ihrer Materie/ theils göldenen Zeichnung/ nicht habe in diesen Kunst-Kanmer-Tractätlein vorbey gehen lassen mögen/ voraus weil es seyn kan/ daß andere Raritäten mehr daselbst (zu Byzanz auff der Bibliotheck) anzutreffen mögen gewesen seyn; so erwachsen Uns ferner hiemit folgende Considerationes.
§. 3. (I) Ob die so genante Haut/ ein gantzes/ oder von vielen zusammen-gesetztes Stück gewesen? Denn obschon dieses/ als eine überflüssige Frage möchte geschätzet werden/ inmassen ja von sich selbst klar genug seye/ das die Scribenten so viel allarms von dero Länge zu 120. Schuhen/ nicht würden gemachet haben/ falls nicht wäre ein gantzes/ unzerschnittenes Exemplar Drachen-Haut/ und sie derhalben/ wegen so ungewöhn licher Länge/ für eine sonderbare Rarität aestimirt gewesen. Aber warum aetimiret man nicht eben st wohl/ und noch mehr/ entweder die göldene Schrifft/ oder die Anzahl der Verse/ die auf so geringen Raum gebracht? oder alles beydes zusammen; Gott gebe/ ob die Haut/ ein gantz oder subtil zusammen-geflicktes/ und emtweder auf Sinesische Manier in viel
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Zitationshilfe: | Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704, S. 64. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/628>, abgerufen am 04.03.2025. |