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Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704.

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gantzen Erdboden/ bey allen Völckern biß auf den heutigen Tag hochberühmte kostbare Bibliothek. Von dergleichen Sachen zwar/ (nehmlich von Bücher-Kammern / oder Bücher- und Schrifften-Behältnüssen) viel zu handeln/ dieses gegenwärtigen/ oder folgenden Tractätlein Zweck nicht ist: in massen aber auch solch Beginnen des Königes zu soviel mehrerm und kräfftigerem Beweißthum der bißanherberührten Königlichen Curiositäten dient: so hoffe ich/ wird dem geneigten Leser nicht verdrüßlich seyn/ gleich wie dem hochweisen Stiffter derselben Bibliotheck/ seinen bey aller Posterität hiedurch erworbenen billichen Ruhm / also einer kurtzen Beschreibung derselben/ den Raum zu etlichen wenig Zeilen/ als nützlichen Rest dieses Capitels/ gar gern zu günnen.

§. 5. Sein Absehn derhalben ist damit gewesen/ daß/ weil er sich seiner Sterbligkeit schuldig bewuft/ seinem Namen jedoch/ durch Conservirung der herrlichst- und nutzbarsten Schrifften/ die ungezweiffelte Unsterbligkeit hinterlassen möchte. Hat deßwegen keiner Müh / keiner Sorgfalt und Kosten gespart/ auß allen Orthen der Welt/ durch unterthänige treue Dienste seines Demetrii Phalerei, so von Athen zu ihm in Aegypten flüchtig gewesen/ viel tausend Bücher zu verschreiben/ und derer ein grosses Theil/ ins Griechische übersetzen / jedoch keines ihm höher angelegen seyn lassen/ als des Gesetzes Gottes habhafft zu werden; schrifftlich darzu gereitzt durch embsiges Anhalten gedachten Demetrit/ so ihm gerathen/ nach Jerusalem an Eleazarum/ als hohen Priester der Juden daselbst/ zu schreiben/ daß er auß einem jedweden Stamm/ sechs seine/ des Gesetzes Gottes wolerfahrne Männer nach Alexandria sendete/ auß derer Dolmetschung ein klarer und einhelliger Verstand der Jüdischen Bücher/ und sonderlich des Gesetz-Buches/ zu schöpffen wäre. Diß eben ist das allererste/ womit Josephus in offt-angezogenem 12ten Buch von alten Geschichten/ das 2. Capitel anfänget/ also schreibende: Darnach ward Ptolemäus Philadelphus König in Aegyptenland; regieret bey neun und dreyssig Jahr/ und ließ das Gesetz Gottes in die Griechische Sprache verdolmetschen. Desgleichen gaberalle Hierosolymitanische Bürger/ so in Aegyptischer Dienstbarkeit verhafftet waren/ derer bey hundert und zwantzig tausend gewesen/ freyledig; und solches aus, der Ursach: Dann Demetrius Phalerius/ welcher über des Kömges Liberey verordnet war/ befließ sich allerhand Bücher/ die nützlich zu lesen/ und dem König annehmlich/ wo er sie auf dem gantzen Erdboden bekommen möchte/ auffzukauffen/ und in die Königliche Liberey zu stellen. Denn des Königs Lust und Freude stund zu mancherley Bücher.

§. 6. Und ist solcher gestalt nicht zu glauben/ das er es/ wie na bericht Lipsii (Syntagm. d. Bibliothcc. cap. 2.) einige davor halten/ auf anstifften und nach dem Exempei des Aristotelis gethan. Oder die Worte/ müssen anders außgelegt/ und milder/ das ist/ von blosser Einkauffung eines gutentheils der jenigen Bücher/ die Aristotelis dem Theophrasto / und dieser dem Neleo hinterlassen habe/ verstanden werden; als von welchem letzteren sie hernach Ptolemaeus erhandelt/ und nebenst denen/ die er zu Athen und Rhodis gekaufft/ nach Alexandriam hinbringen lassen. Verstehe nach Alexandriam/ gelegen am äussersten Endedes Mittelländischen Meers/ und durchwässert von einem/ sich in kleinere Ströme vertheilenden Arm des Flusses Nili; die fast gröst- und reicheste Stadt Aegyptens: und der fürtrefflichsten Wercke des grossen Alexandri eines. Dennes sollen/ wie Theophilus Urbinus, in seinem artigen Türckischer-Städte Büchlein/ auß dem Eustachio anmercket/ sonst noch 16. andere Städte dieses Namens seyn.

§. 7. Die Anzahl der Bücher/ in der Alexandrinischen Bibliothek/ betreffend; so gebeneket ihrer Seneca (de Tranq. An. cap. 9.) von vier hundert tausenden. Ammianus Marcellinus aber (lib. 22.) und A, Gellius (lib. 6. cap. ult.) setzen noch 300. tausenddarzu/ und geben die Summa von siebenhundert tausend. Unter welchen das Geletz-Buch Gottes/ so ihm die Aeltesten von Jerusalem/ im Namen ihres hohen Priesters/ zum Geschencke mit gebracht/ auff Pergament mit göldenen Buchstaben geschrieden/ und netreingebunden gewsen; und er/ der König/ ihnen gar freundlich für allen andern aber/ wie Josephus berichtit/ GOtt im Himmel/ davor gedancket.

§. 8. Doch wie alles Irrdische der Nichtigkeit endlich unterworffen ist: also ist nach zweyhundert und etzlich und zwantzig Jahren/ nach dem Alexandria von Julio Caesare eingenommen worden/ nicht zwar vorsetzlich/ oder auß Boßheit/ sondern (wie auch itzt-gedachter Gelius bezeugt) ohngefehr durch Unglück und unversehens/ von den Kayserlichen Hülff-Völckernin Brand gestecket; welchen Thränwürdigen Bücher-Brand Lipsius (L. ante c. pag. 12.) etwas klärer / folgender gestalt beschreibet: Totum hoc, quicquid fuit Librorum, Bello Civili Pompejano periit, cum Caesar in ipsa in Urbe Alexandria Bellum cum Incolis gereret, &amp;, tuitionis suae causa, Ignem in Naves misisset, qui &amp; vicina Navalia, ipsamque Bibliothecam comprehendit &amp; absumsit.

§. 9. Und solzwar/ wie der hochberühmte Herr

gantzen Erdboden/ bey allen Völckern biß auf den heutigen Tag hochberühmte kostbare Bibliothek. Von dergleichen Sachen zwar/ (nehmlich von Bücher-Kammern / oder Bücher- und Schrifften-Behältnüssen) viel zu handeln/ dieses gegenwärtigen/ oder folgenden Tractätlein Zweck nicht ist: in massen aber auch solch Beginnen des Königes zu soviel mehrerm und kräfftigerem Beweißthum der bißanherberührten Königlichen Curiositäten dient: so hoffe ich/ wird dem geneigten Leser nicht verdrüßlich seyn/ gleich wie dem hochweisen Stiffter derselben Bibliotheck/ seinen bey aller Posterität hiedurch erworbenen billichen Ruhm / also einer kurtzen Beschreibung derselben/ den Raum zu etlichen wenig Zeilen/ als nützlichen Rest dieses Capitels/ gar gern zu günnen.

§. 5. Sein Absehn derhalben ist damit gewesen/ daß/ weil er sich seiner Sterbligkeit schuldig bewuft/ seinem Namen jedoch/ durch Conservirung der herrlichst- und nutzbarsten Schrifften/ die ungezweiffelte Unsterbligkeit hinterlassen möchte. Hat deßwegen keiner Müh / keiner Sorgfalt und Kosten gespart/ auß allen Orthen der Welt/ durch unterthänige treue Dienste seines Demetrii Phalerei, so von Athen zu ihm in Aegypten flüchtig gewesen/ viel tausend Bücher zu verschreiben/ und derer ein grosses Theil/ ins Griechische übersetzen / jedoch keines ihm höher angelegen seyn lassen/ als des Gesetzes Gottes habhafft zu werden; schrifftlich darzu gereitzt durch embsiges Anhalten gedachten Demetrit/ so ihm gerathen/ nach Jerusalem an Eleazarum/ als hohen Priester der Juden daselbst/ zu schreiben/ daß er auß einem jedweden Stamm/ sechs seine/ des Gesetzes Gottes wolerfahrne Männer nach Alexandria sendete/ auß derer Dolmetschung ein klarer und einhelliger Verstand der Jüdischen Bücher/ und sonderlich des Gesetz-Buches/ zu schöpffen wäre. Diß eben ist das allererste/ womit Josephus in offt-angezogenem 12ten Buch von alten Geschichten/ das 2. Capitel anfänget/ also schreibende: Darnach ward Ptolemäus Philadelphus König in Aegyptenland; regieret bey neun und dreyssig Jahr/ und ließ das Gesetz Gottes in die Griechische Sprache verdolmetschen. Desgleichen gaberalle Hierosolymitanische Bürger/ so in Aegyptischer Dienstbarkeit verhafftet waren/ derer bey hundert und zwantzig tausend gewesen/ freyledig; und solches aus, der Ursach: Dann Demetrius Phalerius/ welcher über des Kömges Liberey verordnet war/ befließ sich allerhand Bücher/ die nützlich zu lesen/ und dem König annehmlich/ wo er sie auf dem gantzen Erdboden bekommen möchte/ auffzukauffen/ und in die Königliche Liberey zu stellen. Denn des Königs Lust und Freude stund zu mancherley Bücher.

§. 6. Und ist solcher gestalt nicht zu glauben/ das er es/ wie na bericht Lipsii (Syntagm. d. Bibliothcc. cap. 2.) einige davor halten/ auf anstifften und nach dem Exempei des Aristotelis gethan. Oder die Worte/ müssen anders außgelegt/ und milder/ das ist/ von blosser Einkauffung eines gutentheils der jenigen Bücher/ die Aristotelis dem Theophrasto / und dieser dem Neleo hinterlassen habe/ verstanden werden; als von welchem letzteren sie hernach Ptolemaeus erhandelt/ und nebenst denen/ die er zu Athen und Rhodis gekaufft/ nach Alexandriam hinbringen lassen. Verstehe nach Alexandriam/ gelegen am äussersten Endedes Mittelländischen Meers/ und durchwässert von einem/ sich in kleinere Ströme vertheilenden Arm des Flusses Nili; die fast gröst- und reicheste Stadt Aegyptens: und der fürtrefflichsten Wercke des grossen Alexandri eines. Dennes sollen/ wie Theophilus Urbinus, in seinem artigen Türckischer-Städte Büchlein/ auß dem Eustachio anmercket/ sonst noch 16. andere Städte dieses Namens seyn.

§. 7. Die Anzahl der Bücher/ in der Alexandrinischen Bibliothek/ betreffend; so gebeneket ihrer Seneca (de Tranq. An. cap. 9.) von vier hundert tausenden. Ammianus Marcellinus aber (lib. 22.) und A, Gellius (lib. 6. cap. ult.) setzen noch 300. tausenddarzu/ und geben die Summa von siebenhundert tausend. Unter welchen das Geletz-Buch Gottes/ so ihm die Aeltesten von Jerusalem/ im Namen ihres hohen Priesters/ zum Geschencke mit gebracht/ auff Pergament mit göldenen Buchstaben geschrieden/ und netreingebunden gewsen; und er/ der König/ ihnen gar freundlich für allen andern aber/ wie Josephus berichtit/ GOtt im Himmel/ davor gedancket.

§. 8. Doch wie alles Irrdische der Nichtigkeit endlich unterworffen ist: also ist nach zweyhundert und etzlich und zwantzig Jahren/ nach dem Alexandria von Julio Caesare eingenommen worden/ nicht zwar vorsetzlich/ oder auß Boßheit/ sondern (wie auch itzt-gedachter Gelius bezeugt) ohngefehr durch Unglück und unversehens/ von den Kayserlichen Hülff-Völckernin Brand gestecket; welchen Thränwürdigen Bücher-Brand Lipsius (L. ante c. pag. 12.) etwas klärer / folgender gestalt beschreibet: Totum hoc, quicquid fuit Librorum, Bello Civili Pompejano periit, cum Caesar in ipsâ in Urbe Alexandria Bellum cum Incolis gereret, &amp;, tuitionis suae causa, Ignem in Naves misisset, qui &amp; vicina Navalia, ipsamque Bibliothecam comprehendit &amp; absumsit.

§. 9. Uñ solzwar/ wie der hochberühmte Herr

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        <p>§. 6. Und ist solcher gestalt nicht zu glauben/ das er es/ wie na bericht Lipsii (Syntagm.       d. Bibliothcc. cap. 2.) einige davor halten/ auf anstifften und nach dem Exempei des       Aristotelis gethan. Oder die Worte/ müssen anders außgelegt/ und milder/ das ist/ von       blosser Einkauffung eines gutentheils der jenigen Bücher/ die Aristotelis dem Theophrasto /       und dieser dem Neleo hinterlassen habe/ verstanden werden; als von welchem letzteren sie       hernach Ptolemaeus erhandelt/ und nebenst denen/ die er zu Athen und Rhodis gekaufft/ nach       Alexandriam hinbringen lassen. Verstehe nach Alexandriam/ gelegen am äussersten Endedes       Mittelländischen Meers/ und durchwässert von einem/ sich in kleinere Ströme vertheilenden Arm       des Flusses Nili; die fast gröst- und reicheste Stadt Aegyptens: und der fürtrefflichsten       Wercke des grossen Alexandri eines. Dennes sollen/ wie Theophilus Urbinus, in seinem artigen       Türckischer-Städte Büchlein/ auß dem Eustachio anmercket/ sonst noch 16. andere Städte dieses       Namens seyn.</p>
        <p>§. 7. Die Anzahl der Bücher/ in der Alexandrinischen Bibliothek/ betreffend; so gebeneket       ihrer Seneca (de Tranq. An. cap. 9.) von vier hundert tausenden. Ammianus Marcellinus aber       (lib. 22.) und A, Gellius (lib. 6. cap. ult.) setzen noch 300. tausenddarzu/ und geben die       Summa von siebenhundert tausend. Unter welchen das Geletz-Buch Gottes/ so ihm die Aeltesten       von Jerusalem/ im Namen ihres hohen Priesters/ zum Geschencke mit gebracht/ auff Pergament       mit göldenen Buchstaben geschrieden/ und netreingebunden gewsen; und er/ der König/ ihnen       gar freundlich für allen andern aber/ wie Josephus berichtit/ GOtt im Himmel/ davor       gedancket.</p>
        <p>§. 8. Doch wie alles Irrdische der Nichtigkeit endlich unterworffen ist: also ist nach       zweyhundert und etzlich und zwantzig Jahren/ nach dem Alexandria von Julio Caesare eingenommen       worden/ nicht zwar vorsetzlich/ oder auß Boßheit/ sondern (wie auch itzt-gedachter Gelius       bezeugt) ohngefehr durch Unglück und unversehens/ von den Kayserlichen Hülff-Völckernin Brand       gestecket; welchen Thränwürdigen Bücher-Brand Lipsius (L. ante c. pag. 12.) etwas klärer /       folgender gestalt beschreibet: Totum hoc, quicquid fuit Librorum, Bello Civili Pompejano       periit, cum Caesar in ipsâ in Urbe Alexandria Bellum cum Incolis gereret, &amp;amp;, tuitionis       suae causa, Ignem in Naves misisset, qui &amp;amp; vicina Navalia, ipsamque Bibliothecam       comprehendit &amp;amp; absumsit.</p>
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[46/0622] gantzen Erdboden/ bey allen Völckern biß auf den heutigen Tag hochberühmte kostbare Bibliothek. Von dergleichen Sachen zwar/ (nehmlich von Bücher-Kammern / oder Bücher- und Schrifften-Behältnüssen) viel zu handeln/ dieses gegenwärtigen/ oder folgenden Tractätlein Zweck nicht ist: in massen aber auch solch Beginnen des Königes zu soviel mehrerm und kräfftigerem Beweißthum der bißanherberührten Königlichen Curiositäten dient: so hoffe ich/ wird dem geneigten Leser nicht verdrüßlich seyn/ gleich wie dem hochweisen Stiffter derselben Bibliotheck/ seinen bey aller Posterität hiedurch erworbenen billichen Ruhm / also einer kurtzen Beschreibung derselben/ den Raum zu etlichen wenig Zeilen/ als nützlichen Rest dieses Capitels/ gar gern zu günnen. §. 5. Sein Absehn derhalben ist damit gewesen/ daß/ weil er sich seiner Sterbligkeit schuldig bewuft/ seinem Namen jedoch/ durch Conservirung der herrlichst- und nutzbarsten Schrifften/ die ungezweiffelte Unsterbligkeit hinterlassen möchte. Hat deßwegen keiner Müh / keiner Sorgfalt und Kosten gespart/ auß allen Orthen der Welt/ durch unterthänige treue Dienste seines Demetrii Phalerei, so von Athen zu ihm in Aegypten flüchtig gewesen/ viel tausend Bücher zu verschreiben/ und derer ein grosses Theil/ ins Griechische übersetzen / jedoch keines ihm höher angelegen seyn lassen/ als des Gesetzes Gottes habhafft zu werden; schrifftlich darzu gereitzt durch embsiges Anhalten gedachten Demetrit/ so ihm gerathen/ nach Jerusalem an Eleazarum/ als hohen Priester der Juden daselbst/ zu schreiben/ daß er auß einem jedweden Stamm/ sechs seine/ des Gesetzes Gottes wolerfahrne Männer nach Alexandria sendete/ auß derer Dolmetschung ein klarer und einhelliger Verstand der Jüdischen Bücher/ und sonderlich des Gesetz-Buches/ zu schöpffen wäre. Diß eben ist das allererste/ womit Josephus in offt-angezogenem 12ten Buch von alten Geschichten/ das 2. Capitel anfänget/ also schreibende: Darnach ward Ptolemäus Philadelphus König in Aegyptenland; regieret bey neun und dreyssig Jahr/ und ließ das Gesetz Gottes in die Griechische Sprache verdolmetschen. Desgleichen gaberalle Hierosolymitanische Bürger/ so in Aegyptischer Dienstbarkeit verhafftet waren/ derer bey hundert und zwantzig tausend gewesen/ freyledig; und solches aus, der Ursach: Dann Demetrius Phalerius/ welcher über des Kömges Liberey verordnet war/ befließ sich allerhand Bücher/ die nützlich zu lesen/ und dem König annehmlich/ wo er sie auf dem gantzen Erdboden bekommen möchte/ auffzukauffen/ und in die Königliche Liberey zu stellen. Denn des Königs Lust und Freude stund zu mancherley Bücher. §. 6. Und ist solcher gestalt nicht zu glauben/ das er es/ wie na bericht Lipsii (Syntagm. d. Bibliothcc. cap. 2.) einige davor halten/ auf anstifften und nach dem Exempei des Aristotelis gethan. Oder die Worte/ müssen anders außgelegt/ und milder/ das ist/ von blosser Einkauffung eines gutentheils der jenigen Bücher/ die Aristotelis dem Theophrasto / und dieser dem Neleo hinterlassen habe/ verstanden werden; als von welchem letzteren sie hernach Ptolemaeus erhandelt/ und nebenst denen/ die er zu Athen und Rhodis gekaufft/ nach Alexandriam hinbringen lassen. Verstehe nach Alexandriam/ gelegen am äussersten Endedes Mittelländischen Meers/ und durchwässert von einem/ sich in kleinere Ströme vertheilenden Arm des Flusses Nili; die fast gröst- und reicheste Stadt Aegyptens: und der fürtrefflichsten Wercke des grossen Alexandri eines. Dennes sollen/ wie Theophilus Urbinus, in seinem artigen Türckischer-Städte Büchlein/ auß dem Eustachio anmercket/ sonst noch 16. andere Städte dieses Namens seyn. §. 7. Die Anzahl der Bücher/ in der Alexandrinischen Bibliothek/ betreffend; so gebeneket ihrer Seneca (de Tranq. An. cap. 9.) von vier hundert tausenden. Ammianus Marcellinus aber (lib. 22.) und A, Gellius (lib. 6. cap. ult.) setzen noch 300. tausenddarzu/ und geben die Summa von siebenhundert tausend. Unter welchen das Geletz-Buch Gottes/ so ihm die Aeltesten von Jerusalem/ im Namen ihres hohen Priesters/ zum Geschencke mit gebracht/ auff Pergament mit göldenen Buchstaben geschrieden/ und netreingebunden gewsen; und er/ der König/ ihnen gar freundlich für allen andern aber/ wie Josephus berichtit/ GOtt im Himmel/ davor gedancket. §. 8. Doch wie alles Irrdische der Nichtigkeit endlich unterworffen ist: also ist nach zweyhundert und etzlich und zwantzig Jahren/ nach dem Alexandria von Julio Caesare eingenommen worden/ nicht zwar vorsetzlich/ oder auß Boßheit/ sondern (wie auch itzt-gedachter Gelius bezeugt) ohngefehr durch Unglück und unversehens/ von den Kayserlichen Hülff-Völckernin Brand gestecket; welchen Thränwürdigen Bücher-Brand Lipsius (L. ante c. pag. 12.) etwas klärer / folgender gestalt beschreibet: Totum hoc, quicquid fuit Librorum, Bello Civili Pompejano periit, cum Caesar in ipsâ in Urbe Alexandria Bellum cum Incolis gereret, &amp;, tuitionis suae causa, Ignem in Naves misisset, qui &amp; vicina Navalia, ipsamque Bibliothecam comprehendit &amp; absumsit. §. 9. Uñ solzwar/ wie der hochberühmte Herr

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Zitationshilfe: Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704, S. 46. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/622>, abgerufen am 22.11.2024.