Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704.

Bild:
<< vorherige Seite

schluge/ selbst in eigener Person dabey war/ da mans zurichtet/ und aller Arbeit zusahe. Dasselbige macht/ daß die Werckleute und Künstler desto fleissiger waren. Denn dieweil sie sahen/ baß sich der König der Sachen so ernstlich annahm/ haben sie desto grössern Fleiß auffdie Arbeit gelegt.

§. 5. (IV.) Ja/ daß er selbst gute Erfahrenheit in dergleichen Künsten gehabt/ und in / Technicis geübt gewesen/ erhellet unter andern darauß/ daß mehr erwehnter Jopsephus kurtz vorher berichtet hatte/ welcher gestalt Ptolemaeus benahmentlich den göldenen Tisch/ den er nach Jerusalem zu verehren entschlossen/ im Sinn gehabt hätte/ fünfmal grösser machen zu lassen. Als er aber verstanden/ daß so ein grosser Tisch zu täglichem Gebrauch nur ungeschickt seyn würde; habe er denselbigen/ mit so viel köstlich- und schönern Kleinodien/ und was das Gold betrifft/ mit künstlicherhoben- gegraben außgestochen- und von allen 4. Seiten correspondirender Blumen-Laub-Granat-Apffel- und Trauben-Arbeit/ derer natürliche Farben durch keine Mahlerey/ sondern durch blosse natürliche Farbender darzu-sich schickenden Edelgesteine gethan/ und im übrigen dieses so hoch-denckwürdig/ und fast inaestimable Werck/ mit Kräntzen / Riegen/ Spitzen/ Hefften/ und anderem Zierath/ auffs überflüssigste schmücken/ (alles nach seiner eigenen Invention) und umb dieser Ursach willen Ihm zuvorher ein Modell oder Muster des Tisches im Tempel/ zu seiner genauesten Speculation und fernerer Eintheilung/ machen lassen/ dieweil er sich (ich gebrauche nun wiederumb des Josephi Wort) auf allerley Werck und Kunst wol verstund/ auch neue wunderbarliche Arbeit auß[unleserliches Material]innen/ und was schon vorbin nicht entworffen war/ auß seinem eigenen Verstand erfinden/ und den Künstlern angeben konte.

§. 6. Oben auf dem Tisch ist ein krauß Wasser-Werck gewesen/ und mitten darinn von Edelsteinen eingelegte gleichsam-Sterne. Umb das Krauß-Werck aber hat ein Geflecht/ wie ein Seil/ herumb gehangen/ in der mitten rund und lang; Auf welchem Erystall und Agstein eingeleget worden. Worvon ich allermeist darumb hier Meldung beyfügen wollen/ Massen mir das Wort Agstein einigerley Nachdencken macht/ und ich solches so fern behalten/ weil ich es also in der verdeutschten Edition des Josephi, zu Straßburg An. 1617. gedruckt/ befunden/ deutende eigentlich auf Succinum, so auff Teutsch Agstein oder Bernstein genennet wird. Dergleichen ich aber fast nit vermuthe/ daß in berührtem äusserlichem Geflechte des krausen Wasser - Wercks / wird gewesen seyn. Denn (1.) ist ein grosser Zweiffel/ ob das Succinum dazumal schon sey/ und sonderlich in Aegypten/ wohin Teutschland oder Preussen keine Correspondentz gehabt/ bekant gewesen. (2) Weiß ich selbsten wohl/ daß in mehrern Orthen der Welt/ als in Preussen/ ja gar in Ost-Indien/ nach heutiges Tages vieler Meinung/ das Succinum zu finden sey: Aber unter dem Europätschen und Orientalischen so genannten Succinis, die zwar an güldischer Durchsichtigkeit scheinen ein thun zu seyn; bedünckt mich/ ist so ein grosser Unterscheid so wohl an Härte / als an Geruch/ als zwischen Glaß/ und Beuzde/ oder einem andern wohlrüchenden medieinalischen Hartze. Dann das rechte/ (Europäische) Succinum, wie bekandt/ ist unter allen Bituminibus Terrae das Härteste/ und läst sich mit den Fingern so leicht zerreiben/ und springt im zerstossen/ als ein Glaß. Deshalben es auch die allen Teutschen/ nach Taciti Anzeigung/ Glessum (so viel als Glaß) genennet haben. Mein Succinum Indicum aber/ und was ich anderswo unter diesem Titul gesehen/ läst sich/ wie Benzoe, Tacamahac, oder ander geschmeidiges Hartz/ mit geringerer Gewalt zerreiben. Und riecht lieblich fast bloß/ und von sich selbsten/ ohne sonderlich-nötiges Reiben und Brennen; da das Europäische Succinum hingegen so gar lieblich nicht/ sondern was strenger/ fuliginöser/ oder rauchiger/ ja gar nichts riechet/ es werbe dann seine Textur theils durch starckes Reiben/ theils vom warmen trockenen/ oder auch bequämen kalt- und flüssigem Feuer (Menstruo, vel liquore solvenre) zergliedert. (3.) Doch/ was soll ich sagen? Ich finde im Griechischen Text selbst des Josephi, das Wort Electrum, welches auf Teutsch Agstein oder Bernstein heist/ gebrauchet. Denn also lauten daselbst die Wortt: [fremdsprachliches Material]. Aber dieser Scrupel ist auch nicht sonderlich schwer zu heben/ wenn wir nur theils die Zeit/ da Josephus gelebt/ und theils den doppelten Verstand des Wortes Electrum, recht er wegen.

§. 7. Denn ([unleserliches Material].) hat so wohl dieser Josephus als Plinius, der sich ebensfalls des Worts Electri in Schrifften bedient/ allbereit nach Christi Geburt/ ja nach Zerstörung Jerusalem / und also eine gute Weile nach Vertilgung der Griechischen Monarchie gelebet. Zu welcher Römer / und jüngerer Griechen Zeit/ derhalben man allemal ein Griechisch Wort nicht gantz genaue genommen;. und noch weniger des Josephi, oder des damaligen gantzen Seculi Thun gewesen/ in genauer Wissenschafft der Medicamentorum Simplicium, und sonderlich Corporum Fossilium, sich also tieff zuversteigen/ und deroselben Qualitäten durch vielerley Experimenten zuerforschen / als solches Studium [unleserliches Material]u unserer Zeit/ und in Europa vorauß/ nach und nach excoliret wird. Und welches noch ärger/ der gute Plinins. an welchem mehr eine unersättliche Zusammenschreibungs-Arbeit/ als grosses scharffes Ingenium zu loben/ an eben den [unleserliches Material]enigen Orthen/ da

schluge/ selbst in eigener Person dabey war/ da mans zurichtet/ und aller Arbeit zusahe. Dasselbige macht/ daß die Werckleute und Künstler desto fleissiger waren. Denn dieweil sie sahen/ baß sich der König der Sachen so ernstlich annahm/ haben sie desto grössern Fleiß auffdie Arbeit gelegt.

§. 5. (IV.) Ja/ daß er selbst gute Erfahrenheit in dergleichen Künsten gehabt/ und in / Technicis geübt gewesen/ erhellet unter andern darauß/ daß mehr erwehnter Jopsephus kurtz vorher berichtet hatte/ welcher gestalt Ptolemaeus benahmentlich den göldenen Tisch/ den er nach Jerusalem zu verehren entschlossen/ im Sinn gehabt hätte/ fünfmal grösser machen zu lassen. Als er aber verstanden/ daß so ein grosser Tisch zu täglichem Gebrauch nur ungeschickt seyn würde; habe er denselbigen/ mit so viel köstlich- und schönern Kleinodien/ und was das Gold betrifft/ mit künstlicherhoben- gegraben außgestochen- und von allen 4. Seiten correspondirender Blumen-Laub-Granat-Apffel- und Trauben-Arbeit/ derer natürliche Farben durch keine Mahlerey/ sondern durch blosse natürliche Farbender darzu-sich schickenden Edelgesteine gethan/ und im übrigen dieses so hoch-denckwürdig/ und fast inaestimable Werck/ mit Kräntzen / Riegen/ Spitzen/ Hefften/ und anderem Zierath/ auffs überflüssigste schmücken/ (alles nach seiner eigenen Invention) und umb dieser Ursach willen Ihm zuvorher ein Modell oder Muster des Tisches im Tempel/ zu seiner genauesten Speculation und fernerer Eintheilung/ machen lassen/ dieweil er sich (ich gebrauche nun wiederumb des Josephi Wort) auf allerley Werck und Kunst wol verstund/ auch neue wunderbarliche Arbeit auß[unleserliches Material]innen/ und was schon vorbin nicht entworffen war/ auß seinem eigenen Verstand erfinden/ und den Künstlern angeben konte.

§. 6. Oben auf dem Tisch ist ein krauß Wasser-Werck gewesen/ und mitten darinn von Edelsteinen eingelegte gleichsam-Sterne. Umb das Krauß-Werck aber hat ein Geflecht/ wie ein Seil/ herumb gehangen/ in der mitten rund und lang; Auf welchem Erystall und Agstein eingeleget worden. Worvon ich allermeist darumb hier Meldung beyfügen wollen/ Massen mir das Wort Agstein einigerley Nachdencken macht/ und ich solches so fern behalten/ weil ich es also in der verdeutschten Edition des Josephi, zu Straßburg An. 1617. gedruckt/ befunden/ deutende eigentlich auf Succinum, so auff Teutsch Agstein oder Bernstein genennet wird. Dergleichen ich aber fast nit vermuthe/ daß in berührtem äusserlichem Geflechte des krausen Wasser - Wercks / wird gewesen seyn. Denn (1.) ist ein grosser Zweiffel/ ob das Succinum dazumal schon sey/ und sonderlich in Aegypten/ wohin Teutschland oder Preussen keine Correspondentz gehabt/ bekant gewesen. (2) Weiß ich selbsten wohl/ daß in mehrern Orthen der Welt/ als in Preussen/ ja gar in Ost-Indien/ nach heutiges Tages vieler Meinung/ das Succinum zu finden sey: Aber unter dem Europätschen und Orientalischen so genannten Succinis, die zwar an güldischer Durchsichtigkeit scheinen ein thun zu seyn; bedünckt mich/ ist so ein grosser Unterscheid so wohl an Härte / als an Geruch/ als zwischen Glaß/ und Beuzde/ oder einem andern wohlrüchenden medieinalischen Hartze. Dann das rechte/ (Europäische) Succinum, wie bekandt/ ist unter allen Bituminibus Terrae das Härteste/ und läst sich mit den Fingern so leicht zerreiben/ und springt im zerstossen/ als ein Glaß. Deshalben es auch die allen Teutschen/ nach Taciti Anzeigung/ Glessum (so viel als Glaß) genennet haben. Mein Succinum Indicum aber/ und was ich anderswo unter diesem Titul gesehen/ läst sich/ wie Benzoé, Tacamahac, oder ander geschmeidiges Hartz/ mit geringerer Gewalt zerreiben. Und riecht lieblich fast bloß/ und von sich selbsten/ ohne sonderlich-nötiges Reiben und Brennen; da das Europäische Succinum hingegen so gar lieblich nicht/ sondern was strenger/ fuliginöser/ oder rauchiger/ ja gar nichts riechet/ es werbe dann seine Textur theils durch starckes Reiben/ theils vom warmen trockenen/ oder auch bequämen kalt- und flüssigem Feuer (Menstruo, vel liquore solvenre) zergliedert. (3.) Doch/ was soll ich sagen? Ich finde im Griechischen Text selbst des Josephi, das Wort Electrum, welches auf Teutsch Agstein oder Bernstein heist/ gebrauchet. Denn also lauten daselbst die Wortt: [fremdsprachliches Material]. Aber dieser Scrupel ist auch nicht sonderlich schwer zu heben/ wenn wir nur theils die Zeit/ da Josephus gelebt/ und theils den doppelten Verstand des Wortes Electrum, recht er wegen.

§. 7. Denn ([unleserliches Material].) hat so wohl dieser Josephus als Plinius, der sich ebensfalls des Worts Electri in Schrifften bedient/ allbereit nach Christi Geburt/ ja nach Zerstörung Jerusalem / und also eine gute Weile nach Vertilgung der Griechischen Monarchie gelebet. Zu welcher Römer / und jüngerer Griechen Zeit/ derhalben man allemal ein Griechisch Wort nicht gantz genaue genommen;. und noch weniger des Josephi, oder des damaligen gantzen Seculi Thun gewesen/ in genauer Wissenschafft der Medicamentorum Simplicium, und sonderlich Corporum Fossilium, sich also tieff zuversteigen/ und deroselben Qualitäten durch vielerley Experimenten zuerforschen / als solches Studium [unleserliches Material]u unserer Zeit/ und in Europa vorauß/ nach und nach excoliret wird. Und welches noch ärger/ der gute Plinins. an welchem mehr eine unersättliche Zusammenschreibungs-Arbeit/ als grosses scharffes Ingenium zu loben/ an eben den [unleserliches Material]enigen Orthen/ da

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0619" n="43"/>
schluge/ selbst in eigener Person dabey war/ da mans zurichtet/ und aller Arbeit       zusahe. Dasselbige macht/ daß die Werckleute und Künstler desto fleissiger waren. Denn dieweil       sie sahen/ baß sich der König der Sachen so ernstlich annahm/ haben sie desto grössern Fleiß       auffdie Arbeit gelegt.</p>
        <p>§. 5. (IV.) Ja/ daß er selbst gute Erfahrenheit in dergleichen Künsten gehabt/ und in /       Technicis geübt gewesen/ erhellet unter andern darauß/ daß mehr erwehnter Jopsephus kurtz       vorher berichtet hatte/ welcher gestalt Ptolemaeus benahmentlich den göldenen Tisch/ den er       nach Jerusalem zu verehren entschlossen/ im Sinn gehabt hätte/ fünfmal grösser machen zu       lassen. Als er aber verstanden/ daß so ein grosser Tisch zu täglichem Gebrauch nur ungeschickt       seyn würde; habe er denselbigen/ mit so viel köstlich- und schönern Kleinodien/ und was das       Gold betrifft/ mit künstlicherhoben- gegraben außgestochen- und von allen 4. Seiten       correspondirender Blumen-Laub-Granat-Apffel- und Trauben-Arbeit/ derer natürliche Farben durch       keine Mahlerey/ sondern durch blosse natürliche Farbender darzu-sich schickenden Edelgesteine       gethan/ und im übrigen dieses so hoch-denckwürdig/ und fast inaestimable Werck/ mit Kräntzen      / Riegen/ Spitzen/ Hefften/ und anderem Zierath/ auffs überflüssigste schmücken/ (alles       nach seiner eigenen Invention) und umb dieser Ursach willen Ihm zuvorher ein Modell oder Muster       des Tisches im Tempel/ zu seiner genauesten Speculation und fernerer Eintheilung/ machen       lassen/ dieweil er sich (ich gebrauche nun wiederumb des Josephi Wort) auf allerley Werck und       Kunst wol verstund/ auch neue wunderbarliche Arbeit auß<gap reason="illegible"/>innen/ und was schon vorbin nicht       entworffen war/ auß seinem eigenen Verstand erfinden/ und den Künstlern angeben konte.</p>
        <p>§. 6. Oben auf dem Tisch ist ein krauß Wasser-Werck gewesen/ und mitten darinn von       Edelsteinen eingelegte gleichsam-Sterne. Umb das Krauß-Werck aber hat ein Geflecht/ wie ein       Seil/ herumb gehangen/ in der mitten rund und lang; Auf welchem Erystall und Agstein       eingeleget worden. Worvon ich allermeist darumb hier Meldung beyfügen wollen/ Massen mir das       Wort Agstein einigerley Nachdencken macht/ und ich solches so fern behalten/ weil ich es also       in der verdeutschten Edition des Josephi, zu Straßburg An. 1617. gedruckt/ befunden/ deutende       eigentlich auf Succinum, so auff Teutsch Agstein oder Bernstein genennet wird. Dergleichen ich       aber fast nit vermuthe/ daß in berührtem äusserlichem Geflechte des krausen Wasser - Wercks /       wird gewesen seyn. Denn (1.) ist ein grosser Zweiffel/ ob das Succinum dazumal schon sey/ und       sonderlich in Aegypten/ wohin Teutschland oder Preussen keine Correspondentz gehabt/ bekant       gewesen. (2) Weiß ich selbsten wohl/ daß in mehrern Orthen der Welt/ als in Preussen/ ja gar       in Ost-Indien/ nach heutiges Tages vieler Meinung/ das Succinum zu finden sey: Aber unter dem       Europätschen und Orientalischen so genannten Succinis, die zwar an güldischer Durchsichtigkeit       scheinen ein thun zu seyn; bedünckt mich/ ist so ein grosser Unterscheid so wohl an Härte /       als an Geruch/ als zwischen Glaß/ und Beuzde/ oder einem andern wohlrüchenden       medieinalischen Hartze. Dann das rechte/ (Europäische) Succinum, wie bekandt/ ist unter allen       Bituminibus Terrae das Härteste/ und läst sich mit den Fingern so leicht zerreiben/ und       springt im zerstossen/ als ein Glaß. Deshalben es auch die allen Teutschen/ nach Taciti       Anzeigung/ Glessum (so viel als Glaß) genennet haben. Mein Succinum Indicum aber/ und was ich       anderswo unter diesem Titul gesehen/ läst sich/ wie Benzoé, Tacamahac, oder ander       geschmeidiges Hartz/ mit geringerer Gewalt zerreiben. Und riecht lieblich fast bloß/ und von       sich selbsten/ ohne sonderlich-nötiges Reiben und Brennen; da das Europäische Succinum       hingegen so gar lieblich nicht/ sondern was strenger/ fuliginöser/ oder rauchiger/ ja gar       nichts riechet/ es werbe dann seine Textur theils durch starckes Reiben/ theils vom warmen       trockenen/ oder auch bequämen kalt- und flüssigem Feuer (Menstruo, vel liquore solvenre)       zergliedert. (3.) Doch/ was soll ich sagen? Ich finde im Griechischen Text selbst des Josephi,       das Wort Electrum, welches auf Teutsch Agstein oder Bernstein heist/ gebrauchet. Denn also       lauten daselbst die Wortt: <foreign xml:lang="ell"><gap reason="fm"/></foreign>. Aber dieser Scrupel ist auch nicht sonderlich       schwer zu heben/ wenn wir nur theils die Zeit/ da Josephus gelebt/ und theils den doppelten       Verstand des Wortes Electrum, recht er wegen.</p>
        <p>§. 7. Denn (<gap reason="illegible"/>.) hat so wohl dieser Josephus als Plinius, der sich ebensfalls des Worts       Electri in Schrifften bedient/ allbereit nach Christi Geburt/ ja nach Zerstörung Jerusalem /       und also eine gute Weile nach Vertilgung der Griechischen Monarchie gelebet. Zu welcher Römer /       und jüngerer Griechen Zeit/ derhalben man allemal ein Griechisch Wort nicht gantz genaue       genommen;. und noch weniger des Josephi, oder des damaligen gantzen Seculi Thun gewesen/ in       genauer Wissenschafft der Medicamentorum Simplicium, und sonderlich Corporum Fossilium, sich       also tieff zuversteigen/ und deroselben Qualitäten durch vielerley Experimenten zuerforschen /       als solches Studium <gap reason="illegible"/>u unserer Zeit/ und in Europa vorauß/ nach und nach excoliret wird.       Und welches noch ärger/ der gute Plinins. an welchem mehr eine unersättliche       Zusammenschreibungs-Arbeit/ als grosses scharffes Ingenium zu loben/ an eben den <gap reason="illegible"/>enigen       Orthen/ da
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[43/0619] schluge/ selbst in eigener Person dabey war/ da mans zurichtet/ und aller Arbeit zusahe. Dasselbige macht/ daß die Werckleute und Künstler desto fleissiger waren. Denn dieweil sie sahen/ baß sich der König der Sachen so ernstlich annahm/ haben sie desto grössern Fleiß auffdie Arbeit gelegt. §. 5. (IV.) Ja/ daß er selbst gute Erfahrenheit in dergleichen Künsten gehabt/ und in / Technicis geübt gewesen/ erhellet unter andern darauß/ daß mehr erwehnter Jopsephus kurtz vorher berichtet hatte/ welcher gestalt Ptolemaeus benahmentlich den göldenen Tisch/ den er nach Jerusalem zu verehren entschlossen/ im Sinn gehabt hätte/ fünfmal grösser machen zu lassen. Als er aber verstanden/ daß so ein grosser Tisch zu täglichem Gebrauch nur ungeschickt seyn würde; habe er denselbigen/ mit so viel köstlich- und schönern Kleinodien/ und was das Gold betrifft/ mit künstlicherhoben- gegraben außgestochen- und von allen 4. Seiten correspondirender Blumen-Laub-Granat-Apffel- und Trauben-Arbeit/ derer natürliche Farben durch keine Mahlerey/ sondern durch blosse natürliche Farbender darzu-sich schickenden Edelgesteine gethan/ und im übrigen dieses so hoch-denckwürdig/ und fast inaestimable Werck/ mit Kräntzen / Riegen/ Spitzen/ Hefften/ und anderem Zierath/ auffs überflüssigste schmücken/ (alles nach seiner eigenen Invention) und umb dieser Ursach willen Ihm zuvorher ein Modell oder Muster des Tisches im Tempel/ zu seiner genauesten Speculation und fernerer Eintheilung/ machen lassen/ dieweil er sich (ich gebrauche nun wiederumb des Josephi Wort) auf allerley Werck und Kunst wol verstund/ auch neue wunderbarliche Arbeit auß_ innen/ und was schon vorbin nicht entworffen war/ auß seinem eigenen Verstand erfinden/ und den Künstlern angeben konte. §. 6. Oben auf dem Tisch ist ein krauß Wasser-Werck gewesen/ und mitten darinn von Edelsteinen eingelegte gleichsam-Sterne. Umb das Krauß-Werck aber hat ein Geflecht/ wie ein Seil/ herumb gehangen/ in der mitten rund und lang; Auf welchem Erystall und Agstein eingeleget worden. Worvon ich allermeist darumb hier Meldung beyfügen wollen/ Massen mir das Wort Agstein einigerley Nachdencken macht/ und ich solches so fern behalten/ weil ich es also in der verdeutschten Edition des Josephi, zu Straßburg An. 1617. gedruckt/ befunden/ deutende eigentlich auf Succinum, so auff Teutsch Agstein oder Bernstein genennet wird. Dergleichen ich aber fast nit vermuthe/ daß in berührtem äusserlichem Geflechte des krausen Wasser - Wercks / wird gewesen seyn. Denn (1.) ist ein grosser Zweiffel/ ob das Succinum dazumal schon sey/ und sonderlich in Aegypten/ wohin Teutschland oder Preussen keine Correspondentz gehabt/ bekant gewesen. (2) Weiß ich selbsten wohl/ daß in mehrern Orthen der Welt/ als in Preussen/ ja gar in Ost-Indien/ nach heutiges Tages vieler Meinung/ das Succinum zu finden sey: Aber unter dem Europätschen und Orientalischen so genannten Succinis, die zwar an güldischer Durchsichtigkeit scheinen ein thun zu seyn; bedünckt mich/ ist so ein grosser Unterscheid so wohl an Härte / als an Geruch/ als zwischen Glaß/ und Beuzde/ oder einem andern wohlrüchenden medieinalischen Hartze. Dann das rechte/ (Europäische) Succinum, wie bekandt/ ist unter allen Bituminibus Terrae das Härteste/ und läst sich mit den Fingern so leicht zerreiben/ und springt im zerstossen/ als ein Glaß. Deshalben es auch die allen Teutschen/ nach Taciti Anzeigung/ Glessum (so viel als Glaß) genennet haben. Mein Succinum Indicum aber/ und was ich anderswo unter diesem Titul gesehen/ läst sich/ wie Benzoé, Tacamahac, oder ander geschmeidiges Hartz/ mit geringerer Gewalt zerreiben. Und riecht lieblich fast bloß/ und von sich selbsten/ ohne sonderlich-nötiges Reiben und Brennen; da das Europäische Succinum hingegen so gar lieblich nicht/ sondern was strenger/ fuliginöser/ oder rauchiger/ ja gar nichts riechet/ es werbe dann seine Textur theils durch starckes Reiben/ theils vom warmen trockenen/ oder auch bequämen kalt- und flüssigem Feuer (Menstruo, vel liquore solvenre) zergliedert. (3.) Doch/ was soll ich sagen? Ich finde im Griechischen Text selbst des Josephi, das Wort Electrum, welches auf Teutsch Agstein oder Bernstein heist/ gebrauchet. Denn also lauten daselbst die Wortt: _ . Aber dieser Scrupel ist auch nicht sonderlich schwer zu heben/ wenn wir nur theils die Zeit/ da Josephus gelebt/ und theils den doppelten Verstand des Wortes Electrum, recht er wegen. §. 7. Denn (_ .) hat so wohl dieser Josephus als Plinius, der sich ebensfalls des Worts Electri in Schrifften bedient/ allbereit nach Christi Geburt/ ja nach Zerstörung Jerusalem / und also eine gute Weile nach Vertilgung der Griechischen Monarchie gelebet. Zu welcher Römer / und jüngerer Griechen Zeit/ derhalben man allemal ein Griechisch Wort nicht gantz genaue genommen;. und noch weniger des Josephi, oder des damaligen gantzen Seculi Thun gewesen/ in genauer Wissenschafft der Medicamentorum Simplicium, und sonderlich Corporum Fossilium, sich also tieff zuversteigen/ und deroselben Qualitäten durch vielerley Experimenten zuerforschen / als solches Studium _ u unserer Zeit/ und in Europa vorauß/ nach und nach excoliret wird. Und welches noch ärger/ der gute Plinins. an welchem mehr eine unersättliche Zusammenschreibungs-Arbeit/ als grosses scharffes Ingenium zu loben/ an eben den _ enigen Orthen/ da

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-11-26T12:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-11-26T12:54:31Z)
Arne Binder: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-11-26T12:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/619
Zitationshilfe: Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704, S. 43. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/619>, abgerufen am 26.11.2024.