Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704.Das XLII. Capitel. Von der rohen Seiden und deren Zubereitung.
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§. I. DIe rohe Seide oder SERICUM CRUDUM sind länglicht-runde/ zarte Bälglein/ ungefähr eines Tauben-Gyes groß/ und an der Farb weiß/ gelb oder grünlicht/ worinnen der eingesponnene Seidenwurm öffters auch zu finden; kommen meistens aus Spanien und Italien/ wiewol deren auch in Teutschland zu finden sind. §. II. Den Seidenwurm selbst/ auch wie er sich vermehre/ spinne und ernehre/ hat eine Franckfurter Mahlerin/ Namens Maria Sibylla Gräfin/ geborne Merianin/ in dem sehr cunieusen Buch von der Raupen wunderbaren Verwandlung pag. I. & seqq. sehr artlich beschrieben und abgemahlet/ welches Buch Herr D. Hennike vor diesem ins Lateinische übersetzet/ und an mich addressirt hat; weilen aber ermeldte Frau kurtz darauf mit ihrer Familie in West-Indien gezogen/ ist solche Version bis dato noch nicht in Druck gekommen. Die Sach selbsten verhält sich also: Der Seidenwurm ist anfangs eine weisse Raupe/ welche so sie zu spinnen vorhat/ gelblicht/ eingeschrumpffen/ und etwas durchsichtig wird. Alsdann schlenckelt er mit seinem Kopffherum/ und lässet die Seiden aus seinem Munde: darauf er in eine papierne Dutte gethan wird/ damit ihm die Arbeit desto leichter werde. Die jenige Leute aber/ die sie in gar grosser Menge haben/ pflegen Gesträusicht von Bäumen/ daran sie spinnen sollen/ in ein besonder Gemach zustellen/ wie oben aus der Figur zu sehen. Wann nun die Spinnzeit vorhanden / und mancher Wurm keinen rechten Ort zu spinnen findet/ oder man ihn mit Speiß überlädet/ so spinnt er gar nicht/ sondern schrumpfft ein/ und wird ohne Gespinst zu einem Dattelkern Sonsten aber spinnt er sehr embsig/ und ist so fleissig/ dis er sein völliges Ey vollführt / welches ablang/ und entweder weiß/ gelb und grünlicht ist. Wann es weiß ist/ so werden zuvor seine unterste runde Füßlein von gleicher Farbe gewesen seyn: ist es aber gelb/ so werden die Füsse auch so geschiene haben. Das XLII. Capitel. Von der rohen Seiden und deren Zubereitung.
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§. I. DIe rohe Seide oder SERICUM CRUDUM sind länglicht-runde/ zarte Bälglein/ ungefähr eines Tauben-Gyes groß/ und an der Farb weiß/ gelb oder grünlicht/ worinnen der eingesponnene Seidenwurm öffters auch zu finden; kommen meistens aus Spanien und Italien/ wiewol deren auch in Teutschland zu finden sind. §. II. Den Seidenwurm selbst/ auch wie er sich vermehre/ spinne und ernehre/ hat eine Franckfurter Mahlerin/ Namens Maria Sibylla Gräfin/ geborne Merianin/ in dem sehr cunieusen Buch von der Raupen wunderbaren Verwandlung pag. I. & seqq. sehr artlich beschrieben und abgemahlet/ welches Buch Herr D. Hennike vor diesem ins Lateinische übersetzet/ und an mich addressirt hat; weilen aber ermeldte Frau kurtz darauf mit ihrer Familie in West-Indien gezogen/ ist solche Version bis dato noch nicht in Druck gekom̃en. Die Sach selbsten verhält sich also: Der Seidenwurm ist anfangs eine weisse Raupe/ welche so sie zu spinnen vorhat/ gelblicht/ eingeschrumpffen/ und etwas durchsichtig wird. Alsdann schlenckelt er mit seinem Kopffherum/ und lässet die Seiden aus seinem Munde: darauf er in eine papierne Dutte gethan wird/ damit ihm die Arbeit desto leichter werde. Die jenige Leute aber/ die sie in gar grosser Menge haben/ pflegen Gesträusicht von Bäumen/ daran sie spinnen sollen/ in ein besonder Gemach zustellen/ wie oben aus der Figur zu sehen. Wann nun die Spinnzeit vorhanden / und mancher Wurm keinen rechten Ort zu spinnen findet/ oder man ihn mit Speiß überlädet/ so spinnt er gar nicht/ sondern schrumpfft ein/ und wird ohne Gespinst zu einem Dattelkern Sonsten aber spinnt er sehr embsig/ und ist so fleissig/ dis er sein völliges Ey vollführt / welches ablang/ und entweder weiß/ gelb und grünlicht ist. Wann es weiß ist/ so werden zuvor seine unterste runde Füßlein von gleicher Farbe gewesen seyn: ist es aber gelb/ so werden die Füsse auch so geschienë haben. <TEI> <text> <body> <div> <pb facs="#f0564" n="512"/> </div> <div> <head>Das XLII. Capitel.</head> <p>Von der rohen Seiden und deren</p> <p>Zubereitung.</p> <p> <figure/> </p> </div> <div> <head>§. I.</head> <p>DIe rohe Seide oder SERICUM CRUDUM sind länglicht-runde/ zarte Bälglein/ ungefähr eines Tauben-Gyes groß/ und an der Farb weiß/ gelb oder grünlicht/ worinnen der eingesponnene Seidenwurm öffters auch zu finden; kommen meistens aus Spanien und Italien/ wiewol deren auch in Teutschland zu finden sind.</p> </div> <div> <head>§. II.</head> <p>Den Seidenwurm selbst/ auch wie er sich vermehre/ spinne und ernehre/ hat eine Franckfurter Mahlerin/ Namens Maria Sibylla Gräfin/ geborne Merianin/ in dem sehr cunieusen Buch von der Raupen wunderbaren Verwandlung pag. I. &amp; seqq. sehr artlich beschrieben und abgemahlet/ welches Buch Herr D. Hennike vor diesem ins Lateinische übersetzet/ und an mich addressirt hat; weilen aber ermeldte Frau kurtz darauf mit ihrer Familie in West-Indien gezogen/ ist solche Version bis dato noch nicht in Druck gekom̃en. Die Sach selbsten verhält sich also: Der Seidenwurm ist anfangs eine weisse Raupe/ welche so sie zu spinnen vorhat/ gelblicht/ eingeschrumpffen/ und etwas durchsichtig wird. Alsdann schlenckelt er mit seinem Kopffherum/ und lässet die Seiden aus seinem Munde: darauf er in eine papierne Dutte gethan wird/ damit ihm die Arbeit desto leichter werde. Die jenige Leute aber/ die sie in gar grosser Menge haben/ pflegen Gesträusicht von Bäumen/ daran sie spinnen sollen/ in ein besonder Gemach zustellen/ wie oben aus der Figur zu sehen. Wann nun die Spinnzeit vorhanden / und mancher Wurm keinen rechten Ort zu spinnen findet/ oder man ihn mit Speiß überlädet/ so spinnt er gar nicht/ sondern schrumpfft ein/ und wird ohne Gespinst zu einem Dattelkern Sonsten aber spinnt er sehr embsig/ und ist so fleissig/ dis er sein völliges Ey vollführt / welches ablang/ und entweder weiß/ gelb und grünlicht ist. Wann es weiß ist/ so werden zuvor seine unterste runde Füßlein von gleicher Farbe gewesen seyn: ist es aber gelb/ so werden die Füsse auch so geschienë haben. </p> </div> </body> </text> </TEI> [512/0564]
Das XLII. Capitel. Von der rohen Seiden und deren
Zubereitung.
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§. I. DIe rohe Seide oder SERICUM CRUDUM sind länglicht-runde/ zarte Bälglein/ ungefähr eines Tauben-Gyes groß/ und an der Farb weiß/ gelb oder grünlicht/ worinnen der eingesponnene Seidenwurm öffters auch zu finden; kommen meistens aus Spanien und Italien/ wiewol deren auch in Teutschland zu finden sind.
§. II. Den Seidenwurm selbst/ auch wie er sich vermehre/ spinne und ernehre/ hat eine Franckfurter Mahlerin/ Namens Maria Sibylla Gräfin/ geborne Merianin/ in dem sehr cunieusen Buch von der Raupen wunderbaren Verwandlung pag. I. & seqq. sehr artlich beschrieben und abgemahlet/ welches Buch Herr D. Hennike vor diesem ins Lateinische übersetzet/ und an mich addressirt hat; weilen aber ermeldte Frau kurtz darauf mit ihrer Familie in West-Indien gezogen/ ist solche Version bis dato noch nicht in Druck gekom̃en. Die Sach selbsten verhält sich also: Der Seidenwurm ist anfangs eine weisse Raupe/ welche so sie zu spinnen vorhat/ gelblicht/ eingeschrumpffen/ und etwas durchsichtig wird. Alsdann schlenckelt er mit seinem Kopffherum/ und lässet die Seiden aus seinem Munde: darauf er in eine papierne Dutte gethan wird/ damit ihm die Arbeit desto leichter werde. Die jenige Leute aber/ die sie in gar grosser Menge haben/ pflegen Gesträusicht von Bäumen/ daran sie spinnen sollen/ in ein besonder Gemach zustellen/ wie oben aus der Figur zu sehen. Wann nun die Spinnzeit vorhanden / und mancher Wurm keinen rechten Ort zu spinnen findet/ oder man ihn mit Speiß überlädet/ so spinnt er gar nicht/ sondern schrumpfft ein/ und wird ohne Gespinst zu einem Dattelkern Sonsten aber spinnt er sehr embsig/ und ist so fleissig/ dis er sein völliges Ey vollführt / welches ablang/ und entweder weiß/ gelb und grünlicht ist. Wann es weiß ist/ so werden zuvor seine unterste runde Füßlein von gleicher Farbe gewesen seyn: ist es aber gelb/ so werden die Füsse auch so geschienë haben.
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Zitationshilfe: | Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704, S. 512. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/564>, abgerufen am 16.02.2025. |