Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704.CERA ALBA welches entweder von Natur also auß den jungen Bienstöcken kommet/ und alsdann CERA VIRGINEA oder Jungferwachs heisset/ oder wird auf den Wachsbleichen künstlicher Weiß also gebleichet; dergleichen nicht allein in Holland/ und Italien zu Venedig/ sondern auch hin und wieder in Teutschland/ als zu Hamburg/ Regenspurg/ Augspurg/ Nürnberg/ Stutgard und anderstwo sehr viel zubereitet wird; wiewohlen auch ein Unterscheid darunter ist/ indem die Venetianer ihr Wachs gern in groben Scheiben/ die andern aber in kleinen Theilen machen/ wie Marxius in seiner Material-Kammer pag. 75. zeiget. Das allerbeste wird in Welschland gemacht/ und muß schön weiß und hart seyn/ einen gantz blatten Geruch haben/ und nicht nach Unschlitt schmecken/ womit es offters vermischet wird/ wie Schurzius in seiner Material-Kammer p. 24. und Vielhewr in Beschreibung frembder Materialien p. 172. bezeugen. §. II. Die Biene/ welche sowol das Wachs als den Honig im Frühling und Sommer in ihre Stöcke eintragen/ vermehren sich gleich andern dergleichen Insecten durch ihre eigene Bruth/ auß welcher erstlich ein weisses Würmgen/ und nachmahl ein dergleichen weisse Fliege entstehet / so nachmahlen gelb und braun-biene wird; Ist derowegen gantz falsch/ was Virgilius und andere vorgegeben/ daß nehmlich die Bienen auß dem faulenden Ochsen- oder Löwen-Fleisch gezeuget würden/ indem die so genannte generatio aequivoca bey den Gelehrten längst außgestäupt ist / auch ein gewisser Frantzos/ so deßwegen einen Ochsen zu todt prügeln/ und verfaulen lassen / so gar keinen Bienschwarm davon erlangt/ daß er vielmehr nebst einem unsäglichen Gestanck nur einen Hauffen abschenlicher Würm und Maden davon bekommen/ wie Pomet in seiner Histoire des Drogues Part. 2. lib. 1. p. 48. solches weitläufftig beschrieben hat. Nachdem aber die junge Bienen in der alten Stöcken nicht Platzgnug haben/ als suchen sie durch das Schwärmen ihre eigene Wohnung/ umb welche Zeit man wol Achtung auf sie zu geben hat/ sonsten der junge Schwarm fortgehet; weswegen andere das Schwärmen durch Vergrösserung der Stöcke zu verhindern suchen/ worgegen ein sonderliches Secretum, so über 200. Reichsth. gekostet/ in D. Joachimi Jungii Historia Vermium p. 43. in Teutscher Sprach beschrieben wird. Was aber die Arbeit der Biene/ und wie man ihrer pflegen müsse/ anlanget/ habens nicht allein heut zu Tag einige Curiosi in verschiedenen Sprachen/ absonderlich Buttlerus Tr. de Apibus beschrieben/ sondern man findet auch bey den uhralten Scribenten gantze Bücher davon/ welche Colerus im 13. Buch seiner Oeconomie pag. 328. weitläufftig angeführet hat. §. III. Was aber den Gebrauch des Honigs anlanget/ so hat er eine erwärmende/ trucknende und reinigende Krafft/ weßwegen derselbe so wol innerlich in allerhand Brustschwachheiten und innerlichen Verwundungen gegeben/ als auch äusserlich in Clystiren und Auffschlägen gebraucht wird/ es seye nun der gemeine Bien-Honig/ oder das mel Anthosatum, das ist Rosmarinhonig / mel Mercuriale oder Bingelkrauthonig und dergleichen. So macht man auch ein destillirt Gewässer oder aq. mellis zu den Augen-Gebrechen: Ein Spir. mellis, womit einige die Corallen-Tinctur verfertigen/ Tinct. Ol. mellis, und noch andere Sachen mehr/ wovon Schroederus und dessen Außleger zu sehen ist. Was er in den Haußhaltungen/ und bey den Lebkuchenbeckern vor Nutzen schaffe/ ist zur Gnüge bekandt/ und werden vor andern die Nürnberger Honigkuchen sehr aestimirt/ welche also gemacht werden: [unleserliches Material]. I. [unleserliches Material]. Honig/ und 1/4. [unleserliches Material]. Syrup/ laß es kochen/ bis es braun wird; hierauf nehme eine kleine zerschnittene Citronenschale/ Cardamomen/ Muscatenblumen/ jedes I. Quintl. Pfeffer I. Loth/ Rocken- und Weitzenmehl ein jedes gleich viel/ biß es ein guter Teig wird / und wann alles Stückweiß abgeschnitten und gewogen/ daß das eine so groß als das ander wird / so druck endlich alles in eine Form/ und backe es gelind/ so sind sie fertig. §. IV. Beym Gebrauch des Wachses ist dieser Unterscheid zu halten/ daß wo man etwas zertheilen will / das gelbe Wachs; wo man aber kühlen will/ das weisse Wachs hier zu nehme/ dahero jenes in den Hustschwachheiten/ dieses aber in den Nieren-Beschwerungen vorzuziehen/ wie Ulysses Aldrovandus Lib. 1. De Insect. p. 186. wol erinnert: dessen Ursach Hoffmannus in Cluv. Schroed. p. 702. zu seyn erachtet/ weilen durch das Bleichen die flüchtige und warme Theilgen des gelben Wachses außrauchen und vergehen: in Ansehen deren das gelbe Wachs/ wie auch der Vorstoß oder PROPOLIS wärmer/ als das weisse sind; dahero auch das gelbe mehr zu allerhand Pflastern und Salben/ als das weisse gebrauchet wird/ ausser daß das weisse Wachs/ absonderlich das granulirte/ oder wie es die Frantzosen nennen/ CIRE GRENEE auch zu den Pomaden genommen wird / wovon Pomet l. c. zu sehen ist. So macht man auch das Siegelwachs von dem gelben/ und wird das rothe oder CERA SIGILLATA RUBRA mit Cinnober oder Orcanetta: das grüne oder CERA SIGILLATA VIRIDIS mit Grünspan: das gelbe oder CERA SIGILLATA CITRINA mit Orlean: das schwartze oder CERA SIGILLATA NIGRA mit Kienrauch gefärbt/ und in allerhand Farben zu Kuchen gemacht. Wann man aber Terpenthin da- CERA ALBA welches entweder von Natur also auß den jungen Bienstöcken kommet/ und alsdann CERA VIRGINEA oder Jungferwachs heisset/ oder wird auf den Wachsbleichen künstlicher Weiß also gebleichet; dergleichen nicht allein in Holland/ und Italien zu Venedig/ sondern auch hin und wieder in Teutschland/ als zu Hamburg/ Regenspurg/ Augspurg/ Nürnberg/ Stutgard und anderstwo sehr viel zubereitet wird; wiewohlen auch ein Unterscheid darunter ist/ indem die Venetianer ihr Wachs gern in groben Scheiben/ die andern aber in kleinen Theilen machen/ wie Marxius in seiner Material-Kammer pag. 75. zeiget. Das allerbeste wird in Welschland gemacht/ und muß schön weiß und hart seyn/ einen gantz blatten Geruch haben/ und nicht nach Unschlitt schmecken/ womit es offters vermischet wird/ wie Schurzius in seiner Material-Kammer p. 24. und Vielhewr in Beschreibung frembder Materialien p. 172. bezeugen. §. II. Die Biene/ welche sowol das Wachs als den Honig im Frühling und Sommer in ihre Stöcke eintragen/ vermehren sich gleich andern dergleichen Insecten durch ihre eigene Bruth/ auß welcher erstlich ein weisses Würmgen/ und nachmahl ein dergleichen weisse Fliege entstehet / so nachmahlen gelb und braun-biene wird; Ist derowegen gantz falsch/ was Virgilius und andere vorgegeben/ daß nehmlich die Bienen auß dem faulenden Ochsen- oder Löwen-Fleisch gezeuget würden/ indem die so genannte generatio aequivoca bey den Gelehrten längst außgestäupt ist / auch ein gewisser Frantzos/ so deßwegen einen Ochsen zu todt prügeln/ und verfaulen lassen / so gar keinen Bienschwarm davon erlangt/ daß er vielmehr nebst einem unsäglichen Gestanck nur einen Hauffen abschenlicher Würm und Maden davon bekommen/ wie Pomet in seiner Histoire des Drogues Part. 2. lib. 1. p. 48. solches weitläufftig beschrieben hat. Nachdem aber die junge Bienen in der alten Stöcken nicht Platzgnug haben/ als suchen sie durch das Schwärmen ihre eigene Wohnung/ umb welche Zeit man wol Achtung auf sie zu geben hat/ sonsten der junge Schwarm fortgehet; weswegen andere das Schwärmen durch Vergrösserung der Stöcke zu verhindern suchen/ worgegen ein sonderliches Secretum, so über 200. Reichsth. gekostet/ in D. Joachimi Jungii Historiâ Vermium p. 43. in Teutscher Sprach beschrieben wird. Was aber die Arbeit der Biene/ und wie man ihrer pflegen müsse/ anlanget/ habens nicht allein heut zu Tag einige Curiosi in verschiedenen Sprachen/ absonderlich Buttlerus Tr. de Apibus beschrieben/ sondern man findet auch bey den uhralten Scribenten gantze Bücher davon/ welche Colerus im 13. Buch seiner Oeconomie pag. 328. weitläufftig angeführet hat. §. III. Was aber den Gebrauch des Honigs anlanget/ so hat er eine erwärmende/ trucknende und reinigende Krafft/ weßwegen derselbe so wol innerlich in allerhand Brustschwachheiten und innerlichen Verwundungen gegeben/ als auch äusserlich in Clystiren und Auffschlägen gebraucht wird/ es seye nun der gemeine Bien-Honig/ oder das mel Anthosatum, das ist Rosmarinhonig / mel Mercuriale oder Bingelkrauthonig und dergleichen. So macht man auch ein destillirt Gewässer oder aq. mellis zu den Augen-Gebrechen: Ein Spir. mellis, womit einige die Corallen-Tinctur verfertigen/ Tinct. Ol. mellis, und noch andere Sachen mehr/ wovon Schroederus und dessen Außleger zu sehen ist. Was er in den Haußhaltungen/ und bey den Lebkuchenbeckern vor Nutzen schaffe/ ist zur Gnüge bekandt/ und werden vor andern die Nürnberger Honigkuchen sehr aestimirt/ welche also gemacht werden: [unleserliches Material]. I. [unleserliches Material]. Honig/ und ¼. [unleserliches Material]. Syrup/ laß es kochen/ bis es braun wird; hierauf nehme eine kleine zerschnittene Citronenschale/ Cardamomen/ Muscatenblumen/ jedes I. Quintl. Pfeffer I. Loth/ Rocken- und Weitzenmehl ein jedes gleich viel/ biß es ein guter Teig wird / und wann alles Stückweiß abgeschnitten und gewogen/ daß das eine so groß als das ander wird / so druck endlich alles in eine Form/ und backe es gelind/ so sind sie fertig. §. IV. Beym Gebrauch des Wachses ist dieser Unterscheid zu halten/ daß wo man etwas zertheilen will / das gelbe Wachs; wo man aber kühlen will/ das weisse Wachs hier zu nehme/ dahero jenes in den Hustschwachheiten/ dieses aber in den Nieren-Beschwerungen vorzuziehen/ wie Ulysses Aldrovandus Lib. 1. De Insect. p. 186. wol erinnert: dessen Ursach Hoffmannus in Cluv. Schroed. p. 702. zu seyn erachtet/ weilen durch das Bleichen die flüchtige und warme Theilgen des gelben Wachses außrauchen und vergehen: in Ansehen deren das gelbe Wachs/ wie auch der Vorstoß oder PROPOLIS wärmer/ als das weisse sind; dahero auch das gelbe mehr zu allerhand Pflastern und Salben/ als das weisse gebrauchet wird/ ausser daß das weisse Wachs/ absonderlich das granulirte/ oder wie es die Frantzosen nennen/ CIRE GRENEE auch zu den Pomaden genommen wird / wovon Pomet l. c. zu sehen ist. So macht man auch das Siegelwachs von dem gelben/ und wird das rothe oder CERA SIGILLATA RUBRA mit Ciñober oder Orcanetta: das grüne oder CERA SIGILLATA VIRIDIS mit Grünspan: das gelbe oder CERA SIGILLATA CITRINA mit Orlean: das schwartze oder CERA SIGILLATA NIGRA mit Kienrauch gefärbt/ und in allerhand Farben zu Kuchen gemacht. 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Das allerbeste wird in Welschland gemacht/ und muß schön weiß und hart seyn/ einen gantz blatten Geruch haben/ und nicht nach Unschlitt schmecken/ womit es offters vermischet wird/ wie Schurzius in seiner Material-Kammer p. 24. und Vielhewr in Beschreibung frembder Materialien p. 172. bezeugen.</p> </div> <div> <head>§. II.</head> <p>Die Biene/ welche sowol das Wachs als den Honig im Frühling und Sommer in ihre Stöcke eintragen/ vermehren sich gleich andern dergleichen Insecten durch ihre eigene Bruth/ auß welcher erstlich ein weisses Würmgen/ und nachmahl ein dergleichen weisse Fliege entstehet / so nachmahlen gelb und braun-biene wird; Ist derowegen gantz falsch/ was Virgilius und andere vorgegeben/ daß nehmlich die Bienen auß dem faulenden Ochsen- oder Löwen-Fleisch gezeuget würden/ indem die so genannte generatio aequivoca bey den Gelehrten längst außgestäupt ist / auch ein gewisser Frantzos/ so deßwegen einen Ochsen zu todt prügeln/ und verfaulen lassen / so gar keinen Bienschwarm davon erlangt/ daß er vielmehr nebst einem unsäglichen Gestanck nur einen Hauffen abschenlicher Würm und Maden davon bekommen/ wie Pomet in seiner Histoire des Drogues Part. 2. lib. 1. p. 48. solches weitläufftig beschrieben hat. Nachdem aber die junge Bienen in der alten Stöcken nicht Platzgnug haben/ als suchen sie durch das Schwärmen ihre eigene Wohnung/ umb welche Zeit man wol Achtung auf sie zu geben hat/ sonsten der junge Schwarm fortgehet; weswegen andere das Schwärmen durch Vergrösserung der Stöcke zu verhindern suchen/ worgegen ein sonderliches Secretum, so über 200. Reichsth. gekostet/ in D. Joachimi Jungii Historiâ Vermium p. 43. in Teutscher Sprach beschrieben wird. Was aber die Arbeit der Biene/ und wie man ihrer pflegen müsse/ anlanget/ habens nicht allein heut zu Tag einige Curiosi in verschiedenen Sprachen/ absonderlich Buttlerus Tr. de Apibus beschrieben/ sondern man findet auch bey den uhralten Scribenten gantze Bücher davon/ welche Colerus im 13. Buch seiner Oeconomie pag. 328. weitläufftig angeführet hat.</p> </div> <div> <head>§. III.</head> <p>Was aber den Gebrauch des Honigs anlanget/ so hat er eine erwärmende/ trucknende und reinigende Krafft/ weßwegen derselbe so wol innerlich in allerhand Brustschwachheiten und innerlichen Verwundungen gegeben/ als auch äusserlich in Clystiren und Auffschlägen gebraucht wird/ es seye nun der gemeine Bien-Honig/ oder das mel Anthosatum, das ist Rosmarinhonig / mel Mercuriale oder Bingelkrauthonig und dergleichen. So macht man auch ein destillirt Gewässer oder aq. mellis zu den Augen-Gebrechen: Ein Spir. mellis, womit einige die Corallen-Tinctur verfertigen/ Tinct. Ol. mellis, und noch andere Sachen mehr/ wovon Schroederus und dessen Außleger zu sehen ist. Was er in den Haußhaltungen/ und bey den Lebkuchenbeckern vor Nutzen schaffe/ ist zur Gnüge bekandt/ und werden vor andern die</p> <p>Nürnberger Honigkuchen</p> <p>sehr aestimirt/ welche also gemacht werden:</p> <p><gap reason="illegible"/>. I. <gap reason="illegible"/>. Honig/ und ¼. <gap reason="illegible"/>. Syrup/ laß es kochen/ bis es braun wird; hierauf nehme eine kleine zerschnittene Citronenschale/ Cardamomen/ Muscatenblumen/ jedes I. Quintl. Pfeffer I. Loth/ Rocken- und Weitzenmehl ein jedes gleich viel/ biß es ein guter Teig wird / und wann alles Stückweiß abgeschnitten und gewogen/ daß das eine so groß als das ander wird / so druck endlich alles in eine Form/ und backe es gelind/ so sind sie fertig.</p> </div> <div> <head>§. IV.</head> <p>Beym Gebrauch des Wachses ist dieser Unterscheid zu halten/ daß wo man etwas zertheilen will / das gelbe Wachs; wo man aber kühlen will/ das weisse Wachs hier zu nehme/ dahero jenes in den Hustschwachheiten/ dieses aber in den Nieren-Beschwerungen vorzuziehen/ wie Ulysses Aldrovandus Lib. 1. De Insect. p. 186. wol erinnert: dessen Ursach Hoffmannus in Cluv. Schroed. p. 702. zu seyn erachtet/ weilen durch das Bleichen die flüchtige und warme Theilgen des gelben Wachses außrauchen und vergehen: in Ansehen deren das gelbe Wachs/ wie auch der Vorstoß oder PROPOLIS wärmer/ als das weisse sind; dahero auch das gelbe mehr zu allerhand Pflastern und Salben/ als das weisse gebrauchet wird/ ausser daß das weisse Wachs/ absonderlich das granulirte/ oder wie es die Frantzosen nennen/ CIRE GRENEE auch zu den Pomaden genommen wird / wovon Pomet l. c. zu sehen ist. So macht man auch das Siegelwachs von dem gelben/ und wird das rothe oder CERA SIGILLATA RUBRA mit Ciñober oder Orcanetta: das grüne oder CERA SIGILLATA VIRIDIS mit Grünspan: das gelbe oder CERA SIGILLATA CITRINA mit Orlean: das schwartze oder CERA SIGILLATA NIGRA mit Kienrauch gefärbt/ und in allerhand Farben zu Kuchen gemacht. Wann man aber Terpenthin da- </p> </div> </body> </text> </TEI> [510/0562]
CERA ALBA
welches entweder von Natur also auß den jungen Bienstöcken kommet/ und alsdann CERA VIRGINEA oder Jungferwachs heisset/ oder wird auf den Wachsbleichen künstlicher Weiß also gebleichet; dergleichen nicht allein in Holland/ und Italien zu Venedig/ sondern auch hin und wieder in Teutschland/ als zu Hamburg/ Regenspurg/ Augspurg/ Nürnberg/ Stutgard und anderstwo sehr viel zubereitet wird; wiewohlen auch ein Unterscheid darunter ist/ indem die Venetianer ihr Wachs gern in groben Scheiben/ die andern aber in kleinen Theilen machen/ wie Marxius in seiner Material-Kammer pag. 75. zeiget. Das allerbeste wird in Welschland gemacht/ und muß schön weiß und hart seyn/ einen gantz blatten Geruch haben/ und nicht nach Unschlitt schmecken/ womit es offters vermischet wird/ wie Schurzius in seiner Material-Kammer p. 24. und Vielhewr in Beschreibung frembder Materialien p. 172. bezeugen.
§. II. Die Biene/ welche sowol das Wachs als den Honig im Frühling und Sommer in ihre Stöcke eintragen/ vermehren sich gleich andern dergleichen Insecten durch ihre eigene Bruth/ auß welcher erstlich ein weisses Würmgen/ und nachmahl ein dergleichen weisse Fliege entstehet / so nachmahlen gelb und braun-biene wird; Ist derowegen gantz falsch/ was Virgilius und andere vorgegeben/ daß nehmlich die Bienen auß dem faulenden Ochsen- oder Löwen-Fleisch gezeuget würden/ indem die so genannte generatio aequivoca bey den Gelehrten längst außgestäupt ist / auch ein gewisser Frantzos/ so deßwegen einen Ochsen zu todt prügeln/ und verfaulen lassen / so gar keinen Bienschwarm davon erlangt/ daß er vielmehr nebst einem unsäglichen Gestanck nur einen Hauffen abschenlicher Würm und Maden davon bekommen/ wie Pomet in seiner Histoire des Drogues Part. 2. lib. 1. p. 48. solches weitläufftig beschrieben hat. Nachdem aber die junge Bienen in der alten Stöcken nicht Platzgnug haben/ als suchen sie durch das Schwärmen ihre eigene Wohnung/ umb welche Zeit man wol Achtung auf sie zu geben hat/ sonsten der junge Schwarm fortgehet; weswegen andere das Schwärmen durch Vergrösserung der Stöcke zu verhindern suchen/ worgegen ein sonderliches Secretum, so über 200. Reichsth. gekostet/ in D. Joachimi Jungii Historiâ Vermium p. 43. in Teutscher Sprach beschrieben wird. Was aber die Arbeit der Biene/ und wie man ihrer pflegen müsse/ anlanget/ habens nicht allein heut zu Tag einige Curiosi in verschiedenen Sprachen/ absonderlich Buttlerus Tr. de Apibus beschrieben/ sondern man findet auch bey den uhralten Scribenten gantze Bücher davon/ welche Colerus im 13. Buch seiner Oeconomie pag. 328. weitläufftig angeführet hat.
§. III. Was aber den Gebrauch des Honigs anlanget/ so hat er eine erwärmende/ trucknende und reinigende Krafft/ weßwegen derselbe so wol innerlich in allerhand Brustschwachheiten und innerlichen Verwundungen gegeben/ als auch äusserlich in Clystiren und Auffschlägen gebraucht wird/ es seye nun der gemeine Bien-Honig/ oder das mel Anthosatum, das ist Rosmarinhonig / mel Mercuriale oder Bingelkrauthonig und dergleichen. So macht man auch ein destillirt Gewässer oder aq. mellis zu den Augen-Gebrechen: Ein Spir. mellis, womit einige die Corallen-Tinctur verfertigen/ Tinct. Ol. mellis, und noch andere Sachen mehr/ wovon Schroederus und dessen Außleger zu sehen ist. Was er in den Haußhaltungen/ und bey den Lebkuchenbeckern vor Nutzen schaffe/ ist zur Gnüge bekandt/ und werden vor andern die
Nürnberger Honigkuchen
sehr aestimirt/ welche also gemacht werden:
_ . I. _ . Honig/ und ¼. _ . Syrup/ laß es kochen/ bis es braun wird; hierauf nehme eine kleine zerschnittene Citronenschale/ Cardamomen/ Muscatenblumen/ jedes I. Quintl. Pfeffer I. Loth/ Rocken- und Weitzenmehl ein jedes gleich viel/ biß es ein guter Teig wird / und wann alles Stückweiß abgeschnitten und gewogen/ daß das eine so groß als das ander wird / so druck endlich alles in eine Form/ und backe es gelind/ so sind sie fertig.
§. IV. Beym Gebrauch des Wachses ist dieser Unterscheid zu halten/ daß wo man etwas zertheilen will / das gelbe Wachs; wo man aber kühlen will/ das weisse Wachs hier zu nehme/ dahero jenes in den Hustschwachheiten/ dieses aber in den Nieren-Beschwerungen vorzuziehen/ wie Ulysses Aldrovandus Lib. 1. De Insect. p. 186. wol erinnert: dessen Ursach Hoffmannus in Cluv. Schroed. p. 702. zu seyn erachtet/ weilen durch das Bleichen die flüchtige und warme Theilgen des gelben Wachses außrauchen und vergehen: in Ansehen deren das gelbe Wachs/ wie auch der Vorstoß oder PROPOLIS wärmer/ als das weisse sind; dahero auch das gelbe mehr zu allerhand Pflastern und Salben/ als das weisse gebrauchet wird/ ausser daß das weisse Wachs/ absonderlich das granulirte/ oder wie es die Frantzosen nennen/ CIRE GRENEE auch zu den Pomaden genommen wird / wovon Pomet l. c. zu sehen ist. So macht man auch das Siegelwachs von dem gelben/ und wird das rothe oder CERA SIGILLATA RUBRA mit Ciñober oder Orcanetta: das grüne oder CERA SIGILLATA VIRIDIS mit Grünspan: das gelbe oder CERA SIGILLATA CITRINA mit Orlean: das schwartze oder CERA SIGILLATA NIGRA mit Kienrauch gefärbt/ und in allerhand Farben zu Kuchen gemacht. Wann man aber Terpenthin da-
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Zitationshilfe: | Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704, S. 510. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/562>, abgerufen am 04.03.2025. |