Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704.

Bild:
<< vorherige Seite

Schlange ein Mägdgen von 18. Jahren soll verschlungen haben/ wie Pomet in seinem Anhang der Materialien p. 8. aus andern meldet.

§. III.

Odes sich nun mit diesem Stein in der That so befinde/ lasse an seinen Ort gestellt seyn; doch ist nicht zu verschweigen/ daß einige vornehme Scribenten zweiffeln wollen/ ob es ein natürlich gewachsener/ und in obbeschriebenen Schlangen gefundener Stein sey/ indem Mons. Tavernier in seiner berümte Reys-Beschreibung selbsten der Meinung ist/ sie würden von den Braminen oder Indianischen Pfaffen/ (welche damit Handlung treiben/) künstlicher Weiß zubereitet/ und dem aberglaubischen Pöbel vor Schlangensteine auffgeschwätzet/ von welchen es die Matrosen und Portugesische Soldaten also gehöret/ und nachdem sie solchen in Europam gebracht/ auch diesen Aberglauben außgestreuet. Zum wenigsten ist dieses gewiß/ daß/ obschon einige dergleiche Steine in den Schlangen gefunden würden/ doch viele andere nachgemacht/ und unter solchem Namen verkaufft worden/ deren Description Mons. Pomet in obangezogenem Ort/ wie folget/ entdecket:

[unleserliches Material]. Bezoard. animal. Gallorum [unleserliches Material].

Pulv. bufon.

Cancr.

mens. Jun. praep. ana [unleserliches Material].

Terr. Sigill. in Decoct. rad. Scorz. &amp; Contrayeru praep. [unleserliches Material].

Unicorn. fossil. [unleserliches Material].

Diese Species mache man zu einem subtilen Pulver/ und formire mit der Gelatina Viperarum (gleich dem Englischen Gifftpulver/ mit dem sie eine grosse Gemeinschafft hat /) dergleichen Steine/ welche eben den Effect thun/ als die natürlich gewachsene; wie dann eben dergleichen Magnetischer Gifft- und Schlangenstein von dem sehr berühmten Medico Herrn D. Cnöfelio gemachet / und in den Miscell. Curios. der Kayserl. Societät Dec. I. Ann. VI. p. 29. beschrieben worden.

§. IV.

Was den Nutz und Gebrauch dieses Steins betrifft/ so hält man ihn vor eine souveraine Artzney gegen alle gifftige Schlangen- und andere Bisse und Wunden/ an welche er sich fest anhängen/ und nicht eher abfallen solle/ bis er alles Gifft/ so sich um ihn hängt / außgesogen habe; wie dann P. Kircherus, der berühmte Jesuit/ nicht allein in seinem Regno Nat. Magnetico cap. 5. pag. 58. sondern auch in seinem illustrirten China pag. 80. davon meldet / daß er es nicht glauben wollen/ wann er nicht die Prob selbsten an einem Hund/ welchen eine Viper gestochen/ genommen hätte/ welches auch Tachenius nachmahlen in einem besondern Brieff an Hertzog Johann Friederich/ Hertzog zu Braunschweig und Lüneburg vor wahrhafftig berichtet hat/ welcher in dem Frantzösischen Journal des Scavans Eph. VII. An. 68. die 17. Sept. zu lesen ist. Ein gleichmässiges Rühmen von diesem Stein machten die 3. Franciscaner-Münch/ deren Franciscus Redi ein Italiänischer gelehrter Edelmann in seinen Physicalischen Experimenten pag. 4. weitläufftig gedencket; diese brachten auß Ost-Indien dergleichen Steine mit sich in Italien / rühmeten dero Krafft an eines hohen Fürsten Hofe/ als aber solche obgedachter Redi an verschiedenen Thieren in Beyseyn vieler curioser und gelehrten Leute erfahren und probiren wolte/ bestunden die gute Herren Patres wie Butter an der Sonnen/ indem ohnerachtet diese Stein denen gifftigen Wunden applicirt wurden/ doch fast alle Thiere daran sterben musten / wenige aber mehr durch ihre gute Natur/ als durch die Krafft des Steins erhalte wurde/ wie solches bey obbelobtem/ und sonsten sehr glaubwürdigen Scribenten weitläufftig zuersehen ist. Vielleicht würde er mehr praestiren/ wann er wie die Englische Gifftkugeln innerlich gebrauchet würde; wie ihn dann also gegen das beygebrachte Gifft Pometus aus Taverniers Reys-Buche/ andere aber gegen die Pest selbsten recommendiren.

§. V.

Sonsten wird dieser Stein von den jenigen/ welche seiner Magnetischen Krafft noch Glauben zumessen/ auf folgende Manier applicirt: Sie machen/ wo die Wunde zu klein ist/ eine incision, damit etwas Blut herauß gehe: hängen darauf den Stein an oder auf die Wunde/ welcher so lang soll ankleben/ biß das Gifft herauß gezogen: Endlich legen sie den Stein in Frauenmilch/ oder wann solche nicht zu haben/ in Kühmilch/ lassen ihn 10. bis 12. Stund darinnen ligen/ so soll sich das Gifft so gar in die Milch ziehen/ daß diese einer Apostem-Materie gleich werde/ der Stein aber wird also von dem Gifft gereiniget/ und bekommt seine vorige Kräfften wider.

§. VI.

Die Prob deß Steins/ ob er richtig und gut seye/ ist zweyerley: 1. Nehmen sie ihn in den Mund/ und wann er gerecht ist/ so wird er sich so balden fest am Gaumen anhencken. 2. Werffen sie ihn in ein Glaß Wasser/ und wann er nicht verfälschet ist/ so wird er anfangen zu sieden / und von unten biß oben an kleine Bläßlein auffwerffen/ worvon obberührter Pomet in dem Anhang seiner Material-Historie pag. 8. zu sehen ist.

§. VII.

Sonsten gibt es in Ost-Indien noch vielerley Schlangen/ als die zweyköpffige Amphisbaena,

Schlange ein Mägdgen von 18. Jahren soll verschlungen haben/ wie Pomet in seinem Anhang der Materialien p. 8. aus andern meldet.

§. III.

Odes sich nun mit diesem Stein in der That so befinde/ lasse an seinen Ort gestellt seyn; doch ist nicht zu verschweigen/ daß einige vornehme Scribenten zweiffeln wollen/ ob es ein natürlich gewachsener/ und in obbeschriebenen Schlangen gefundener Stein sey/ indem Mons. Tavernier in seiner berümtë Reys-Beschreibung selbsten der Meinung ist/ sie würden von den Braminen oder Indianischen Pfaffen/ (welche damit Handlung treiben/) künstlicher Weiß zubereitet/ und dem aberglaubischen Pöbel vor Schlangensteine auffgeschwätzet/ von welchen es die Matrosen und Portugesische Soldaten also gehöret/ und nachdem sie solchen in Europam gebracht/ auch diesen Aberglauben außgestreuet. Zum wenigsten ist dieses gewiß/ daß/ obschon einige dergleichë Steine in den Schlangen gefunden würden/ doch viele andere nachgemacht/ und unter solchem Namen verkaufft worden/ deren Description Mons. Pomet in obangezogenem Ort/ wie folget/ entdecket:

[unleserliches Material]. Bezoard. animal. Gallorum [unleserliches Material].

Pulv. bufon.

Cancr.

mens. Jun. praep. ana [unleserliches Material].

Terr. Sigill. in Decoct. rad. Scorz. &amp; Contrayeru praep. [unleserliches Material].

Unicorn. fossil. [unleserliches Material].

Diese Species mache man zu einem subtilen Pulver/ und formire mit der Gelatina Viperarum (gleich dem Englischen Gifftpulver/ mit dem sie eine grosse Gemeinschafft hat /) dergleichen Steine/ welche eben den Effect thun/ als die natürlich gewachsene; wie dann eben dergleichen Magnetischer Gifft- und Schlangenstein von dem sehr berühmten Medico Herrn D. Cnöfelio gemachet / und in den Miscell. Curios. der Kayserl. Societät Dec. I. Ann. VI. p. 29. beschrieben worden.

§. IV.

Was den Nutz und Gebrauch dieses Steins betrifft/ so hält man ihn vor eine souveraine Artzney gegen alle gifftige Schlangen- und andere Bisse und Wunden/ an welche er sich fest anhängen/ und nicht eher abfallen solle/ bis er alles Gifft/ so sich um ihn hängt / außgesogen habe; wie dann P. Kircherus, der berühmte Jesuit/ nicht allein in seinem Regno Nat. Magnetico cap. 5. pag. 58. sondern auch in seinem illustrirten China pag. 80. davon meldet / daß er es nicht glauben wollen/ wann er nicht die Prob selbsten an einem Hund/ welchen eine Viper gestochen/ genommen hätte/ welches auch Tachenius nachmahlen in einem besondern Brieff an Hertzog Johann Friederich/ Hertzog zu Braunschweig und Lüneburg vor wahrhafftig berichtet hat/ welcher in dem Frantzösischen Journal des Scavans Eph. VII. An. 68. die 17. Sept. zu lesen ist. Ein gleichmässiges Rühmen von diesem Stein machten die 3. Franciscaner-Münch/ deren Franciscus Redi ein Italiänischer gelehrter Edelmann in seinen Physicalischen Experimenten pag. 4. weitläufftig gedencket; diese brachten auß Ost-Indien dergleichen Steine mit sich in Italien / rühmeten dero Krafft an eines hohen Fürsten Hofe/ als aber solche obgedachter Redi an verschiedenen Thieren in Beyseyn vieler curioser und gelehrten Leute erfahren und probiren wolte/ bestunden die gute Herren Patres wie Butter an der Sonnen/ indem ohnerachtet diese Stein denen gifftigen Wunden applicirt wurden/ doch fast alle Thiere daran sterben musten / wenige aber mehr durch ihre gute Natur/ als durch die Krafft des Steins erhaltë wurdë/ wie solches bey obbelobtem/ und sonsten sehr glaubwürdigen Scribenten weitläufftig zuersehen ist. Vielleicht würde er mehr praestiren/ wann er wie die Englische Gifftkugeln innerlich gebrauchet würde; wie ihn dann also gegen das beygebrachte Gifft Pometus aus Taverniers Reys-Buche/ andere aber gegen die Pest selbsten recommendiren.

§. V.

Sonsten wird dieser Stein von den jenigen/ welche seiner Magnetischen Krafft noch Glauben zumessen/ auf folgende Manier applicirt: Sie machen/ wo die Wunde zu klein ist/ eine incision, damit etwas Blut herauß gehe: hängen darauf den Stein an oder auf die Wunde/ welcher so lang soll ankleben/ biß das Gifft herauß gezogen: Endlich legen sie den Stein in Frauenmilch/ oder wann solche nicht zu haben/ in Kühmilch/ lassen ihn 10. bis 12. Stund darinnen ligen/ so soll sich das Gifft so gar in die Milch ziehen/ daß diese einer Apostem-Materie gleich werde/ der Stein aber wird also von dem Gifft gereiniget/ und bekommt seine vorige Kräfften wider.

§. VI.

Die Prob deß Steins/ ob er richtig und gut seye/ ist zweyerley: 1. Nehmen sie ihn in den Mund/ und wann er gerecht ist/ so wird er sich so balden fest am Gaumen anhencken. 2. Werffen sie ihn in ein Glaß Wasser/ und wann er nicht verfälschet ist/ so wird er anfangen zu sieden / und von unten biß oben an kleine Bläßlein auffwerffen/ worvon obberührter Pomet in dem Anhang seiner Material-Historie pag. 8. zu sehen ist.

§. VII.

Sonsten gibt es in Ost-Indien noch vielerley Schlangen/ als die zweyköpffige Amphisbaena,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0560" n="508"/>
Schlange ein       Mägdgen von 18. Jahren soll verschlungen haben/ wie Pomet in seinem Anhang der Materialien p.       8. aus andern meldet.</p>
      </div>
      <div>
        <head>§. III.</head>
        <p>Odes sich nun mit diesem Stein in der That so befinde/ lasse an seinen Ort gestellt seyn;       doch ist nicht zu verschweigen/ daß einige vornehme Scribenten zweiffeln wollen/ ob es ein       natürlich gewachsener/ und in obbeschriebenen Schlangen gefundener Stein sey/ indem Mons.       Tavernier in seiner berümtë Reys-Beschreibung selbsten der Meinung ist/ sie würden von den       Braminen oder Indianischen Pfaffen/ (welche damit Handlung treiben/) künstlicher Weiß       zubereitet/ und dem aberglaubischen Pöbel vor Schlangensteine auffgeschwätzet/ von welchen es       die Matrosen und Portugesische Soldaten also gehöret/ und nachdem sie solchen in Europam       gebracht/ auch diesen Aberglauben außgestreuet. Zum wenigsten ist dieses gewiß/ daß/ obschon       einige dergleichë Steine in den Schlangen gefunden würden/ doch viele andere nachgemacht/ und       unter solchem Namen verkaufft worden/ deren Description Mons. Pomet in obangezogenem Ort/ wie       folget/ entdecket:</p>
        <p><gap reason="illegible"/>. Bezoard. animal. Gallorum <gap reason="illegible"/>.</p>
        <p>Pulv. bufon.</p>
        <p>Cancr.</p>
        <p>mens. Jun. praep. ana <gap reason="illegible"/>.</p>
        <p>Terr. Sigill. in Decoct. rad. Scorz. &amp;amp; Contrayeru praep. <gap reason="illegible"/>.</p>
        <p>Unicorn. fossil. <gap reason="illegible"/>.</p>
        <p>Diese Species mache man zu einem subtilen Pulver/ und formire mit der Gelatina Viperarum       (gleich dem Englischen Gifftpulver/ mit dem sie eine grosse Gemeinschafft hat /) dergleichen       Steine/ welche eben den Effect thun/ als die natürlich gewachsene; wie dann eben dergleichen       Magnetischer Gifft- und Schlangenstein von dem sehr berühmten Medico Herrn D. Cnöfelio gemachet      / und in den Miscell. Curios. der Kayserl. Societät Dec. I. Ann. VI. p. 29. beschrieben       worden.</p>
      </div>
      <div>
        <head>§. IV.</head>
        <p>Was den Nutz und Gebrauch dieses Steins betrifft/ so hält man ihn vor eine souveraine       Artzney gegen alle gifftige Schlangen- und andere Bisse und Wunden/ an welche er sich fest       anhängen/ und nicht eher abfallen solle/ bis er alles Gifft/ so sich um ihn hängt /       außgesogen habe; wie dann P. Kircherus, der berühmte Jesuit/ nicht allein in seinem Regno Nat.       Magnetico cap. 5. pag. 58. sondern auch in seinem illustrirten China pag. 80. davon meldet /       daß er es nicht glauben wollen/ wann er nicht die Prob selbsten an einem Hund/ welchen eine       Viper gestochen/ genommen hätte/ welches auch Tachenius nachmahlen in einem besondern Brieff       an Hertzog Johann Friederich/ Hertzog zu Braunschweig und Lüneburg vor wahrhafftig berichtet       hat/ welcher in dem Frantzösischen Journal des Scavans Eph. VII. An. 68. die 17. Sept. zu       lesen ist. Ein gleichmässiges Rühmen von diesem Stein machten die 3. Franciscaner-Münch/ deren       Franciscus Redi ein Italiänischer gelehrter Edelmann in seinen Physicalischen Experimenten pag.       4. weitläufftig gedencket; diese brachten auß Ost-Indien dergleichen Steine mit sich in Italien      / rühmeten dero Krafft an eines hohen Fürsten Hofe/ als aber solche obgedachter Redi an       verschiedenen Thieren in Beyseyn vieler curioser und gelehrten Leute erfahren und probiren       wolte/ bestunden die gute Herren Patres wie Butter an der Sonnen/ indem ohnerachtet diese       Stein denen gifftigen Wunden applicirt wurden/ doch fast alle Thiere daran sterben musten /       wenige aber mehr durch ihre gute Natur/ als durch die Krafft des Steins erhaltë wurdë/ wie       solches bey obbelobtem/ und sonsten sehr glaubwürdigen Scribenten weitläufftig zuersehen ist.       Vielleicht würde er mehr praestiren/ wann er wie die Englische Gifftkugeln innerlich       gebrauchet würde; wie ihn dann also gegen das beygebrachte Gifft Pometus aus Taverniers       Reys-Buche/ andere aber gegen die Pest selbsten recommendiren.</p>
      </div>
      <div>
        <head>§. V.</head>
        <p>Sonsten wird dieser Stein von den jenigen/ welche seiner Magnetischen Krafft noch Glauben       zumessen/ auf folgende Manier applicirt: Sie machen/ wo die Wunde zu klein ist/ eine       incision, damit etwas Blut herauß gehe: hängen darauf den Stein an oder auf die Wunde/ welcher       so lang soll ankleben/ biß das Gifft herauß gezogen: Endlich legen sie den Stein in       Frauenmilch/ oder wann solche nicht zu haben/ in Kühmilch/ lassen ihn 10. bis 12. Stund       darinnen ligen/ so soll sich das Gifft so gar in die Milch ziehen/ daß diese einer       Apostem-Materie gleich werde/ der Stein aber wird also von dem Gifft gereiniget/ und bekommt       seine vorige Kräfften wider.</p>
      </div>
      <div>
        <head>§. VI.</head>
        <p>Die Prob deß Steins/ ob er richtig und gut seye/ ist zweyerley: 1. Nehmen sie ihn in den       Mund/ und wann er gerecht ist/ so wird er sich so balden fest am Gaumen anhencken. 2. Werffen       sie ihn in ein Glaß Wasser/ und wann er nicht verfälschet ist/ so wird er anfangen zu sieden      / und von unten biß oben an kleine Bläßlein auffwerffen/ worvon obberührter Pomet in dem       Anhang seiner Material-Historie pag. 8. zu sehen ist.</p>
      </div>
      <div>
        <head>§. VII.</head>
        <p>Sonsten gibt es in Ost-Indien noch vielerley Schlangen/ als die zweyköpffige Amphisbaena,
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[508/0560] Schlange ein Mägdgen von 18. Jahren soll verschlungen haben/ wie Pomet in seinem Anhang der Materialien p. 8. aus andern meldet. §. III. Odes sich nun mit diesem Stein in der That so befinde/ lasse an seinen Ort gestellt seyn; doch ist nicht zu verschweigen/ daß einige vornehme Scribenten zweiffeln wollen/ ob es ein natürlich gewachsener/ und in obbeschriebenen Schlangen gefundener Stein sey/ indem Mons. Tavernier in seiner berümtë Reys-Beschreibung selbsten der Meinung ist/ sie würden von den Braminen oder Indianischen Pfaffen/ (welche damit Handlung treiben/) künstlicher Weiß zubereitet/ und dem aberglaubischen Pöbel vor Schlangensteine auffgeschwätzet/ von welchen es die Matrosen und Portugesische Soldaten also gehöret/ und nachdem sie solchen in Europam gebracht/ auch diesen Aberglauben außgestreuet. Zum wenigsten ist dieses gewiß/ daß/ obschon einige dergleichë Steine in den Schlangen gefunden würden/ doch viele andere nachgemacht/ und unter solchem Namen verkaufft worden/ deren Description Mons. Pomet in obangezogenem Ort/ wie folget/ entdecket: _ . Bezoard. animal. Gallorum _ . Pulv. bufon. Cancr. mens. Jun. praep. ana _ . Terr. Sigill. in Decoct. rad. Scorz. &amp; Contrayeru praep. _ . Unicorn. fossil. _ . Diese Species mache man zu einem subtilen Pulver/ und formire mit der Gelatina Viperarum (gleich dem Englischen Gifftpulver/ mit dem sie eine grosse Gemeinschafft hat /) dergleichen Steine/ welche eben den Effect thun/ als die natürlich gewachsene; wie dann eben dergleichen Magnetischer Gifft- und Schlangenstein von dem sehr berühmten Medico Herrn D. Cnöfelio gemachet / und in den Miscell. Curios. der Kayserl. Societät Dec. I. Ann. VI. p. 29. beschrieben worden. §. IV. Was den Nutz und Gebrauch dieses Steins betrifft/ so hält man ihn vor eine souveraine Artzney gegen alle gifftige Schlangen- und andere Bisse und Wunden/ an welche er sich fest anhängen/ und nicht eher abfallen solle/ bis er alles Gifft/ so sich um ihn hängt / außgesogen habe; wie dann P. Kircherus, der berühmte Jesuit/ nicht allein in seinem Regno Nat. Magnetico cap. 5. pag. 58. sondern auch in seinem illustrirten China pag. 80. davon meldet / daß er es nicht glauben wollen/ wann er nicht die Prob selbsten an einem Hund/ welchen eine Viper gestochen/ genommen hätte/ welches auch Tachenius nachmahlen in einem besondern Brieff an Hertzog Johann Friederich/ Hertzog zu Braunschweig und Lüneburg vor wahrhafftig berichtet hat/ welcher in dem Frantzösischen Journal des Scavans Eph. VII. An. 68. die 17. Sept. zu lesen ist. Ein gleichmässiges Rühmen von diesem Stein machten die 3. Franciscaner-Münch/ deren Franciscus Redi ein Italiänischer gelehrter Edelmann in seinen Physicalischen Experimenten pag. 4. weitläufftig gedencket; diese brachten auß Ost-Indien dergleichen Steine mit sich in Italien / rühmeten dero Krafft an eines hohen Fürsten Hofe/ als aber solche obgedachter Redi an verschiedenen Thieren in Beyseyn vieler curioser und gelehrten Leute erfahren und probiren wolte/ bestunden die gute Herren Patres wie Butter an der Sonnen/ indem ohnerachtet diese Stein denen gifftigen Wunden applicirt wurden/ doch fast alle Thiere daran sterben musten / wenige aber mehr durch ihre gute Natur/ als durch die Krafft des Steins erhaltë wurdë/ wie solches bey obbelobtem/ und sonsten sehr glaubwürdigen Scribenten weitläufftig zuersehen ist. Vielleicht würde er mehr praestiren/ wann er wie die Englische Gifftkugeln innerlich gebrauchet würde; wie ihn dann also gegen das beygebrachte Gifft Pometus aus Taverniers Reys-Buche/ andere aber gegen die Pest selbsten recommendiren. §. V. Sonsten wird dieser Stein von den jenigen/ welche seiner Magnetischen Krafft noch Glauben zumessen/ auf folgende Manier applicirt: Sie machen/ wo die Wunde zu klein ist/ eine incision, damit etwas Blut herauß gehe: hängen darauf den Stein an oder auf die Wunde/ welcher so lang soll ankleben/ biß das Gifft herauß gezogen: Endlich legen sie den Stein in Frauenmilch/ oder wann solche nicht zu haben/ in Kühmilch/ lassen ihn 10. bis 12. Stund darinnen ligen/ so soll sich das Gifft so gar in die Milch ziehen/ daß diese einer Apostem-Materie gleich werde/ der Stein aber wird also von dem Gifft gereiniget/ und bekommt seine vorige Kräfften wider. §. VI. Die Prob deß Steins/ ob er richtig und gut seye/ ist zweyerley: 1. Nehmen sie ihn in den Mund/ und wann er gerecht ist/ so wird er sich so balden fest am Gaumen anhencken. 2. Werffen sie ihn in ein Glaß Wasser/ und wann er nicht verfälschet ist/ so wird er anfangen zu sieden / und von unten biß oben an kleine Bläßlein auffwerffen/ worvon obberührter Pomet in dem Anhang seiner Material-Historie pag. 8. zu sehen ist. §. VII. Sonsten gibt es in Ost-Indien noch vielerley Schlangen/ als die zweyköpffige Amphisbaena,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-11-26T12:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-11-26T12:54:31Z)
Arne Binder: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-11-26T12:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/560
Zitationshilfe: Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704, S. 508. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/560>, abgerufen am 23.11.2024.