Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704.obbemeldtem Zitter-Fisch verhält/ so ungewiß und falsch ists/ was man von dem so genandten ECHENEIS REMORA oder Hemm-Fisch biß daher in die Welt geschrieben hat/ welcher ein mit vollen auff geblasenen Seegeln mitten im Meer treibendes Schiff auff einmal soll arrestiren können/ wan er sich nur unten daran hange/ wie Plinius, Scalig. Aldrovandus, Olearius und viele andere glauben/ auch mit Exempeln zu beweisen suchen. Wie könte doch immermehr ein so kleiner Fisch (dessen Gestalt Olearius in der Gottorffischen Runst-Rammer Tab. 25. N. 2. wie sie oben zusehen abgerissen hat) den so gewaltigen Lauff eines grossen Schiffes anhalten können/ da er selbsten in der Bewegung ist und keinen festen Fuß hat? welches diejenige allerdings vor unmöglich halten werden/ welche nur ein wenig in die Bewegungs-Kunst und Mechanicam gegucket haben. Zwar ist es nicht munöglich/ daß durch sonderliche Vortheil kleine Cörpete wol grössere bewegen / auch in der Bewegung hemmen können: Allein Beyderseits müssen dieselbige festen Grund haben; dahero Archimedes einmahl soll gesaget haben: Da mihi ubi subsistam &amp; totam movebo terram! Man gebe mir einen Plaß/ wo ich festen Fuß setzen könne/ so will ich die gantze Erde bewegen; allein dieses gehet hier nicht an/ indem der Fisch eben so wohl in der See schwebet als das Schiff/ und dahero dieses nicht hemmen kan/ wie Franciscus Bayle in seinen Problematibus Physicis pag. 95. Probl. 62. solches wohl erinnert hat. Und obschon Hugo Lindschot in seiner Orientalischen Schiffart c. 48. schreibet/ daß als sie einsmahls aus Portugal nach Mofambique segeln wollen und mit vollem Seegel vor Wind gegangen seyn/ das Schiff dannoch nicht fort gewolt/ welches von diesem Fisch kommen seye/ welchen der Steururann mit dem Schwantz am Hintertheil des Schiffes/ mit dem Kopff aber am Rohr feste sitzend gesehen habe: so müste doch che das Rohr zerrissen oder das Stück von dem Schiff gar abgerissen seyn/ ehe sich das Schiff in vollem Seegel davon hätte stellen lassen. Weßwegen ohne Zweifel dieses von einer gantz andern Ursach hergekommen/ zumahlen obgemeldter Author hinzusetzet/ daß das Schiff nicht allein gehemmet/ sondern gar in etwas zurück gewichen seye / welches ohne Zweiffel von einigen auß dem Meeres-Grund treibenden Dünsten/ dessen Fluht / Wuht oder andern Ursachen hergerühret hat und nachmahlen aberglaubischer Weiß diesem Fisch beygemessen worden/ zugeschweigen/ daß fast kein einiger Scribent solches selbsten gesehen zu haben versichert/ sondern alles von hörensagen melden/ so gar/ daß Aristoteles lib. 2. Hist. anim. nach Erzehlung dieser Hemmungs-Krafft hinzu setzet/ wie einige wollen: Plinius auch lib. 9. außdrücklich setzet/ daß man solches glaube; worauß Le Grand in seiner Hist. Nat. Art. 7. pag. 389. nicht unbillich schliefet/ daß alles/ was man hiervon saget/ ein pures eyteles Gedicht und Fabel seye. §. VII. Viel leichter aber ist zu glauben/ was man von der grossen Gewalt des Schwerd- und Säge-Fisches schreibet/ dessen Gewehr und Waffen/ welche ihme GOtt und die Natur gegeben / jederman unter Augen leuchten; wiewohlen auch derselben zuweilen mehr zugeschrieben wird/ als es sich im Werck selbsten befindet: Wann zum Exempel Oppianus ein alter Griechischer Poet das Schwerd des ersten Fisches viel härter/ als einen Diamanten machet/ welches D. Hannaeus in Miscellan. Acad. Natur. Cur. Dec. 2. A. 8. Obs. 107. pag. 243. billich widerleget hat/ damit man dann der Sachen auch hier nicht zu viel thue/ so wollen wir auch beyde Fische kürtzlich besehen. §. VIII. Den ersten/ nehmlich den Schwerd-Fisch/ betreffend/ so wird derselbe bey denen Gelahrten XI[unleserliches Material] HIAS und GLADIUS geheissen/ weil sein öberster Kinnbacken sich in ein langes und breites Bein/ wie ein Schwerd anzusehen/ erstrecket/ welches offt 5. Spannen lang/ und unten an der Wurtzel 5. Zoll/ oben an der Spitz aber einen Kamffer breit ist: welches Schwerd er wohl bey anderthalb Hand breit in ein Schiff soll ragen können/ wie Olearius in der Gottorpischen Runst-Rammer p. 37. berichtet: Und wann dieser Fisch seine Stärcke wüste/ dörffte er dem Wallfisch selbsten / wofür er sich sonsten sehr förchtet/ grossen Schaden zufügen. Sonsten aber hat der Fisch selbsten eine sehr dünne Haut/ daß ihn die kleine Fische gern anzwacken/ auch ein gewisser Saug-Egel ihm sehr gefährlich ist/ und sich in seine Seite sencket/ wie solchen nebst dem Fisch Bocco aux Recherches &amp; Observ. Naturelles p. 287. schön beschrieben und abgemahlet hat. Ist sonsten ein ziemlich grosser Fisch/ und gemeiniglich bey 4. Elen lang / das Schwerd nicht mit gerechnet/ dessen innerliche und äusserliche Theil obbemeldter Hannaeus c. l. vor andern aus selbst-eingenommenem Augenschein sehr eigentlich und deutlich beschrieben hat: wird aber sonsten zu nichts anders gebrauchet/ als daß entweder der gantze Fisch oder das Schwerd hin und wieder in den. Kunst-Kammern gezeiget wird. §. VIII. Gleiche Bewandtnuß hat es auch mit dem andern Fische/ welcher an Statt des Schwerds eine Sage führet/ und deßwegen SERRA obbemeldtem Zitter-Fisch verhält/ so ungewiß und falsch ists/ was man von dem so genandten ECHENEIS REMORA oder Hemm-Fisch biß daher in die Welt geschrieben hat/ welcher ein mit vollen auff geblasenen Seegeln mitten im Meer treibendes Schiff auff einmal soll arrestiren können/ wan er sich nur unten daran hange/ wie Plinius, Scalig. Aldrovandus, Olearius und viele andere glauben/ auch mit Exempeln zu beweisen suchen. Wie könte doch immermehr ein so kleiner Fisch (dessen Gestalt Olearius in der Gottorffischen Runst-Rammer Tab. 25. N. 2. wie sie oben zusehen abgerissen hat) den so gewaltigen Lauff eines grossen Schiffes anhalten können/ da er selbsten in der Bewegung ist und keinen festen Fuß hat? welches diejenige allerdings vor unmöglich halten werden/ welche nur ein wenig in die Bewegungs-Kunst und Mechanicam gegucket haben. Zwar ist es nicht munöglich/ daß durch sonderliche Vortheil kleine Cörpete wol grössere bewegen / auch in der Bewegung hemmen können: Allein Beyderseits müssen dieselbige festen Grund haben; dahero Archimedes einmahl soll gesaget haben: Da mihi ubi subsistam &amp; totam movebo terram! Man gebe mir einen Plaß/ wo ich festen Fuß setzen könne/ so will ich die gantze Erde bewegen; allein dieses gehet hier nicht an/ indem der Fisch eben so wohl in der See schwebet als das Schiff/ und dahero dieses nicht hemmen kan/ wie Franciscus Bayle in seinen Problematibus Physicis pag. 95. Probl. 62. solches wohl erinnert hat. Und obschon Hugo Lindschot in seiner Orientalischen Schiffart c. 48. schreibet/ daß als sie einsmahls aus Portugal nach Mofambique segeln wollen und mit vollem Seegel vor Wind gegangen seyn/ das Schiff dannoch nicht fort gewolt/ welches von diesem Fisch kommen seye/ welchen der Steururann mit dem Schwantz am Hintertheil des Schiffes/ mit dem Kopff aber am Rohr feste sitzend gesehen habe: so müste doch che das Rohr zerrissen oder das Stück von dem Schiff gar abgerissen seyn/ ehe sich das Schiff in vollem Seegel davon hätte stellen lassen. Weßwegen ohne Zweifel dieses von einer gantz andern Ursach hergekommen/ zumahlen obgemeldter Author hinzusetzet/ daß das Schiff nicht allein gehemmet/ sondern gar in etwas zurück gewichen seye / welches ohne Zweiffel von einigen auß dem Meeres-Grund treibenden Dünsten/ dessen Fluht / Wuht oder andern Ursachen hergerühret hat und nachmahlen aberglaubischer Weiß diesem Fisch beygemessen worden/ zugeschweigen/ daß fast kein einiger Scribent solches selbsten gesehen zu haben versichert/ sondern alles von hörensagen melden/ so gar/ daß Aristoteles lib. 2. Hist. anim. nach Erzehlung dieser Hemmungs-Krafft hinzu setzet/ wie einige wollen: Plinius auch lib. 9. außdrücklich setzet/ daß man solches glaube; worauß Le Grand in seiner Hist. Nat. Art. 7. pag. 389. nicht unbillich schliefet/ daß alles/ was man hiervon saget/ ein pures eyteles Gedicht und Fabel seye. §. VII. Viel leichter aber ist zu glauben/ was man von der grossen Gewalt des Schwerd- und Säge-Fisches schreibet/ dessen Gewehr und Waffen/ welche ihme GOtt und die Natur gegeben / jederman unter Augen leuchten; wiewohlen auch derselben zuweilen mehr zugeschrieben wird/ als es sich im Werck selbsten befindet: Wann zum Exempel Oppianus ein alter Griechischer Poet das Schwerd des ersten Fisches viel härter/ als einen Diamanten machet/ welches D. Hannaeus in Miscellan. Acad. Natur. Cur. Dec. 2. A. 8. Obs. 107. pag. 243. billich widerleget hat/ damit man dann der Sachen auch hier nicht zu viel thue/ so wollen wir auch beyde Fische kürtzlich besehen. §. VIII. Den ersten/ nehmlich den Schwerd-Fisch/ betreffend/ so wird derselbe bey denen Gelahrten XI[unleserliches Material] HIAS und GLADIUS geheissen/ weil sein öberster Kinnbacken sich in ein langes und breites Bein/ wie ein Schwerd anzusehen/ erstrecket/ welches offt 5. Spannen lang/ und unten an der Wurtzel 5. Zoll/ oben an der Spitz aber einen Kamffer breit ist: welches Schwerd er wohl bey anderthalb Hand breit in ein Schiff soll ragen können/ wie Olearius in der Gottorpischen Runst-Rammer p. 37. berichtet: Und wann dieser Fisch seine Stärcke wüste/ dörffte er dem Wallfisch selbsten / wofür er sich sonsten sehr förchtet/ grossen Schaden zufügen. Sonsten aber hat der Fisch selbsten eine sehr dünne Haut/ daß ihn die kleine Fische gern anzwacken/ auch ein gewisser Saug-Egel ihm sehr gefährlich ist/ und sich in seine Seite sencket/ wie solchen nebst dem Fisch Bocco aux Recherches &amp; Observ. Naturelles p. 287. schön beschrieben und abgemahlet hat. Ist sonsten ein ziemlich grosser Fisch/ und gemeiniglich bey 4. Elen lang / das Schwerd nicht mit gerechnet/ dessen innerliche und äusserliche Theil obbemeldter Hannaeus c. l. vor andern aus selbst-eingenommenem Augenschein sehr eigentlich und deutlich beschrieben hat: wird aber sonsten zu nichts anders gebrauchet/ als daß entweder der gantze Fisch oder das Schwerd hin und wieder in den. Kunst-Kammern gezeiget wird. §. VIII. Gleiche Bewandtnuß hat es auch mit dem andern Fische/ welcher an Statt des Schwerds eine Sage führet/ und deßwegen SERRA <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0540" n="490"/> obbemeldtem Zitter-Fisch verhält/ so ungewiß und falsch ists/ was man von dem so genandten ECHENEIS</p> <p> <hi rendition="#k">REMORA</hi> </p> <p>oder Hemm-Fisch biß daher in die Welt geschrieben hat/ welcher ein mit vollen auff geblasenen Seegeln mitten im Meer treibendes Schiff auff einmal soll arrestiren können/ wan er sich nur unten daran hange/ wie Plinius, Scalig. Aldrovandus, Olearius und viele andere glauben/ auch mit Exempeln zu beweisen suchen. Wie könte doch immermehr ein so kleiner Fisch (dessen Gestalt Olearius in der Gottorffischen Runst-Rammer Tab. 25. N. 2. wie sie oben zusehen abgerissen hat) den so gewaltigen Lauff eines grossen Schiffes anhalten können/ da er selbsten in der Bewegung ist und keinen festen Fuß hat? welches diejenige allerdings vor unmöglich halten werden/ welche nur ein wenig in die Bewegungs-Kunst und Mechanicam gegucket haben. Zwar ist es nicht munöglich/ daß durch sonderliche Vortheil kleine Cörpete wol grössere bewegen / auch in der Bewegung hemmen können: Allein Beyderseits müssen dieselbige festen Grund haben; dahero Archimedes einmahl soll gesaget haben: Da mihi ubi subsistam &amp;amp; totam movebo terram! Man gebe mir einen Plaß/ wo ich festen Fuß setzen könne/ so will ich die gantze Erde bewegen; allein dieses gehet hier nicht an/ indem der Fisch eben so wohl in der See schwebet als das Schiff/ und dahero dieses nicht hemmen kan/ wie Franciscus Bayle in seinen Problematibus Physicis pag. 95. Probl. 62. solches wohl erinnert hat. Und obschon Hugo Lindschot in seiner Orientalischen Schiffart c. 48. schreibet/ daß als sie einsmahls aus Portugal nach Mofambique segeln wollen und mit vollem Seegel vor Wind gegangen seyn/ das Schiff dannoch nicht fort gewolt/ welches von diesem Fisch kommen seye/ welchen der Steururann mit dem Schwantz am Hintertheil des Schiffes/ mit dem Kopff aber am Rohr feste sitzend gesehen habe: so müste doch che das Rohr zerrissen oder das Stück von dem Schiff gar abgerissen seyn/ ehe sich das Schiff in vollem Seegel davon hätte stellen lassen. Weßwegen ohne Zweifel dieses von einer gantz andern Ursach hergekommen/ zumahlen obgemeldter Author hinzusetzet/ daß das Schiff nicht allein gehemmet/ sondern gar in etwas zurück gewichen seye / welches ohne Zweiffel von einigen auß dem Meeres-Grund treibenden Dünsten/ dessen Fluht / Wuht oder andern Ursachen hergerühret hat und nachmahlen aberglaubischer Weiß diesem Fisch beygemessen worden/ zugeschweigen/ daß fast kein einiger Scribent solches selbsten gesehen zu haben versichert/ sondern alles von hörensagen melden/ so gar/ daß Aristoteles lib. 2. Hist. anim. nach Erzehlung dieser Hemmungs-Krafft hinzu setzet/ wie einige wollen: Plinius auch lib. 9. außdrücklich setzet/ daß man solches glaube; worauß Le Grand in seiner Hist. Nat. Art. 7. pag. 389. nicht unbillich schliefet/ daß alles/ was man hiervon saget/ ein pures eyteles Gedicht und Fabel seye.</p> </div> <div> <head>§. VII.</head> <p>Viel leichter aber ist zu glauben/ was man von der grossen Gewalt des Schwerd- und Säge-Fisches schreibet/ dessen Gewehr und Waffen/ welche ihme GOtt und die Natur gegeben / jederman unter Augen leuchten; wiewohlen auch derselben zuweilen mehr zugeschrieben wird/ als es sich im Werck selbsten befindet: Wann zum Exempel Oppianus ein alter Griechischer Poet das Schwerd des ersten Fisches viel härter/ als einen Diamanten machet/ welches D. Hannaeus in Miscellan. Acad. Natur. Cur. Dec. 2. A. 8. Obs. 107. pag. 243. billich widerleget hat/ damit man dann der Sachen auch hier nicht zu viel thue/ so wollen wir auch beyde Fische kürtzlich besehen.</p> </div> <div> <head>§. VIII.</head> <p>Den ersten/ nehmlich den Schwerd-Fisch/ betreffend/ so wird derselbe bey denen Gelahrten</p> <p> <hi rendition="#k">XI<gap reason="illegible"/> HIAS und GLADIUS</hi> </p> <p>geheissen/ weil sein öberster Kinnbacken sich in ein langes und breites Bein/ wie ein Schwerd anzusehen/ erstrecket/ welches offt 5. Spannen lang/ und unten an der Wurtzel 5. Zoll/ oben an der Spitz aber einen Kamffer breit ist: welches Schwerd er wohl bey anderthalb Hand breit in ein Schiff soll ragen können/ wie Olearius in der Gottorpischen Runst-Rammer p. 37. berichtet: Und wann dieser Fisch seine Stärcke wüste/ dörffte er dem Wallfisch selbsten / wofür er sich sonsten sehr förchtet/ grossen Schaden zufügen. Sonsten aber hat der Fisch selbsten eine sehr dünne Haut/ daß ihn die kleine Fische gern anzwacken/ auch ein gewisser Saug-Egel ihm sehr gefährlich ist/ und sich in seine Seite sencket/ wie solchen nebst dem Fisch Bocco aux Recherches &amp;amp; Observ. Naturelles p. 287. schön beschrieben und abgemahlet hat. Ist sonsten ein ziemlich grosser Fisch/ und gemeiniglich bey 4. Elen lang / das Schwerd nicht mit gerechnet/ dessen innerliche und äusserliche Theil obbemeldter Hannaeus c. l. vor andern aus selbst-eingenommenem Augenschein sehr eigentlich und deutlich beschrieben hat: wird aber sonsten zu nichts anders gebrauchet/ als daß entweder der gantze Fisch oder das Schwerd hin und wieder in den. Kunst-Kammern gezeiget wird.</p> </div> <div> <head>§. VIII.</head> <p>Gleiche Bewandtnuß hat es auch mit dem andern Fische/ welcher an Statt des Schwerds eine Sage führet/ und deßwegen</p> <p> <hi rendition="#k">SERRA</hi> </p> </div> </body> </text> </TEI> [490/0540]
obbemeldtem Zitter-Fisch verhält/ so ungewiß und falsch ists/ was man von dem so genandten ECHENEIS
REMORA
oder Hemm-Fisch biß daher in die Welt geschrieben hat/ welcher ein mit vollen auff geblasenen Seegeln mitten im Meer treibendes Schiff auff einmal soll arrestiren können/ wan er sich nur unten daran hange/ wie Plinius, Scalig. Aldrovandus, Olearius und viele andere glauben/ auch mit Exempeln zu beweisen suchen. Wie könte doch immermehr ein so kleiner Fisch (dessen Gestalt Olearius in der Gottorffischen Runst-Rammer Tab. 25. N. 2. wie sie oben zusehen abgerissen hat) den so gewaltigen Lauff eines grossen Schiffes anhalten können/ da er selbsten in der Bewegung ist und keinen festen Fuß hat? welches diejenige allerdings vor unmöglich halten werden/ welche nur ein wenig in die Bewegungs-Kunst und Mechanicam gegucket haben. Zwar ist es nicht munöglich/ daß durch sonderliche Vortheil kleine Cörpete wol grössere bewegen / auch in der Bewegung hemmen können: Allein Beyderseits müssen dieselbige festen Grund haben; dahero Archimedes einmahl soll gesaget haben: Da mihi ubi subsistam &amp; totam movebo terram! Man gebe mir einen Plaß/ wo ich festen Fuß setzen könne/ so will ich die gantze Erde bewegen; allein dieses gehet hier nicht an/ indem der Fisch eben so wohl in der See schwebet als das Schiff/ und dahero dieses nicht hemmen kan/ wie Franciscus Bayle in seinen Problematibus Physicis pag. 95. Probl. 62. solches wohl erinnert hat. Und obschon Hugo Lindschot in seiner Orientalischen Schiffart c. 48. schreibet/ daß als sie einsmahls aus Portugal nach Mofambique segeln wollen und mit vollem Seegel vor Wind gegangen seyn/ das Schiff dannoch nicht fort gewolt/ welches von diesem Fisch kommen seye/ welchen der Steururann mit dem Schwantz am Hintertheil des Schiffes/ mit dem Kopff aber am Rohr feste sitzend gesehen habe: so müste doch che das Rohr zerrissen oder das Stück von dem Schiff gar abgerissen seyn/ ehe sich das Schiff in vollem Seegel davon hätte stellen lassen. Weßwegen ohne Zweifel dieses von einer gantz andern Ursach hergekommen/ zumahlen obgemeldter Author hinzusetzet/ daß das Schiff nicht allein gehemmet/ sondern gar in etwas zurück gewichen seye / welches ohne Zweiffel von einigen auß dem Meeres-Grund treibenden Dünsten/ dessen Fluht / Wuht oder andern Ursachen hergerühret hat und nachmahlen aberglaubischer Weiß diesem Fisch beygemessen worden/ zugeschweigen/ daß fast kein einiger Scribent solches selbsten gesehen zu haben versichert/ sondern alles von hörensagen melden/ so gar/ daß Aristoteles lib. 2. Hist. anim. nach Erzehlung dieser Hemmungs-Krafft hinzu setzet/ wie einige wollen: Plinius auch lib. 9. außdrücklich setzet/ daß man solches glaube; worauß Le Grand in seiner Hist. Nat. Art. 7. pag. 389. nicht unbillich schliefet/ daß alles/ was man hiervon saget/ ein pures eyteles Gedicht und Fabel seye.
§. VII. Viel leichter aber ist zu glauben/ was man von der grossen Gewalt des Schwerd- und Säge-Fisches schreibet/ dessen Gewehr und Waffen/ welche ihme GOtt und die Natur gegeben / jederman unter Augen leuchten; wiewohlen auch derselben zuweilen mehr zugeschrieben wird/ als es sich im Werck selbsten befindet: Wann zum Exempel Oppianus ein alter Griechischer Poet das Schwerd des ersten Fisches viel härter/ als einen Diamanten machet/ welches D. Hannaeus in Miscellan. Acad. Natur. Cur. Dec. 2. A. 8. Obs. 107. pag. 243. billich widerleget hat/ damit man dann der Sachen auch hier nicht zu viel thue/ so wollen wir auch beyde Fische kürtzlich besehen.
§. VIII. Den ersten/ nehmlich den Schwerd-Fisch/ betreffend/ so wird derselbe bey denen Gelahrten
XI_ HIAS und GLADIUS
geheissen/ weil sein öberster Kinnbacken sich in ein langes und breites Bein/ wie ein Schwerd anzusehen/ erstrecket/ welches offt 5. Spannen lang/ und unten an der Wurtzel 5. Zoll/ oben an der Spitz aber einen Kamffer breit ist: welches Schwerd er wohl bey anderthalb Hand breit in ein Schiff soll ragen können/ wie Olearius in der Gottorpischen Runst-Rammer p. 37. berichtet: Und wann dieser Fisch seine Stärcke wüste/ dörffte er dem Wallfisch selbsten / wofür er sich sonsten sehr förchtet/ grossen Schaden zufügen. Sonsten aber hat der Fisch selbsten eine sehr dünne Haut/ daß ihn die kleine Fische gern anzwacken/ auch ein gewisser Saug-Egel ihm sehr gefährlich ist/ und sich in seine Seite sencket/ wie solchen nebst dem Fisch Bocco aux Recherches &amp; Observ. Naturelles p. 287. schön beschrieben und abgemahlet hat. Ist sonsten ein ziemlich grosser Fisch/ und gemeiniglich bey 4. Elen lang / das Schwerd nicht mit gerechnet/ dessen innerliche und äusserliche Theil obbemeldter Hannaeus c. l. vor andern aus selbst-eingenommenem Augenschein sehr eigentlich und deutlich beschrieben hat: wird aber sonsten zu nichts anders gebrauchet/ als daß entweder der gantze Fisch oder das Schwerd hin und wieder in den. Kunst-Kammern gezeiget wird.
§. VIII. Gleiche Bewandtnuß hat es auch mit dem andern Fische/ welcher an Statt des Schwerds eine Sage führet/ und deßwegen
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Zitationshilfe: | Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704, S. 490. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/540>, abgerufen am 16.02.2025. |