Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704.Das XIII. Capitel. Von dem OCCIDENTALIschen BEZOAR.
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§. 1. DEr Occidentalische Bezoar, oder LAPIS BEZOAR OCCIDENTALIS. ist ein rauher und insgemein grauer Stein/ von unterschiedlicher Grösse und Gestalt/ aus vielen über einander liegenden Schalen (welche viel dicker als am Orientalischen sind) zusammen gewachsen/ welche imwendig entweder hohl/ oder einige Saamen/ Stecknadel und dergleichen in sich halten/ und von guter Grösse sind: werden aus West-Indien/ absonderlich aus Peru von denen Spaniern und Portugiesen heraus gebracht. §. 2. Diese Steine finden sich in verschiedenen Thieren/ deren Fonseca wohl sechserley beschrieben / welche aus demselben Barth. Ambrosius in Museo Metallico Vlyss. Aldrov. p. 806. angeführet hat. Am meisten aber findet er sich in einer Art Gemsen/ welche von dem Hernandez und dessen Ausleger in Hist. Rerum Medic. Nov. Hisp. p. 325. in obgesetzter Figur unter Augen geleget / und am besten beschrieben worden ist. Diese Gemsen sind oben gelb - braun/ unten aber weiß / und haben kleine/ aber sehr spitze Hörnlein/ wie aus der Figur am besten zu ersehen ist; und obschon Boetius de Boot Tr. de Lap. p. 365. diesem Thier keine Hörner zuschreiben will/ so ist doch dem Hernandez (welcher diese Sache eigentlich beschrieben) mehr Glauben beyzumessen. §. 3. Hier ist aber zu mercken/ daß der Bezoar-Stein nicht in allen Thieren/ sonder nur in den alten Gemsen gefunden werde/ indem derselbe/ wann er sich im Magen an etwas angehänget / seine übereinander liegende Schalen/ nach und nach/ in vielen Jahren ziehet und zielet / welche von guten und kräfftigen Kräutern/ die das Thier frisset/ entstehen: dahero auch der Stein nicht an allen Orten/ sondern nur in den jenigen Ländern/ wodergleichen Kräuter wachsen / in diesen Thieren gesunden werden/ oder zum wenigsten nicht alle von dergleichen vortrefflichen Kräfften seyn sollen/ wie Hernandez an jetz-bemeldten Ort weiter schreibet. §. 4. Der Unterscheid dieser Steinen/ wird theils von der Farb/ theils von der äusserlichen Gestalt/ theils von ihrer Grösse genommen. In Ansehen der Farb sind sie insgemein weißgrau / bißweilen auch schwartzlicht/ mit weiß vermenget/ oder grünlicht bund/ wie Schroederus in Pharm. Medico-Chym. Lib. V. Cl. I. zeiget. Die äusserliche Gestalt ist gar mancherley/ in dem etlich rund oder oval, etliche viereckicht/ wie droben einer in der Figur abgerissen/ und noch mehrere in ob-angeführten Authoribus zu sehen sind. Nicht weniger ist die Grösse gar unterschiedlich/ wormit sie/ doch fast alle den Orientalischen Bezoar übertreffen/ und so groß wie Tauben-Eyer/ zuweilen auch wie Hüner- Das XIII. Capitel. Von dem OCCIDENTALIschen BEZOAR.
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§. 1. DEr Occidentalische Bezoar, oder LAPIS BEZOAR OCCIDENTALIS. ist ein rauher und insgemein grauer Stein/ von unterschiedlicher Grösse und Gestalt/ aus vielen über einander liegenden Schalen (welche viel dicker als am Orientalischen sind) zusammen gewachsen/ welche imwendig entweder hohl/ oder einige Saamen/ Stecknadel und dergleichen in sich halten/ und von guter Grösse sind: werden aus West-Indien/ absonderlich aus Peru von denen Spaniern und Portugiesen heraus gebracht. §. 2. Diese Steine finden sich in verschiedenen Thieren/ deren Fonseca wohl sechserley beschrieben / welche aus demselben Barth. Ambrosius in Museo Metallico Vlyss. Aldrov. p. 806. angeführet hat. Am meisten aber findet er sich in einer Art Gemsen/ welche von dem Hernandez und dessen Ausleger in Hist. Rerum Medic. Nov. Hisp. p. 325. in obgesetzter Figur unter Augen geleget / und am besten beschrieben worden ist. Diese Gemsen sind oben gelb - braun/ unten aber weiß / und haben kleine/ aber sehr spitze Hörnlein/ wie aus der Figur am besten zu ersehen ist; und obschon Boëtius de Boot Tr. de Lap. p. 365. diesem Thier keine Hörner zuschreiben will/ so ist doch dem Hernandez (welcher diese Sache eigentlich beschrieben) mehr Glauben beyzumessen. §. 3. Hier ist aber zu mercken/ daß der Bezoar-Stein nicht in allen Thieren/ sonder nur in den alten Gemsen gefunden werde/ indem derselbe/ wann er sich im Magen an etwas angehänget / seine übereinander liegende Schalen/ nach und nach/ in vielen Jahren ziehet und zielet / welche von guten und kräfftigen Kräutern/ die das Thier frisset/ entstehen: dahero auch der Stein nicht an allen Orten/ sondern nur in den jenigen Ländern/ wodergleichen Kräuter wachsen / in diesen Thieren gesunden werden/ oder zum wenigsten nicht alle von dergleichen vortrefflichen Kräfften seyn sollen/ wie Hernandez an jetz-bemeldten Ort weiter schreibet. §. 4. Der Unterscheid dieser Steinen/ wird theils von der Farb/ theils von der äusserlichen Gestalt/ theils von ihrer Grösse genommen. In Ansehen der Farb sind sie insgemein weißgrau / bißweilen auch schwartzlicht/ mit weiß vermenget/ oder grünlicht bund/ wie Schroederus in Pharm. Medico-Chym. Lib. V. Cl. I. zeiget. Die äusserliche Gestalt ist gar mancherley/ in dem etlich rund oder oval, etliche viereckicht/ wie droben einer in der Figur abgerissen/ und noch mehrere in ob-angeführten Authoribus zu sehen sind. Nicht weniger ist die Grösse gar unterschiedlich/ wormit sie/ doch fast alle den Orientalischen Bezoar übertreffen/ und so groß wie Tauben-Eyer/ zuweilen auch wie Hüner- <TEI> <text> <body> <div> <pb facs="#f0492" n="446"/> </div> <div> <head>Das XIII. 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Hisp. p. 325. in obgesetzter Figur unter Augen geleget / und am besten beschrieben worden ist. Diese Gemsen sind oben gelb - braun/ unten aber weiß / und haben kleine/ aber sehr spitze Hörnlein/ wie aus der Figur am besten zu ersehen ist; und obschon Boëtius de Boot Tr. de Lap. p. 365. diesem Thier keine Hörner zuschreiben will/ so ist doch dem Hernandez (welcher diese Sache eigentlich beschrieben) mehr Glauben beyzumessen.</p> </div> <div> <head>§. 3.</head> <p>Hier ist aber zu mercken/ daß der Bezoar-Stein nicht in allen Thieren/ sonder nur in den alten Gemsen gefunden werde/ indem derselbe/ wann er sich im Magen an etwas angehänget / seine übereinander liegende Schalen/ nach und nach/ in vielen Jahren ziehet und zielet / welche von guten und kräfftigen Kräutern/ die das Thier frisset/ entstehen: dahero auch der Stein nicht an allen Orten/ sondern nur in den jenigen Ländern/ wodergleichen Kräuter wachsen / in diesen Thieren gesunden werden/ oder zum wenigsten nicht alle von dergleichen vortrefflichen Kräfften seyn sollen/ wie Hernandez an jetz-bemeldten Ort weiter schreibet.</p> </div> <div> <head>§. 4.</head> <p>Der Unterscheid dieser Steinen/ wird theils von der Farb/ theils von der äusserlichen Gestalt/ theils von ihrer Grösse genommen. 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Das XIII. Capitel. Von dem OCCIDENTALIschen BEZOAR.
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§. 1. DEr Occidentalische Bezoar, oder
LAPIS BEZOAR OCCIDENTALIS.
ist ein rauher und insgemein grauer Stein/ von unterschiedlicher Grösse und Gestalt/ aus vielen über einander liegenden Schalen (welche viel dicker als am Orientalischen sind) zusammen gewachsen/ welche imwendig entweder hohl/ oder einige Saamen/ Stecknadel und dergleichen in sich halten/ und von guter Grösse sind: werden aus West-Indien/ absonderlich aus Peru von denen Spaniern und Portugiesen heraus gebracht.
§. 2. Diese Steine finden sich in verschiedenen Thieren/ deren Fonseca wohl sechserley beschrieben / welche aus demselben Barth. Ambrosius in Museo Metallico Vlyss. Aldrov. p. 806. angeführet hat. Am meisten aber findet er sich in einer Art Gemsen/ welche von dem Hernandez und dessen Ausleger in Hist. Rerum Medic. Nov. Hisp. p. 325. in obgesetzter Figur unter Augen geleget / und am besten beschrieben worden ist. Diese Gemsen sind oben gelb - braun/ unten aber weiß / und haben kleine/ aber sehr spitze Hörnlein/ wie aus der Figur am besten zu ersehen ist; und obschon Boëtius de Boot Tr. de Lap. p. 365. diesem Thier keine Hörner zuschreiben will/ so ist doch dem Hernandez (welcher diese Sache eigentlich beschrieben) mehr Glauben beyzumessen.
§. 3. Hier ist aber zu mercken/ daß der Bezoar-Stein nicht in allen Thieren/ sonder nur in den alten Gemsen gefunden werde/ indem derselbe/ wann er sich im Magen an etwas angehänget / seine übereinander liegende Schalen/ nach und nach/ in vielen Jahren ziehet und zielet / welche von guten und kräfftigen Kräutern/ die das Thier frisset/ entstehen: dahero auch der Stein nicht an allen Orten/ sondern nur in den jenigen Ländern/ wodergleichen Kräuter wachsen / in diesen Thieren gesunden werden/ oder zum wenigsten nicht alle von dergleichen vortrefflichen Kräfften seyn sollen/ wie Hernandez an jetz-bemeldten Ort weiter schreibet.
§. 4. Der Unterscheid dieser Steinen/ wird theils von der Farb/ theils von der äusserlichen Gestalt/ theils von ihrer Grösse genommen. In Ansehen der Farb sind sie insgemein weißgrau / bißweilen auch schwartzlicht/ mit weiß vermenget/ oder grünlicht bund/ wie Schroederus in Pharm. Medico-Chym. Lib. V. Cl. I. zeiget. Die äusserliche Gestalt ist gar mancherley/ in dem etlich rund oder oval, etliche viereckicht/ wie droben einer in der Figur abgerissen/ und noch mehrere in ob-angeführten Authoribus zu sehen sind. Nicht weniger ist die Grösse gar unterschiedlich/ wormit sie/ doch fast alle den Orientalischen Bezoar übertreffen/ und so groß wie Tauben-Eyer/ zuweilen auch wie Hüner-
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Zitationshilfe: | Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704, S. 446. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/492>, abgerufen am 04.03.2025. |