Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704.§. 4. Hier ist aber noch zu mercken/ daß diese Steine nicht so bloß in dem Magen oder den Excremontis gefunden werden/ sondern in einem haarichten Säcklein oder Haut/ welche von aussen voller rauhen/ kurtzen und braunen Haaren/ und in der Grösse eines Ganß-Eyes ist / wachsen auch noch mit einer andern dünn weiß und harten, Schale/ welche Pomet (so sie selbsten in Handen gehabt/ und mit Augen gesehen hat) in obgesetzter Figur unter Augen geleget hat: Allwo Lit. A. die äusserliche rauhe Haut/ Lit. B. die weisse harte Schale/ und Lit. C. den darinnen liegenden Stein bedeutet. Daher ermeldter Materialist schliessen will/ daß in jedem Thier nur ein Stein gefunden werde/ welches die Ursach sey/ daß sie so theuer und rar seyen / zumahlen auch nicht alle Thiere Steine bey sich haben: worinnen ihm doch obbelobter Tavernier wiederspricht. §. 5. Weilen unterdessen in Europa diese Bezoar-Steine in grösserer Menge/ auch wohl besseres Kauffs/ als in Orient selbsten zu haben sind/ wie Ettmüllerus in Comment. Schroed. p. 775. bezeuget/ so kan es wohl nicht anderst seyn/ als er müsse nothwendig/ von Betrügern nachgemachet und verfälschet werden/ welche entweder das Bezoar Equinum oder Pferd-Steine / (so dem Orientalischen gantz gleich kommen/ wie aus dem jenigen/ so mir zu Handen kommen / erhellet) an der Stadt verkauffen/ oder solche mit gewissen Gummatibus oder Hartz/ so sie mit der Rad. Contrayervae mischen/ und auch Schalen-weiß auff einander leimen/ künstlich- und betrüglicher Weise nachmachen/ wie Vlysses Aldrovandus in Mus. Metallico pag. 808. und VVormius in Museo p. 112. bezeugen/ dergleichen einer in dem Museo Calceolani zu sehen ist. §. 6. Diesem Betrugnun zu entgehen/ hat man vielerley Proben erfunden/ wodurch der rechte und natürliche Bezoar, von dem falschen und nachgemachten zu erkennen sey/ welche theils von Sarazeno in einem absonderlichen Brieff de Notis Bezoar, theils von Schroedero, theils von den bekannten Materialisten/ als Schurzio, Marxio und Pomet in ihren Material-Kammern weitläufftig angeführet werden. Der recht-unverfälschte siehet glat-grünlicht/ und bleibt insgemein im reiben und pulverisiren schwartz - grün: reibt sich auff dem mit Kreyde oder Bleyweiß gerieben Papier/ grünlecht-gelb: macht das Wasser/ worinnen er geworffen wird/ gleichsam siedend / und treibet den Schweiß. Wann aber diese Steine in der warmen Hand/ oder in warm Wasser weich worden/ auch so man ein spitziges Eisen hindurch stecket/ rauchen/ im Wasser schwerer oder leichter werden/ so sind sie falsch und nachgemacht/ wie obgemeldte Authores und Hoffmannus in Clavi Schroed. p. 651. mit mehrerm zeigen. §. 7. Sonsten hat man in denen Apothecken und Material-Kammern doch zweyerley Sorten/ nehmlich / den gantzen Bezoat und dessen Fragmenta, welche etwas wohlfeiler als der gantze sind / wiewohlen die Materialisten offt auch aus den Stücken wieder gantze machen können/ indem mir ein gewisser Materialist selbsten gestanden/ daß/ als ein ihm anverwandter Apothecker/ so viel Bez. Orient. pulverisati, in Erkauffung einer Officin annehmen müssen/ er solches Pulver zu gantzen Bezoar formiret/ und also verhandelt habe. Geschicht das am grünen Holtz / was will an dem dürren werden. Mundus vult decipi. §. 8. Diese und dergleichen practiquen haben verursacht/ daß viele berühmte und vortreffliche Medici dem Bezoar gar nicht trauen wollen/ und denselben fast gäntzlich in ihrer Praxi hindan setzen/ so gar/ daß Zvvelfferus in Append. ad Disp. Aug. p. 65. offentlich gestehet / daß er in seiner 40. Jährigen Praxi keine Untz davon verschrieben/ deßgleichen Simon Paulli in Quadripart. Botan. p. 16. auch von andern vornehmen Practicis erzehlet. Ja einige/ als Guibertus, ein gelehrter Frantzos will in seinem Discours de la Peste p. 478. aus vielen andern behaupten/ daß dieser Stein in Pestilentzialischen und andern ansteckenden Seuchen nicht allein unkräfftig/ sondern gar schädlich seye. §. 9. Nichtsdoweniger macht doch der gemeine Mann/ absonder liche die jenige/ so nichts als was theuer ist/ aestimiren/ gleichsam eine Abgott aus dem Bezoar, welchem zu Gefallen die Medici vielleicht alle Gifft-treibende Mittel davon benamset/ und Bezoardica genennet haben / ob schon öffters kein Gran darunter kommet. Es sind auch deßwegen verschiedene gelehrte Leut beweget worden/ gantze Tractälein von dem Bezoar zu schreiben/ unter welchen Bauhinus, Deusingius, Hyeble, Monandes Lateinisch/ Catelanus aber/ ein Apothecker/ Teutsch geschrieben haben/ welcher letztere seine Waar mehr herausstreichet/ als sie vielleicht meritiret. Weit vernünfftiger aber raisonniren die vorige Scribente davon/ welche alle diesem Stein ein Schweiß- und Gifft-treibende Krafft zuschreiben/ welche/ so er auffrichtig ist/ in Ansehen der aromatischen Kräutern und semes flüchtigen Saltzes nicht gäntzlich zu denegiren ist/ wann man denselben nur in rechter Dosi und nicht nur etliche Gran darvon einnimmt/ welche keine grosse Thaten thun können. Ob er aber auch äusserlich angebunden oder angehänget/ das Gifft in sich fressen/ und den Menschen vor der Pest und dergleichen bewahren könne/ wie Boetius a Boot p. 368. Lib. de Gemm. &amp; Lap. schreibet/ lasse an seinen Ort gestellet seyn. §. 4. Hier ist aber noch zu mercken/ daß diese Steine nicht so bloß in dem Magen oder den Excremontis gefunden werden/ sondern in einem haarichten Säcklein oder Haut/ welche von aussen voller rauhen/ kurtzen und braunen Haaren/ und in der Grösse eines Ganß-Eyes ist / wachsen auch noch mit einer andern dünn weiß und harten, Schale/ welche Pomet (so sie selbsten in Handen gehabt/ und mit Augen gesehen hat) in obgesetzter Figur unter Augen geleget hat: Allwo Lit. A. die äusserliche rauhe Haut/ Lit. B. die weisse harte Schale/ und Lit. C. den darinnen liegenden Stein bedeutet. Daher ermeldter Materialist schliessen will/ daß in jedem Thier nur ein Stein gefunden werde/ welches die Ursach sey/ daß sie so theuer und rar seyen / zumahlen auch nicht alle Thiere Steine bey sich haben: worinnen ihm doch obbelobter Tavernier wiederspricht. §. 5. Weilen unterdessen in Europa diese Bezoar-Steine in grösserer Menge/ auch wohl besseres Kauffs/ als in Orient selbsten zu haben sind/ wie Ettmüllerus in Comment. Schroed. p. 775. bezeuget/ so kan es wohl nicht anderst seyn/ als er müsse nothwendig/ von Betrügern nachgemachet und verfälschet werden/ welche entweder das Bezoar Equinum oder Pferd-Steine / (so dem Orientalischen gantz gleich kommen/ wie aus dem jenigen/ so mir zu Handen kommen / erhellet) an der Stadt verkauffen/ oder solche mit gewissen Gummatibus oder Hartz/ so sie mit der Rad. Contrayervae mischen/ und auch Schalen-weiß auff einander leimen/ künstlich- und betrüglicher Weise nachmachen/ wie Vlysses Aldrovandus in Mus. Metallico pag. 808. und VVormius in Museo p. 112. bezeugen/ dergleichen einer in dem Museo Calceolani zu sehen ist. §. 6. Diesem Betrugnun zu entgehen/ hat man vielerley Proben erfunden/ wodurch der rechte und natürliche Bezoar, von dem falschen und nachgemachten zu erkennen sey/ welche theils von Sarazeno in einem absonderlichen Brieff de Notis Bezoar, theils von Schroedero, theils von den bekannten Materialisten/ als Schurzio, Marxio und Pomet in ihren Material-Kammern weitläufftig angeführet werden. Der recht-unverfälschte siehet glat-grünlicht/ und bleibt insgemein im reiben und pulverisiren schwartz - grün: reibt sich auff dem mit Kreyde oder Bleyweiß gerieben Papier/ grünlecht-gelb: macht das Wasser/ worinnen er geworffen wird/ gleichsam siedend / und treibet den Schweiß. Wann aber diese Steine in der warmen Hand/ oder in warm Wasser weich worden/ auch so man ein spitziges Eisen hindurch stecket/ rauchen/ im Wasser schwerer oder leichter werden/ so sind sie falsch und nachgemacht/ wie obgemeldte Authores und Hoffmannus in Clavi Schroed. p. 651. mit mehrerm zeigen. §. 7. Sonsten hat man in denen Apothecken und Material-Kammern doch zweyerley Sorten/ nehmlich / den gantzen Bezoat und dessen Fragmenta, welche etwas wohlfeiler als der gantze sind / wiewohlen die Materialisten offt auch aus den Stücken wieder gantze machen können/ indem mir ein gewisser Materialist selbsten gestanden/ daß/ als ein ihm anverwandter Apothecker/ so viel Bez. Orient. pulverisati, in Erkauffung einer Officin annehmẽ müssen/ er solches Pulver zu gantzen Bezoar formiret/ und also verhandelt habe. Geschicht das am grünen Holtz / was will an dem dürren werden. Mundus vult decipi. §. 8. Diese und dergleichen practiquen haben verursacht/ daß viele berühmte und vortreffliche Medici dem Bezoar gar nicht trauen wollẽ/ und denselben fast gäntzlich in ihrer Praxi hindan setzen/ so gar/ daß Zvvelfferus in Append. ad Disp. Aug. p. 65. offentlich gestehet / daß er in seiner 40. Jährigen Praxi keine Untz davon verschrieben/ deßgleichen Simon Paulli in Quadripart. Botan. p. 16. auch von andern vornehmen Practicis erzehlet. Ja einige/ als Guibertus, ein gelehrter Frantzos will in seinem Discours de la Peste p. 478. aus vielen andern behaupten/ daß dieser Stein in Pestilentzialischen und andern ansteckenden Seuchen nicht allein unkräfftig/ sondern gar schädlich seye. §. 9. Nichtsdoweniger macht doch der gemeine Mann/ absonder liche die jenige/ so nichts als was theuer ist/ aestimiren/ gleichsam einë Abgott aus dem Bezoar, welchem zu Gefallen die Medici vielleicht alle Gifft-treibende Mittel davon benamset/ und Bezoardica geneñet haben / ob schon öffters kein Gran darunter kommet. Es sind auch deßwegen verschiedene gelehrte Leut beweget worden/ gantze Tractälein von dem Bezoar zu schreiben/ unter welchen Bauhinus, Deusingius, Hyeble, Monandes Lateinisch/ Catelanus aber/ ein Apothecker/ Teutsch geschrieben haben/ welcher letztere seine Waar mehr herausstreichet/ als sie vielleicht meritiret. Weit vernünfftiger aber raisonniren die vorige Scribentë davon/ welche alle diesem Stein ein Schweiß- und Gifft-treibende Krafft zuschreiben/ welche/ so er auffrichtig ist/ in Ansehen der aromatischen Kräutern und semes flüchtigen Saltzes nicht gäntzlich zu denegiren ist/ wann man denselben nur in rechter Dosi und nicht nur etliche Gran darvon einnimmt/ welche keine grosse Thaten thun können. Ob er aber auch äusserlich angebunden oder angehänget/ das Gifft in sich fressen/ und den Menschen vor der Pest und dergleichen bewahren könne/ wie Boëtius à Boot p. 368. Lib. de Gemm. &amp; Lap. schreibet/ lasse an seinen Ort gestellet seyn. <TEI> <text> <body> <div> <pb facs="#f0491" n="445"/> </div> <div> <head>§. 4.</head> <p>Hier ist aber noch zu mercken/ daß diese Steine nicht so bloß in dem Magen oder den Excremontis gefunden werden/ sondern in einem haarichten Säcklein oder Haut/ welche von aussen voller rauhen/ kurtzen und braunen Haaren/ und in der Grösse eines Ganß-Eyes ist / wachsen auch noch mit einer andern dünn weiß und harten, Schale/ welche Pomet (so sie selbsten in Handen gehabt/ und mit Augen gesehen hat) in obgesetzter Figur unter Augen geleget hat: Allwo Lit. A. die äusserliche rauhe Haut/ Lit. B. die weisse harte Schale/ und Lit. C. den darinnen liegenden Stein bedeutet. Daher ermeldter Materialist schliessen will/ daß in jedem Thier nur ein Stein gefunden werde/ welches die Ursach sey/ daß sie so theuer und rar seyen / zumahlen auch nicht alle Thiere Steine bey sich haben: worinnen ihm doch obbelobter Tavernier wiederspricht.</p> </div> <div> <head>§. 5.</head> <p>Weilen unterdessen in Europa diese Bezoar-Steine in grösserer Menge/ auch wohl besseres Kauffs/ als in Orient selbsten zu haben sind/ wie Ettmüllerus in Comment. Schroed. p. 775. bezeuget/ so kan es wohl nicht anderst seyn/ als er müsse nothwendig/ von Betrügern nachgemachet und verfälschet werden/ welche entweder das Bezoar Equinum oder Pferd-Steine / (so dem Orientalischen gantz gleich kommen/ wie aus dem jenigen/ so mir zu Handen kommen / erhellet) an der Stadt verkauffen/ oder solche mit gewissen Gummatibus oder Hartz/ so sie mit der Rad. Contrayervae mischen/ und auch Schalen-weiß auff einander leimen/ künstlich- und betrüglicher Weise nachmachen/ wie Vlysses Aldrovandus in Mus. Metallico pag. 808. und VVormius in Museo p. 112. bezeugen/ dergleichen einer in dem Museo Calceolani zu sehen ist.</p> </div> <div> <head>§. 6.</head> <p>Diesem Betrugnun zu entgehen/ hat man vielerley Proben erfunden/ wodurch der rechte und natürliche Bezoar, von dem falschen und nachgemachten zu erkennen sey/ welche theils von Sarazeno in einem absonderlichen Brieff de Notis Bezoar, theils von Schroedero, theils von den bekannten Materialisten/ als Schurzio, Marxio und Pomet in ihren Material-Kammern weitläufftig angeführet werden. Der recht-unverfälschte siehet glat-grünlicht/ und bleibt insgemein im reiben und pulverisiren schwartz - grün: reibt sich auff dem mit Kreyde oder Bleyweiß gerieben Papier/ grünlecht-gelb: macht das Wasser/ worinnen er geworffen wird/ gleichsam siedend / und treibet den Schweiß. Wann aber diese Steine in der warmen Hand/ oder in warm Wasser weich worden/ auch so man ein spitziges Eisen hindurch stecket/ rauchen/ im Wasser schwerer oder leichter werden/ so sind sie falsch und nachgemacht/ wie obgemeldte Authores und Hoffmannus in Clavi Schroed. p. 651. mit mehrerm zeigen.</p> </div> <div> <head>§. 7.</head> <p>Sonsten hat man in denen Apothecken und Material-Kammern doch zweyerley Sorten/ nehmlich / den gantzen Bezoat und dessen Fragmenta, welche etwas wohlfeiler als der gantze sind / wiewohlen die Materialisten offt auch aus den Stücken wieder gantze machen können/ indem mir ein gewisser Materialist selbsten gestanden/ daß/ als ein ihm anverwandter Apothecker/ so viel Bez. Orient. pulverisati, in Erkauffung einer Officin annehmẽ müssen/ er solches Pulver zu gantzen Bezoar formiret/ und also verhandelt habe. Geschicht das am grünen Holtz / was will an dem dürren werden. Mundus vult decipi.</p> </div> <div> <head>§. 8.</head> <p>Diese und dergleichen practiquen haben verursacht/ daß viele berühmte und vortreffliche Medici dem Bezoar gar nicht trauen wollẽ/ und denselben fast gäntzlich in ihrer Praxi hindan setzen/ so gar/ daß Zvvelfferus in Append. ad Disp. Aug. p. 65. offentlich gestehet / daß er in seiner 40. Jährigen Praxi keine Untz davon verschrieben/ deßgleichen Simon Paulli in Quadripart. Botan. p. 16. auch von andern vornehmen Practicis erzehlet. Ja einige/ als Guibertus, ein gelehrter Frantzos will in seinem Discours de la Peste p. 478. aus vielen andern behaupten/ daß dieser Stein in Pestilentzialischen und andern ansteckenden Seuchen nicht allein unkräfftig/ sondern gar schädlich seye.</p> </div> <div> <head>§. 9.</head> <p>Nichtsdoweniger macht doch der gemeine Mann/ absonder liche die jenige/ so nichts als was theuer ist/ aestimiren/ gleichsam einë Abgott aus dem Bezoar, welchem zu Gefallen die Medici vielleicht alle Gifft-treibende Mittel davon benamset/ und Bezoardica geneñet haben / ob schon öffters kein Gran darunter kommet. Es sind auch deßwegen verschiedene gelehrte Leut beweget worden/ gantze Tractälein von dem Bezoar zu schreiben/ unter welchen Bauhinus, Deusingius, Hyeble, Monandes Lateinisch/ Catelanus aber/ ein Apothecker/ Teutsch geschrieben haben/ welcher letztere seine Waar mehr herausstreichet/ als sie vielleicht meritiret. Weit vernünfftiger aber raisonniren die vorige Scribentë davon/ welche alle diesem Stein ein Schweiß- und Gifft-treibende Krafft zuschreiben/ welche/ so er auffrichtig ist/ in Ansehen der aromatischen Kräutern und semes flüchtigen Saltzes nicht gäntzlich zu denegiren ist/ wann man denselben nur in rechter Dosi und nicht nur etliche Gran darvon einnimmt/ welche keine grosse Thaten thun können. Ob er aber auch äusserlich angebunden oder angehänget/ das Gifft in sich fressen/ und den Menschen vor der Pest und dergleichen bewahren könne/ wie Boëtius à Boot p. 368. Lib. de Gemm. &amp;amp; Lap. schreibet/ lasse an seinen Ort gestellet seyn.</p> </div> </body> </text> </TEI> [445/0491]
§. 4. Hier ist aber noch zu mercken/ daß diese Steine nicht so bloß in dem Magen oder den Excremontis gefunden werden/ sondern in einem haarichten Säcklein oder Haut/ welche von aussen voller rauhen/ kurtzen und braunen Haaren/ und in der Grösse eines Ganß-Eyes ist / wachsen auch noch mit einer andern dünn weiß und harten, Schale/ welche Pomet (so sie selbsten in Handen gehabt/ und mit Augen gesehen hat) in obgesetzter Figur unter Augen geleget hat: Allwo Lit. A. die äusserliche rauhe Haut/ Lit. B. die weisse harte Schale/ und Lit. C. den darinnen liegenden Stein bedeutet. Daher ermeldter Materialist schliessen will/ daß in jedem Thier nur ein Stein gefunden werde/ welches die Ursach sey/ daß sie so theuer und rar seyen / zumahlen auch nicht alle Thiere Steine bey sich haben: worinnen ihm doch obbelobter Tavernier wiederspricht.
§. 5. Weilen unterdessen in Europa diese Bezoar-Steine in grösserer Menge/ auch wohl besseres Kauffs/ als in Orient selbsten zu haben sind/ wie Ettmüllerus in Comment. Schroed. p. 775. bezeuget/ so kan es wohl nicht anderst seyn/ als er müsse nothwendig/ von Betrügern nachgemachet und verfälschet werden/ welche entweder das Bezoar Equinum oder Pferd-Steine / (so dem Orientalischen gantz gleich kommen/ wie aus dem jenigen/ so mir zu Handen kommen / erhellet) an der Stadt verkauffen/ oder solche mit gewissen Gummatibus oder Hartz/ so sie mit der Rad. Contrayervae mischen/ und auch Schalen-weiß auff einander leimen/ künstlich- und betrüglicher Weise nachmachen/ wie Vlysses Aldrovandus in Mus. Metallico pag. 808. und VVormius in Museo p. 112. bezeugen/ dergleichen einer in dem Museo Calceolani zu sehen ist.
§. 6. Diesem Betrugnun zu entgehen/ hat man vielerley Proben erfunden/ wodurch der rechte und natürliche Bezoar, von dem falschen und nachgemachten zu erkennen sey/ welche theils von Sarazeno in einem absonderlichen Brieff de Notis Bezoar, theils von Schroedero, theils von den bekannten Materialisten/ als Schurzio, Marxio und Pomet in ihren Material-Kammern weitläufftig angeführet werden. Der recht-unverfälschte siehet glat-grünlicht/ und bleibt insgemein im reiben und pulverisiren schwartz - grün: reibt sich auff dem mit Kreyde oder Bleyweiß gerieben Papier/ grünlecht-gelb: macht das Wasser/ worinnen er geworffen wird/ gleichsam siedend / und treibet den Schweiß. Wann aber diese Steine in der warmen Hand/ oder in warm Wasser weich worden/ auch so man ein spitziges Eisen hindurch stecket/ rauchen/ im Wasser schwerer oder leichter werden/ so sind sie falsch und nachgemacht/ wie obgemeldte Authores und Hoffmannus in Clavi Schroed. p. 651. mit mehrerm zeigen.
§. 7. Sonsten hat man in denen Apothecken und Material-Kammern doch zweyerley Sorten/ nehmlich / den gantzen Bezoat und dessen Fragmenta, welche etwas wohlfeiler als der gantze sind / wiewohlen die Materialisten offt auch aus den Stücken wieder gantze machen können/ indem mir ein gewisser Materialist selbsten gestanden/ daß/ als ein ihm anverwandter Apothecker/ so viel Bez. Orient. pulverisati, in Erkauffung einer Officin annehmẽ müssen/ er solches Pulver zu gantzen Bezoar formiret/ und also verhandelt habe. Geschicht das am grünen Holtz / was will an dem dürren werden. Mundus vult decipi.
§. 8. Diese und dergleichen practiquen haben verursacht/ daß viele berühmte und vortreffliche Medici dem Bezoar gar nicht trauen wollẽ/ und denselben fast gäntzlich in ihrer Praxi hindan setzen/ so gar/ daß Zvvelfferus in Append. ad Disp. Aug. p. 65. offentlich gestehet / daß er in seiner 40. Jährigen Praxi keine Untz davon verschrieben/ deßgleichen Simon Paulli in Quadripart. Botan. p. 16. auch von andern vornehmen Practicis erzehlet. Ja einige/ als Guibertus, ein gelehrter Frantzos will in seinem Discours de la Peste p. 478. aus vielen andern behaupten/ daß dieser Stein in Pestilentzialischen und andern ansteckenden Seuchen nicht allein unkräfftig/ sondern gar schädlich seye.
§. 9. Nichtsdoweniger macht doch der gemeine Mann/ absonder liche die jenige/ so nichts als was theuer ist/ aestimiren/ gleichsam einë Abgott aus dem Bezoar, welchem zu Gefallen die Medici vielleicht alle Gifft-treibende Mittel davon benamset/ und Bezoardica geneñet haben / ob schon öffters kein Gran darunter kommet. Es sind auch deßwegen verschiedene gelehrte Leut beweget worden/ gantze Tractälein von dem Bezoar zu schreiben/ unter welchen Bauhinus, Deusingius, Hyeble, Monandes Lateinisch/ Catelanus aber/ ein Apothecker/ Teutsch geschrieben haben/ welcher letztere seine Waar mehr herausstreichet/ als sie vielleicht meritiret. Weit vernünfftiger aber raisonniren die vorige Scribentë davon/ welche alle diesem Stein ein Schweiß- und Gifft-treibende Krafft zuschreiben/ welche/ so er auffrichtig ist/ in Ansehen der aromatischen Kräutern und semes flüchtigen Saltzes nicht gäntzlich zu denegiren ist/ wann man denselben nur in rechter Dosi und nicht nur etliche Gran darvon einnimmt/ welche keine grosse Thaten thun können. Ob er aber auch äusserlich angebunden oder angehänget/ das Gifft in sich fressen/ und den Menschen vor der Pest und dergleichen bewahren könne/ wie Boëtius à Boot p. 368. Lib. de Gemm. &amp; Lap. schreibet/ lasse an seinen Ort gestellet seyn.
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Zitationshilfe: | Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704, S. 445. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/491>, abgerufen am 16.02.2025. |