Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704.jenige wohl gebrauchet werden/ welche am nechsten und besten zu haben/ dafern sie nur im übrigen gut und probat sind/ als bey uns die Laubachische und Greiffensteinische: Zu Nürnberg die gemeine graue/ welche bey einem nach Nürnberg gehörigen Städtlein/ nahmens Velden/ gegraben wird und der Schlesischen gantz ähnlich ist/ wie Marxius in seiner Material. Kammer pag. 207. berichtet. In Franckreich findet man umb Blois auch eine solche Erde/ welche Charras, wo die Lemnia nicht recht zu haben/ gar unter den Theriac zu nehmen sich nicht scheuet/ wie auß dessen Histoire Naturelle des animaux, des plantes &amp; des Mineraux, qui entrent dans la composition de la Theriaque pag. 191. zu sehen ist. §. 7. Den Gebrauch und Nutzen deren Siegel-Erden betreffend/ so wird ihnen von allen Medicis eine anhaltende und zugleich Gifft-treibende Krafft zugeschrieben; weßwegen sie hauptsächlich in denen Flecken-Fiebern und andern dergleichen grassirenden Kranckheiten/ wann darbey ein Durchbruch gespüret wird/ mit grossem Nutzen gebrauchet werden: und ist deßwegen der so genandte Pulvis Pannonicus Ruber in so grossem Werth und Gebrauch. Es haben auch ohne Zweifel die Alten ein Absehen hierauf gehabt/ wann sie die Terram Sigillatam Lemniam mit unter den Theriac gezogen haben. Gleichen Nutzen schaffen sie in denen Blutstürtzungen und Haemorrhagiis, welche sich offters bey dergleichen hitzigen Flecken-Fiebern zeigen/ und nicht geringere/ ja wohl grössere Gefahr mit sich führen/ als der obbesagte Durchbruch/ so gar/ daß wann die monatliche Reinigung der Weiber sich alsdann einfindet/ die Patienten gemeiniglich ihr Leben einbüssen müssen/ wo nicht mit aller Macht gesteuret wird/ wie mich die Erfahrung etlichmahl gelehret hat. Von den Teutschen Siegel-Erden wird die Terra Sigillata Strigoniensis, wegen ihrer Solarische Eigenschafft mehr in denjenigen Kranckheiten/ so das Hertz und das Geblüt einnehmen/ gebrauchet. Die Terra Lignicensis aber wird vielmehr in denen Haupt- und Glieder-Schwachheiten gelobet/ welche absonderlich auch gegen die Philtra oder Liebes-Träncken gebrauchet wird/ wie solches in D. Ettmüllers Comment. in S'chroed. pag. 831. auß andern Practicis angeführet ist. Euserlich soll man auch die Terram Sigillatam mit Nutzen in alten Schäden und Löchern/ ja dem Krebs selbsten gebrauchen können/ wie solches Schvvenckfeldius in Catalogo Fossilium Siles. pag. 395. mit mehrerem beschreibet. In Sachsen machet man schöne Krüge/ Schüsseln und dergleichen Haußraht aus der Terra Sigillata, wie davon ein Abriß in des Besleri Gazophylac. Rerum Nat. fol. 14. zu finden ist. Die Apothecker aber destilliren ein säuerliches Wasser darvon/ welches sie SPIRITUM TERRAE SIGILLATAE nennen und von dem alten D. Horsten offt in hitzigen ansteckenden Fiebern mit Nutzen gebrauchet worden/ muß aber in groser dosi ab [unleserliches Material]. ad [unleserliches Material]. in denen Mixturis verschrieben werden. Das Magisterium, welches sie mit den sauren Spiritibus davon machen/ tauget im Grund nicht und verderbet vielmehr die Sach; wie dann auch das viele Abwaschen solcher Medicinalischen Erden von Zvvelfero in seinen Animadv. in Disp. Aug. nicht ohne Ursach verworffen worden. Es wäre deßwegen zu wünschen/ daß alle Terrae Sigillatae, wie sie gegraben werden/ zu bekommen wären/ ehe sie zuvor mit Wasser abgeschwemmet und zu Küchlein (wie es damit zu geschehen pfleget) formiret würden. Von dem Oehl / das einige daraus erzwingen wollen/ kan Hoffmannus in Clav. Schroed. pag. 133. gelesen werden. §. 8. Mit diesen Terris Sigillatis hat der BOLUS ARMENIAE, oder Armenische Rohtstein/ so wohl am Geschmack/ als übrigen Qualitäten eine grosse Verwandtschafft: ist gemeiniglich blaß-roth/ fett und schwer/ und wird also genennet/ weilen er vor diesem auß Armenia soll gebracht worden seyn. Heut zu Tag aber hat man dessen nicht vonnöthen/ indem hin und wieder in Europa dergleichen Bolus-Erde in den Bergwercken/ und absonderlich in den Eisen-Grube gefunden wird/ weßwegen man auch davor hält/ daß er viel von Eisen participire und in sich halte. In Franckreich graben sie umb Blois, Saumur und nicht weit von Paris guten Bolus, welcher theils roth/ theils grau/ theils gelb seyn soll/ dessen letzteren sich die Goldschmiede und andere Künstler zum Gold-Grund/ im übergülden/ an statt des Levantischen Boli gebrauchen/ wie Pomet im V. Buch seiner Material-Kammer pag. 113. bezeuget. Also hab vor zwantzig Jahren in der Graffschafft Leiningen-Hartenburg eine schöne Bolus-Ader in einer Eisen-Grube gefunden. In unsern Teutschen Apothecken hat man insgemein den Würtenbergischen/ oder auch den BOLUM TOCCAVIENSEM, welcher von Toccay aus Siebenbürgen kombt. Gilt also gleich/ wo er gefunden werde/ dafern nur die rechte Qualitäten daran zu finden und er die Prob hält/ welche darin bestehet/ daß er zart und glatt sey/ nicht sandicht oder rau / gläntzend/ an der Zung fest anziehe/ und nachmahlen/ wie Butter/ im Mund zergehe/ wie solches Schroederus in seiner Pharmacop. Medico-Chym. lib. 3. c. 2. p. 7. lehret. Weßwegen er / nach dessen Außgrabung/ zu erst in Wasser zerlassen/ abgeschwemmet und nachgehends zu viereckichten Säulen oder Stücklein/ wie ein Finger formiret wird/ welche letztere einige Materialisten BROUILLAMINI nennen; wiewohlen obbemeldter Schroederus und andere Medici den un- jenige wohl gebrauchet werden/ welche am nechsten und besten zu haben/ dafern sie nur im übrigen gut und probat sind/ als bey uns die Laubachische und Greiffensteinische: Zu Nürnberg die gemeine graue/ welche bey einem nach Nürnberg gehörigen Städtlein/ nahmens Velden/ gegraben wird und der Schlesischen gantz ähnlich ist/ wie Marxius in seiner Material. Kammer pag. 207. berichtet. In Franckreich findet man umb Blois auch eine solche Erde/ welche Charras, wo die Lemnia nicht recht zu haben/ gar unter den Theriac zu nehmen sich nicht scheuet/ wie auß dessen Histoire Naturelle des animaux, des plantes &amp; des Mineraux, qui entrent dans la composition de la Theriaque pag. 191. zu sehen ist. §. 7. Den Gebrauch und Nutzen deren Siegel-Erden betreffend/ so wird ihnen von allen Medicis eine anhaltende und zugleich Gifft-treibende Krafft zugeschrieben; weßwegen sie hauptsächlich in denen Flecken-Fiebern und andern dergleichen grassirenden Kranckheiten/ wann darbey ein Durchbruch gespüret wird/ mit grossem Nutzen gebrauchet werden: und ist deßwegen der so genandte Pulvis Pannonicus Ruber in so grossem Werth und Gebrauch. Es haben auch ohne Zweifel die Alten ein Absehen hierauf gehabt/ wann sie die Terram Sigillatam Lemniam mit unter den Theriac gezogen haben. Gleichen Nutzen schaffen sie in denen Blutstürtzungen und Haemorrhagiis, welche sich offters bey dergleichen hitzigen Flecken-Fiebern zeigen/ und nicht geringere/ ja wohl grössere Gefahr mit sich führen/ als der obbesagte Durchbruch/ so gar/ daß wann die monatliche Reinigung der Weiber sich alsdann einfindet/ die Patienten gemeiniglich ihr Leben einbüssen müssen/ wo nicht mit aller Macht gesteuret wird/ wie mich die Erfahrung etlichmahl gelehret hat. Von den Teutschen Siegel-Erden wird die Terra Sigillata Strigoniensis, wegen ihrer Solarischë Eigenschafft mehr in denjenigen Kranckheiten/ so das Hertz und das Geblüt einnehmen/ gebrauchet. Die Terra Lignicensis aber wird vielmehr in denen Haupt- und Glieder-Schwachheiten gelobet/ welche absonderlich auch gegen die Philtra oder Liebes-Träncken gebrauchet wird/ wie solches in D. Ettmüllers Comment. in S'chroed. pag. 831. auß andern Practicis angeführet ist. Euserlich soll man auch die Terram Sigillatam mit Nutzen in alten Schäden und Löchern/ ja dem Krebs selbsten gebrauchen können/ wie solches Schvvenckfeldius in Catalogo Fossilium Siles. pag. 395. mit mehrerem beschreibet. In Sachsen machet man schöne Krüge/ Schüsseln und dergleichen Haußraht aus der Terra Sigillata, wie davon ein Abriß in des Besleri Gazophylac. Rerum Nat. fol. 14. zu finden ist. Die Apothecker aber destilliren ein säuerliches Wasser darvon/ welches sie SPIRITUM TERRAE SIGILLATAE nennen und von dem alten D. Horsten offt in hitzigen ansteckenden Fiebern mit Nutzen gebrauchet worden/ muß aber in groser dosi ab [unleserliches Material]. ad [unleserliches Material]. in denen Mixturis verschrieben werden. Das Magisterium, welches sie mit den sauren Spiritibus davon machen/ tauget im Grund nicht und verderbet vielmehr die Sach; wie dann auch das viele Abwaschen solcher Medicinalischen Erden von Zvvelfero in seinen Animadv. in Disp. Aug. nicht ohne Ursach verworffen worden. Es wäre deßwegen zu wünschen/ daß alle Terrae Sigillatae, wie sie gegraben werden/ zu bekommen wären/ ehe sie zuvor mit Wasser abgeschwemmet und zu Küchlein (wie es damit zu geschehen pfleget) formiret würden. Von dem Oehl / das einige daraus erzwingen wollen/ kan Hoffmannus in Clav. Schroed. pag. 133. gelesen werden. §. 8. Mit diesen Terris Sigillatis hat der BOLUS ARMENIAE, oder Armenische Rohtstein/ so wohl am Geschmack/ als übrigen Qualitäten eine grosse Verwandtschafft: ist gemeiniglich blaß-roth/ fett und schwer/ und wird also genennet/ weilen er vor diesem auß Armenia soll gebracht worden seyn. Heut zu Tag aber hat man dessen nicht vonnöthen/ indem hin und wieder in Europa dergleichen Bolus-Erde in den Bergwercken/ und absonderlich in den Eisen-Grubë gefunden wird/ weßwegen man auch davor hält/ daß er viel von Eisen participire und in sich halte. In Franckreich graben sie umb Blois, Saumur und nicht weit von Paris guten Bolus, welcher theils roth/ theils grau/ theils gelb seyn soll/ dessen letzteren sich die Goldschmiede und andere Künstler zum Gold-Grund/ im übergülden/ an statt des Levantischen Boli gebrauchen/ wie Pomet im V. Buch seiner Material-Kammer pag. 113. bezeuget. Also hab vor zwantzig Jahren in der Graffschafft Leiningen-Hartenburg eine schöne Bolus-Ader in einer Eisen-Grube gefunden. In unsern Teutschen Apothecken hat man insgemein den Würtenbergischen/ oder auch den BOLUM TOCCAVIENSEM, welcher von Toccay aus Siebenbürgen kombt. Gilt also gleich/ wo er gefunden werde/ dafern nur die rechte Qualitäten daran zu finden und er die Prob hält/ welche darin bestehet/ daß er zart und glatt sey/ nicht sandicht oder rau / gläntzend/ an der Zung fest anziehe/ und nachmahlen/ wie Butter/ im Mund zergehe/ wie solches Schroederus in seiner Pharmacop. Medico-Chym. lib. 3. c. 2. p. 7. lehret. Weßwegen er / nach dessen Außgrabung/ zu erst in Wasser zerlassen/ abgeschwemmet und nachgehends zu viereckichten Säulen oder Stücklein/ wie ein Finger formiret wird/ welche letztere einige Materialisten BROUILLAMINI nennen; wiewohlen obbemeldter Schroëderus und andere Medici den un- <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0047" n="3"/> jenige wohl gebrauchet werden/ welche am nechsten und besten zu haben/ dafern sie nur im übrigen gut und probat sind/ als bey uns die Laubachische und Greiffensteinische: Zu Nürnberg die gemeine graue/ welche bey einem nach Nürnberg gehörigen Städtlein/ nahmens Velden/ gegraben wird und der Schlesischen gantz ähnlich ist/ wie Marxius in seiner Material. Kammer pag. 207. berichtet. In Franckreich findet man umb Blois auch eine solche Erde/ welche Charras, wo die Lemnia nicht recht zu haben/ gar unter den Theriac zu nehmen sich nicht scheuet/ wie auß dessen Histoire Naturelle des animaux, des plantes &amp;amp; des Mineraux, qui entrent dans la composition de la Theriaque pag. 191. zu sehen ist.</p> </div> <div> <head>§. 7.</head> <p>Den Gebrauch und Nutzen deren Siegel-Erden betreffend/ so wird ihnen von allen Medicis eine anhaltende und zugleich Gifft-treibende Krafft zugeschrieben; weßwegen sie hauptsächlich in denen Flecken-Fiebern und andern dergleichen grassirenden Kranckheiten/ wann darbey ein Durchbruch gespüret wird/ mit grossem Nutzen gebrauchet werden: und ist deßwegen der so genandte Pulvis Pannonicus Ruber in so grossem Werth und Gebrauch. Es haben auch ohne Zweifel die Alten ein Absehen hierauf gehabt/ wann sie die Terram Sigillatam Lemniam mit unter den Theriac gezogen haben. Gleichen Nutzen schaffen sie in denen Blutstürtzungen und Haemorrhagiis, welche sich offters bey dergleichen hitzigen Flecken-Fiebern zeigen/ und nicht geringere/ ja wohl grössere Gefahr mit sich führen/ als der obbesagte Durchbruch/ so gar/ daß wann die monatliche Reinigung der Weiber sich alsdann einfindet/ die Patienten gemeiniglich ihr Leben einbüssen müssen/ wo nicht mit aller Macht gesteuret wird/ wie mich die Erfahrung etlichmahl gelehret hat. Von den Teutschen Siegel-Erden wird die Terra Sigillata Strigoniensis, wegen ihrer Solarischë Eigenschafft mehr in denjenigen Kranckheiten/ so das Hertz und das Geblüt einnehmen/ gebrauchet. Die Terra Lignicensis aber wird vielmehr in denen Haupt- und Glieder-Schwachheiten gelobet/ welche absonderlich auch gegen die Philtra oder Liebes-Träncken gebrauchet wird/ wie solches in D. Ettmüllers Comment. in S'chroed. pag. 831. auß andern Practicis angeführet ist. Euserlich soll man auch die Terram Sigillatam mit Nutzen in alten Schäden und Löchern/ ja dem Krebs selbsten gebrauchen können/ wie solches Schvvenckfeldius in Catalogo Fossilium Siles. pag. 395. mit mehrerem beschreibet. In Sachsen machet man schöne Krüge/ Schüsseln und dergleichen Haußraht aus der Terra Sigillata, wie davon ein Abriß in des Besleri Gazophylac. Rerum Nat. fol. 14. zu finden ist. Die Apothecker aber destilliren ein säuerliches Wasser darvon/ welches sie SPIRITUM TERRAE SIGILLATAE nennen und von dem alten D. Horsten offt in hitzigen ansteckenden Fiebern mit Nutzen gebrauchet worden/ muß aber in groser dosi ab <gap reason="illegible"/>. ad <gap reason="illegible"/>. in denen Mixturis verschrieben werden. Das Magisterium, welches sie mit den sauren Spiritibus davon machen/ tauget im Grund nicht und verderbet vielmehr die Sach; wie dann auch das viele Abwaschen solcher Medicinalischen Erden von Zvvelfero in seinen Animadv. in Disp. Aug. nicht ohne Ursach verworffen worden. Es wäre deßwegen zu wünschen/ daß alle Terrae Sigillatae, wie sie gegraben werden/ zu bekommen wären/ ehe sie zuvor mit Wasser abgeschwemmet und zu Küchlein (wie es damit zu geschehen pfleget) formiret würden. Von dem Oehl / das einige daraus erzwingen wollen/ kan Hoffmannus in Clav. Schroed. pag. 133. gelesen werden.</p> </div> <div> <head>§. 8.</head> <p>Mit diesen Terris Sigillatis hat der</p> <p> <hi rendition="#k">BOLUS ARMENIAE,</hi> </p> <p>oder Armenische Rohtstein/ so wohl am Geschmack/ als übrigen Qualitäten eine grosse Verwandtschafft: ist gemeiniglich blaß-roth/ fett und schwer/ und wird also genennet/ weilen er vor diesem auß Armenia soll gebracht worden seyn. Heut zu Tag aber hat man dessen nicht vonnöthen/ indem hin und wieder in Europa dergleichen Bolus-Erde in den Bergwercken/ und absonderlich in den Eisen-Grubë gefunden wird/ weßwegen man auch davor hält/ daß er viel von Eisen participire und in sich halte. In Franckreich graben sie umb Blois, Saumur und nicht weit von Paris guten Bolus, welcher theils roth/ theils grau/ theils gelb seyn soll/ dessen letzteren sich die Goldschmiede und andere Künstler zum Gold-Grund/ im übergülden/ an statt des Levantischen Boli gebrauchen/ wie Pomet im V. Buch seiner Material-Kammer pag. 113. bezeuget. Also hab vor zwantzig Jahren in der Graffschafft Leiningen-Hartenburg eine schöne Bolus-Ader in einer Eisen-Grube gefunden. In unsern Teutschen Apothecken hat man insgemein den Würtenbergischen/ oder auch den BOLUM TOCCAVIENSEM, welcher von Toccay aus Siebenbürgen kombt. Gilt also gleich/ wo er gefunden werde/ dafern nur die rechte Qualitäten daran zu finden und er die Prob hält/ welche darin bestehet/ daß er zart und glatt sey/ nicht sandicht oder rau / gläntzend/ an der Zung fest anziehe/ und nachmahlen/ wie Butter/ im Mund zergehe/ wie solches Schroederus in seiner Pharmacop. Medico-Chym. lib. 3. c. 2. p. 7. lehret. Weßwegen er / nach dessen Außgrabung/ zu erst in Wasser zerlassen/ abgeschwemmet und nachgehends zu viereckichten Säulen oder Stücklein/ wie ein Finger formiret wird/ welche letztere einige Materialisten BROUILLAMINI nennen; wiewohlen obbemeldter Schroëderus und andere Medici den un- </p> </div> </body> </text> </TEI> [3/0047]
jenige wohl gebrauchet werden/ welche am nechsten und besten zu haben/ dafern sie nur im übrigen gut und probat sind/ als bey uns die Laubachische und Greiffensteinische: Zu Nürnberg die gemeine graue/ welche bey einem nach Nürnberg gehörigen Städtlein/ nahmens Velden/ gegraben wird und der Schlesischen gantz ähnlich ist/ wie Marxius in seiner Material. Kammer pag. 207. berichtet. In Franckreich findet man umb Blois auch eine solche Erde/ welche Charras, wo die Lemnia nicht recht zu haben/ gar unter den Theriac zu nehmen sich nicht scheuet/ wie auß dessen Histoire Naturelle des animaux, des plantes &amp; des Mineraux, qui entrent dans la composition de la Theriaque pag. 191. zu sehen ist.
§. 7. Den Gebrauch und Nutzen deren Siegel-Erden betreffend/ so wird ihnen von allen Medicis eine anhaltende und zugleich Gifft-treibende Krafft zugeschrieben; weßwegen sie hauptsächlich in denen Flecken-Fiebern und andern dergleichen grassirenden Kranckheiten/ wann darbey ein Durchbruch gespüret wird/ mit grossem Nutzen gebrauchet werden: und ist deßwegen der so genandte Pulvis Pannonicus Ruber in so grossem Werth und Gebrauch. Es haben auch ohne Zweifel die Alten ein Absehen hierauf gehabt/ wann sie die Terram Sigillatam Lemniam mit unter den Theriac gezogen haben. Gleichen Nutzen schaffen sie in denen Blutstürtzungen und Haemorrhagiis, welche sich offters bey dergleichen hitzigen Flecken-Fiebern zeigen/ und nicht geringere/ ja wohl grössere Gefahr mit sich führen/ als der obbesagte Durchbruch/ so gar/ daß wann die monatliche Reinigung der Weiber sich alsdann einfindet/ die Patienten gemeiniglich ihr Leben einbüssen müssen/ wo nicht mit aller Macht gesteuret wird/ wie mich die Erfahrung etlichmahl gelehret hat. Von den Teutschen Siegel-Erden wird die Terra Sigillata Strigoniensis, wegen ihrer Solarischë Eigenschafft mehr in denjenigen Kranckheiten/ so das Hertz und das Geblüt einnehmen/ gebrauchet. Die Terra Lignicensis aber wird vielmehr in denen Haupt- und Glieder-Schwachheiten gelobet/ welche absonderlich auch gegen die Philtra oder Liebes-Träncken gebrauchet wird/ wie solches in D. Ettmüllers Comment. in S'chroed. pag. 831. auß andern Practicis angeführet ist. Euserlich soll man auch die Terram Sigillatam mit Nutzen in alten Schäden und Löchern/ ja dem Krebs selbsten gebrauchen können/ wie solches Schvvenckfeldius in Catalogo Fossilium Siles. pag. 395. mit mehrerem beschreibet. In Sachsen machet man schöne Krüge/ Schüsseln und dergleichen Haußraht aus der Terra Sigillata, wie davon ein Abriß in des Besleri Gazophylac. Rerum Nat. fol. 14. zu finden ist. Die Apothecker aber destilliren ein säuerliches Wasser darvon/ welches sie SPIRITUM TERRAE SIGILLATAE nennen und von dem alten D. Horsten offt in hitzigen ansteckenden Fiebern mit Nutzen gebrauchet worden/ muß aber in groser dosi ab _ . ad _ . in denen Mixturis verschrieben werden. Das Magisterium, welches sie mit den sauren Spiritibus davon machen/ tauget im Grund nicht und verderbet vielmehr die Sach; wie dann auch das viele Abwaschen solcher Medicinalischen Erden von Zvvelfero in seinen Animadv. in Disp. Aug. nicht ohne Ursach verworffen worden. Es wäre deßwegen zu wünschen/ daß alle Terrae Sigillatae, wie sie gegraben werden/ zu bekommen wären/ ehe sie zuvor mit Wasser abgeschwemmet und zu Küchlein (wie es damit zu geschehen pfleget) formiret würden. Von dem Oehl / das einige daraus erzwingen wollen/ kan Hoffmannus in Clav. Schroed. pag. 133. gelesen werden.
§. 8. Mit diesen Terris Sigillatis hat der
BOLUS ARMENIAE,
oder Armenische Rohtstein/ so wohl am Geschmack/ als übrigen Qualitäten eine grosse Verwandtschafft: ist gemeiniglich blaß-roth/ fett und schwer/ und wird also genennet/ weilen er vor diesem auß Armenia soll gebracht worden seyn. Heut zu Tag aber hat man dessen nicht vonnöthen/ indem hin und wieder in Europa dergleichen Bolus-Erde in den Bergwercken/ und absonderlich in den Eisen-Grubë gefunden wird/ weßwegen man auch davor hält/ daß er viel von Eisen participire und in sich halte. In Franckreich graben sie umb Blois, Saumur und nicht weit von Paris guten Bolus, welcher theils roth/ theils grau/ theils gelb seyn soll/ dessen letzteren sich die Goldschmiede und andere Künstler zum Gold-Grund/ im übergülden/ an statt des Levantischen Boli gebrauchen/ wie Pomet im V. Buch seiner Material-Kammer pag. 113. bezeuget. Also hab vor zwantzig Jahren in der Graffschafft Leiningen-Hartenburg eine schöne Bolus-Ader in einer Eisen-Grube gefunden. In unsern Teutschen Apothecken hat man insgemein den Würtenbergischen/ oder auch den BOLUM TOCCAVIENSEM, welcher von Toccay aus Siebenbürgen kombt. Gilt also gleich/ wo er gefunden werde/ dafern nur die rechte Qualitäten daran zu finden und er die Prob hält/ welche darin bestehet/ daß er zart und glatt sey/ nicht sandicht oder rau / gläntzend/ an der Zung fest anziehe/ und nachmahlen/ wie Butter/ im Mund zergehe/ wie solches Schroederus in seiner Pharmacop. Medico-Chym. lib. 3. c. 2. p. 7. lehret. Weßwegen er / nach dessen Außgrabung/ zu erst in Wasser zerlassen/ abgeschwemmet und nachgehends zu viereckichten Säulen oder Stücklein/ wie ein Finger formiret wird/ welche letztere einige Materialisten BROUILLAMINI nennen; wiewohlen obbemeldter Schroëderus und andere Medici den un-
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Zitationshilfe: | Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704, S. 3. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/47>, abgerufen am 16.02.2025. |