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Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704.

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USNEA CRANII

Humani

vor ein Wesen gemacht werde/ ist gleichfals bekamt/ welches doch selten recht und ohnverfälscht zu finden ist/ indem einige auch das Mooß von den verstorbenen Köpffen in den Bein- und Todten-Häusern abklauben und vor die rechte Usnee verkauffen/ welche doch billich von denen auffgepfälten/ gehänckten oder auffs Rad gelegten Menschen-Köpffen herrühren solte. Soll eine sonderliche Krafft gegen alle Blutstürtzungen haben/ welche es nicht allein innerlich/ sondern auch äusserlich nur in den Händen gehalten/ stillen soll. Es ist auch diese Vsnee das Fundament der Waaffen-Salb und des so berühmbten Lapidis Buttleri, worvon Helmont ein gantz Tractätlein geschrieben hat/ dessen Beschreibung von einem alten Chymico, Namens Kriegsmann vor diesem empfangen hab.

§. X.

Letzlich findet man auch in einigen Museis und Material-Kammern den Menschen-Stein oder

CALCULUM HUMANUM,

absonderlich den Blasen-Stein/ welcher vor andern/ (so fast in allen Theilen des Menschlichen Leibes auch generiret werden können/ wie der berühmte Dänische Leib-Medicus Herr D. Franck in Lapicidina Microcosmi auß vielen andern Scribenten auffgezeichnet hat) zur Artzney auffgesuchet wird: Und weilen Er wie die Bezoar-Steine/ auß viel übereinander wachsenden Blättlein und lamellis bestehet/ auch eine dergleichen Gifftreibende Krafft in ansteckenden Fiebern und der Pest selbsten hat: So wird derselbige von Christiano Hieblen in seinem Teutschen Tractat von dem Bezoar-Stein nicht unbillich unter die Bezoartische Steine gerechnet und Bezoar Microcosmicum genennet; hat sehr vieles und zwar gantz flüchtiges Saltz in sich / wie D. Maezius, Prof. zu Leyden/ bey seinem Leben zum öfftern in dasigem Laboratorio Chymico, wie ich selbsten gesehen/ gezeiget hat; in Ansehen dessen er auch gegen den Nieren- und Blasen-Stein selbsten gerühmet wird.

§. XI.

Weilen inzwischen viele in der Meynung stehen/ daß Paracelsus und Helmontius durch den so genandten LUDUM den Blasen-Stein von einem Menschen verstanden hätten; so ist/ zu wissen/ daß der rechte

LUDUS HELMONTII

ein gantz anderer Stein sey/ welcher an der Scheld nahe bey Antwerpen gegraben wird: hat unten einen grauen Satz/ wie die Kalck-Steine sind/ oben aber eine durchsichtige Krust/ wie Agstein/ anzusehen/ welches ohnlängst eine sehr vornehine Matron, so vor diesem des Weltberühmten und längst verstorbenen Generalen Rabenhaupt (eins grossen Liebhabers der Chymie) Gemahlin gewesen/ Herr D. Schleirmacher/ Hochfl. Hessen-Darmstädtischen Leib-Medicum versichert/ und daß sie solchen offters in Handen gehabt/ berichtet hat; wie dann dessen auch die Miscellaced Germ. Cur. Dec. A. 7. und Ettmüllerus in Commentario Schroed. pag. 802. und 806. gedencken und vor einen Kalckstein halten.

Dieser Ludus soll ein sehr flüchtiger Stein seyn/ welcher vor sich in zwey Tagen vermittelst des Feuers gantz in die Lufft fliegen soll/ welches viel eher geschicht/ wann man ihm etwas von Salpeter zusetzet; und weilen man auch ein bitters und etwas sauers Saltz darauß haben kan / wird er von Paracelso Fel Terrae oder Erd-Galle genennet/ darvon in dessen Tr. de Morb. Tart. Cap. 20. weiter nachzusehen allwo verblümter Weiß davon gehandelt wird. Was aber der berühmte Helmont vor ein Wesen davon mache/ und wie er ein infallibiles Mittel darauß gegen den Stein und andere Gebrechen zu machen suche? kan in dessen Buch de Lithiasi nachgeschlagen werden.

§. XII.

Zuweilen finden sich auch einige Steine in der Gallen-Blas der Menschlichen Cörper/ welche insgemein gelb/ bitter und leicht sind/ dergleichen Anno 16 -- allhier in der Gallen-Blaße eines Schinders Tochter/ so wegen vieler Delicten enthauptet/ und nachmahlen offentlich anatomiret wurde/ zu sehen ware/ und noch biß dato in meinem Museo zu finden sind: haben eine sonderliche Krafft gegen diejenige Gelbsucht/ so von dergleichen Steinen herrühret/ und kommen in de übrigen Qualitäten mit den jenigen Steinen überein/ so in den Gallen-Blasen der alten Ochsen gefunden werden/ worvon künfftig soll gehandelt werden.

§. XIII.

Am allerseltzamsten aber ists/ daß auch gantze Kinder in Mutter-Leib zu Stein werden können / dessen man ein curios Exempel in dem Museo Regio Haefniensi Sect. 1. pag. 1. auffgezeichnet findet/ allwo ein Foetus humanus Lapidefactus, welchen eine Schneiders-Frau in Franckreich 28. Jahr bey sich getragen hat/ zu finden ist/ welcher erstlich von einem Parisischen Kauffmann einem Jubilirer zu Venedig und von diesem Anno 1653. dem Großmächtigen König in Dennemarck Friderico III. verkauffet worden/ dessen Abbildung auß gedachtem Museo Regio im Anfang dieses Capitels zu sehen ist.

USNEA CRANII

Humani

vor ein Wesen gemacht werde/ ist gleichfals bekamt/ welches doch selten recht und ohnverfälscht zu finden ist/ indem einige auch das Mooß von den verstorbenen Köpffen in den Bein- und Todten-Häusern abklauben und vor die rechte Usnee verkauffen/ welche doch billich von denen auffgepfälten/ gehänckten oder auffs Rad gelegten Menschen-Köpffen herrühren solte. Soll eine sonderliche Krafft gegen alle Blutstürtzungen haben/ welche es nicht allein innerlich/ sondern auch äusserlich nur in den Händen gehalten/ stillen soll. Es ist auch diese Vsnee das Fundament der Waaffen-Salb und des so berühmbten Lapidis Buttleri, worvon Helmont ein gantz Tractätlein geschrieben hat/ dessen Beschreibung von einem alten Chymico, Namens Kriegsmann vor diesem empfangen hab.

§. X.

Letzlich findet man auch in einigen Museis und Material-Kammern den Menschen-Stein oder

CALCULUM HUMANUM,

absonderlich den Blasen-Stein/ welcher vor andern/ (so fast in allen Theilen des Menschlichen Leibes auch generiret werden können/ wie der berühmte Dänische Leib-Medicus Herr D. Franck in Lapicidina Microcosmi auß vielen andern Scribenten auffgezeichnet hat) zur Artzney auffgesuchet wird: Und weilen Er wie die Bezoar-Steine/ auß viel übereinander wachsenden Blättlein und lamellis bestehet/ auch eine dergleichen Gifftreibende Krafft in ansteckenden Fiebern und der Pest selbsten hat: So wird derselbige von Christiano Hieblen in seinem Teutschen Tractat von dem Bezoar-Stein nicht unbillich unter die Bezoartische Steine gerechnet und Bezoar Microcosmicum genennet; hat sehr vieles und zwar gantz flüchtiges Saltz in sich / wie D. Maezius, Prof. zu Leyden/ bey seinem Leben zum öfftern in dasigem Laboratorio Chymico, wie ich selbsten gesehen/ gezeiget hat; in Ansehen dessen er auch gegen den Nieren- und Blasen-Stein selbsten gerühmet wird.

§. XI.

Weilen inzwischen viele in der Meynung stehen/ daß Paracelsus und Helmontius durch den so genandten LUDUM den Blasen-Stein von einem Menschen verstanden hätten; so ist/ zu wissen/ daß der rechte

LUDUS HELMONTII

ein gantz anderer Stein sey/ welcher an der Scheld nahe bey Antwerpen gegraben wird: hat unten einen grauen Satz/ wie die Kalck-Steine sind/ oben aber eine durchsichtige Krust/ wie Agstein/ anzusehen/ welches ohnlängst eine sehr vornehine Matron, so vor diesem des Weltberühmten und längst verstorbenen Generalen Rabenhaupt (eins grossen Liebhabers der Chymie) Gemahlin gewesen/ Herr D. Schleirmacher/ Hochfl. Hessen-Darmstädtischen Leib-Medicum versichert/ und daß sie solchen offters in Handen gehabt/ berichtet hat; wie dann dessen auch die Miscellaced Germ. Cur. Dec. A. 7. und Ettmüllerus in Commentario Schroed. pag. 802. und 806. gedencken und vor einen Kalckstein halten.

Dieser Ludus soll ein sehr flüchtiger Stein seyn/ welcher vor sich in zwey Tagen vermittelst des Feuers gantz in die Lufft fliegen soll/ welches viel eher geschicht/ wann man ihm etwas von Salpeter zusetzet; und weilen man auch ein bitters und etwas sauers Saltz darauß haben kan / wird er von Paracelso Fel Terrae oder Erd-Galle genennet/ darvon in dessen Tr. de Morb. Tart. Cap. 20. weiter nachzusehen allwo verblümter Weiß davon gehandelt wird. Was aber der berühmte Helmont vor ein Wesen davon mache/ und wie er ein infallibiles Mittel darauß gegen den Stein und andere Gebrechen zu machen suche? kan in dessen Buch de Lithiasi nachgeschlagen werden.

§. XII.

Zuweilen finden sich auch einige Steine in der Gallen-Blas der Menschlichen Cörper/ welche insgemein gelb/ bitter und leicht sind/ dergleichen Anno 16 -- allhier in der Gallen-Blaße eines Schinders Tochter/ so wegen vieler Delicten enthauptet/ und nachmahlen offentlich anatomiret wurde/ zu sehen ware/ und noch biß dato in meinem Museo zu finden sind: haben eine sonderliche Krafft gegen diejenige Gelbsucht/ so von dergleichen Steinen herrühret/ und kommen in de übrigen Qualitäten mit den jenigen Steinen überein/ so in den Gallen-Blasen der alten Ochsen gefunden werden/ worvon künfftig soll gehandelt werden.

§. XIII.

Am allerseltzamsten aber ists/ daß auch gantze Kinder in Mutter-Leib zu Stein werden können / dessen man ein curios Exempel in dem Museo Regio Haefniensi Sect. 1. pag. 1. auffgezeichnet findet/ allwo ein Foetus humanus Lapidefactus, welchen eine Schneiders-Frau in Franckreich 28. Jahr bey sich getragen hat/ zu finden ist/ welcher erstlich von einem Parisischen Kauffmann einem Jubilirer zu Venedig und von diesem Anno 1653. dem Großmächtigen König in Dennemarck Friderico III. verkauffet worden/ dessen Abbildung auß gedachtem Museo Regio im Anfang dieses Capitels zu sehen ist.

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        <p>Dieser Ludus soll ein sehr flüchtiger Stein seyn/ welcher vor sich in zwey Tagen vermittelst       des Feuers gantz in die Lufft fliegen soll/ welches viel eher geschicht/ wann man ihm etwas       von Salpeter zusetzet; und weilen man auch ein bitters und etwas sauers Saltz darauß haben kan      / wird er von Paracelso Fel Terrae oder Erd-Galle genennet/ darvon in dessen Tr. de Morb.       Tart. Cap. 20. weiter nachzusehen allwo verblümter Weiß davon gehandelt wird. Was aber der       berühmte Helmont vor ein Wesen davon mache/ und wie er ein infallibiles Mittel darauß gegen       den Stein und andere Gebrechen zu machen suche? kan in dessen Buch de Lithiasi nachgeschlagen       werden.</p>
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[420/0466] USNEA CRANII Humani vor ein Wesen gemacht werde/ ist gleichfals bekamt/ welches doch selten recht und ohnverfälscht zu finden ist/ indem einige auch das Mooß von den verstorbenen Köpffen in den Bein- und Todten-Häusern abklauben und vor die rechte Usnee verkauffen/ welche doch billich von denen auffgepfälten/ gehänckten oder auffs Rad gelegten Menschen-Köpffen herrühren solte. Soll eine sonderliche Krafft gegen alle Blutstürtzungen haben/ welche es nicht allein innerlich/ sondern auch äusserlich nur in den Händen gehalten/ stillen soll. Es ist auch diese Vsnee das Fundament der Waaffen-Salb und des so berühmbten Lapidis Buttleri, worvon Helmont ein gantz Tractätlein geschrieben hat/ dessen Beschreibung von einem alten Chymico, Namens Kriegsmann vor diesem empfangen hab. §. X. Letzlich findet man auch in einigen Museis und Material-Kammern den Menschen-Stein oder CALCULUM HUMANUM, absonderlich den Blasen-Stein/ welcher vor andern/ (so fast in allen Theilen des Menschlichen Leibes auch generiret werden können/ wie der berühmte Dänische Leib-Medicus Herr D. Franck in Lapicidina Microcosmi auß vielen andern Scribenten auffgezeichnet hat) zur Artzney auffgesuchet wird: Und weilen Er wie die Bezoar-Steine/ auß viel übereinander wachsenden Blättlein und lamellis bestehet/ auch eine dergleichen Gifftreibende Krafft in ansteckenden Fiebern und der Pest selbsten hat: So wird derselbige von Christiano Hieblen in seinem Teutschen Tractat von dem Bezoar-Stein nicht unbillich unter die Bezoartische Steine gerechnet und Bezoar Microcosmicum genennet; hat sehr vieles und zwar gantz flüchtiges Saltz in sich / wie D. Maezius, Prof. zu Leyden/ bey seinem Leben zum öfftern in dasigem Laboratorio Chymico, wie ich selbsten gesehen/ gezeiget hat; in Ansehen dessen er auch gegen den Nieren- und Blasen-Stein selbsten gerühmet wird. §. XI. Weilen inzwischen viele in der Meynung stehen/ daß Paracelsus und Helmontius durch den so genandten LUDUM den Blasen-Stein von einem Menschen verstanden hätten; so ist/ zu wissen/ daß der rechte LUDUS HELMONTII ein gantz anderer Stein sey/ welcher an der Scheld nahe bey Antwerpen gegraben wird: hat unten einen grauen Satz/ wie die Kalck-Steine sind/ oben aber eine durchsichtige Krust/ wie Agstein/ anzusehen/ welches ohnlängst eine sehr vornehine Matron, so vor diesem des Weltberühmten und längst verstorbenen Generalen Rabenhaupt (eins grossen Liebhabers der Chymie) Gemahlin gewesen/ Herr D. Schleirmacher/ Hochfl. Hessen-Darmstädtischen Leib-Medicum versichert/ und daß sie solchen offters in Handen gehabt/ berichtet hat; wie dann dessen auch die Miscellaced Germ. Cur. Dec. A. 7. und Ettmüllerus in Commentario Schroed. pag. 802. und 806. gedencken und vor einen Kalckstein halten. Dieser Ludus soll ein sehr flüchtiger Stein seyn/ welcher vor sich in zwey Tagen vermittelst des Feuers gantz in die Lufft fliegen soll/ welches viel eher geschicht/ wann man ihm etwas von Salpeter zusetzet; und weilen man auch ein bitters und etwas sauers Saltz darauß haben kan / wird er von Paracelso Fel Terrae oder Erd-Galle genennet/ darvon in dessen Tr. de Morb. Tart. Cap. 20. weiter nachzusehen allwo verblümter Weiß davon gehandelt wird. Was aber der berühmte Helmont vor ein Wesen davon mache/ und wie er ein infallibiles Mittel darauß gegen den Stein und andere Gebrechen zu machen suche? kan in dessen Buch de Lithiasi nachgeschlagen werden. §. XII. Zuweilen finden sich auch einige Steine in der Gallen-Blas der Menschlichen Cörper/ welche insgemein gelb/ bitter und leicht sind/ dergleichen Anno 16 -- allhier in der Gallen-Blaße eines Schinders Tochter/ so wegen vieler Delicten enthauptet/ und nachmahlen offentlich anatomiret wurde/ zu sehen ware/ und noch biß dato in meinem Museo zu finden sind: haben eine sonderliche Krafft gegen diejenige Gelbsucht/ so von dergleichen Steinen herrühret/ und kommen in de übrigen Qualitäten mit den jenigen Steinen überein/ so in den Gallen-Blasen der alten Ochsen gefunden werden/ worvon künfftig soll gehandelt werden. §. XIII. Am allerseltzamsten aber ists/ daß auch gantze Kinder in Mutter-Leib zu Stein werden können / dessen man ein curios Exempel in dem Museo Regio Haefniensi Sect. 1. pag. 1. auffgezeichnet findet/ allwo ein Foetus humanus Lapidefactus, welchen eine Schneiders-Frau in Franckreich 28. Jahr bey sich getragen hat/ zu finden ist/ welcher erstlich von einem Parisischen Kauffmann einem Jubilirer zu Venedig und von diesem Anno 1653. dem Großmächtigen König in Dennemarck Friderico III. verkauffet worden/ dessen Abbildung auß gedachtem Museo Regio im Anfang dieses Capitels zu sehen ist.

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Zitationshilfe: Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704, S. 420. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/466>, abgerufen am 14.11.2024.